Anästhesie |
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Urinal, männlich (2) |
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Das "Pistolet" - wie die Herren Franzosen ihre Urinflasche zu nennen pflegen, gestattet ein Pinkeln im Liegen. Ob das Wort "la pistole" resp. das Diminutivum "le pistolet" [Handfeuerwaffe] von der toskanischen Stadt Pistoia herrührt, die für ihre Waffenschmieden berühmt war? Es würde dem männlichen Urinal zur allerhöchsten Ehre gereichen. Leider sieht die Wirklichkeit bedeutend trüber aus: das Wort "le pistolet" leitet sich vom Deutschen "die Pistole" ab, das seinerseits ist aus dem Tschechischen entliehen ist, von dem Begriff "pichtol". Emailliertes Blech - und ramponiert obendrein ! |
Nachtgeschirr |
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Urinal, weiblich (1) |
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Während die Damen tagsüber das Bordeloue benutzten, das nur im Stehen zu bedienen war, behalf man sich im Liegen oder auf Reisen - nicht immer konnte die Kutsche angehalten werden, um der Dame das diskrete Verschwinden hinter den nicht überall vorhandenen Büschen zu ermöglichen - mit einer Bettflasche, die man nach dem Pinkeln aufrecht stellen konnte, um den Inhalt nicht zu verschütten. Erst bei nächsten Kutschenstopp verschwand die Dienerin mit dem Urinal in einem Stall oder hinter einem Baum ...
Das Urinal hatte bei Männern gute Dienste geleistet: die Bettflasche mit Hals gestattete es dem Manne, sein Glied einzuführen, und keinen Urin ins Bett zu verschütten. Für die Belange der Frau wurde die Öffnung kunstvoll umgemodelt, um auch bei schwierigster Anatomie eine gewisse Dichte zu erreichen: das vorliegende Modell weist ausgeprägt anthropomorphe Züge auf, die Form der Vulva ist gekonnt nachempfunden. |
Nachtgeschirr |
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Urinal, weiblich (2) |
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Immer neue Öffnungen wurden versucht. Dennoch befriedigen die "weiblichen Urinale" nie. Während die "männlichen" Modelle auch heute noch in Gebrauch sind, hat man das "weibliche" Pendant in der Pflege von bettlägerigen Frauen längst aufgegeben, da sie, bedingt durch die komplizierte und individuell verschiedliche Anatomie und die Behaarung der weiblichen Scham, nie wirklich dicht anlagen, und regelmässig die Unterlagen im Bett mit verschüttetem Urin verunreinigt wurden. 12.30 Euro resp. 16.66 Euro kosten die Dinger heutzutage im Fachhandel - Ausführung in weissem Plastik... |
Nachtgeschirr |
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Urinal, weiblich (3) |
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Nachtgeschirr |
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Urinal, weiblich (4) |
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Das Urinschiffchen dient dem Auffangen von Urin und ermöglicht Frauen und Kindern das Wasserlassen im Liegen oder Stehen. Zum Entleeren verfügt es über einen abnehmbaren Verschluss am Griff. Royal Winton wurde im Jahre 1885 in Stoke-on-Trent durch Leonard Lumsden Grimwade gegründet, dem sich schon bald sein älterer Bruder Sidney Richard Grimwade zugesellte - das Geschäft, die "Winton pottery" lief nun unter der Bezeichnung "Grimwade Brothers ltd.". Ab 1890 Geschäftsräume in London. 1906 arbeiteten bereits 4 Fabriken der Fa. "Grimwade limited.". 1913 königlicher Besuch durch Queen Mary und Ehemann - die Gebrüder Grimwade gaben zu diesem Anlass stolz einen Produktkatalog heraus. 1916 Grossbrand im Winton-Werk. Der Firmengründer Leonard Grimwade (geb. 1863 in Ipswitch) starb 1931 bei einem Autounfall. Beisetzung in Hartshill... [cit. Jewitts, Pottery Gazette 2 March 1931; VCH ii.]. "Royal" darf sich in England natürlich nur nennen, wer auch den königlichen Hof beliefert. Den Titel "Königlicher Hoflieferant" verdankt die Firma Queen Mary, die sich von Georg V. ein Teeset gewünscht hatte, welches dieser persönlich für sie im Londoner Geschäft der Grimwades erwarb. Einen Pisspot hatte man der Queen anlässlich der Werksbesichtigung zweifelsohne vorenthalten ... Links Die Schiffchen werden weiterhin produziert, wenn auch in kleiner Stückzahl: |
Nachtgeschirr |
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Urinal, weiblich (5) |
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Vorgestellt werden zwei Bettpfännchen [engl. "Spoonbill urinals" (Entenschnabel-Urinale)], die Merkmale sowohl des Bordeloue aufweisen (längliche Form) als auch der Bettpfanne (eingekrempelter Oberrand und Auslaufstutzen): a) links im Bild ein grösseres mit 26 cm Pfannenlänge, von Villeroy & Boch (Werk Wallerfangen) - ähnliche Pfännchen im Werk Dresden....
1790 hatte der Geschäftsmann Nicolas VILLEROY eine Fabrik in Vaudrevange an der Saar eröffnet, dem heutigen Wallerfangen. Über die Saar wurden die Rohstoffe der Firma herbeigeschaffen, die Wälder im Hinterland gewährleisteten eine durchgehende Befeuerung der Brennöfen mit Holzkohle. Das Werk produzierte bis 1931. 1836 wurden beide Unternehmungen unter dem Namen Villeroy & Boch vereinigt. Eine Eheschliessung konsolidierte das Unternehmen: 1842 heiratete Eugen Boch, ein Sohn von François Boch die junge Oktavia, Tochter von Nicolas Villeroy. Der Familienbetrieb wurde steinreich und investierte künstlerisch in der Region. 1864 hatte eine Madame Thiery geb. von Lasalle in Wallerfangen eine Klosterkapelle erbauen lassen, eine bescheidene Replik der Sainte Chapelle in Paris. Die Kapelle erwies sich als unpraktisch und wurde 1879 von Eugen von Boch Stein für Stein abgetragen und 1882 über der Familiengruft der Boch's in Mettlach wieder aufgebaut . Ein Keramikmuseum Nota: |