Pharmazie


Nachtlichte (4)

Nachtlichter 4
 

 


"Ein Nachtlicht gehöret zu der unentbehrlichen Einrichtung eines Krankenzimmers, dasselbe muß aber in der Mitte des Zimmes angebracht, und oben mit einem breiten Rauchfänger sammt Röhren, dessen Ende durch die Decke des Zimmers hinausgeführet wird, versehen seyn, damit der von dem Licht entstehende Dampf die Luft nicht so sehr verunreiniget, und erschweret, folglich, wie ich oft beobachtet habe, eine Engbrüstigkeit bey schwachen Kranken verursachet" (Johann Peter Franz Xaver Fauken, Entwurf zu einem allgemeinen Krankenhause , Wien 1784 S.75).

 

Der große HUFELAND warnte das Publikum vor den Sauerstoffvernichtern:

        "Man vermeide die Nachtlichter, denn weil durch das Verbrennen das Sauerstoffgas der atmosphärischen Luft aufgezehrt wird, und diese dadurch an ihrer Ausdehnung verliert, so ist leicht einzusehen, daß auch in dieser Rücksicht die Gewohnheit Nachtlichter zu brennen, schädlich und zweckwidrig ist" (Christoph Wilhelm von Hufeland, Der Schlaf und das Schlafzimmer in Beziehung auf die Gesundheit, Anhang zur "Die Kunst, das Leben zu verlängern", Weimar und Wien 1803).

            

            

      Eine besondere Entlüftung wurde nun zur Pflicht:

"Eine ähnliche Röhre, welche in die des Abtrittes geleitet wird, soll von dem Fache in der Mauer des Krankenzimmers, wo das Nachtlicht brennt, ausgehen" (G.F. Eichheimer, Umfassende Darstellung des Miilitair-Medizinal-Wesens in allen seinen Beziehungen, Augsburg 1824 S.76).

 

Unter diesen Vorsichtskautelen wurde an der Tradition der Nachtlichter festgehalten. Man beachte die hohe Qualität des verbrannten Öles:

"In jedem Krankenzimmer soll ein Nachtlicht, und zwar mit Baum-Öl unterhalten werden". In den Fluren und an der Pforte brannten Lampen mit Rapsöl (Organisation der im vormaligen Dominikaner-Gebäude befindlichen Beschäftigungs-Verpflegungs-Suppen-Armenkinder-Anstalt in Augsburg 1819 S.44).

                                                      ***

Ein erster Betrieb befand sich im Stadtviertel Roßau in Wien/Österreich: der Nachtlichter-Fabrikant Leopold Sauer hatte seinen Betrieb ursprünglich in der Nr. 78. der Naglergasse (zit. Gemeinnütziger und erheiternder Haus-Calender für das österreichische Kaiserthum, Wien 1835).

Exponat

Eine Spanschachtel mit Sauer-Nachtlichtern ist im Museum Nixdorf in Mikulasovice ausgestellt: "mit verläßlichen Kerzchen u. Schwimmern K.K.Privil. N°48/1185" (Aufschrift). Um 1900 wurden die "Sauer-Nachtlichter" (jn Lizenz?) von Gottlieb Voith in Wien hergestellt. Spanschachtel, erworben 3/2017 auf der "Euro-Antik-Messe" in Innsbruck.

Pflegeartikel


Nachtlichte (5)

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In einem Roman bringt die Nachtlichte die nötige Stimmung:
„Der Steuerrath Braun lag seit Wochen krank darnieder. Es war Nacht. In dem Zimmer, in welchem der Kranke sich befand, herrschte ein mattes, gebrochenes Licht. Vor dem Nachtlichte stand noch ein Schirm, um jeden hellen Schimmer von dem Kranken fern zu halten. Der Eindruck, den das Zimmer machte, würde ein gemüthlicher, fast eleganter gewesen sein, wenn es nicht zugleich den Charakter der Krankenstube getragen hätte“ (Hermann Friedrich Friedrich (1828-1890), Dunkel, in: Obermosel-Zeitung, 26.10.1886).

