Wärmeflaschen


Bett-Pfanne

 

In Audierne /Bretagne habe ich diese Bettpfanne (frz. bassinoire) aus Kupferblech erstanden. Nach Aussage der Verkäuferin wurde sie in Villedieu-les-Poîles in der Normandie hergestellt. Solche Pfannen erinnern stark an Räucherpfannen, mit denen im MIttelalter die Zimmer in Epidemiezeiten (Pest) ausgeräuchert wurden, indem Wacholdersträucher auf heisser Kohle verglimmten.

Es gab sie mit unterschiedlichen Mustern, unterschiedlichen Durchmessern und unterschiedlichen Stiellängen ... Durchmesser unserer Pfanne 27 cm.

Eine besonders imposante bildliche Darstellung findet man im Louvre: Jean-Baptiste Greuze (1725-1805) Le fils puni. Neben dem Bett des verstorbenen Vaters eine "chaufferette éteinte, elle représente la perte du soutien paternel".

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Bett-Stein

Gestielter Stein aus dem Valgaudemar 

Sterbende fühlen sich oft kalt an - die Lebensflamme ist am erlöschen. Sollte es möglich sein, einen Menschen dadurch länger am Leben zu halten, indem man ihn künstlich warm hielt ? Immer wieder erstaunen uns Abbildungen von mittelalterlichen Hospitälern, wo zwei Kranke in einem Bett liegen. Dies erfolgte nicht aus Platzgründen, sondern um den Patienten die Möglichkeit zu geben, sich gegenseitig zu wärmen !

Bei schweren Infektionskrankheiten leidet der Patient an Schüttelfrost - hier half in der Volksmedizin neben Holundersaft und Honig nur das Wärmen des Kranken...

Urbild unserer Wärmflasche ist der Bettstein (lux. "Bettstéen").

Nicht jeder Stein eignete sich zu diesem Zweck, viele platzen oder zerbröckeln, wenn sie im offenen Feuer resp. in der Feuerglut erhitzt werden. Ab dem 16. Jahrhundert, wurden Bettsteine aus Serpentin hergestellt. Dieser grünliche Stein wurde insbesondere im heutigen Sachsen gefunden und hatte den Vorzug, dass er die ihm zugeführte Wärme, zum Beispiel durch das Legen in das Backrohr oder auf den Herd, sehr lange speichern konnte. Außerdem war er sehr gut auch mit einfachen Werkzeugen zu bearbeiten. Auch Sandstein wurde gelegentlich zum Herstellen von Bettsteinen verwandt - Zeugnisse dieser Tradition finden Sie im Baumberger Sandstein-Museum in Havixbeck.

Den Aussagen des 85jährigen Antikladenbesitzers Herrn Auguste ZECCONI aus St. Bonnet (Hautes-Alpes) zufolge, stammt der hier vorgestellte Stein aus dem Nachbartal Valgaudemar. Nur in diesem Tal habe man die Steine an einen langen Stiel genietet. In andern Gegenden Frankreichs habe man wohl Bettsteine gekannt, sie aber stets nur in ein Tuch geschlagen und dann ins Bett gelegt, wo man sich die Füsse daran wärmen konnte...
Besonders an dem hier vorgestellten Bettstein ist also die Tatsache, dass er NICHT stundenlang im Bett liegen blieb. Man strich damit lediglich über das Bettzeug, bis die erste Kälte vergangen war, und stellte den Stein dann beiseite…

"BETTSTEIN. Famille d’ancienne noblesse luxembourgeoise, originaire du village de ce nom, commune de Boulange, près de Thionville (Moselle). Par suite d’héritages lorrains, cette famille émigra en Lorraine au XVè siècle, puis a passé au service de la France avec le célèbre François de BASSOMPIERRE, marquis d'Harouel, maréchal de FRANCE" (Dr Jean-Claude LOUTSCH).
"On ignore encore les origines exactes de la famille de Bassompierre. Certains historiens font venir les Bettstein d'Allemagne, d'autres de Champagne ou de la région de Conflans. Mais les liens très étroits qui unissent la Maison de Fontoy à celle de Bassompierre aux XIIe et XIIIe siècles, plaident en faveur d'une origine commune. Un généalogiste, le père Anselme, fait descendre Olry de Dompierre des comtes de Rawensberg (Allemagne)" (E. Gaspard und A. Simmer, Le canton du fer).
Die "Bettstein's" waren zeitweilig Besitzer der Herrschaft Linster/Luxemburg.

