Laborgerätschaften


Taschenmikroskop (2)

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Hier ein sog. Universal-Schülermikroskop in seiner Originalschachtel, zusammen mit 2 Originalpräparaten: "Gewürznelke" und "Schuppen vom Pfauenauge". 

 

Hersteller: die Firma AE

 

Erworben  5/2021 auf einem Flohmarkt in Völs

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Laborgerätschaften


Mikroskopische Schnittpräparate (1)

Englische Mikroskopschnitte 1
 

 

   Mutterland der Mikroskopie ist England. Hier entstanden 2 der wichtigsten Vereinigungen zum Nutzen der Mikroskopie. 1665 veröffentlichte Robert HOOKE (1635-1703) erste einschneidende wissenschaftliche Beobachtungen mittels seiner Mikroskop, die Bilder veröffentlicht er in seiner „Micrographica“.

- MSL/RMS: 1839 wurde sie als Microscopical Society of London gegründet und nannte sich nach Erhalt einer Royal Charter ab 1866 Royal Microscopical Society. Erster Präsident war 1839 der Zoologe und Anatom Richard OWEN (1804-1892).

- QMC: 1865 wurde der Quekett Microscopic Club gegründet. Benannt wurde er nach dem Victorianischen Mikroskopisten Professor John QUEKETT (1815-1861).

 

Auch in Deutschland "tat sich" in Punkto Mikroskopie so einiges in dieser Zeit: In den 1850er Jahren begann der deutsche Ingenieur Carl Zeiss damit, Verbesserungen an den Linsen vorzunehmen, die er in den Mikroskopen, die er herstellte, einsetzte. In den 1880ern stellte Zeiss den Glasspezialisten Otto Schott ein, der die Forschungsarbeiten an optischem Glas leitete und einen großen Beitrag zur Verbesserung der optischen Qualität des Mikroskops leistete.

 

Unter dem Einfluss dieser mächtigen Vereine, gepaart mit zunehmend leistungsfähigen Mikroskopen, wuchs das Interesse der Wissenschaftler an der Mikroskopie. Insbesondere entdeckten sie die Ärzte für ihre Belange. Mitte des 19. Jahrhunderts wich die alte Miasmenlehre unter dem Einfluss PASTEURS der noch heute gültigen bakteriologischen Sichtweise. Ärzte, die bis dahin wenig mit einem Mikroskop anzufangen wussten, rüsteten sich ab der Mitte des 19. Jahrhunderts mit diesen (immer preiswerter werdenden) Maschinen aus - es wurde "in", ein Mikroskop auf seinem Praxistisch aufzustellen. Damit umzugehen, das Gesehene richtig einzuordnen, erforderte ein jahrelanges Lernen, bei dem die von grossen Präparatoren zur Verfügung gestellten Vergleichs-Präparate eine wesentliche Stütze waren. Auch Studenten legten sich mehr oder weniger große Sammlungen an.

 

In Deutschland stellte Johann Dietrich (J.D.) MÖLLER (1844-1907) berühmte Präpararte her. Sein Institut für Mikroskopie in Wedel/Holstein stellte ausschließlich Diatomäen-Präparate her. Prof. Johann SOBOTTA (1869-1945) von der Uni Würzburg, war ab 1924 Mitglied des Herausgeberkollegiums der „Zeitschrift für mikroskopisch-anatomische Forschung“. Prof. Martin HEIDENHAIN (1864-1949) von der Uni Tübingen gab eine nach ihm benannte Färbung an, mit der die Ruhr-amöbe von andern Amöben unterschieden werden kann. Prof. Dr. Franz SIGMUND (1877-1940) für die Franckh'sche Verlagshandlung (KOSMOS) in Stuttgart lieferte auch normale menschliche Präparate (Haut). Wie er zu den Ausgangsmaterialien gelangte wird wohl sein Geheimnis bleiben.

 

Der Objektträger als Beispiel einer frühen Standardisierung: am 20. Dezember 1839 empfahl die frisch gegründete "Microscopal Society of London", der Vorläufer der "Royal Microscopical Society", 1839 also empfahl diese Gesellschaft, daß künftig britische Objektträger die Maße 3x1 inch haben sollten – also 76x26 mm. Doch koexistierten bis nach 1900 – selbst innerhalb Englands - die unterschiedlichsten Formate.