 

Noch im 20. Jh. finden sich positive Berichte über Nachten in Kliniken:
„Dazu gab es in der Klinik das gute alte Nachtlicht. Damit ist es im Krankenzimmer nie ganz dunkel und man hat Orientierung“ (Holger Weiß, Das Ende von Gestern, Zungenkrebs überlebt 2012 BoD S.44).

 

Diverses


Nachtlichte (6)

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„Glafey-Nachtlichte geruchlos, nicht feuergefährlich, nicht gesundheitsschädlich; sie qualmen nicht, sind sparsam im Ölverbrauch. Beste Beleuchtung für Schlaf-. Kinder- und Krankenzimmer.“ (Südsteirische Post, 10. Oktober 1896).

 

Am rechten Rand des Aufklebers fällt das französische Wort "Veuilleuses" auf - gebräuchlicher und wohl auch etymologisch korrekter ist die Bezeichnung "Veilleuses"."On fait la veillée", "on veille", man wacht!

 

Schöne Spanschachtel, eine sog. "Boîte tyroléenne", um 1890. 

Herkunft: Antikladen Dachau

Pflegegerätschaften


Nachtlichte (7)

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In Frankreich hatte Hippolyte JEUNET (1801-1871) zunächst mit Zuckerrüben aus Polen gehandelt, bevor er 1838 ein Patent nahm auf die Herstellung seiner „veilleuses françaises“, die er in Vitry-sur-Seine in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof der Nachbargemeinde Ivry fabrizieren ließ.

 

1853 verlegte er sein Werk – er beschäftigte knappe 3 bis 4 Arbeiter - nach Paris in die rue de Vaugirard, behielt aber den alten Namen „à la Gare“ bei. Grund für die Verlegung war eine Lehmgrube in der Nähe der neuen Fabrik – die Schwimmer seiner Leuchten waren aus Lehm: „œillet en argile grise traversé par une mèche en coton ciré et posé sur une rondelle de liège percée“ - einerseits schützte der Lehm den Schwimmer (aus leicht brennbarem Kork) vor dem Versengen, andererseits reflektierte er das Licht nach oben. Der Docht aus Baumwolle war mit Wachs imprägniert, konnte also gezündet werden, noch bevor die Kerze auf das Öl gesetzt wurde.

 

Noch heute produziert sein Werk millionenfach solche „veilleuses“ unter der Bezeichnung „mèches flottantes“ – alle in viereckigen (!) Schachteln abgepackt.

Diverses


Masticateur, Nahrungszerkleinerer

um 1930 

Um zahnlosen Menschen das Essen mundgerecht zu zerkleiner, ohne es jedesmal durch ein Sieb oder einen Mixer zu geben, erfand man den "masticateur", eine kräftige Zange zum zerkleinern von Fleischbrocken.

a) Vorgestellt wird ein "Masticateur CARRIER, Brevet Belge, ne doit pas être vendu en France" - man war weit entfernt von dem uns heute so selbstverständlichen freien Warenverkehr innerhalb der Europäischen Union! Originaletui aus weichem Leder...


b) der zweite "masticateur" von Robert KLAAS in Solingen (auf dem Arretierhaken der Firmenstempel mit 2 sich gegenüberstehenden Störchen) diente meiner Grosstante nach dem 2. Weltkrieg...

Die Firma Robert Klaas ist die älteste Hersteller-Firma in Solingen für Taschenmesser. Gegründet wurde die heutige Firma 1834. Die Fabrikmarke „Störche“ wird in viele Länder der Welt erfolgreich exportiert, vor allen in die USA, wo die Marke „Kissing Cranes“ bis heute sehr geschätzt ist.

Obere Zange gerade, untere Zange geschwungen...

