Diverses


Badeglas (1)

 

Zur Inneren Therapie gehören die Trinkkuren, wie sie nochheute in zahlreichern Bädern angeboten werden. Im 19. Jahrhundert wurden Badegläser als Erinnerungsstücke von der Reise ins Kurbad mitgebracht. Meist stammen die Gläser aus böhmischen Glashütten. Deshalb sieht man auch besonders viele Gläser aus Karlsbad, Marienbad und Teplitz. Die Gläser wurden meist entweder vor Ort in Böhmen in den Glashütten (nach Vorlage von Stichen mit den Ansichten der Kurorte) graviert oder aber Glasschleifer brachten die Rohware in die Kurorte und versahen sie dort mit geschliffenen Ansichten (nach Wunsch der Kunden oft auch mit Widmung und Datierung). Nur selten wurden die Gläser vor Ort in der Badestadt produziert.


Zwei solcher Trinkgläser wollen wir hier vorstellen:


a) ein sehr häufiges, frühes Glas aus dem französischen Bad VITTEL in den Vogesen.

b) ein äusserst seltenes Glas mit einer Gravur, die das Staatsbad MONDORF in seiner Frühphase darstellt. Es handelt sich dabei um ein Souvenirglas, da im Bad selber keine speziellen Gläser benutzt wurden - auf allen älteren Ansichtskarten sieht man die Kuristen mit farblosen Henkelgläsern.
Datierung: 2. Hälfte des 19. Jh.
Material: Glas, in Rotbeize überfangen (sogen. Rotbeize) und ausgeschliffen.

Zwei ähnliche Gläser wurden 2006 im Auktionshaus Danneberg angeboten:

  • Bäderbecher. Farblos. Leicht konische, facettierte Wandung mit angesetztem Ohrenhenkel und gravierter Maßeinteilung. Schauseitig floral gerahmte, rubinierte Reserve mit Ansichten ´Sprudel Karlsbad´ im Mattschliff. Böhmen um 1860. H. 12,5 cm".
  • Henkelglas. Farblos. Zylindrisch mit angesetztem Ohrenhenkel, schauseitig rubinierte Reserve mit Ansicht 'Colonade Marienbad´ (so bez.) im Mattschliff. Böhmen, 19.Jh.. H. 7 cm.


    Erinnern wir uns, dass neben Mondorf, auch andere Orte der Gegend über wundersame Bohrungen verfügen, so die Stadt Longwy. Bei einer 1907 im heutigen "Parc des Récollets" (Rotonde) angestrengten Bohrung, bei der man hoffte auf Kohlelager zu stossen, erschloss man eine Wasserader, aus der ein mächtiger artesischer Brunnen hochschoss. Der Comte de Saintignon liess das Wasser in Flaschen abfüllen und unter der Bezeichnung "Eau des Récollets" in den Handel bringen. Er hoffte sogar, die medizinischen Eigenschaften des Wassers zur Speisung eines Thermalbetriebes nutzen zu können, ein Projekt, das den Wirren des 1. Weltkrieges zum Opfer fiel und 1921 beim Tode des Promotors dann endgültig aufgegeben wurde...

Diverses


Badeglas (2)

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Vorgestellt wird ein weiteres Glas, das Badegäste von einer Kur in Mondorf mit nach Hause nehmen konnten - fein säuberlich in den Reisekoffern verstaut, damit dem empfindlichen Glas ja nichts zustossen konnte. Zum Trinken waren diese Gläser viel zu wertvoll - schon damals. Sie waren ohne Zweifel reine Dekor-, Erinnerungs- und Sammelstücke - schon damals.

Höhe 12,5 cm. Mit Eichskala.

Pflegegerätschaften


Kurbecher aus Porzellan

Trinkbecher
 

 

  Alle Kurbetriebe im tschechischen Bäderdreieck schenken Wasser aus. Während in Franzensbad und in Marienbad aus Gläsern getrunken wird, benutzen die Kurgäste in Karlsbad traditionell Porzellanbecher. Als Grund für diese Angewohnheit wird der hohe Mineral- und Sintergehalt des dortigen Wassers genannt, der dem Wasser eine Struktur gibt, die in einem Glase sehr unvorteilhaft wirkt.

 

   Um 1920 stellten Zahnärzte eine Verfärbung der Zähne durch das Karlsbader Mineralsalzwasser fest. Abhilfe versprach man sich durch eine Umgestaltung der Henkelbecher: der Henkel wurde ausgehöhlt und diente nun als Trinkröhrchen, wodurch der Kontakt zwischen Wasser und Zähnen verringert wurde. Beim Karlsbader Becher trinkt man aus dem Griff, wobei der Schnabel als eingebauter Trinkhalm fungiert und das Verschütten des Wassers beim Wandeln von Quelle zu Quelle verhindern soll. Ein weiterer Vorteil des Porzellangriffes: das heiße Thermalwasser verläßt das Mundstück gekühlt!

 

Das Mineralwasser sollte langsam in kleinen Schlucken und unter Zurückhalten im Mund aus dem schmalen Mundstück getrunken werden, wozu der “Schnabel” des Kurbechers dient: 3-4mal täglich, und zwar 20-40 Minuten vor dem Essen. Es sollte im Volumen von 250-400 ml getrunken werden, wobei die Menge des Wassers individuell und vom Körpergewicht, vom Alter, vom Zustand des Herzens und des Kreislaufsystems sowie vom Zustand der Nieren und des Ausscheidungssystems abhängig ist.

 

Exponate

Zwei Porzellanbecher. - einer (li.i.B.) aus Marienbad, - einer (re.i.B.) aus ??