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Bett-Ziegel, lux. "Kuwi " (couver, ausbrüten)

um 1900 

Aus Schamottlehm runde oder viereckige Bettziegel zu brennen ist alte Elsässische Tradition - eine bekannte Produktionsstätte war Diemeringen zwischen Saverne und Sarreguemines.

Haben Sie schon mal etwas gehört von "Chauffoirs publics" resp. "Öffentlichen Wärmungsanstalten" ? Das luxemburger Gesetz von 1846 sah die Einrichtung derlei Anstalten vor, in der sich die Bedürftigen im kalten Winter aufwärmen konnten (Memorial n°71 von 1846). In Lüttich machte man wenige Jahre später schlechte Erfahrungen mit diesen Häusern, da sie zu Sammelplätzen von notorischen Faulpelzen wurden ...

Die Schlafzimmer unserer Vorfahren waren im Winter so gut wie nie beheizt. Nur aus dem Wohnzimmer und der Küche stieg etwas Wärme ins Obergeschob, wo sich die Schlafräume befanden. Da half auch nicht das Vorziehen des Vorhanges am Himmelbett (einer Rarität hierzulande), man mubte sich schon etwas Besonderes einfallen lassen, wollte man in seinem Bett nicht elend vor Kälte bibern müssen. Ob es sich allerdings bei der Wärmflasche um ein medizinisches Objekt handelt oder aber um einen x-beliebigen Haushaltsgegenstand, darüber darf man, auch nach Veröffentlichung dieser Zeilen, geteilter Meinung sein. Da die Zufuhr von Wärme durchaus zum klassischen Repertoire der häuslichen Heilkunde gehörte, wollen wir die gute alte Wärmflasche zu den medizinischen Apparaturen rechnen ...

Der Ziegelstein (lux "Bettzill") aus gebranntem Lehm, war gelegentlich verziert. Die Ziegel wurden im Ofen (lux "Schäffchen") gewärmt, und dann von der Hausfrau auf die Betten verteilt. Ein oder zwei durchgehende Löcher in den Ziegeln erleichterten den Transport, indem man den Finger hindurchsteckte, wenn die Platten kalt waren, oder aber einen Stock, wenn sie ordentlich aufgeheizt waren.

Die hier vorgestellten flachen Ziegel, alle glasiert, wurden auf luxemburger Flohmärkten erstanden:
- das etwas gröbere Modell ist vermutlich älter (ausgehendes 19. Jh.).
- das kleinere, auf dem Bild obenliegende, jüngere Exemplar (Anfang 20. Jh.) trägt die Inschrift "CHAUFFEUSE MODERNE" - es kommt halt immer nur auf den Standpunkt an!

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Bett-Zylinder (1)

 

Vorgestellt wird eine „Chaufferette aux sels de baryte, à accumulation et restitution de chaleur" der Firma „THERMACCU, Brevet Petit 64°C, à chauffer 30 minutes dans eau bouillante exclusivement; 10 heures à l’air, 24 heures au lit".

[Baryte : n. f. XVIIIe siècle. Dérivé savant du grec barus, « pesant, lourd ». Hydroxyde de baryum].

Es gab den Thermaccu auch als Taschenmodell, Durchmesser 7 cm.

Dieser Typ von Bett"flasche" wurde also nicht mit warmem Wasser gefüllt, sondern im warmen Wasser aufgeheizt. Original-Schutztasche.

Link zu einer schönen Ausstellung von Wärmflaschen „chaufferettes“:
www.chaufferettes.com/pages/chauf_lits.htm

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Bett-Zylinder (2)

 

Dass es den "THERMACCU" auch in einer klotzig-runden Form mit seitlichem Griff gab beweist dieser Fund von einem Flohmarkt im bretonischen Camaret-sur-Mer. Gewicht des Akku's: 3.434 g, Durchmesser 18 cm, Dicke 7.5 cm.