Die Zangen werden weiter produziert:
www.mutations-bretagne.com/ Aidetechnique/masticateur.htm

Diverses


Nissenkamm (1)

 

Läuse sind zumeist harmlos und zählen eher zu den Plagegeistern wie Wanzen und Schnecken. Doch können sie bei besonders ungünstigen hygienischen Verhältnissen auch schon mal Fleckfieber, Wolhynisches- und Rückfallfieber, oder gar Typhus übertragen – Grund genug ihre Bekämpfung als medizinhygienisches Problem aufzufassen.

Schon in der Steinzeit wurden aus Knochen und Geweih die unter- schiedlichsten Werk- zeuge, Gebrauchsgegen- stände und Schmuck- stücke hergestellt.

In der Regel wurden die Mittelhand- und Mittel- fußknochen des Rindes, seltener des Pferdes als Rohmaterial benutzt. Zur Kammherstellung konnte auch Geweih verwendet werden. Zunächst mußte der Knochen von allen Fleisch- und Sehnen- resten befreit werden. Danach trennte man die unbrauchbaren Gelenk- enden ab und entfettete das verblei- bende Rohmaterial durch Kochen, damit es nicht ranzig wurde. Anschließend wurden die Knochenteile für die jeweilige Kammform oder andere Produkte hergerichtet. An Werkzeugen verwendete man Sägen, Beile, Feilen, Ziehmesser, Bohrer, Hämmer sowie Schnitzmesser.
Aus dem Fußknochen eines Rinds schnitzten Kammmacher (Strelmacher) erst einen Kamm, dann Würfel für Kinder. Im frühen Mittelalter gab es in den meisten größeren Städten Spezialisten, die als Knochenschnitzer oder Kammmacher ihre Werkstücke durch Sägen, Feilen und Schnitzen bearbeiteten und so Dinge wie z.B. Kämme, Spielfiguren und Würfel, Nadeln, Flöten, Gürtelschnallen, Messergriffe, Löffel und Pfeilspitzen herstellten.
Bei grösseren Kämmen mussten entsprechend grosse Knochen herhalten. Beliebt waren Elchknochen, die besonders fein strukturiert sind.

Wer kennt nicht den „Iler“ (Schabeisen der Kammmacher) aus dem Kreuzworträtsel! Wer aber weiss wie dieses Werkzeug aussah, wie man es benutzte? Besuchen Sie das Schweizerische Kamm-Museum Mümliswil !

Der hier vorgestellte Kamm wurde nicht aus Knochen, sondern aus Horn hergestellt. Mit diesem Material liessen sich grössere Platten herstellen. Von den Knochen und Geweihen unterscheidet sich die Hornsubstanz dadurch, dass sie in siedendem Wasser nicht zu Leim zu verkochen ist, sondern nur erweicht und später ihre volle Härte wieder annimmt. Horn erweicht sich in der Hitze so weit, dass man es bequem biegen und pressen kann. Das abgesägte Kuhhorn wurde durch Kochen vom Knochenkern befreit, der so hergestellte Hornzylinder (Hormscheide) wurde erwärmt, der Länge nach aufgeschnitten, in der Hitze langsam geplättet und dann bearbeitet: auf einer Kammschneidemaschine wurde Zahn für Zahn in exakt gleichbleibendem Abstand gesägt.

Lit.:
F. Winter (Hrsg.), Die Kämme aller Zeiten - von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Eine Sammlung von Abbildungen. Leipzig, 1906.

Vorgestellt wird ein einteiliger Doppelkamm mit gleichen Zinken zu beiden Seiten. Maschinelle Arbeit Anfang 20. Jahrhundert. Herkunft Kopstal. Dass es sich um ein echtes Naturprodukt - und nicht um Kunststoff - handelt, erkennt man an den MottenfrassSpuren...

