Pflegegerätschaften


Klistiere (2)

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- Klistiere dienten üblicherweise zum Entleeren des Darmes.

 

- Doch kam man schon früh auf die Idee, den Kranken über den Darm zu ernähren. 

"Bereits vor Jahrtausenden wurden Patienten, die nicht essen konnten oder wollten, Nahrung über einen Darmeinlauf, einem Nährklistier, in den Enddarm verabreicht. Detaillierte Beschreibungen hierüber liegen beispielsweise von ca. 3400 v.Chr. vor. Dabei wurden beispielsweise Schafsmilch, Honig, Schmalz, Muttermilch oder Wein verwendet. Es wurde betont, daß die Nährstoffe über mehrere Stunden im Enddarm verbleiben mußten. Erst viel später wurde erkannt, daß die rektal zugeführte Nahrung nur dann in nennenswertem Maße aufgenommen werden konnte, wenn sie die anatomische Schranke zwischen Dickdarm und Dünndarm überwinden könnte. Es klingt zwar verwunderlich, aber diese Art der Nahrungszufuhr wurde – zusätzlich zu anderen Zufuhrwegen - noch bis in die 30er Jahre unseres Jahrhunderts praktiziert" (Uni Heidelberg, Internet).

 

"A. Schmidt (Dresden): Ueber Nährklistiere. Vortr. hat ein fertiges Nährklistier in den Handel bringen lassen, das aus 250 cm 0,9prozentiger Kochsalzlösung, 50 g Dextrin und 20 g Nährstoff Heyden besteht. Nährwert: 287 Kal, Preis: Mk. 4.50" (Internat. klin. Rundschau, Nr.30 vom 24. Juli 1904 S.545).

 

"Das Nährklistier wird mittels einer Spritze gegeben. Zu einem Nährklistier verwendet man Eier, Fleischbrühe, Milch, Somatose, oder eine eigens dafür präparierte Fleischmischung nach Anordnung des Arztes. Eiweiß darf dazu nicht genommen werden, dagegen etwas Rotwein und ein bis zwei Tropfen Opium. Das Nährklistier darf nicht mehr wie ein Viertelliter betragen und muß auf 37 Grad Celsius erwärmt sein. Sollte man nicht im Besitz eines Thermometers sein, dann hält man die Speise unter das Auge, Wenn der aufsteigende Dampf vom Auge ertragen werden kann, dann ist das Nährklistier dem Kranken zuträglich. Bevor das Nährklistier eingeführt wird, muß der Mastdarm gereinigt werden" (Elisabeth-Blatt, Heft Mai 1914 S.14).

 

Die Kirche befasste sich mit dem Klistierinhalt und legte fest, dass Nährklistiere auch in der Fastenzeit erlaubt waren… So konnte sich ein Pfarrer, der am Verhungern war, während der Fastenzeit mit einem lauwarmen rectalen Süppchen „über Wasser“ halten.

 

 

Exponat

Von einem südtiroler Speicher (Ansitz derer von Plawenn im Vinschgau) kommt diese Klistier-Spritze aus Zinn, deren Besonderheit in einem hölzernen Adapater besteht, der im Griff versteckt aufbewahrt wurde - ein Geschenk meines Freundes mag. Andreas Winkler. Herzlichen Dank von dieser Stelle aus.

 

Zwar werden Klistierspritzen aus Metall schon ab dem 15. Jahrhundert in der Fachliteratur vermerkt, unsere Spritze ist allerdings bedeutend jünger.. Aufgrund der feinen Musterung am Spritzenkörper (Perlen und Schraffierung) wage ich eine Datierung ins späte 19. Jahrhundert.