 

Exponat

Daß menschliche Artefakte trotz gegenteiliger Behauptungen seitens Ebay munter gehandelt werden, beweisen die hier vorgestellten Präparate aus dem englischen Hertfordshire (Ebay Januar 2017):

- ein Schnitt durch einen foetalen Kopf,

- ein Schnitt durch einen foetalen Hals,

- ein Schnitt durch eine menschl. Nabelschnur (9. Monat),

- ein Schnitt durch eine menschl. Nabelschnur (3. Monat).

 

Link

https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?action=printpage;topic=10539.0

 

Laboratorium


Mikroskopische Schnittpräparate (2)

Mikroskopschnitte 2
 

 

Professionnelle Präparatoren klebten ein Label mit einem Firmenlogo auf ihre Präparate. Alle hier vorgestellten Gläser sind auf diese Art markiert.

      Arthur C. COLE "Arthur Charles Cole (1821-1900) was a Liverpool music professor. He was a member of the Liverpool Microscopical Society from 1873, and the Royal Microscopical Society from 1879. He was awarded a prize medal at the Paris Exhibition of 1867, and moved to London in 1879. His mounted slides of diatoms and histological material were of the highest quality, and most of them carried a small label with a crest and the words "Cole Deum.".

"Arthur C. Cole (1821-1900) was an organist and professor of music in Liverpool. He won a prize medal at the Paris Exhibition of 1867, was a member of the Liverpool Microscopical Society from 1873, joined QMC in 1876 and RMS in 1879 before moving to London's Notting Hill. His slides of diatoms and histological subjects are of the highest quality, many of which still survive. Cole's mounts carry two beautiful labels, one light green/blue and the other a small crest with a deer that reads Cole Deum (Worship God). He mounted slides for research purposes, selling them directly to scientists and to the trade".

"The most prolific microscope slides preparers (such as the professional organist and music professor Arthur Cole of Liverpool, who signed his slides with the trade name "Cole Deum") had in stock some 8,000 to 10,000 different subjects to choose from!"

 

Herbert William Hutton (H.W.H.) DARLASTON (1867-1949) in Birmingham operated as a commercial mounter from about 1900 until the late 1930s.

 

Andere große britische Präparatoren waren:

- A.T. DAVIES in Keysham Arthur J. DOHERTY S.C. HINCKS in der Runfold-Lodge in Farnham E. LEONARD (1875 to 1931) in Cheshire und Birkenhead

- J.A. MARTIN in Guildford

- NEWTON & Co in der Fleet street Temple Bar in London

- RUSSEL

- P.K. SARTORY

- W. WATSON & Sons in High Holborne / London. William Watson began his optical business in London in 1837 and began manufacturing microscopes in the 1870s. The firm acquired Wheeler’s stock and business in 1884 and remained major suppliers of microscopical mounts until the late 1930s.

- E. WHEELER in London. Edmund Wheeler (d. 1885) gained a high reputation for the mounts he sold including Webb’s diamond engravings.

 

Exponate

Der Objektträger als Beispiel einer frühen Standardisierung: am 20. Dezember 1839 empfahl die frisch gegründete "Microscopal Society of London", der Vorläufer der "Royal Microscopical Society", 1839 also empfahl diese Gesellschaft, daß künftig britische Objektträger die Maße 3x1 inch haben sollten – also 76x26 mm. Doch koexistierten bis nach 1900 – selbst innerhalb Englands - die unterschiedlichsten Formate.

Ausgestellt sind 1 Lungen-Präparat von A. COLE sowie 3 Präparate von H.W. DARLASTON (Bizepsmuskel, Gehirn und Gebärmuttermund).

Das 3. Präparat ist nach GOLGI gefärbt. Camillo GOLGI (1843-1926) war ein italienischer Mediziner und Physiologe, der 1906 den Nobelpreis für Medizin erhielt. 1873 hatte er die nach ihm benannte Färbung mit Silber angegeben, eine Methode zum Anfärben einzelner Nerven und Zellstrukturen, die als „Schwarze Reaktion“ bekannt wurde. Sie basiert auf der Entwicklung von Fotografien und war deren erste Anwendung in Geweben. Nach 30 Jahren großer Erfolge wurde die Färbung zwischen den beiden Weltkriegen zu Gunsten anderer Färbeverfahren aufgegeben.