Im Karlsbader Trinkbechermuseum sind über 1800 Schnabeltassen ausgestellt. Daß man die "Karlsbader Becher" auch in Marienbad benutzt, zeigt unser Beispiel!

 

Zur Geschichte von Marianske Lazne

Das 1193 gegründete Prämonstratenserstift Tepla war seit dem 12. Jh. Eigentümer grosser Sumpfgebiete in Westböhmen. Als man im 16. Jh. daran ging, aus die Quellen Kochsalz zu gewinnen, bemerkte man den hohen Gehalt des Wassers an Glaubersalz - einem altbewährten Laxativ: die Salzquellen werden 1528 erstmals historisch erwähnt. 1609 wurde das Salzwasser durch J.M. HORNIK "physicus" der Gegend von Cheb erstmals für eine medizinische Bäderbehandlung verwendet - 200 Jahre später begann man, auf Initiative des Stiftsarztes Josef NEHR aus Tepla und des Tepler Abtes, die Quellen systematisch zu nutzen - 1749 erschloss man die sog. Kreuzquelle. Ende des 18. Jh. wurde aus dem sumpfigen Boden ein regelrechtes Bad gestampft - 1808 wurde es Kurbad. Der Ort selber wurde 1818 zum öffentlichen Kurort und 1865 zur unabhängigen Stadt erhoben. In der Belle Epoque tummelten sich in Marienbad der russische Adel, der König von England, Preussen, später der Schah von Persien. In der Zwischenkriegszeit war Marienbad ein Sammelbecken für sudetendeutsche Aktivisten, 1933 ermordeten hier Nazi-Schergen den aus Deutschland geflohenen Philosophen Theodor Lessing.

Heute werden eine ganze Reihe von Quellen genutzt: Kreuz-, Rudolfs-, Ferdinands-, Wald- und Ambrosiusquelle. Das Wasser findet Anwendung in Form von Trinktherapie, Kohlensäure- und Gasbad, Gasinjektionen und Torfumschlägen (Pelioide). Angeboten werden des weiteren Inhalationen, Unterwasser- und klassische Handmassage, Reflexionstherapie, Heilgymnastik und Diät als Heilmittel. Schöne Musikfontäne aus dem Jahr 1986... Bei uns erfuhr man von der Existenz dieses Bades vor allem durch einen Kultfilm der 60er Jahre: "Letztes Jahr in Marienbad" von Alain Resnais - eine Liebesfilm, Gratwanderung zwischen Realität und Traum, in dem ein Mann glaubt, sich zu erinnern, vor einem Jahr von einer Frau geliebt worden zu sein. Diese aber erinnert sich an nichts...

 

Pflegegeräte


Badekännchen

Karlsbad für Kinder
 

 

 Für den kleinen Durst eignen sich kleine Trinkgefäße - möglicherweise sind sie auch eher als kleines Mitbringsel bzw. als Souvenir gedacht, oder als Kinderbadegefäß.

 

Exponat

Kleine Trinkkanne, Höhe über alles 8,8 cm.

Beschriftung aussen: Karlovy Vary (Karlsbad)

Bodenfläche bedruckt: UPAK Carlsbad. Made in Czech Republic. Pirkenhammer. Hand painted.

Das gleiche Gefäß findet sich mit anderer Bemalung, auch mit der Aufschrift "Marianske Lazne" (Marienbad).

Diverses


Fliegenfänger, Glas

um 1850 

Man nahm im Mittelalter an, dass Fliegen „de novo“ aus dem Dreck entstanden. Später wurde diese Ansicht zwar revidiert, mit Dreck aber hatten die Fliegen immer noch zu tun: sie übertragen Schmutzkeime auf Nahrungsmittel, an denen sich der Mensch infiziert: eine einzige Stubenfliege transportiert bis zu 5 Millionen Keime. Die Grosse Stubenfliege (Musca domestica), die Stallfliege (Musca stabulans) wie auch Stuhl- und Aas-besuchende Fleischfliegen (Sarcophaga spec.), Goldfliegen (Lucilia spec.), Glanzfliegen (Phormia spec.) sowie die Schmeissfliegen (Calliphora spec.) sind allesamt Vehikel für pathogene Keime (Typhus, Cholera, Ruhr, Salmonellosen, Kinderlähmung).

Wenn Fliegenklatschen, Vorsetzfenster von Gaze, mit klebrigen Stoffen überzogene Stöcke nicht halfen, musste die chemische Keule her:
- man mischte frisch gepflückten oder getrockneten Fliegenpilz mit Milch – die Fliegen tranken von der Milch, wurden von der Ibotensäure des Pilzes betäubt und liessen sich nun mühelos wegkehren…
- man befeuchtete Löschpapier mit arsenhaltigem Alkali, bestreute es mit Zucker und legte das so entstandene „Fliegenpapier“ auf einem Teller aus: die Fliegen, vom Zucker angelockt, starben an einer Arsenvergiftung.
- man kochte Quassienholz [Quassia amara L., dtsch „Fliegenholz“, „Bitterholz“] ab und vermischte den Sud mit Zucker, der die Fliegen in grossen Mengen anlockte. Dieses Gemisch zog die Fliegen zwar an und betäubte sie – das Töten aber musste man von Hand erledigen. Die Rinde des Bitterholzes wurde ab 1730 aus Südamerika (Brasilien, Guayana, Kolumbien, Panama) und Westindien nach Europa eingeführt (Amsterdam) - man benutzte die Bitterstoffe als Hopfenersatz in der Bierbrauerei, als Enzian- und Fieberklee-Ersatz. Der Absatz war so reichlich, dass die Kolonialmächte das Holz in Jamaika, auf Antigua, Guadeloupe, Martinique, Barbados, St. Vincent etc. anpflanzen liessen.

