Wärmeflaschen


Wärmflasche aus Zinn (1)

Zinn um 1900 

Synomyma: aether ad narcosin, aether anaestheticus Aether pro narcosi. Abk. Ae. pro narcosi, Narkose-Äther; engl.: anaesthetic ether. Gemäß Arzneibuch ein gereinigter Diäthyläther (Ae. aethylicus), d.h. frei von Aceton, Aldehyden, Peroxiden, schwefliger Säure u. anderen freien Säuren, mit Stabilisator-Zusatz. Muss trocken, lichtgeschützt, kühl u. dicht verschlossen (mit Metallfolie überzogener Korken) aufbewahrt werden. Wegen Explosionsgefahr trotz großer therapeutischer Breite (Letalität ca. 0,3‰) u. schwach muskelrelaxierender Wirkung in Industriestaaten nur noch historisch interessant.
Innerhalb Deutschland kommt die erste Äthernarkose am 24. Januar 1847 durch Heinrich E. Weikert und Carl F.E. Obenaus in Leipzig zur Anwendung. Am gleichen Tag bediente sich auch Johann Ferdinand Heyfelder in Erlangen dieser neuartigen medizinischen Technik.

Explosionsgefahr
Ether-Luft-Gemische sind an sich leichtbrennbar, explosiv und daher von Zündquellen fern zu halten. Bei langer Lagerung können Diethylether und ähnliche Substanzen jedoch von selbst gefährlich werden. Diese Gefährdung durch organische Peroxide und damit verursachte Unfälle sind schon sehr lange bekannt, werden jedoch immer wieder vergessen. In der Liste der Substanzen die zu Störfällen geführt haben standen die Peroxide noch 1985 an 11. Stelle mit 1.5% aller Ereignisse. Im Organikum von 1963 steht: besonders gefürchtet sind Ätherperoxide, die z.B. aus Äthyläther, Diisopropyläther, Tetrahydrofuran und Dioxan beim Stehen lassen an der Luft und am Licht leicht gebildet werden. Die erste Ätherexplosion in der Charité erlebte Ferdinand Sauerbruch 1937 bei der Verschorfung einer Lunge mit einem Glüheisen.

Cave: Organische Peroxide gehören zu den sehr gefährlichen Substanzen! Bei ungewöhnlicher Viskosität oder Kristallbildung in der Flasche oder am Verschluss nicht bewegen und nicht öffnen! Auf Peroxide kann durch Zugabe von 2 ml Eisessig und Kaliumiodid zu 1 ml Ether/Isopropanol/Butanol getestet werden. Sich bildendes Iod zeigt Peroxide an …

Alle Flaschen wurden aus braunem (selten grün/blauem) Glas hergestellt, da man erkannte, dass es unter Lichteinfluss zu toxischen Veränderungen des Äthers [ebensowie des Chloroforms] kommen konnte. Die Beschriftung der Flaschen erfolgte entweder in der "embossing" (Hochrelief) - oder der "etching" (Aetzung) -Technik. Der Text unserer Flasche wurde eingeätzt.

Höhe 11,8 cm, Durchmesser an der Basis 5,4 cm. Herkunft: Saint-Hélène-Bondeville / Haute-Normandie, 2013.