Laborgerätschaften


Mikroskopisches Besteck

Schnittfänger Mikroskopierbesteck Kasten
 

 

  In Analogie zu den Praeparierbestecken, welche die Medizinstudenten im Praepariersaal bei der Sektion "ihrer" Leiche benötigten, lieferte die Industrie Mikroskopier-Besteck-Kästen, in denen die Studenten alles vorfanden, was sie zu den Mikroskopierkursen benötigten:

- eine Knopfschere (gerade / gebogen)

- Pinzetten

- Skalpelle

- eine Lupe (x3)

- einen Schnittfänger.

- rundspitzige Präpariernadeln (2)

- lanzettförmige Präpariernadeln (2)

- rasiermesser (fakultativ)

 

Zum Schnittfänger

Die sich auf das Mikrometermesser legenden Schnitte werden mit einem Pinsel abgenommen und in eine Schale Wasser gebracht. Behufs Färbung müssen sie einzeln herausgefischt werden - man macht das mit einem Schnittfänger.

 

Exponat: Mikroskopierkasten (davor ein Schnittfänger mit flexibler Klinge), erstanden 9/2016 in Völs, um 1950. Keine Herstellerangaben.

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Polarimeter (1)

Urinzucker-Messgerät n. BIOT, Fa. HELLIGE 

"BIOT (1774-1862), professor of physics at the College de France and pioneer of polarimetry. Using a polarimeter (an instrument which measures the angle of rotation of a polarised plane of a beam of light when it passes through an optically active substance), Biot established the fundamental laws of the rotation of light polarisation by such optically active substances. He contributed to the recognition of the existence of a relationship between substances’ optical activity and their molecular structure. This led to the development of a whole new group of scientific instruments, including the diabetometer, which is used to measure the sugar content in diabetics’ urine".
"Jean-Baptiste BIOT, physicien français né à Paris le 21 avril 1774 et mort dans cette même ville le 3 février 1862. Il fait ses études au lycée Louis-le-Grand avant de rentrer en 1793 à l'Ecole Polytechnique. Il est tout d'abord assistant de Laplace, puis un mémoire présenté à l'Institut lui vaut, à l'age de 26 ans, la chaire de physique mathématique au Collège de France en 1800 et une admission à l'Académie des Sciences en 1803. Il prend part à l'ascension en ballon de Gay-Lussac en 1804 pour étudier les variations du magnétisme terrestre et des caractéristiques de l'atmosphère jusqu'à une altitude de plus de 4 000 m. Membre de l'Observatoire et astronome adjoint au Bureau des longitudes, il poursuit en Espagne, avec le jeune Arago, la triangulation de la méridienne en 1806, interrompue en 1804 par la mort de l'astronome Pierre Méchian. En 1808, il détermine la longueur du pendule de référence de Bordeaux qui bat la seconde. Professeur d'astronomie physique de 1809 à 1816 puis en 1826 à la Sorbonne, membre de la Royal Society de Londres en 1815, il découvre le pouvoir rotatoire moléculaire de certaines substances. Nommé au conseil de perfectionnement de l'Ecole polytechnique de 1816 à 1821, il est doyen de la Sorbonne de 1840 à 1849, membre libre de l'Académie des inscriptions en 1841 pour ses travaux sur l'astronomie des Egyptiens, puis de l'Académie française en 1856. Il travaille sur l'origine des météorites, le magnétisme terrestre, la lumière polarisée, invente le saccharimètre, et fonde avec Félix SAVART (1791-1841) une loi sur les interactions entre aimants et courants. Élu en 1856 au fauteuil 12 de l’Académie française. Physicien, mathématicien, astronome, chimiste, directeur du Journal des Savants, collaborateur à la Biographie universelle, professeur de physique générale et de mathématiques au Collège de France et à la Faculté des Sciences. Associé non résident 1ère classe le 25 mai 1800 et de la 1ère classe en 1803, il fut reçu à l'Académie des Sciences en 1808 et à celle des Inscriptions. Âgé de 82 ans, il était le doyen de tout l'Institut lorsqu'il fut élu à l'Académie française le 10 avril 1856, en remplacement de Charles Lacretelle jeune ; c'est l'académicien élu à l'âge le plus avancé ; il fut reçu par François Guizot le 5 février 1857. Il a laissé de nombreux ouvrages et des mémoires scientifiques. Deux Nouveaux Lundis de Sainte-Beuve".
Quelle : Le Dictionnaire des Inventeurs et des Inventions - LAROUSSE.