An den modernen Fliegenfängern, die man an die Zimmerdecke hängt, bleiben die Fliegen pappen; der Leim enthält vielfach ein Pherhormon (Muscamon) um die Fliegen anzulocken; zumeist enthalten sie auch Gifte (Azamethiphos, Dichlorphos), die den schnellen Tod der Fliege bewirken.

Weniger bekannt sind die Glasfliegenfänger [frz. „gobe-mouche“], in denen man ab dem 16. Jahrhundert, besonders aber im ausgehenden 19. Jh. die Fliegen einfing UND tötete. Durch den Flaschenhals gab man Wein oder Zuckerwasser in den inneren Ring des Gerätes, um die Fliegen anzulocken (besonders stark locken gelbe Lösungen!). Die Fliegen kamen durch die untere Öffnung (drei Glasklumpen hielten die Flasche in einer Höhe von 1 cm über der Tischplatte), die dann eingeschlossen wurden (der Flaschenhals war mit einem Korken, einem Glas- oder Stoffstöpsel verschlossen) und in der Flüssigkeit ertranken.

Es gab diese Fliegenfänger in unterschiedlicher Grösse und Farbe (farblos, flaschengrün), mit stuppigem oder lang ausgezogenem Halsteil, in Pressglas oder freihändig geblasen. Das hier vorgestellte Exemplar ist mundgeblasen - kleine Luftblasen im Glas und die exzentrische Bodenöffnung bezeugen die handwerkliche Faktur. Durchmesser 13 cm, Höhe 13 cm. Flaschenhals durch Schaftring verstärkt, Standknuppen angeblasen (vgl. Elisabeth Bennion „Alte medizinische Instrumente“, Sotheby 1979, S. 290).

Diverses


Flohfalle 1

 

 

    Als die Syphilis sich ab dem 16. Jahrhundert in den öffentlichen Badehäusern auszubreiten begann, gerieten nicht nur diese Etablissements in Verruf, sondern das Waschen schlechthin - Wasser galt bald als ein gefährlicher Eingriff in die Unversehrtheit der menschlichen Bedeckung. Wer "in" sein wollte, unterliess das Waschen und lief entweder dreckig und speckig rum, oder er parfümierte und puderte sich, was das Zeug hielt, um seine Mitbürger nicht mit üblem Körpergeruch zu belästigen.
Das nötige Kleingeld für diese Unmengen Parfum konnten natürlich nur der Adel und betuchte Herrschaften aufbringen. So kam es, dass in Europa ab dem 17. Jahrhundert für Parasiten - Läuse, Flöhe und Wanzen - ein Goldenes Zeitalter anbrach.

 


Flöhe als Krankheitsüberträger
Durch Flohstiche können Allerweltsbakterien wie Streptokokken und Staphylokokken übertragen werden. Aber auch spezifische Keime, wie der Erreger des endemischen Fleckfiebers, der Tularämie. Die Rolle des Flohs bei der Übertragung der Pest war lange Zeit unbekannt. Erst 1901 erkannte der englische Bankier und Entomologe Nathaniel Charles Rothschild (1877-1923) die Rolle des von ihm benannten Flohs "Xenopsylla cheopis" während einer Expedition in den Sudan. 1903 veröffentlichte er seine Entdeckung ...

 

 

Flöhe in der Literatur
Von seiner Schwäche für das weibliche Geschlecht getrieben, nutzt der Floh seine Winzigkeit schamlos aus, um unbemerkt intimste Stellen aufzusuchen. Ein Klassiker der Flohdichtung ist John Donnes Gedicht "The Flea". Hier stellt der „immoral flea“ eine verbotene Verbindung zwischen zwei Liebenden her, indem er ihr Blut miteinander vermischt. Auch E.T.A. Hoffmann's "Meister Floh" gibt freimütig und mit einem gewissen Stolz zu, eine ausgeprägte Vorliebe für das weibliche Geschlecht zu haben. Er erweist sich „als ein kleiner schalkischer Lüstling"!
Goethe erhob den Floh zum Symbol nicht zu wendender Lebensnöte: "Willst du die Not des Hofes schauen: Da, wo dichs juckt, darfst du nicht krauen". “Froh hüpft der Floh, vermutlich bleibt´s noch lange so” (Wilhelm Busch).

 


Flohfallen in Museen

Flohfallen sind Publikumsmagnete: "Höchstädts Bürgermeisterin Hildegard Wanner ist hellauf begeistert. Im Raum, der auch das stille Örtchen und das Waschbecken der Herzogin Anna zeigen soll, zieht die Rathauschefin eine Schublade auf. Dort ist eine Flohfalle zu sehen, die sich Damen einst ins Dekolleté steckten. „Ich bin von dieser prächtigen Ausstellung überwältigt“, sagt Wanner. „Schloss und Ausstellung sind ein Juwel“, meint Landrat Leo Schrell" (Berthold Veh, Vom Weinspucker bis zur Flohfalle für die Dame, in: Donauzeitung.vom 29.4.2010). Auch das Henriette-Davidis-Museum in Wetter-Wengern, das Kuriositätenmuseum in Güntersberge, die Sammlung Schwarzkopf in Dresden und das Wella-Museum in Darmstadt stellen Flohfallen aus. Auch das Museum der Stadt Luxemburg präsentierte eine kleine Flohfalle aus Elfenbein im Rahmen der Hygieneausstellung "Sei sauber" (2004) - eine Leihgabe des Deutschen Historischen Museums / Berlin. Sie verstehen daher, wenn ich nicht umhin kann, Ihnen, verehrter Besucher dieser Austellung, auch eine Flohfalle zu präsentieren. Da sie aus Wickham Bishops in der englischen Grafschaft Essex stammt, handelt es sich streng genommen um eine "flea trap". Im Gegensatz zur Flohfalle meiner Kollegin Phisick (siehe Link) hat "meine" Falle einen Aufhänger, mit dem sie einst an einer Halskette befestigt wurde.