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Karlsbader Bauchflasche

 

Während die klassische Wärmflasche (engl. „hot-water bottle“) unter das Bettzeug gesteckt wurde um die „Bettstatt“ vorzuwärmen, wurde die „Karlsbader Wärmflasche“ direkt (resp. in ein Tuch eingeschlagen) auf den Körper des Patienten gelegt. Dementsprechend war diese Flasche nach der Körperform gewölbt.
Sogenannter Leibwärmer nach dem "Deutschen Reichsgebrauchsmuster" (D.R.G.M.)". Das Teil wurde mit heißem Wasser gefüllt und auf den Bauch geschnallt. Dazu hat es zwei Ösen.

Der Franzose nannte diese Art Wärmflaschen „chauffe-ventre“.

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Klassische Wärmflasche

um 1940 

Es gab die Wärmflaschen in unterschiedlicher Form: anfangs waren sie rund und mit einem seitlichen Eingub versehen - die ersten Exemplare waren umfunktionierte Tonkrüge mit wasserdichtem Verschlub. Später kamen Modelle aus Zinn und Kupferblech in Mode, gegen Ende des 19. Jh. entstand die "Bull" aus Zinkblech.

Auf dem Bild erkennt man rechts unten eine Miniatur-"Bull", die zum Inventar eines "Puppenhauses" gehörte.

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Puppenwärmflaschen

 

Auch Puppen werden krank und brauchen dann ein wohlig vorgewärmtes Bett.

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Standflasche

 

Zylindrische Behätnisse, die der klassischen Form von Flaschen am nächsten kommen, wurden im 18. und 19. Jh von vielen Firmen in den Handel gebracht, alle hatten sie einen Schraubverschluss, die Höhe betrug 22-35 cm. Flaschen aus Zinn waren oft gestempelt (Baillard/Rouen; Beauchène/Mans; Douenne/Lyon; L.A.D./Paris; Martin/Mans).

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Tragegestell

 

Der gebrannte Tonziegel wurde auf den Ofen, in die Ofennische oder ins Backrohr gelegt, um dann, in ein Tuch eingewickelt, als Ersatz für eine Wärmflasche zu dienen. Die knallheissen Ziegel wurden bei Anbruch der Nacht in dem Tuch oder in speziellen Tragegestellen auf die erste Etage in die Schlafgemächer gebracht und unter die Bettdeckne geschoben.

Diese Gestelle finden sich im Antikhandel deutlich seltener als die in ihnen aufbewahrten Kacheln. Möglicherweise verzichteten viele Benutzer auf diese Konstruktionen, zumal sie den direkten Kontakt der Kacheln mit dem Bett-Zeug verhinderten und daher deren Wirksamkeit schmälerten.

Blechgestell, erstanden auf einem Markt in Arlon im Juni 2013.

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Viereckige Wärmflasche (1)

Grosse Wärmflasche, um 1900 

Aus der geburtshilflichen Abteilung des ehemaligen Krankenhauses von Grevenmacher stammt diese grosse Wärmflasche aus Kupferblech. Der Behälter diente zum Erwärmen von Kinderbettchen, insbesondere beim Transport in eine auswärtige Klinik, z.B. nach Eich nördlich von Luxemburg, wo schon früh eine Kinderstation eingerichtet war.

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Viereckige Wärmflasche (2)

um 1930 

Selten findet man viereckige Wärmflaschen. Hier ein Exemplar mit verziertem Einfüllstutzen: ein Kind, das an das Münchner Kindl erinnert. Seitlicher Tragegriff. Diente vermutlich zum Beheizen von Kinderbetten.

Ähnliche, viereckige Bettflaschen - wenn auch kleiner (32x27 cm; 21x24 cm) - finden sich ab dem 18.-19. Jh. Modelle aus Zinn waren zumeist gestempelt (Devillers/Paris; ISP = Joseph Sanmain/Paris).