Laborgerätschaften |
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Blutzucker-Kolorimeter n. CRECELIUS-SEIFERT |
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Als eine der ersten Methoden überhaupt entwickelte Wilhelm Crecelius (1898-1979) mit seinem seinem Assistenten Seifert eine laborchemische Methode zur Bestimmung des Blutzuckers mittels eines Kolorimeters. Basierend auf der mikroskopischen Messung eines Farbenumschlages bei der Reduktionsreaktion von Pikrinsäure mit dem zu untersuchenden Blut.
Das von Crecelius und Seifert 1928 zum ersten Mal beschriebene Gerät war aus der Zusammenarbeit des Stadtkrankenhauses und der Zeiss Ikon A.G. Dresden hervorgegangen. Die Farbreaktion, die ausgenutzt wurde, war die Reduktion von Pikrinsäure durch den Blutzucker zu Pikraminsäure im alkalischen Milieu. Das entnommene Blut wird mit Wasser verdünnt und diesem Gemisch Pikrinsäure zugesetzt. Das dadurch ausgefällte Eiweiß wird abfiltriert und Filtrat mit Natronlauge versetzt. In dieser alkalischen Lösung wird die Pikrinsäure durch den Blutzucker in der Hitze zu Pikraminsäure reduziert, die eine rote Farbe hat. Die Menge der entstandenen Pikraminsäure wird kolorimetrisch gemessen. Die abgelesenen Werte geben den Blutzucker direkt in mg% an.
1930 hatte sich ein(sehr preisgünstiges) Gerät in vielen europäischen Klinikslaboratorien fest etabliert (Gruber und Pellegrini, Kreatinin als Fehlerquelle bei der Blutzuckerbestimmung nach Crecelius-Seifert, in: WMW 1932 S. 1253)
Als Nachfolgemodelle der ursprünglichen Konstruktion mit Gelatinekeil kamen ab etwa 1935 Blutzuckerkolorimeter der Firma Zeiss Ikon mit einer scheibenförmigen, drehbaren Farbvergleichsplatte mit Skala auf den Markt. Die Skala befand sich direkt auf der Scheibe und war bei den frühen Geräten bis 700 Milligramm-Prozent, bei den späteren bis 400 Milligramm-Prozent graduiert. Durch einen Hebel am unteren Ende des Okulars konnte das Gesichtsfeld auf die Skala umgeschaltet werden.
Das Verfahren war trotz Unspezifität wegen seiner Einfachheit bis vor wenigen Jahren noch relativ weit verbreitet. Vorgestellt wird ein Gerät, das aus Deutschland nach dem Elsass, dann nach Luxemburg exportiert wurde. |
Laborgerätschaften |
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Hämometer (2) v. ZEISS |
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Laborgerätschaften |
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Hämometer (1) |
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"Das Blut wurde den betreffenden Individuen durch Blutegel entzogen, um es flüssig zu erhalten. Verf. verdünnte in der Regel einen Kubikzentimeter aus dem Blutegel entnommenes Blut mit 25 Kubikzentimeter einprozentischer Kochsalzlösung. Von einer solchen Mischung nahm er dann, nachdem sie tüchig umgeschüttelt worden, einen Kubikzentimeter und verdünnte ihn bis zu 30-50 Kubikzentimeter mit Wasser, indem er zwei Nachbargefässe bei aufsteigender Verdünnunganfangs von 5 zu 5 und später von 1 zu 1 Kubikzentimeter verglich" (Johann Duncan, in: Zeitschrift der k.k. Gesellschaft der Ärzte zu Wien, 1869, S.234) – die colorimetrische Hb-Bestimmung kombiniert mit der Blutkörperchenzählung nach Vierordt.
Die spektralphotometrischen Methoden zur Bestimmung des Hb-Gehaltes des menschlichen Blutes nach VIERORDT und HÜFNER hatten nur wissenschaftliche Bedeutung - für die Praxis waren sie viel zu aufwendig. Zu klinischen Zwecken reichen colorimetrische Methoden völlig aus: Hämometer nach FLEISCHL, MIESCHER, GRÜTZNER, GOWERS arbeiten mit Blut, das so lange verdünnt wird, bis es die Rotfärbung einer Standardlösung erreicht hat.