 

 

Exponat

Floh-Ei aus Kokilla-"Holz" geschnitzt. Alle mir bekannten Flohfallen sind aus Elfenbein oder aus der südamerikanischen Kokilla-Nuss, deren Schale sich für Schnitzarbeiten (Kreisel, Salzstreuer, Schnupftabakdose, Pfeifenköpfe) besonders eignet. Die Taguanuß ist die Frucht einer südamerikanischen Palme; beim Schnitzen/Drechseln ist sie noch elfenbeinfarben, im Alter dunkelt sie nach. SolcheFallen waren im 18. und 19. Jahrhundert mit Sicherheit sehr teuer - und waren für die Landbevölkerung unerschwinglich - die Leute vom Land verließen sich daher lieber auf ihre traditionellen Hilfsmittel, z.B.  das Blatt des Nussbaums.

 

Waren keine Flöhe im Anmarsch, konnte das Ei auch als Rosenkranzbehälter oder als Pomander benutzt werden.

 


Lit.:
G. Schiedlausky, Wie man Flöhe fängt, In: Kunst und Antiquitäten IV, 1987, S. 26–38.
Francis Weiss, London, Der Flohpelz - eine kitzlige Sache, in: Pelz-International, April 1979, S. 178-180.

Pflegegerätschaften


Flohfalle 2

Flohfalle 2 Elfenbein

18.-19. Jahrhundert

 

 

Jagd auf Flöhe
Ein "Ablenkmanöver" war im alten Ägypten gängig: man rieb einen Sklaven mit Eselsmilch ein - und stellte ihn als Lockvogel in eine Ecke. Papyrus Ebers (um 1550 v. Chr.) empfiehlt, Dattelmehl und Wasser zu kochen, zu trinken und anschließend auszuspucken. Danach seien alle Flöhe verschwunden: ein eher magischer Schutz.

In der Zeit der Romantik hatte man sich so ziemlich an die Viecher gewöhnt: "Die Flöhe und die Wanzen gehören auch zum Ganzen" (Goethe). Zwackten die Biester aber allzu fest und allzu zahlreich, versuchte man schon sich die Flöhe vom Leibe zu halten - mit der chemischen Keule, oder mechanisch.
- als c h e m i s c h e Mittel dienten Flohkräuter als da waren das Grosse Flohkraut (Pulicaria dysenterica), dessen Verbrennungsrauch die Parasiten vertreibt und das kleine Flohkraut (Pulicaria vulgaris), dessen natürlicher Geruch die Läuse und Flöhe fernhält. Auch Flohalant oder Bleiwurz hielten die lästigen Biester fern. Der Sandwegerich (Plantago indica) wird als Flohkraut bezeichet - seine Samenkapseln haben die Form von Flöhen, werden als inneres Medikament benutzt, NICHT aber zur Bekämpfung der Flöhe ... "Die Zierpflanzenarten des Chrysanthemums stammen aus dem Fernen Osten. Manche von ihnen tragen den merkwürdigen Namen "Flohkraut", so das persische Flohkraut. und das armenische Flohkraut" (Escher Tageblatt vom 21.10.1943).
Heute stehen sehr wirksame synthetische Insektizide, zur Verfügung wie die Pyrethroide, die an die Hauptwirkstoffe des aus Chrysanthemum isolierten Insektizids Pyrethrum angelehnt sind ...

- wollte man die Flöhe m e c h a n i s c h einfangen, musste man früh aufstehen - die Viecher sind schnell wie der Blitz. Im 15. Jahrhundert hatte man - eher vergeblich - versucht, die Flöhe in kleinen Pelzlappen einzufangen, die die feinen Damen mit sich führten. Ein neuer Trick musste her: die Menschen steckten einen mit Blut getränkten Wattebausch in einen Behälter, so daß die Flöhe davon angezogen wurden. Die Flöhe saugten sich dann so voll mit Blut, daß sie nicht mehr durch die engen Öffnungen des Gefäßes entweichen konnten. Daß die Flöhe im Inneren der Kapsel am Honig oder an Harzen festklebten und darum nicht aus der Kapsel rauskamen ist nur ein Teil der Wahrheit ...

 

Kammerjäger

Als die chemische Industrie im 19. Jahrhundert synthetische Flohpulver in Umlauf brachte, war für die Flohfallen die Zeit abgelaufen. Meyers Konversationslexikon von 1910 kennt den Begriff nicht mehr.

Dafür gab es nun den Beruf des Kammerjägers: 1914 liess sich in Esch ein junger Mann nieder und empfahl sich einem "geehrten Publikum" (Escher Tageblatt vom 14.3.1914): "Erlaube mich hierdurch als Kammerjäger zu empfehlen zur radikalen Vertilgung von Ungeziefer aller Art: Kakalaken, Schwaben, Burren, Wanzen, Flöhe, Fliegen, Mäuse und Ratten etc.. Vertilgung von Ungeziefer bei Tieren. Durch eigenes Verfahren ohne scharfe Gifte. Hermann Gies, Esch-Alz. Ehlerlngerstrasse 5" (Escher Tageblatt vom 27.7.1914).
In der Hauptstadt übte Witwe Junio diesen Beruf in Haus 16 der Wassergasse aus (Escher Tageblatt vom 26.7.1923).