Zur Fa. HELLIGE
1896 gegründetes Freiburger Traditionshaus… Im 2. WK Beschäftigung bei Hellige & Co., Apparatebau von ZwangsarbeiterInnen. Nach dem Krieg nennt sich die Firma „Fritz HELLIGE“. 2001 Übernahme: der Firmenverbund aus der MSC Vertriebs GmbH und der Gleichmann Electronics GmbH hatte sich ab 1979 eine glänzende Markposition im Segment elektronische Bauelemente erarbeitet. Das Erfolgsrezept der Firmengruppe MSC/Gleichmann ist die Kombination von klassischer Distribution mit Entwicklungs- und Produktionsdienstleistungen. Die Idee, den Distributionsgedanken nicht nur auf einen bloßen Handel mit aktiven Bauelementen zu beschränken, sondern weiter zu fassen, hat synergetische Kräfte freigesetzt, die das Unternehmen auf Platz 5 im Ranking der Top 10 der deutschen Distributoren geführt haben. Der im nordbadischen Stutensee angesiedelte High-tech-Distributor hat Ende der 80er Jahre begonnen, einen eigenen technischen Bereich aufzubauen, dessen Aufgabe es auch heute noch ist, durch Entwicklungs- und Produktionskapazitäten den Verkauf von High-tech-Komponenten zu fördern. Den Rückschluss, dass dieser Bereich einen wesentlichen Anteil zum jährlichen Umsatz (2000: 600 Mio. Mark) beiträgt, lässt die Mitarbeiterstruktur zu: Immerhin sind 70 der 600 Beschäftigten Entwicklungsingenieure, weitere 100 Mitarbeiter sind Produktionsfachkräfte. Angefangen hat alles damit, dass MSC vor gut 12 Jahren die Speicherbauelemente nicht mehr nur lose, sondern in Form von Modulen verkaufte, die selbst entwickelt und produziert wurden – kundenspezifisch zwar, aus Kundensicht dennoch wie von der Stange. Seit diesem Zeitpunkt baute das Unternehmen diesen Bereich kontinuierlich aus. Eine Entwicklungsgruppe nach der anderen wurde geschaffen, Produktionslinien aufgebaut. Den technischen Bereich des Unternehmens bilden die Entwicklungszentren in Stutensee, Aachen und Neufahrn bei München sowie mehrere Produktionslinien am Standort Stutensee, an denen Flachbaugruppen und Speichermodule entwickelt und produziert werden. Daneben ist das Unternehmen in Schottland und Malta mit Produktionsstätten vertreten. Durch die jüngste Übernahme der ehemaligen Hellige-Marquette-Produktion in Freiburg ist das Ziel, auch System-Produktions-dienstleistung mit anbieten zu können, ein entscheidendes Stück näher gerückt (Internet 2001). Mit der Übernahme von HELLIGE entstand die am 1. Januar 2002 ins Leben gerufenen MSC Freiburg GmbH.

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Polarimeter (2)

Fa. Steeg&Reuter, Bad Homburg, 1958 

Die einheimischen Apotheker betrieben jahrzehntelang kleine Laboratorien, in denen sie weniger Medikamente analysierten, als vielmehr Urin ihrer Kundschaft. Aus dem Nachlass des Apothekers Alfred NIMAX stammt dieses 1958 angeschaffte "Halbschatten-Polarimeter SR-1" der Fa. Dr.STEEG&REUTER aus Bad Homburg.

Das hier vorgestellte Polarimeter arbeitet mit einer Laurent'schen Quartzplatte in Verbindung mit einem Gelbfilter und Tageslicht. Es besitzt einen Messbereich von +/- 15% und eignet sich zur Bestimmung von Glucose und Eiweiss im diabetischen Urin. Das Gerät kostete 1941 mit 2 Polarimeterrröhren 208 RM, 1958 ganze 331 DM.

Alfred NIMAX *14.7.1897 wurde am 22.11.1919 als Apotheker zugelassen. Das „Annuaire officiel“ von 1931 führt ihn noch als „pharmacien sans officine“, wohnhaft in Luxemburg. 1939 eigene Konzession in L.-Neumerl (Memorial) die er bis in die 60er Jahre in Haus 5 av. du X-Septembre führte. Er starb 89jährig in Luxemburg am 26.10.1986.