Bei der von SAHLI 1909 angegebenen Apparatur dient zum Vergleich eine Standardlösung, die salzsaures Hämatin enthält. Das zu untersuchende Blut wird mit der zehnfachen Menge 1/10-normalen Salzsäure versetzt, wodurch der Blutfarbstoff ebenfalls in salzsaures Hämatin übergeführt wird, und mit Wasser solange verdünnt, bis es dieselbe Farbe wie die Vergleichslösung hat
Exponate Vorgestellt werden 2 Geräte, die nach diesem SAHLI'schen Prinzip arbeiteten: b) ein Hämoglobin-Messgerät der Fa. ERKA von 1939: "geeicht von der GIM-Prüfungsstelle". Das Ablesen des Haemoglobingehaltes sollte bei beiden Geräten nur bei Tageslicht erfolgen, in Augenhöhe und im Abstand einer Armlänge "Bei künstlichem Licht erhält man falsche Werte" (Gebrauchs-anweisung). Sahli Professor SAHLI, ein Internist, lebte von 1856-1933 in der Schweiz. Hermann Sahli war ein von der Medizin geradezu Besessener. Sahlis Werk stimulierte wesentliche Fortschritte auf dem Gebiet der Kreislaufphysiologie und er bearbeitete in den langen Jahren seiner Unterrichts- und Forschertätigkeit fast alle Gebiete der Inneren Medizin. 1902 stellte er ein Hämoglobinometer (Sahli-Hämometer) mit einer sehr haltbaren Testlösung (salzsaures Hämatin) vor und widmete sich ausführlich dem Studium der Hämophilie (1905, 1910).
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Laborgerätschaften |
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Kolorimeter (6), GLUKOPHOT |
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Tisch-Photometer "GLUKOPHOT" der (für ihr Tisch-Blutdruckgerät bekannten) Fa. ERKA.
Das Gerät ist ein Vorläufer des weißen "Hämo-glucophot"-Kolorimeters der gleichen Firma. Gleiches Exponat im TECHNOSEUM Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim Inventarnummer: EVZ:1991/0175
Lit.: . |
Laborgerätschaften |
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Laboratorium Sanatorium Vianden |
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Neben dem staatlichen mikrobiologischen Laboratorium gab es kleinere Laboratorien in den Kliniken. Auch niedergelassene Ärzte warben mit Laboratorien, in denen sie kleine Urin- und Blutanalysen vornahmen. Ein auf den Nachweis von KOCH-Bakzillen spezialisiertes Laboratorium gab es in dem grossen Männersanatorium Vianden, das 1931 eröffnet wurde. "Nebenan im großen Laboratorium beugen sich täglich die Schwestern, ihrer Verantwortung wohl bewußt, über das Riesenmikroskop, wie es wahrscheinlich kein zweites im Lande gibt, spüren Krankheitserreger auf" (Paul Aschman, D'Revue besicht de Sanatorium, in: Revue 1951). Hauptpersonen im Laboratorium waren demnach (noch 1951) die Ordensschwestern... |
Laborgerätschaften |
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Staatslaboratorium Luxemburg |
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1899 wurde vor der Abgeordnetenkammer ein Gesetzesprojekt hinterlegt zwecks Errichtung eines Bakteriologischen Institutes, ein Projekt, das am 27.3.1899 einstimmig votiert wurde. 1901 begann man damit, erste Pläne für ein solches Laboratorium zu entwerfen, es kam zu endlosen Diskussionen um das geeignete Bauterrain, da man die hier geplanten Untersuchungen als "travaux dangereux" einstufte, als "gefährliche Arbeiten". Durch Gesetz vom 8.5.1902 wurde der Bau eines Bakteriologischen Institutes genehmigt. Noch während der Bauarbeiten mussten die Pläne abgeändert werden, da insbesondere die Lebensmittelkontrolle mehr Platz beanspruchte. Am 23.2.1904 diskutierten die Abgeordneten Art 100 bis "Construction d'un laboratoire bactériologique". Ein Zusatzbudget in Höhe von 56.000 Franken war beantragt worden, und wurde nach den Erklärungen von Rischard votiert (Chambre des dép. Vol 74, S. 889): Das Haus wurde am 28.9.1908 offiziell in Betrieb genommen. |
Laborgerätschaften |
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Laboratorium, Zitha-Klinik |