Diverses


Nissenkamm (2)

 

Von Alters her kannte die Bevölkerung Pflanzen, die gegen Läuse halfen:
- Im Mittelalter wurde Koriander zur Bekämpfung von Läusen benutzt.
- Veratrin (auch Proveratrin) ist die Bezeichnung eines giftigen Alkaloidgemisches, das früher viel zur Bekämpfung der Kopfläuse Anwendung fand. Als natürliches Vorkommen befindet sich die Substanz vor allem in den Giftliliengewächsen (Colchicaceae), wie z. B. dem Weißen Germer, allgemein den Germer-Gewächsen, oder dem Sabadill-Kraut. Extrakte aus Bestandteilen, vor allem den Wurzeln und Samen dieser Pflanzen dienten früher (und gelegentlich auch heute noch) als Läuseessig oder -salbe in der Heilkunde und Tierheilkunde zur Insektenbekämpfung. Den Läusen muß man seit jeher mit der chemischen Keule zu Leibe rückten.
- Mutter benutzte 5%igen Haushaltsessig, den sie 1:1 mit Wasser verdünnte und in die Haare einmassierte - Einwirkzeit etwa eine Stunde.

Rein mechanisch wirken Spezialkämme.

„Kinder kauft Kämme, denn es kommen lausige Zeiten“ – hatte man unsern Großeltern im Krämerladen geraten. In der Tat kamen lausige Zeiten, öfters als es unsern Vorfahren lieb war. Besonders häufig wurden die Läuse in Kriegszeiten, wenn mit der Seife sparsamer umgegangen wurde! Und auch heute noch ist die Bevölkerung durchaus nicht geschützt vor Kopfläusen: Kindergärten, Schulen, Pensionate werden regelmässig von diesen Plagegeistern heimgesucht.

Danach mußte sie die abgestorbenen Biester mitsamt (nun ebenfalls grösstenteils abgetöteten) Eiern mühevoll auskämmen.

Die Zähne des Läusekammes (lux. Nöschtkamp) stehen dichter als beim normalen Haarkamm, damit man sowohl die Läuse (lux. Laïs) als auch die Eier (dtsch. Nissen; lux. eng Nöscht, eine Läusebrut) auskämmen kann.

Es gilt, unter den "Läusekämmen" zwei Sorten zu unterscheiden: die Läusekämme und die Nissenkämme.
- "Ein Lauskamm muss Läuse aller Generationen greifen. Junge Läuse ("Nymphen") halten sich praktisch nur an der Haarwurzel auf. Um diese "fangen" zu können, müssen die Zähne des Kamms so gestaltet sein, dass sie sich wie ein Schaber unter diese kleinen Läuse am Haargrund schieben können. Runde Spitzen sind hier ungeeignet, da die winzigen Läuse darüber hinweg rutschen. Der Abstand der Zähne orientiert sich an der Grösse der frisch geschlüpften kleinen Läuse. Kämme aus hartem Plastik liefern nach meinen Erfahrungen hier die besten Resultate. Ein Lauskamm ist für die Kontrolle auf Kopflausbefall unentbehrlich und unterstützt jede Behandlung von Kopflausbefall sehr sinnvoll! Durch das 2mal wöchentliche Kämmen nach der Methode mit Lauskamm und Haarspülung entfernt man immer wieder die frisch geschlüpften kleinen Läuse, noch bevor diese geschlechtsreif werden. Da es die geschlechtsreifen Läuse sind, die sich auf neue Köpfe ausbreiten, unterbindet man gleichzeitig auch die Ausbreitung der Kopfläuse auf andere Köpfe. Meine Lauskamm- Favoriten stammen aus dem "Bug Buster Kit®"- mehr dazu weiter unten.
- Ein Nissenkamm muss die Nissen greifen und diese vom Haar abstreifen können. Der Abstand der Zähne muss etwas enger sein als bei einem Lauskamm; seine Anwendung ist daher mit mehr Aufwand verbunden. Im Gegensatz von den Lauskämmen orientiert sich der Abstand der Zähne mehr am Durchmesser der jeweiligen Haare, kann also von der Eignung etwas variieren. Grundsätzlich müssen hier die Zähne länger, rund und aus Metall sein, da sie sonst brechen. Im unteren Teil der Zähne müssen sie zuverlässig die Nissen greifen. Tun sie dies nicht, dann ist der Abstand der Kammzähne zu weit! Einen Nissenkamm setzt man hauptsächlich dann ein, wenn jemand viele Nissen im Haar hat und diese optisch stören. Natürlich kann man auch durch die dauernde und wiederholte Entfernung der Nissen den Lebenszyklus der Läuse unterbrechen. Da dies aber sehr viel aufwendiger ist als die Entfernung von Läusen, ist das Unterbrechen des Lebenszyklus durch die Entfernung der Läuse selbst mit dem Lauskamm (siehe oben) vorzuziehen. Leider unterbricht die Entfernung der Nissen alleine auch die Verbreitung nicht so gut, da die Läuse nochmals alle Stadien durchgehen, bevor sie ihre Eier an die Haare kleben. Selbstverständlich gilt nach wie vor: jede Nisse weniger bringt uns dem Ziel näher! "
(zit. https://www.kopflaus.ch/nikamm.htm).