STEEG&REUTER war ein Traditionsbetrieb, der ab 1855 optisches Instrumentarium herstellte - mit Sitz in Bad Homburg, Frankfurt a.M. und später in Gießen. 1996 Übernahme durch die Gruppe LINOS. Heute fertigt der Geschäftsbereich Optik der JENOPTIK Laser, Optik, Systeme GmbH am Standort Gießen in „Steeg & Reuter-Qualität“ hochwertige optische Komponenten aus Quarz, Glimmer, Kalkspat und diversen zusätzlichen Kristallmaterialien, die Anwendungen im Spektralbereich von 121 nm bis 45 µm ermöglichen.

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Reagenzgläser, Holzgestell

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Untersuchung des menschlichen Blutes hatte für die frühen Mediziner eine kapitale Bedeutung, gestattete sie doch einen Einblick in die 4 Säfte, die den Körper regierten. In einer abgestandenen Blutprobe werden diese vier Anteile im Blut deutlich (sofern ein durchsichtiges Probengefäss zur Verfügung steht). An der Oberfläche befindet sich  der „Schleim“, gefolgt vom Serum („gelbe Galle“), dem hellroten Anteil an der oberen Grenze des Blutkuchens („Blut“) und dem dunkelrot bis schwarz gefärbten Blutkuchen („schwarze Galle“) am Boden des Probengefässes (vgl.: ROTHSCHUH, 1974). 

Obwohl allgemein bekannt war, dass man die Beschaffenheit des Blutes zur Diagnosefindung heranziehen konnte, gab es noch im 18. Jahrhundert europaweit keine einzige Universität mit einem eigenen chemischen Labor. Die naturwissenschaftlichen Universitätsprofessoren waren normalerweise Apotheker die den Anschauungsunterricht im privaten Apothekenlaboratorium erteilten. Die Universitäten hatten also weder geeignete Räumlichkeiten, noch irgendwelche chemischen Gerätschaften. An den Hochschulen wurde ausschließlich Theorie vermittelt - nie experimentiert.

Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Reagenzglas erfunden - es war Ausdruck der nun einsetzenden Standisierung in der Chemie:

- internationale Schreibweise
- international verständliche Summen- und Strukturformeln unter Jöns Jakob BERZELIUS (1779-1848).

Meyers Konversationslexikon sprach 1910 noch von "Probiergläschen". Der Katalog des "Medicinischen Waaren- hauses Berlin" von 1910 sprach von Reagensgläsern resp. Reagier- gläsern. Heute spricht man generell von Reagenz- gläsern.

Reagenzgläser (frz. "éprouvettes") sind kleine, einseitig geöffnete, fingerförmige Behältnisse aus Glas. Sie avancierten zum Inbegriff der Labortechnik - immer wieder tauchen sie in dieser Funktion auf Anzeigen, Reklamen, Briefmarken etc. auf.

Vorgestellt wird ein Holzgestell (frz. "porte-éprouvette"), auf dem 12 Röhrchen aufgereiht werden konnten - Baujahr etwa 1960. Engl. "test tube rack".

Der (passende) Bunsenbrenner ist nach Robert Wilhelm Bunsen (1811-1899) benannt, der ihn jedoch nicht erfand. Die ursprüngliche Erfindung stammt von Michael Faraday (1791-1867) und wurde von Peter Desaga (*1812), einem technischen Laborassistenten Bunsens, 1855 in Heidelberg verbessert.

Ärzte in Landpraxis mussten ihre Analysen natürlich selber zustandebringen - Zentrallabore gab es damals keine. So dürfen wir annehmen, dass Ärzte im ausgehenden 19. Jahrhundert (ab und zu) einen Reagenzglashalter vom hier vorgestellten Typus benutzten.

 

In der Gynäkologie haben die Reagenzgläser eine Bedeutung erlangt, die man vor einer Generation kaum ahnen konnte:

"Le premier "bébé éprouvette" est une petite Anglaise, Louisa BROWN, née le 25 juillet 1978. La technique de la fécondation in vitro (FIV) a été mise au point par les docteurs Edwards et Speptoe : le bébé est conçu en dehors du ventre de la mère puis replacé dans celui-ci. Le premièr bébé français conçu grace à cette technique est Amandine, née le 24 février 1982. Amandine voit je jour grâce à l'équipe du Professeur René Frydman de l'hôpital Antoine Béclère de Clamart".

 

 

 

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Schnäpper n. FRANCKE (1)

 

Francke’sche Nadel zur Entnahme von kapillarem Blut. Diese Nadel wurde 1889 erfunden von dem Arzt Karl FRANCKE (1859-1920).

Nach Einführung der Venenpunktion durch den Berliner Internisten Ernst GRAWITZ (1860–1911) im Jahre 1902, arbeitete man parallel zur alten Kapillarblutmethode mit venösem Blut.