 

Exponat

Flohfalle (6.4 x 2.5 cm), aus (Elfen)Bein geschnitzt. Ein Deckel läßt sich abschrauben, um die eingefangenen Flöhe zu entnehmen und den Lockstoff zu erneuern.

 

Bein wurde im 19. Jahrhundert u.a. in Berchtesgaden, Fürth, Gröden i.Tirol, Königsberg, Neustadt a.d. Haide, Nürnberg, St. Georgen bei Baireuth gedrechselt. Auf die Herstellung von Flohfallen aber waren vor allem die Drechsler aus Geislingen im Landkreis Göppingen / Baden-Württemberg spezialisiert.

Herkunft des Exponates: Nienhagen, Mecklenburg-Vorpommern / Deutschland.

 

Als die Pest noch um sich griff, hatte man ihr wenig entgegenzusetzen – fromme Sprüche, Einschneiden der schmerzhaften Beulen, schweißtreibende Kuren mit Wurzelextrakten vom Pestwurz, dessen Blätter zur Kühlung auf die Pestbeulen gelegt wurden. 

 

Lit.:

Schiedlausky, Günther: Wie man Flöhe fängt. Von Flohfallen und Flohpelzen. In: Kunst & Antiquitäten, Heft 4 (1987), S.26–38. 

 

Irene Labner, Die mittelalterlichen und neuzeitlichen Knochen-, Geweih-, Elfenbein- und Hornartefakte der Stadt Hall in Tirol, Bacchelaureatsarbeit Innsbruck 2007.

https://www.ironirene.com/Arbeit_20komplett.pdf

Pflegegerätschaften


Hammeltalg, Pflege der Apparate

P1050396
 

 

Aus dem Bestand des Bandagisten E(rnst) MAYER in Innsbruck stammt dieses Porzellangefäß für "Sebum Ovile", d.h. Hammeltalg.

 

"Josef Mattes, vormals Ernst Mayer, Innsbruck, Maria-Theresienstrasse 51, Chirurgische Instrumente, Bandagen, orthopädische Apparate, Verbandstoffe" (Almanach der k.k. Staatsbahnen 1902 S.718).

 


In der Medizin diente Hammeltalg als Salbengrundlage (Internationale Klinische Rundschau, 1906 S.154). "Eine 'Hautconservierungs-pomade' besteht aus Schweinefett, Hammeltalg und Bleiweiß" (I.N., 22. Apr. 1896). "Bei Verstauchungen und Quetschungen der Glieder reibe man diese intensiv mit einer aus 35 Gramm ungesalzener Butter, 17.5 Gramm Hammeltalg und  17.5 Gramm Wachs angerührten Salbe  ein.  Stehen  nicht  alle  Zutaten  zur  Verfügung, wende man lediglich ungesalzene Butter für die Einreibung an" (Georg Friedrich Most, Encyklopädie der Volksmedicin 1843: 101, 116).

 

Wozu aber diente der Hammeltalg in den Händen des Herrn Mayer? "(..) vor Rost durch einen Caoutchoucfirniß oder durchs Bereiben mit ganz frischem reinen Hammeltalg geschützt" (Carl Hartmann, Handbuch der Praktischen Metallurgie, Bd.1 Weimar 1847 S.196). "Zur Reinigung und Konservierung der Metallteile und zur Verminderung der Reibung verwendete man Öle und Fette mit folgende Eigenschaften: 'Dieselben müssen, da sie bei ihrer Anwendung längere Zeit mit dem Eisen in Berührung bleiben, frei von Salzen, Säuren und Wassertheilen sein, weil sie sonst den Rost befördern, anstatt ihn zu verhüten'. Als bestes Mittel galt Knochenöl oder Klauenfett. Zum Einfetten von Lauf und Hülse wurde Schweineschmalz verwendet, das aber keinesfalls gesalzen sein durfte. Verwendet wurde auch ein Fett, bestehend aus einem Teil geschmolzenen Hammeltalg und zwei Teilen Baumöl (Olivenöl)" (Wolfgang Finze, Preußische Zündnadelgewehre: Leitfaden für angehende Sammler und Schützen, 2016).

 

"Die einzelnen Theile werden erhitzt bis zur dunklen Rothgluth und bei dieser Temperatur mit einer kohlenstoffreichen organischen Verbindung, Fett, Knochenöl, Talg, Wachs etc. eingerieben" (Illustrierte Schweizerische Handwerker-Zeitung, Bd.2, Heft 23;1886 S.218).

 

MAYER verkaufte seinen Hammeltalg also an die Käufer seiner orthopädischen "Apparate" und chirurgischen Instrumente, damit diese ihre Einkäufe vor Rost schützen konnten! Daher hatte er seinen Namen werbeträchtig auf den Fuß des Gefäßes drucken lassen (Rückseite Bild).