Läuse zu haben zeugte vielfach von mangelnder Körperhygiene und galt daher nirgendwo als besonders ehrenhaft. Den entsprechenden Kamm nannte man daher mancherorts euphemisierend „Staubkamm“ – im Luxemburgischen „Stëpskamp“.

Der vorgestellte, 86x48 mm grosse „Laïs-Kamp“ Modell „Garantie, Made in Germany“ wurde aus Kunststoff "geschnitten". Er wurde zu Beginn der 30er Jahre in einer mehrköpfigen Familie in Mertert an der luxemburger Mosel benutzt. Das dicke, naturlockige Haar der Jungen und die langen Haare der Mädchen waren die bevorzugten Wohngebiete der Läuse: manche Träne floß, wenn Mutter die Haare allzu energisch auskämmte oder sich die Zähne des Kammes in zusammengeklumpten Eiern der Läuse (Nissen) oder in andern Haarknäueln verfingen – gar mancher Zahn des Kammes brach bei diesem Geschäfte ab. …

Auch ohne Läuse zu haben, konnte man als Kind, wenn man allzu unartig war, "eng an’t Laiskaul kréien", d.h. eine Watsche in die Nackengrube einkassieren…


Man kann ähnliche Kämme immer noch in Apotheken beziehen [GOODBYE-Lice®, Licemeister®, Nisska®] – sowohl für den menschlichen als auch für den tierischen Gebrauch.

Diverses


Nissenkamm (3)

 

In den 80-er Jahren des 19. Jahrhunderts revolutionierte der ersten Kunststoff die Fabrikation der Kämme - das Zelluloid. Es bestand aus einer festen Lösung von Nitrozellulose und Kampfer. Als weitere Kunststoffe wurden Cellon (Zellulose-Acetat) verarbeitet und Galalith, dessen Hauptsubstanz Kasein war. Dann fanden „Edelkunstharze" Anwendung, später das von der Firma Röhm & Haas entwickelte „Plexiglas".

Der vorgestellte Kamm aus den Nachkriegsjahren wurde aus einem dieser Kunstpodukte hergestellt - "allein mir fehlt die Materialkenntnis", um die Kunststoffe zu unterscheiden. Vielleicht hilft mir ein gewogener Besucher dieser Webseite weiter...

Diverses


Rotes Kreuz, Schwesternschaften

 

Seit Jahrzehnten gab es in den deutschen Staaten "Frauenvereinigungen" zur Pflege von verwundeten Soldaten - mit der Gründung des Roten Kreuzes sollten sie zu einer strafferen Zusammenarbeit zusammenwachsen. 1864 hatten sich in der Tat zwölf europäische Staaten in der sog. "ersten Genfer Konvention" darauf geeinigt, die vom Krieg verursachten Leiden zu mildern. In den Ländern des Deutschen Reichs erfolgte die Gründung von Rotkreuzgemeinschaften zunächst relativ unabhängig voneinander, meist auch unter anderem Namen. Am 12. November 1863 wurde der Württembergische Sanitätsverein als erste Nationale Rotkreuzgesellschaft auf dem Gebiet des späteren Reiches gegründet, als zweite folgte im Januar 1864 der Verein zur Pflege verwundeter Krieger im Großherzogtum Oldenburg. Ein Großteil der Arbeit des Roten Kreuzes wurde am Anfang von Frauen getragen (Vaterländischer Frauenverein). Es entstand folglich eine Nachfrage nach ausgebildeten Krankenpflegerinnen .