Bevor die grosse Angst vor Hepatitis B und AIDS umging, wurde Blut in den Labors durch Anpieksen der Fingerbeere oder Anstechen des Ohrläppchens mittels Schnepper (Spannlanzette) entzogen - da der Kontakt nur kurzzeitig war (!), erachteten man weitere Vorsicht für überflüssig: die Spitze wurde kurz mit einem Tupfer (manchmal mit Alkohol angefeuchtet) abgewischt, dann hiess es "der Nächste bitte". Heute werden ausschliesslich Einmallanzetten "blood lancets" aus Blech und Einmalnadeln verwendet. Anfang der ´80er Jahre brachte die Firma Boehringer Mannheim den Autoclix auf den Markt und hoffte damit das Klinikspersonal zu entlasten - ein Schlag ins Wasser, da die Schwestern bei jedem Patienten die Nadel auswechseln mussten. Einige Jahre später brachte die gleiche Firma den Autoclix P auf den Markt. Das P stand für Patient - von nun an stach sich der Patient selber...

Laborgerätschaften


Schnäpper n. FRANCKE (2)

 

Als die Gefahr der Übertragung schwerwiegender Krankheiten bekannt wurde, rüstete man die Schnäpper um: die Nadeln konnten nun abgeschraubt und in Metallkästen mit perforiertem Boden (Dampfsterilisation !) in Autoklaven keimfrei gemacht werden.

Vorgestellt wird ein chromiertes Döschen mit abgeschraubten Nadeln; aus dem Bestand des Labors der 2003 aufgelösten Elisabethklinik in Luxemburg. In der Mitte ein nadelloser Schnäpper.

Laborgerätschaften


Schnäpper, nordamerikanischer

Schnäpper amerikanischer
 

Die Blutentnahme erfolgt klassisch auf drei Wegen:
     1. über eine Vene, z.B. die Cubitalvene,

    2. über eine Arterie, z.B. die Cubitalarterie, wenn man eine Blutgasanalyse vornehmen will,

     3. über Kapillaren, z.B. das Ohrläppchen oder eine Fingerbeere.

Für die kapillare Blutentnahme zeigen wir einen amerikanischen Schnepper mit einem Federsprungmechanismus (unbekanntes Fabrikat)

 

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Sedimeter n. LINZENMEIER (2)

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Apparat: Höhe ca. 9 cm, Länge ca. 18 cm
Herkunft: Kötz/Bayern 

 

 

Seit der Antike beobachtet der Mensch, wie sich austretendes Blut in einen dunklen, festen Klumpen und einen durchsichtigen, flüssigen Teil trennen. Wie schnell ging diese Trennung von Blutkörperchen und Serum vor sich? Die Moderne hat die Mittel dafür, diese Geschwindigkeit exakt zu messen.

 

Bei der von dem schwedischen Arzt Robin FAHRAEUS (1888-1968) im Jahr 1916 eingeführten Methode der "Blutsedimentierung" lässt man Blut in einem graduierten Kapillarrohr nach Westergren* stehen, wobei eine Trennung in Blutkuchen und Blutwasser eintritt. Die Phasengrenze wird nach einer und nach 2 Stunden abgelesen und als "Blutsenkung" angegeben. Seine Entdeckung gab den Anstoß zu einer ganzen Reihe von Verbesserungsvorschlägen.

*Der in Stockholm/ Schweden geborene Arzt Alf Vilhelm Albertsson Westergren (1891-1968).

 

Exponat
1924 stellte Georg Linzenmeier in Leipzig ein Gerät vor, bei dem binnen spätestens 120 Minuten ein Ergebnis vorlag.

 

LINZENMEIER gab 2 Methoden an: eine sog."Makro"- und eine "Mikromethode". "Während bei der Makromethode die Zeit gemessen wird, in der die Plasmasäule einen gewissen Streckenabstand, die Marke 18 mm) erreicht, wird bei der Mikromethode L.-Raunert wohl noch diese Ablesungsart als möglich offen gelassen, oder aber, genau wie bei der Mikromethode Westergren, die Höhe der Plasmaschicht nach Ablauf eines Bekannten Zeitintervalles festgestellt" (E. Berndt, Chemisch-physikalische Blutunter-suchungen, ihr Wert, in: Abhandlungen des Institutes für Tierzucht und Milchwirtschaft an der Universität Leipzig, Leipzig 1929 S.686).