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Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurden in den Kliniken Laboratorien eingerichtet. "Gestern Morgen, am Feste der hl. Theresia, der Stifterin des Karmeliterinnenordens, fand die feierliche Einweihung der groβen neuen, mit allem Komfort der Neuzeit ausgestatteten Klinik St. Theresia statt. Die kirchlichen Zeremonien wurden vorgenommen vom hochwürdigsten Hrn. Bischof Nommesch sowie vom hochwürdigsten Hrn. Erzbischof Fallize, welcher letzterer seit einigen Jahren im St. Zithakloster Wohnung genommen hat" (Ardenner-zeitung vom 16.10.1925). Die 1925 gegründete Zithaklinik war selbstredend ausstaffiert mit den modernsten Apparaturen - auf der 1952 entstandenen Aufnahme werden die letzten Errungenschaften vorgeführt, u.a. ein Polarimeter (Mitte des Bildes) und ein Mikroskop (rechter Bildrand). |
Laborgerätschaften |
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Mikroskope (1) |
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Um 1675 baute der holländische Tuchhändler und Amateurnaturforscher Antony van LEEUWENHOEK (1632-1723) aus Delft ohne jegliche wissenschaftliche Vorbildung seine "einfachen Mikroskope", deren Linsen er selber schliff. Von grosser Neugier getrieben betrachtete er alles, was ihm in die Hände fiel, so Haare, den eigenen Zahnstein und Wassertropfen aus Pfützen: 1683 beschrieb er die ersten Mikroorganismen als "kleine Wesen" - Infusionstierchen und Bakterien, und bildete sie ab. In laienhaft naiven Briefen an die Royal Society kündete er von der neuen Dimensionen menschlicher Erkenntnis: seine Apparatur schaffte immerhin eine Vergrösserung von x270 und übertraf damit alle Geräte seiner Zeit. Bis zu seinem Tode entwickelte der Autodidakt an die 400 Geräte. Erwähnen wir als Kuriosum daß Leeuwenhoek in hohen Alter Torwächter des Rathauses zu Delft war, ein wahrhaft prominenter Portier ...
Gegen Ende des 17. Jh. kam das zusammengesetzte, horizontal gelagerte Durchlicht-mikroskop auf - eine Erfindung BONANNI's: neben der üblichen Anordnung mit Einblick von oben entstanden schon früh andere Anordnungen. Filippo BONANNI (1638-1725), ein Jesuitenpater, baute schon 1691, also zur Zeit Hooke's und Leeuwenhoek's ein Mikroskop in horizontaler Anordnung mit aufwendigen Beleuchtungssystem, mit Kondensor und 2 Trieben. Diese horizontale Lagerung war anfänglich durch das direkte Anpeilen der Sonne als Lichtquelle erforderlich. Später wurde das Licht einer Kerze angepeilt.
Mit solch primitiven Instrumenten wurde u.a. die erste mikroskopische Diagnostik des Urinsedimentes betrieben durch Männer wie PEIRESCIUS von Gassendus (1592-1655), Domenico PANAROLI (1652), Robert HOOKE (1634-1703), LEEUWENHOEK (1695), Joseph-Thaddäus KLINKOSCH (1734-1778) oder dessen Schüler Joseph-Wenceslaus TICHY ("De arenulis in lotis adparentibus ut infallibili salutaris morborum eventus signo prognostico, Prag 1775), die kristalline Ablagerungen im getrockneten Sediment beschrieben. Zellige Elemente wurden erst im 19. Jahrhundert nachgewiesen ...
Exponat Das hier vorgestellte Mikroskop entspricht in seiner Grundbauart dem horizontalen, noch spiegel- und kondensorlosen Typus. Die Komplexität seines Linsensystems aber spricht für eine späte Datierung, vermutlich in die Mitte des 19. Jh.
Zum Objektträger Philippo BONANNI (abweichende Schreibweise: Filippo BUONANNI) beschrieb 1691 in seiner "Micrographia Curiosa" den ersten Objektträger: eine Schiene aus Elfenbein mit vier Öffnungen, in die Präparate zwischen zwei dünne Glimmerplatten montiert wurden und mittels Metallring festgehalten wurden. Um ein Fixieren der Objektträger an diesem Mikroskop zu ermöglichen, baute er eine Federhalterung, die das Präparat gegen eine durchlochte Messingplatte drückte. Diese Konstruktion wurde später nach ihm benannt: "Bonanni spring stage".
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Laborgerätschaften |
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Mikroskope (2) |
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Das zweite Modell ist ein sog. Reisemikroskop, das in seiner Grösse an die Trommelmikroskope des 19. Jahrhunderts erinnert - die allerdings völlig rund gearbeitet waren ohne prominenten Objekttisch. Diese Taschenmikroskope waren allesamt eine wichtige Hilfe der vor Ort in der Seuchen-bekämpfung tätigen Bakteriologen.
1712 hatte Christian Gottlieb HERTEL (1683-1743) den Beleuchtungsspiegel erfunden, der insbesondere in England zwischen 1730-50 verbessert wurde. Diese Erfindung gestattete es, die Mikroskope in die Senkrechte zu kippen.