Gründung von Schwesternschaften
Die Auswirkungen dieser Internationalen Rot-Kreuz-Bewegung machte sich auch in der „Friedenskrankenpflege“ bemerkbar. Die Vorstellung, in Friedenszeiten freiwillige Hilfsgesellschaften für die Kriegskrankenpflege zu gründen, wurde nun im Besonderen von den bestehenden Frauenvereinen in Deutschland unterstützt. Hierbei trat der „Badische Frauenverein“ hervor. Er wurde als erste nationale Rot-Kreuz-Organisation vom Internationalen Komitee anerkannt und erhielt die Bezeichnung „Badischer Frauenverein vom Roten Kreuz“.
Der Bayerische Frauenverein - unter der Federführung von Königin Marie, der Mutter Ludwigs des II. und Ehefrau des Königs Max II. - übernahm 1869 seinerseits die Richtlinien des Roten Kreuzes und nannte sich "Bayerischer Frauenverein vom Roten Kreuz". So entstanden viele Rotkreuz-Schwesternschaften aus der Initiative der Frauenvereine vom Roten Kreuz. Weiter Gründungen von Rotkreuz-Schwesternschaften erfolgten zur Förderung der Kranken- und Wohlfahrtspflege durch Ausbildung von Rotkreuz-Schwestern; auf Wunsch von Städten, eine eigene Rotkreuz-Schwesternschaft zu haben oder um Krankenhäuser einheitlich zu besetzen.
In Sachsen gründete die sorbische Kaufmannsfrau Marie Simon unter dem Schutz der Königin Carola den Verein der Albertinerinnen (benannt nach Carolas Mann, dem König Albert), die später allmählich den Namen Rot-Kreuz-Schwestern annahmen. 1867 kam es in Sachsen zur Gründung des "Albertvereins" als Frauenverein vom Roten Kreuz ...

An Arbeit sollte es nicht fehlen. Im deutsch-französischen Krieg (1870-1871) übernahmen die Vereine Aufgaben der Verwundetenpflege, der Betreuung und Fürsorge für die ausziehenden und heimkommenden Soldaten, die Einrichtung von Feldlazaretten und Spitälern und die Ausstattung der Sanitätszüge.
Trotz des großen Engagements der Frauen stieß der Frauenverein aufgrund des Mangels an ausgebildeten Pflegekräften rasch an seine Grenzen. Unter dem Eindruck dieser Kriegsgreuel wurden bei der Tagung der Frauen- und Männervereine vom Roten Kreuz Deutschlands im Oktober 1871 in Nürnberg folgende Friedensaufgaben festgelegt: die gesundheitliche Aufklärung der Bevölkerung, die Seuchenbekämpfung, die Aufdeckung von Notständen, der Bau von Krankenhäusern und die Ausbildung von Krankenpflegerinnen. Jeder größere Landesverein sollte ein Krankenhaus als Schule für die Pflegerinnen besitzen. Auf dem Verbandstag der Deutschen Frauenvereine vom Roten Kreuz wurde 1874 der Beschluss gefasst, Krankenpflegeschulen zu gründen.