Lit.:
Johannes Zwar (1900-1955), Die klinische Brauchbarkeit der Mikrosedimentrie nach Linzenmeier-Raunert, Inaug.-Diss. Greifswald 1926.
Kunin B., Ein neuer Blutkörperchensenkungsapparat. 1928

 

Zur Person des Erfinders
Georg LINZENMEIER *30.6.1882 in St. Martin (Pfalz), Student an der Uni Marburg, 1909/10 an der Ruprecht-Karls-Universität Uni. Heidelberg. 1909 promovierte er hier zum Dr.med. mit der Dissertation: Über innerliche Anwendung von g-Strophanthin Thoms, Klinische und pharmakologische Untersuchungen. Ab 1.10.1910 bis 1913 war er Assistent an der Universitäts-Frauenklinik in Kiel. Hier Zusammenarbeit mit König, Assistenzarzt an der Psychiatrischen und Nervenklinik "Über die Bedeutung gynäkologischer Erkrankungen und den Wert ihrer Heilung bei Psychosen", in: Arch.f.Psychiatrie und Nervenkrankheiten, Bd.51 Berlin 1913 S.1002-54).


https://books.google.at/books?id=yCDMBgAAQBAJ&pg=PA53&lpg=PA53&dq=linzenmeier+frauenklinik&source=bl&ots=3zz2YY-jRz&sig=ACfU3U1kRrTO-Jaeqrx2gK0aDgTI3U9w_A&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwje96fa-7zyAhVu_7sIHevQBx04HhDoAXoECA4QAw#v=onepage&q&f=false


Am 6.3.1914 habilitierte er an der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität Kiel für Geburtshilfe und Gynäkologie mit einer Arbeit: "Der Verschluss des Ductus Botalli nach der Geburt", am 31.8.1921 nichtbeamteter außerord. Professor. Am 12.1.1923 habilitierte er nach Leipzig um. 1924 Priv.-dozent und Assistent der dortigen Universitäts-Frauenklinik, verließ Leipzig jedoch schon 1924 im Rang eines a.o. Professors der Gynäkologie, um am 15.2.1925 in Karlsruhe die Stelle des Direktors der dortigen "Badischen Lehr-Landes-Frauenklinik" und Direktors der Hebammenlehranstalt anzutreten.
Am 30.6.1951 trat er in den Ruhestand, starb 1971.

 

Er schrieb:
- Georg Linzenmeier & Margarete Raunert, Eine Mikromethode zur Messung der Senkungsgeschwindigkeit der Roten Blutkörperchen, Klinische Wochenschrift vol. 3 April 1924, S.766-67.
- Über Mikrosedimetrie, Angabe einer Mikromethode zur Bestimmung der Senkungsbeschleunigung der roten Blutkörperchen, in: Emil Abderhalden, Leon Asher, Handbuch der biologischen Arbeitsmethoden, Teil 4; Abt. 4., Angewandte chemische und physikalische Methoden 1927 S.1409.

3.

Laborgerätschaften


Mikro-Sedimeter n. FRIMBERGER

 

 

    Bei der von dem schwedischen Arzt Robin FAHRAEUS (1888-1968) im Jahr 1916 eingeführten Methode der "Blutsedimentierung" lässt man Blut in einem graduierten Kapillarrohr nach Westergren stehen wobei eine Trennung in Blutkuchen und Blutwasser eintritt. Die Phasengrenze wird nach einer und nach 2 Stunden abgelesen und als "Blutsenkung" angegeben. Seine Entdeckung gab den Anstoss zu einer ganzen Reihe von Verbesserungsvorschlägen.

 

Exponat

In den 30iger Jahren stellte Ferdinand FRIMBERGER sein Mikro-Sedimeter vor, mit dem schon nach 1 Stunde ein abschliessender Wert vorlag.Vorgestellt wird ein Sedimeter aus dem Bestand des 2003 aufgelösten Laboratoriums der Elisabethklinik/ Luxemburg. Eines der drei Röhrchen ist leider "perdu".



Zur Person des Erfinders:

Geboren am 20.04.1907 in Aichbach (Oberbayern) als Sohn eines Oberpostinspektors, studierte FRIMBERGER Medizin in München, Königsberg, Graz und Prag. Es folgten Assistenzjahre in Berlin, Bonn und Münster. Von 1944-1945 war er Dozent für Innere Medizin an der Uni Rostock. Dann verliert sich seine Spur.