Diverses


Henkelmann

Essensträger, um 1940 

Der Henkelmann (auf Luxemburgisch "ën Döppen") ist ein heute eher ungebräuchlicher Behälter aus Blech (teilweise Emaille), in dem früher arbeitende Menschen ihr Essen verpackten, um es zum Arbeitsplatz zu transportieren. Begriffsbildend war der Griff - der Henkel -, an dem der Behälter getragen wird.
museum.zib.de/museumsvokabular/demo-sgml/thn/gefaess_196.jpg

Entstanden ist der Henkelmann im Zusammenhang mit der aufkommenden Industrie und in Anlehnung an das vom Militär bekannte Kochgeschirr. Die zur damaligen Zeit recht langen Arbeitstage für die Arbeiter in den Fabriken und auf den Baustellen, zu denen in vielen Fällen auch noch lange Anmarschwege kamen, erforderte eine der schweren körperlichen Arbeit angepasste Verpflegung. Dieser Notwendigkeit trugen findige Köpfe Rechnung, in dem sie ein verschließbares und mit einem Tragebügel versehenes Essgeschirr entwickelten, eben diesen "Henkelmann". Da Werkskantinen zur Gründerzeit der Industrie noch nicht eingeplant waren, mußte die Tagesverpflegung von den Arbeitern selbst mitgenommen werden. Der Henkelmann entwickelte sich zu dem Aufbewahrungsgerät für das Essen der Arbeiter schlechthin. Häufige Inhalte waren einfache Mahlzeiten, wie Suppe oder Kartoffeln, Gemüse und Soße. Bis in die 50er und 60er Jahre des 20. Jahrhunderts war er weit verbreitet. Die oft in die Tageszeitung eingewickelten Butterbrote und die mit einem Bügelverschluß versehene Kaffeeflasche waren für die Frühstückspause gedacht, während der Henkelmann die Mittagsmahlzeit enthielt.
Dieses Tragegeschirr gab es nun in den verschiedensten Ausführungen, einmal emailliert oder in Aluminium, als Einzelbehälter oder im Doppelpack. Das darin enthaltene Essen mußte natürlich diesen Formen angepasst sein. Also Eintopfgerichte, Suppen und Gemüse "durcheinander".
Für das Aufwärmen der Henkelmänner und Kaffeeflaschen standen in den Fabrikräumen und Baubuden Wasserbehälter auf einem Ofen bereit. Die Wartung der Öfen und das pünktliche Hineinstellen der Behältnisse war in vielen Fällen Aufgabe der Lehrlinge. In Krefeld gab es einen "Wärmwaterparatmaxmester", der morgens in der Werkstatt die Aufgabe hatte, das Warmwasserbad für die Henkelmänner einzurichten.
Schon 1904 liess ein cleverer Erfinder einen beheizbaren Essensträger patentieren:
"Nr. 5548. — 9. Juni. — Essenträger mit Wärmvorrichtung. — J. Schmitz in Ruhrort und Chr. Lummertzheim in Duisbourg" (Memorial Luxemburg n°46 vom 8.7.1904)

"Die im plattdeutschen "Düppen" genannten Essensträger, bekannt auch als "Henkelmänner", sind beispielsweise ein ganz typisches Utensil aus der Zeit der Industrialisierung" "Henkelmann", der in den 1870er Jahren aufkam und bis in die 1960er Jahre Verwendung fand"
www.nrw-stiftung.de/projekte/projekt.php?pid=160

Im Hinteren Orient und in England nennt man das Geschirr "Tiffin-carriers":
penanghokkien.com/?m=200708

Auch die Franzosen kannten dieses Objekt und nannten es "porte-manger" oder "porte-dîner":
"Récipient couvert, en bois, métal ou terre cuite, servant à transporter et consommer les aliments à l'extérieur de la maison.Le porte-dîner, circulaire, à fond plat, est muni d'une anse supérieure fixe ou mobile et/ou de brides pour le passage d'une anse souple ou rigide.Le couvercle, une fois retourné, peut servir d'assiette.Le porte-dîner peut être aussi constitué par deux ou trois récipients accolés ou superposés, vissés ou emboîtés et munis de brides pour le passage d'une anse. Il peut être enveloppé par une doublure en vannerie comportant parfois un réceptacle latéral pour une bouteille ou placé dans un panier à couvercle plat à charnière. La boîte de champs est un porte-dîner en bois, à couvercle vissé et sans éléments de prise, qui peut comporter plusieurs réceptacles superposés emboîtés ou vissés".

Bei der WilhelmEisenbahn in Luxemburg gab es ab 1940 eine Kantine - sie sollte den Henkelmann ablösen:
"Täglich an die 400 warme Essen. Die Reichsbahnbetriebsküche im Hauptbahnhof Luxemburg / Rationelle Resteverwertung. Ehedem war das so, daß unsere Eisenbahner, wenn sie auf Fahrt gingen, alle ihr bauchiges schwarzes Köfferchen bei sich trugen. Was in den schwarzen Köfferchen war? Für gewöhnlich immer dasselbe: ein Topf Kaffee und ein Pack Butterbrote, ein Schnitt kaltes Fleisch oder ein Stummel Wurst, alles Sachen, die ein rechtschaffener Männermagen als Notbehelf braucht, weil ihm ein regelrechtes warmes Mittagessen nicht zur Verfügung stehen kann. Unterwegs stellte dann der Lokomotivführer seinen Kaffeetopf irgendwie an die Dampfröhre, daß er warm werde und der Heizer, der vielleicht mehr auf frischen Aufguß hielt, zapfte sich etwas Wasser aus dem dampfenden Kessel und braute seinen Kaffee an Ort und Stelle, um dann beim Kohlengeschaufel und gewissermaßen so „zwischendurch" seine mittlerweile schon bedenklich trocken gewordenen Butterbrote zu verzehren. Ob das ein gutes, warmes Essen ersetzen konnte, ein richtiggehendes Mittagessen mit Suppe, Kartoffeln und Gemüse? Gewiß nicht, haben sich die vielen tausend Eisenbahner gesagt, als sie vor jetzt genau drei Jahren im Juni 1940 von ihrem Henkelmann Abschied genommen haben, um ständiger Gast in den Reichsbahnbetriebsküchen zu werden" (L.W. vom 31.8.1943).

