Naturmedizin


Turkana-Messer

 

An den Ufern des Turkana-Sees im Norden Kenia's steht die Wiege der Menschheit – hier lebten unsere entferntesten Vorfahren. Wenn wir heute Gegenstände aus dieser Region vorstellen, so geschieht dies demzufolge mit einer besonderen Ehrfurcht …

Heute leben an den Ufern dieses Sees die Turkana, nomadisierende Stämme, die vor Jahrhunderten aus dem Norden eingewandert sind – sog. Nilotenvölker.

Vorgestellt werden 2 Messer, die von den Eingeborenen "Irenga" genannt werden. Diese sehr spezielle Form von Messer wurde im 15. Jahrhundert entwickelt und wird noch heute im Sudan und in Kenia angetroffen.

  • Das grosse Modell (9 cm) wird in der Handfläche getragen - wobei der Ring um den Mittelfinger gesteckt ist.
  • Das kleine Modell (7 cm) wird nicht in der Handfläche, sondern anders rum über dem Fingerrücken getragen und steht wie eine Kralle vor, wenn der Mann die Hand zur Faust ballt. Beides sind Messer, aber auch Schlagwaffen, mit denen ein Gegner, ein Beutetier oder ein Opfertier "geschlagen" werden. Häufiger dienen sie friedlichen Zwecken: insbesondere dient das grosse Modell zum Bearbeiten von Häuten, Zerteilen von Fleisch. Man schneidet damit die Halsvenen bei Rindern ein, um an das begehrte Blut der Tiere zu gelangen, welches, zusammen mit der Milch der Kühe, Grundnahrungsmittel ist.

     

    Da es im Land der Turkana keine Eisenerze gibt, muss man sich seit jeher Eisen in Form von Blechen und Nägeln auf öffentlichen Märkten besorgen - früher besorgte man sich Eisen zumeist in Uganda. Mit Steinen werden diese Grundstoffe dann durch Hämmern kalt geschmiedet.

    In der Hand des Schamanen werden die hier vorgestellten Klingen zu chirurgischen Messern

  • mit denen Abszesse inzidiert werden,
  • mit denen die Haut eingeschnitten wird zum Tätowieren,
  • mit denen Ohrläppchen und Unterlippe eingeschnitten werden, um Holzscheiben einzufügen.
    Die Turkana beschneiden weder ihre Männern noch ihre Frauen - eine Unsitte, die ausserhalb des Turkanagebietes in Afrika weit verbreitet ist. Statt der Beschneidung als Einweihungsritual pflegen die Turkana den Brauch des "Athapan" (Bullentötung durch die grossen Jungen).


    Eine kleine Chirurgie also, die von einer performanten Pharmakopoe ergänzt wird: ausgezeichnete Kenntnis von Heilpflanzen. Auch Tierfett gilt als Heilmittel: daher wird das fettschwänzige Schaf "Dumba" (lat. ovis platyura) gelegentlich als "Spital der Turkana" bezeichnet …