Heute ist die Methode verlassen, man ist zu der guten alten BSG (Blutsenkungs-geschwindigkeit) resp. VS (Vitesse de sédimentation) zurückgekehrt mit ihrem 1- und 2-Stundenwert.

 

Lit.:

- Kunin B., Ein neuer Blutkörperchensenkungsapparat. 1928

- Nathan H., Eine zweckmässige Abänderung der Glasröhren für die Bestimmung der Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit. 1930

- Frimberger F., Zur regionären Verteilung der geistig Gebrechlichen im Bayerischen Allgäu, insbes. im Hinblick auf d. Kropffrage, Springer, 1933, 16 Seiten (These).

- Frimberger F., Photographische Darstellung des Ablaufes der Blutkörperchensenkungs-reaktion. 1933.

- Frimberger, F. Das Erythrocyten-Sedigramm; Studien über den Ablauf der Blutkörperchen-Sedimentierungsreaktion; Methodik, Aussehen, Einteilung und Messung der Sedigramme. 1936

- Frimberger F., Das Minimalsediment des Blutes und seine Beziehungen zu Zahl und Hämoglobingehalt der Erythrocyten, in: Journal of molecular medicine, Vol. 16 (3. 1937), p. 90-93. Es wird der mit Min.-Sed. bezeichnete Wert auf seine Beziehungen zu Hb.-Gehalt und zu Ery.-Zahl hin untersucht. Hierbei erweist sich eine Abhängigkeit des Min.-Sed. einerseits vom Farbstoffgehalt des Blutes und andererseits von dessen Ery.-Zahl. Bei einem Vergleich der Höhe des Min.-Sed. mit der Höne des in Prozenten abgelesenen Hb. zeigt sich das Min.-Sed. relativ um so höher, je niedriger der F.I., je höher also die relative Bl.K.-Zahl ist. Das Min.-Sed. ist nur wenig höher als der Wert des zugehörigen Kom-pressionsvolumens. Als bedeutungsvoll wird die in allen Meßbereichen stets gleich objektive Bestimmbarkeit des Min.-Sed. erachtet. Als theoretisch wichtig wird an Hand einer Abbildung der nach den neuen Erkenntnissen vielleicht zu lösende Zusammenhang zwischen Spontan-Sediment, Min.-Sed., Kompressionsvolumen, Hb.-Gehalt bzw. Hb.-Volumen und Bl.K.-Zahl hervorgehoben.

- Frimberger F., Beziehungen zwischen Sphärozytose und Senkungsgeschwindigkeit, unter besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse bei Anämien, Dtsch med Wochenschr 1939; 65(20): 788-792 (aus der Medizinischen Universitätsklinik in Münster Stellv. Direktor: Prof. H. Regelsberger).
Gragert Otto, Kritisches zur Mikrosedimetrie, in: Journal of molecular medicine, Vol. 4 (51. 1925), p. 2436-2438. "Die an 300 Fällen nachgeprüfte Methode der Mikrosedimetrie nach Linzenmeier und Raunert ergibt im Vergleich zur alten Makromethode generell schnellere Werte. Wenn auch bei den pathologischen Werten und einem großen Teil der Grenzwerte dieses Differieren praktisch vernachlässigt werden kann, so dürfen die bekannten Standardnormalwerte der alten Makromethode nicht ohne weiteres auf die neue Mikromethode übertragen werden. Die ungleich schwierigere Technik der Mikrosedimetrie ist mit wesentlich mehr Fehlerquellen belastet als die alte Makromethode. Gewiß können von geübter Hand auch mit dem Mikrosedimeter brauchbare Resultate erzielt werden; man kann daher von einer gewissen Ergänzung, aber nicht von einer Verfeinerung der alten Makromethode sprechen, da auch dieser Methode ein großer Teil derjenigen Fehler anhaftet, die man bisher mit Recht den früher angegebenen Mikromethoden zum Vorwurf gemacht hat. Wir glauben kaum, daß der Mikrosedimetrie ein weites Feld der Anwendung beschieden sein wird. ".

- Kanitz, H. R. Ein neues Mikrosedimeter. Deutsche Medizinische Wochenschrift,1935.

- Reichel, Hans, in: Ein neues Mikrosedimeter, Deutsche Medizinische Wochenschrift, 1936, n°61 S.1929.

- Vilela G. G., On a new model of pipette for the erythrocyte sedimentation test. 1934–35.