Gründung eines Verbandes
Allmählich stellten sich auch zahlreiche freie und "wilde" Schwesternschaften unter den Schutz des Roten Kreuzes.
- 1872 Gründung einer Schwesternschaft durch den Vaterländischen Frauenverein vom Roten Kreuz in Kiel,
- 1876 Gründung des Vereinskrankenhauses vom Roten Kreuz in Bremen als freigemeinnützige Einrichtung mit Sitz einer staatlich anerkannten Krankenpflegeschule.
Der Verband der Schwesternschaften vom Deutschen Roten Kreuz e. V. ist der bundesweite Zusammenschluss von 34 Schwesternschaften mit aktuell circa 21.000 Mitgliedern.Ein Verband wurde 1882 gegründet und hat sich als Mitgliedsverband des Deutschen Roten Kreuzes zum Ziel gesetzt, die professionelle Pflege weiterzuentwickeln und für eine qualitativ hochwertige, menschliche Gesundheits-versorgung einzutreten.
1908 fanden sich die zahlreichen Männer- und Frauenvereine des "Roten Kreuzes" im "Centralkomitee der Deutschen Vereine vom Roten Kreuz" zusammen; Vereine, die stärker in der Tradition der uralten vaterländischen Frauenvereine standen, gründeten 1910 den "Verband der Landesfrauenvereine vom Roten Kreuz" - ein ziemliches Durcheinander ... Am 25. Januar 1921 kam es endlich zur GrÛndung des "Deutschen Roten Kreuzes e.V."
Unter nationalsozialistischer Herrschaft wurde das "Deutsche Rote Kreuz" auf die enge Zusammenarbeit mit der Wehrmacht reduziert. Das „Gesetz über das Deutsche Rote Kreuz“ vom 9.12.1937 überführte es in eine zentralistische Gesamtkörperschaft zur „Bewältigung der großen wehrpolitischen Aufgaben“. Neue Bekleidungsvorschriften galten ab Januar 1938. Krankenschwestern vom "Deutschen Roten Kreuz" arbeiteten im Zweiten Weltkrieg in der Kriegskranken- und Verwundetenpflege, etwa 500.000 waren außerdem als „Wehrmachtshelferinnen“ für die Betreuung der Truppen zuständig.

Zu der vorgestellten Brosche
1912 wurde in Preußen eine allgemeine „gesetzlich geschützte gemeinsame Diensttracht für Schwestern, Hilfsschwestern und Helferinnen vom Roten Kreuz“ eingeführt: Die Arbeitskleidung für Schwestern und Hilfsschwestern bestand aus weißer Haube mit rot bestickter Rotkreuz-Borte, grauem, aus der Krankenpflege bekanntem Arbeitskleid und vorgeschriebener Brosche.
Die Brosche war jetzt mehr als ein Schmuckstück: sie diente der Abgrenzung gegen andere Hilfsorganisationen, insbesondere die Diakonieschwestern ...
Die Schwesternschaft Ostpreussen wurde 1916 in Königsberg / Ostpreußen gegründet. Noch heute erinnert der Name an diese Wurzeln. Im Frühjahr 1945 mussten die Schwestern ihr Gründungshaus in Königsberg verlassen und sind seit 1948 in Itzehoe ansässig. Die Schwesternschaft stellt seit den Nachkriegsjahren die Krankenpflege in den Krankenhäusern von Itzehoe, Neumünster, Segeberg, Ratzeburg und Eutin sicher (aktuell 740 Mitglieder).
Die Firma Klein und Quenzer AG wurde am 2. Januar 1904 von Robert Klein und Alfred Quenzer in Idar-Oberstein gegründet, und war, neben der Berliner Firma Juncker, der Hauptproduzent der militärischen Orden und Auszeichnungen Deutschlands des Ersten und Zweiten Weltkrieges. In den 70er Jahren wurde die Firma aufgelöst und unter neuem Namen weitergeführt.

Diverses


Sustenteur "LUCOTTE" (1)

Nr.3, 1 Liter Zinn um 1900 

Die Ernährung von Kranken mit Fleischsäften erlebte nach den Untersuchungen des Chemikers Julius v. LIEBIG (1803-1873) einen gewaltigen Vorschub. Vorgestellt wird ein von der Firma "Fabrique générale de poterie d'étain LUCOTTE" hergestellter Topf - die Fa. Lucotte war in Paris angesiedelt und produzierte diese Safttöpfe ab 1875. Sie wurden von französischen Ärzten empfohlen.