Exponat Es dürfte sich um ein nicht signiertes Mikroskop aus den Werkstätten des Pariser Optikers RADIGUET, 15 bd. des Filles du Calvaire, handeln. 1924 wurde es unter der Bezeichnung "Microscope élémentaire, modèle A" (nachzusehen als fig. 239 im Katalog "LES FILS D'EMILE DEYROLLE" von 1924) in den Handel gebracht - was nicht heissen will, dass es nicht schon viele Jahre zuvor entwickelt und von Radiguet direkt vermarktet wurde. Mit seiner "lentille articulée pour l'éclairage des objets opaques" kostete es 1924 ganze 125 francs.
Lit.: - Bizzozero, Handbuch der klinischen Mikroskopie (2. Aufl., Erlang. 1887),
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Mikroskope (3) |
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Ernst ABBE (1840-1905) fand die Lösung für die chromatische Aberration des Lichtes bei höhergradigen Vergrösserungen. Die Fa. ZEISS entwickelte nicht nur die Optik; auch das Stativ änderte sich mit der Zeit, und ermöglicht so eine Datierung der Mikroskope: Siehe das hervorragende Schema eines Lichtmikroskopes in: W. KOLLE und H. HETSCH, La Bactériologie expérimentale Paris 1911, 3ème édition p. 3.
Exponat Vorgestellt wird ein ZEISS-Mikrospkop 1937/38, Messing und Eisenguß geschwärzt und vernickelt, Hufeisen- und Kippstativ, dreifach Objektivrevolver, Kreuztisch, Abbekondensor. Es stammt aus der Nadelfabrikation der Fa. PRYM und diente dem Leiter des Iserlohner Werkes, Herrn Peter STEFFENS (1908-1989), bei der Qualitätskontrolle der Nadelspitzen.
Link Identische Mikroskope wurden in der Mikrobiologie und HistoPathologie benutzt.
Dem Arzt stand und steht es frei, sich ein Mikroskop anzuschaffen. Da die Apotheker früher auch Blut-, Stuhl- und Harnuntersuchungen durchführen mussten, gehörte laut Gesetz von 1905 in jedes luxemburger Apothekenlaboratorium ein Mikroskop: |
Laborgerätschaften |
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Mikroskopie, Färbemittel von GRÜBLER |
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1880 gründete der Apotheker Dr. Georg GRÜBLER sein "Physiologisch-chemisches und bakteriologisches Laboratorium" in der Hardenbergstraße 3 in Leipzig, welches 1897 von Dr. Karl HOLLBORN, einem führenden Wissenschaftler in der mikroskopischen Färbetechnik, erworben und ausgebaut wurde – 1932 traten dessen Söhne in die Firma ein. Bis 1945 hatte der Betrieb Weltruf bei der Herstellung von Farbstoffen für die Mikroskopie und war Alleinvertreiber des Bayer-Farbstoffes „Meister Lucius“.
Vorgestellt wird ein tragbares "Laboratorium", gefunden auf dem Dachboden der 1902 gegründeten und 2003 geschlossenen Elisabeth-Klinik in Luxemburg.
Lit.: - Grübler, G. & Co. (Hrsg.), Färbevorschriften für Bakterien- und Blutpräparate. Leipzig, Selbstverlag, 1928. 66 S. - Agasse E. und G. Hayem, Les applications pratiques du Laboratoire à la Clinique, Paris 1920 (3. Ausg.) 992 S. - Brugsch Th. und A. Schittenheim, 1914, 2 Bd. 1078 S. |
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Taschenmikroskop |
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Exponat Sog. Universal-Taschenmikroskop "unentbehrlich für Schule und Haus sowohl für den Unterricht in der Botanik, Zoologie und Chemie, als zur Untersuchung des Fleisches auf Trichinen" – ohne Herstellerangabe, möglicherweise aus dem in Friedenau angesiedelten Werk von Carl Friedrich Paul WAECHTER (1846-1893), einem Schüler von Carl ZEISS.
Herstellung um 1903. 50fache lineare Vergrößerung. 2 Linsen, kein Spiegel. Herkunft: Hohenstein-Ernstthal / BRD
Diese sogenannten “Taschenmikroskope” - wie auch unser Beispiel zeigt, wurden oft auch als Trichinenmikroskope bezeichnet, weil Händler sie oft in der Mitte des 19. Jahrhunderts zu diesem Zweck anboten! Leider war Ihre optische Leistung dazu nicht ausreichend und man konnte durchaus von kriminellen Machenschaften reden. Auch Apotheker sollen sie häufig zu diesem Zweck angeboten haben ...
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