Einlaufgeräte


EGUISIER (1)

um 1900 

Das Gerät, mit dem sich der "honnête homme" sein remède, der Gelehrte sein clysme und der Bauer sein lavement verpasste, wurde allmählich zu einem Wunderwerk der Technik weiterentwickelt. Der Pariser Urologe und Chirurg Jean-Jacques-Joseph LEROY d'ETIOLLES (1798-1860), ein Tüftler sondergleichen, verbesserte nicht nur Kanonen und chirurgisches Instrumentarium, sondern auch das Einlaufgerät.

Schließlich entstand der "Irrigateur Eguisier" mit Feder und Zahnradantrieb, der im 19. Jh. in keinem bürgerlichen Haushalt fehlte.
Der in Objat geborene Maurice EGUISIER (1813-1851) promovierte 1837 in Paris zum Doktor der Medizin mit einer Arbeit "Considérations générales sur quelques maladies des femmes / thèse présentée et soutenue à la Faculté de médecine de Paris, le 19 août 1837", und widmete sich der Gynäkologie und Geburtshilfe - u.a. schrieb er 1842 über die Diagnostik der Schwangerschaft im Urin.


Um 1842 liess der Bandagist François Libault ein Spül-Dusch-Gerät patentieren, das er 1843 gemeinsam mit EGUISIER der Weltöffentlichkeit vorstellte. Hersteller der Geräte war vielfach die Fa. Jean-Baptiste Charbonnier mit Sitz in Paris, 376 rue St.Honoré. Andere Geräte weisen eine Fa. "J.L." als Fabrikant aus. Die späten Geräte wurden hergestellt von der Firma St.Martin in Bordeaux. Porzellan-Geräte sind schon mal "PISSAVY-LYON" signiert: eine Unzahl von Fabrikanten sorgte für Nachschub im Schlafgemach! Mehrfach erntete der "Eguisier" Auszeichnungen: 1849 war er "seul médaillé", 1867 "seul récompensé" - fragt sich nur wo!

Vorgestellt wird eine Sammlung von Irrigatoren
- Standmodelle mit Stößer - Vorläufermodelle (a, b), sowie
- die häufigeren Modelle mit Sprungfeder-mechanismus (c, e, f, g),
- Zuunterst (d) ein "irrigateur avec son calinage", eine Gerät in seiner Originalverpackung aus Buchenholz, mit Originalschlauch und ElfenbeinStutzen zum Einführen in das Allerheiligste.

Unterschiedliche Materialien, Höhe durch die Bank 18 cm. Alle Geräte stammen aus Luxemburger Haushalten...


Neben den hier ausgestellten Modellen "Eguisier N°2" mit einem Inhalt von 500 ml gab es den wuchtigen, 26 cm hohen, 10 cm dicken und 1,9 kg schweren "Eguisier N°3 (1 Liter), vor allem aber den äusserst seltenen "Eguisier à musique" mit eingebauter Spieluhr: während der Dusche erklangen wahlweise die Melodien "Boccace valse" (Franz von Suppé) und "Le petit Duc" (Charles Lecocq). Einen Eguisier N°1 (375 ml), N°4 (2 Liter), N°5 (3Liter) oder N°6 (4 Liter) habe ich nie gesehen, sie sind ausgesprochene Raritäten.

Link:
www.bib.ub.es/www4/expomuseumaig06.doc

Empfohlene Lektüre:

  • Hossard Jean, Catalogue de la céramique, Hôtel-Dieu de Rouen, musée Flaubert et d'histoire de la médecine, Rouen-Offset, DL n°8091, juillet 1986. (n°196)
  • Raynal C., L'irrigateur Eguisier, in: Rev Hist Pharm (Paris). 2002;50(336):577-98.