Diverses


Spucknapf (03)

Spuckpfanne ohne Abdeckung, um 1900 

Seit man um die Gefährlichkeit des Auswurfes bei der Verbreitung der Tuberkulose weiss, ist man bemüht, das "wilde Spucken" einzudämmen, in der Hoffnung, mit dieser Massnahme den Gehalt des Strassenstaubes an Tuberkelbakzillen zu reduzieren.

Die Eisenbahngesellschaften statteten ihre Waggons mit einem Schild aus "Spucken verboten", Grossstädte wie New York stellten das Spucken um 1900 zeitweilig unter Strafe. Auf den Bahnsteigen stellte man Näpfe auf, in die "Gewohnheitsrotzer" sich ihres Auswurfes entledigen konnten... Wohin also mit dem Auswurf?
Den bakterienhaltigen Auswurf runterzuschlucken war keine Lösung, man hätte dadurch die Häufigkeit der Darminfektionen unnötig gesteigert. Auch der Gebrauch von Taschentüchern war wenig sinnvoll, da sich an diesen spätestens die brave Hausfrau und/oder die Wäscherin ansteckte. Um die Besiedlung des Darmes mit Tuberkelbakterien aus der Lunge zu verhindern, wurden Patienten mit offener LungenTb angehalten, tagsüber in Taschenspucknäpfe und nachts in grössere "Zimmernäpfe" zu spucken, in die man einen Schuss "Eau de Javel" eingefüllt hatte (2 Suppenlöffel auf 1 Liter Wasser). Bevor der eklig-klebrige Inhalt des Napfes in ein Klosett entleert wurde, musste (oder sollte) er unschädlich gemacht werden, indem man den Napf eine Viertelstunde in warmes Wasser, in ein sog. "Bain-Marie" stellte. Nach der Entleerung sollte der Napf in Sodawasser nachsterilisiert werden durch regelrechtes Auskochen.
Die ersten Spucknäpfe waren aus Steingut und ähnelten "Baby-Bettpfannen"; wie ihre grossen Vorbilder, die Bettpfannen, hatten sie keine Abdeckung. Sie werden auf Flohmärkten zumeist nicht als solche erkannt. Vorgestellt wird eine "Mini-Babybettpfanne" aus Porzellan.