Noch in den 50/60er Jahren benutzte man die Töpfe in den Schulkantinen:
"Schulspeisung gab es auch, allerdings mussten die Teilnehmer ihren so genannten Essenträger jeden Tag mit zur Schule bringen. Ein solches Geschirr ist im Görziger Dorfmuseum zu besichtigen"
www.suedliches-anhalt.de/fileadmin/vgem/amtsblatt/2006/Amtsblatt_22_06.pdf

Seinen Job verlor der Henkelmann durch das Aufkommen von Werkskantinen und Imbissautomaten, und letztlich durch die verkürzten Arbeitszeiten in der Industrie.


 Lit.:
Der Essenträger. Bemerkungen zu einem Gebrauchsgefäß in Europa und Indo-Pakistan
.The Tiffin-Carrier. Notes on an Object of Daily Use in Europe and Indo-Pakistan
In: Baessler-Archiv, N.S. 42: 385-403 (Publikation der Wissenschaftler des Staatlichen Museums für Völkerkunde München, 1994).

Der vorgestellte Essensträger stammt aus dem Nachlass des Arztes Guillaume KOENER, dürfte aber nicht wirklich in der Praxis benutzt worden sein. Am ehesten hat die Haushälterin darin das Essen des Doktors warmgehalten, wenn dieser wieder mal auf Tour war um Patienten in den Öslinger Dörfern zu besuchen ...

Die Idee für "Essen auf Rädern" entstand in den 1940er Jahren in Großbritannien. 1947 lieferten die Frauen der britischen Wohlfahrtsorganisation WVS („Women's Voluntary Service“, heute „Women's Royal Voluntary Sercive“, WRVS) in Welwyn Garden City die ersten Essen an alte und pflegebedürftige Menschen aus: „meals on wheels“. In den 1960er Jahren kam Essen auf Rädern nach Deutschland. Das Nachbarschaftshaus an der Berliner Urbanstraße versorgte im Juli 1961 erstmals 30 Kreuzberger Rentner mit warmen Mahlzeiten und benutzte dazu "Henkelmänner".
Am 1. April 1974 startete die Stadtverwaltung Luxemburg einen Spezialdienst zur Betreuung hilfsbedürftiger alter Menschen: die Aktion "Repas sur roues". An den Samstagen übernahmen die Malteser die Auslieferung dieses Essens. Am 1. April 1988 wurde diese Aktion auch auf die Sonntage ausgedehnt. Bald übernahmen die Malteser-Helfer diesen Dienst auch täglich in Bartringen und Strassen, und seit 1997 auch in Walferdingen. Ab 1985 versorgte die "Clinique St. Joseph" in Wiltz die Bewohner von Wiltz mit Essen auf Rädern, das aus der Kliniksküche stammte. Fast alle Gemeinde des Landes zogen allmählich nach, sodass heute Essen auf Rädern (sowohl in Deutschland als auch) in Luxemburg flächendeckend (Gemeindeverwaltungen Mersch, Grevenmacher, Mertzig, Ulflingen; Service Servior in den Gemeinden Niederkorn, Dudelange, Hesperange, Differdange, Niederanven, Bofferdange, Roeser, Weiler la Tour ...) verfügbar ist und verhindert, dass alte Leute vorzeitig in ein Altenheim eingewiesen werden müssen, nur weil ihnen das Einkaufen und Kochen Probleme bereitet ...

Nota: ein identisches Exponat befindet sich im Stormarnsches Dorfmuseum in Schleswig Holstein:
www.museen-sh.de/ml/digi_einzBild.php?pi=61_2006-108&inst=61&mab_id=61&nameInst=Stormarnsches%20Dorfmuseum&page=12&action=vonsuche&r=133

Siehe auch Heimat-Museum Zerf. In den 50er Jahren wurde inwendig eine Oxydschicht aufgetragen, die das Aluminium vor Lebensmittelsäuren und -salzen schützte und damit die grosse Schwäche von Aluminium (Geschmacksveränderungen) beim Einsatz als Kochgeschirr behob. Bald aber läutete das AUS auch für diese Töpfe - als Plastik die Haushalte eroberte ...

Diverses


Nachtlichte (1)

 

 

  Stundenlang sitzt man neben einem Kranken und registriert jeden Atemzug, jede Bewegung, jedes Stöhnen. Auch der Kranke finden keine Ruhe, ist voller Sorge, ob er den Sonnenaufgang erleben wird ...

 

  Licht im Krankenzimmer beruhigt alle Beteiligten, den Wachenden wie den Kranken. Heutzutage brennt zumeist ein kleines elektrisches Licht, früher brannte eine Kerze. Die handelsüblichen Kerzen aber gaben ein viel zu grelles Licht, die massiven Kerzen brannten relativ schnell herunter - eine kostspielige Angelegenheit. In der Apotheke konnte man daher sog. "Veilleuses St. Georgius" aus Nürnberg kaufen, winzig kleine Kerzendochte, die in einem Wasserglas mit Ölzusatz schwammen und die gespenstische Stille im Krankenzimmer erträglich machten ...

 

Zur Herstellerfirma G.K.
Seit 1816 produziert die Firma Glafey (Glafey Kerzen) Kerzen in Nürnberg: 

- 1808 Gottlob August Glafey (*1.1.1786 in Reichenbach i.V.) übernimmt nach dem Tod seines Onkels Johann Heinrich Glafey dessen Geschäft (Kurzwaren und Spedition) in Nürnberg und betreibt daneben eine Großhandlung mit Leder. Er heiratet am 1. November 1808 Anna Catharina Nürnberg (*29.6.1786 in Nürnberg; † 4.3.1859 in Nürnberg). In den Kriegsjahren wird eine umfangreiche Ledersendung durch die Franzosen beschlagnahmt; Gottlob August Glafey ist dadurch ruiniert, arbeitet als angestellter Buchhalter und betreibt nebenbei einen Südfrüchtehandel.