Mode d'emploi
Prenez: Viande de boeuf, fraiche, dans les régions charnues, sans os ni graisse, coupez en morceaux, gros comme une noix; ajoutez, si vous le désirez, une rondelle de carotte et un blanc de poireau; jetez le tout dans le vase et absolument sans eau (serrez peu), plongez jusqu'à la ligne d'immersion indiquée, dans l'eau maintenue bouillante, rezirez, sans passer, après 4 heures environ; salez au goût, après cuisson, et prenez par cuillerées à la bouche.

Instruction
Sympathique à tous les estomacs, même les plus débilités, le jus cuit de la viande, extrait au moyen de ce vase, qui est des plus simples, a, par sa saveur exquise et ses qualités digestives, frappé l'attention et fixé les suffrages des médecins et des praticiens les plus distingués.
Il est inappréciable dans les convalescences, les anémies et dans toutes les maladies où l'alimentation présente des difficultés.

Nota: Mêlé au bouillon, il donne aussi un excellent consommé.

Möglichweise wurde der Fleischsaft auch rectal appliziert. Darauf lässt folgendes Zitat schliessen, auch wenn der "sustenteur" dabei irrtümlich mit der Einlaufspritze gleichgesetzt wird:
"Un médecin lui prescrit alors des «lavements nourrissants» : à l’aide d’un «sustenteur», sorte de gros clystère rempli de bouillon, Des Esseintes parvient progressivement à s’alimenter par le fondement".
www.medhyg.ch/mh/infos/print.php3?sid=1181

Nota: ähnliche Behälter benutzte man zum Transport von Blutegeln - bei diesen Töpfen fehlte lediglich die innere Abdeckung, der abschraubbare Deckel war mehrfach perforiert, um die Tierchen zu belüften...

Diverses


Sustenteur "LUCOTTE" (2)

Porzellan um 1900 

Historique de la firme Lucotte
Fondée entre 1775 et 1790, donc un peu avant la Révolution française, la maison Lucotte était spécialisée dans la fabrication de poterie d’étain. En 1840, elle commença à commercialiser en outre des soldats de plomb des marques allemandes Heinrichsen et Allgeyer. En 1890, à la mort de Charles-Florent Lucotte, arrière-petit-fils du fondateur de la société, sa veuve et sa fille, ainsi que son gendre, P. Courtes, pousuivirent le développement de l’entreprise. La marque devient Lucotte - Courtes (LC) en 1902, mais la collection de soldats de plomb de 55 mm, considérés aujourd’hui comme les plus beaux de leur catégorie, avait démarré bien avant puisque Sir Winston Churchill enfant, jouait déjà vers 1885 avec des figurines Lucotte (lesquelles sont actuellement exposées au palais de Blenheim). En 1913, P. Courtes vendit son entreprise à Marguerite Margat et au peintre J. Vasquez, lesquels revendent Lucotte à la société CBG Mignot en 1928.

Bei aller Zuwendung vergass man offenbar die Giftigkeit von Blei. Vorsichtigere Firmen gingen daher dazu über, zumindest das Behältnis und den inneren Deckel aus Porzellan herzustellen.


Vorgestellt wird ein deratiger SUSTENTEUR "der zweiten Generation", hergestellt von der Pariser Firma A. LAVEUR. Nur noch der äussere Schraub-Deckel besteht aus Zinn.
Diese Firma LAVEUR stellte auch Klistiere und Accouchierbecken her - alles aus Zinn....

Diverses


Sustenteur, Tabaktopf

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Wohin die Entwicklung der "Sustenteur" hinführte, als man die Fleischsäfte nicht mehr selber zubereiten mußte, belegt dieser Tabaktopf aus dem frühen 20. Jahrhundert mit dem ursprünglichen Deckel aus Zinn und einem kunstvoll bemalten Körper aus Porzellan.