- 1816 beginnt er eine bescheidene Fabrikation von Nachtlichtern.

- 1835 Glafey, G.A. Manufacturwaaren und Spedition, nebst einer Nachtlichtfabrik in Oberwöhrdstraße 215a -

- 1839 Gottlob August Glafey stirbt am 20.3.1839.

- 1842 Glafey, G.A. Kfm. (Manufacturwaaren und Spedition auch Nachtlichterfabrikant in der Hinteren Ledergasse 215

- 1845 Glafey Johann Gottlob August (Enkel) wird am 17.1.1845 geboren.

- 1850 Glafey, Anna Cath. Kaufm. Wwe. Nachtlichterfabrik Firma Glafey G.A. in der Hinteren Ledergasse (Eckhaus) 215

- 1852 Glafey, Anna Cath. Kfms.-Witwe. Wohnt in der Hinteren Ledergasse (Eckhaus) 215

- 1856 Glafey, G.A. sel. Wwe. wohnt in der Adlerstraße 192

- 1857 Glafey, Anna Cath. Kfm. Wwe. Oberwöhrdstraße 215a Glafey, Carl u. Jean Gebrüder Nachtlichterfabrikanten in der Adlerstraße 192

- 1863 Glafey C.A. u. G.A. Nachtlichterfabrik in der Adlerstraße 192

- 1865  Glafey Johann Gottlob August (Enkel) ist Geschäftsführer der Firma.

- 1867 Glafey G.A. Nachtlichtfabrik. Besitzer: Gottl. Aug. Glafey 192 Adlerstraße

- 1869 Glafey J.A. Nachtlichtgeschäft – Adlerstraße. Die Firma beteiligt sich an der Ausstellung in Altona mit einem "Sortiment Nachtlichte aller Qualitäten" und erhält dafür eine Ehrenvolle Anerkennung.

- 1870 Glafey Karl August, Nachtlichterfabrikant in der Adlerstraße 32; Glafey Hedwig, Nachtlichtergesch.-Theilhabers-Wwe wohnt in der Adlerstraße 32; Glafey Joh. Aug. Gottl., Geschäftstheilhaber wohnt in der Adlerstraße 32

Die Schutzmarke wurde am 1. Mai 1875 angemeldet und am 22. August 1895 in das Register eingetragen; das Schutzende ist am 30. Juni 2020.

- 1880 Im Zuge des Handels- und Zollvertrages zwischen der Schweiz und dem deutschen Zoll- und Handelsverein vom 13. Mai 1869 wird die Fabrikmarke für Nachtlichter während des Zeitraums vom 1. Juli 1880 bis und mit dem 30. September 1880 deponiert.

- 1883 Die Firma G.A. Glafey stellt auf der Internationalen Ausstellung für Colonien und Export zu Amsterdam in der deutschen Abteilung "Schnellputzpulver, patentirten säurefreien, nicht abfärbenden Schuh- und Geschirrwichsen" aus und wird von dem anwesenden Hybbeneth vertreten.

- 1899  Glafey Johann Gottlob August stirbt am 22.11.1899.

 

Quellen: Adressbücher Nürnberg Registerauskunft des Deutschen Patent- und Markenamtes (DPMA) Ausstellung Altona 1869 - Catalog nebst Führer, Altona, Hermann Uflacker 1869 (Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden)

www.dhm.de/datenbank/index.html?/datenbank/neg0/neg00174.html

 

 

Pflegegerätschaften


Nachtlichte (2)

Nachtlichte 2
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

War man schon einmal in der Apotheke, um Medikamente für einen kranken Angehörigen zu besorgen, so lag es auf der Hand, hier auch die passende Beleuchtung der Krankenstube zu kaufen. Es verwundert also nicht, wenn der Apotheker ... Nachtlichten feilbot (Apotheker Weiler, Grevenmacher). Dass diese Lichtlein in Luxemburg benutzt wurden belegt die folgende Zeitungsannonce:

"Sternberg's 24-Sous-Woche. Grosser Reklameverkauf. Carton Nachtlichte für Öl" (Luxemburger Bürgerzeitung vom 9.2.1915).

 

Vorgestellt wird eine runde Dose aus Press-Karton. (Durchmesser 5.1 cm, Höhe 2.1 cm) der Fa, GLAFEY. Wieso die Dose die N°20 trug bleibt abzuklären. Die Firma GLAFEY wurde 1808 durch Gottlob August Glafey in Nürnberg gegründet. Der Inhalt ihrer Dosen bestand aus einem Schwimmer aus Blech und einer großen Anzahl von Dochten. Diese entzündete man als Nachtlicht oder Teewärmer in einem Glas mit Rüböl.

Link: https://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj303/ar303057

  

Dose erworben 2015 bei "Anno Tabak" / Foire des Antiquités-Kirchberg.

Als Kuriosum sei erwähnt, dass Nachtlichten von Glafey sogar das Heilige Grab in Jerusalem erhellten!

Diverses


Nachtlichte (3)

Nachtlichte 3
 

 

   Noch heute werden Kerzen der Nürnberger Firma Glafey als "St. Peter-Nachtlichte" verkauft. Die kleinen Lichter brennen mit jedem Speiseöl. Einfach in ein beliebiges Gefäß setzen und auf genügend Öl achten. Tipp: Eine Schale mit Wasser füllen und darauf eine Schicht Öl geben. Brenndauer: zwei bis drei Tage je nach Docht.

 

Exponat

9x6x2.5 cm grosse Kartondose mit Inhalt, erstanden 12/2016 am Hafen in Innsbruck.