Wärmeflaschen


Wärm-Kessel, lux. "Minnich" (Mönch)

Schlitten mit Kohlenpfanne 

Im Schwarzwald legten die Bauern Kirschkernsäckchen als Vorläufer der Wärmflasche unter die Bettdecke. Unsere Vorvorväter stellten einen „Schlitten“ mit glühender Kohle unter das Bettleinen, um es vorzuwärmen. In dem Holzgestellt war eine Eisenpfanne (lux. „e Kuvi“ oder „eng Aaschlanter“, da der mit Kohlenglut gefüllte Topf etwas funkelte) aufgehängt, in die, wie gesagt, glühende Kohle gefüllt wurde. Wehe, wenn eine Katze oder ein unvorsichtiges Kind den Krempel umstiess. Dann fingen Bett und Haus Feuer.

Siehe dazu den Link:
www.ac-nancy-metz.fr/IA88/syndicat/ darney_cibp/V_Ferme/page7.html

Die Franzosen bezeichneten den Schlitten auch als „servante“, d.h. Dienerin. Die Schelmen unter ihnen nannten den Schlitten „moine de lit“ und dachten dabei vermutlich an den kleinen dicken Mönch, der manches WeiberBettchen wärmte. Oder soll man der folgenden Erklärung Glauben schenken?
„Pourquoi moine? Ethymologiquement, moine vient de monos (=seul). On a plus froid en se couchant quand on est seul dans le lit. Et mettre un moine dans son pucier, cela devrait moins porter à conséquence que d'y mettre n'importe qui d'autre ! (Je ne sais pas si Boccace aurait été d'accord !)“.

Die Pfanne mit den glühenden Kohlen hiess in Frankreich "cassot".

neocitrus.hautetfort.com/archive/ 2005/01/27/moine.html

Wärmeflaschen


Wärmflasche aus Zinn (1)

Zinn um 1900 

Synomyma: aether ad narcosin, aether anaestheticus Aether pro narcosi. Abk. Ae. pro narcosi, Narkose-Äther; engl.: anaesthetic ether. Gemäß Arzneibuch ein gereinigter Diäthyläther (Ae. aethylicus), d.h. frei von Aceton, Aldehyden, Peroxiden, schwefliger Säure u. anderen freien Säuren, mit Stabilisator-Zusatz. Muss trocken, lichtgeschützt, kühl u. dicht verschlossen (mit Metallfolie überzogener Korken) aufbewahrt werden. Wegen Explosionsgefahr trotz großer therapeutischer Breite (Letalität ca. 0,3‰) u. schwach muskelrelaxierender Wirkung in Industriestaaten nur noch historisch interessant.
Innerhalb Deutschland kommt die erste Äthernarkose am 24. Januar 1847 durch Heinrich E. Weikert und Carl F.E. Obenaus in Leipzig zur Anwendung. Am gleichen Tag bediente sich auch Johann Ferdinand Heyfelder in Erlangen dieser neuartigen medizinischen Technik.

Explosionsgefahr
Ether-Luft-Gemische sind an sich leichtbrennbar, explosiv und daher von Zündquellen fern zu halten. Bei langer Lagerung können Diethylether und ähnliche Substanzen jedoch von selbst gefährlich werden. Diese Gefährdung durch organische Peroxide und damit verursachte Unfälle sind schon sehr lange bekannt, werden jedoch immer wieder vergessen. In der Liste der Substanzen die zu Störfällen geführt haben standen die Peroxide noch 1985 an 11. Stelle mit 1.5% aller Ereignisse. Im Organikum von 1963 steht: besonders gefürchtet sind Ätherperoxide, die z.B. aus Äthyläther, Diisopropyläther, Tetrahydrofuran und Dioxan beim Stehen lassen an der Luft und am Licht leicht gebildet werden. Die erste Ätherexplosion in der Charité erlebte Ferdinand Sauerbruch 1937 bei der Verschorfung einer Lunge mit einem Glüheisen.

Cave: Organische Peroxide gehören zu den sehr gefährlichen Substanzen! Bei ungewöhnlicher Viskosität oder Kristallbildung in der Flasche oder am Verschluss nicht bewegen und nicht öffnen! Auf Peroxide kann durch Zugabe von 2 ml Eisessig und Kaliumiodid zu 1 ml Ether/Isopropanol/Butanol getestet werden. Sich bildendes Iod zeigt Peroxide an …

Alle Flaschen wurden aus braunem (selten grün/blauem) Glas hergestellt, da man erkannte, dass es unter Lichteinfluss zu toxischen Veränderungen des Äthers [ebensowie des Chloroforms] kommen konnte. Die Beschriftung der Flaschen erfolgte entweder in der "embossing" (Hochrelief) - oder der "etching" (Aetzung) -Technik. Der Text unserer Flasche wurde eingeätzt.

Höhe 11,8 cm, Durchmesser an der Basis 5,4 cm. Herkunft: Saint-Hélène-Bondeville / Haute-Normandie, 2013.

Wärmeflaschen


Wärmflasche aus Zinn (2)

Wärmflasche aus Zinn, 1877 

Bettflaschen mit abgeflachter Kugelform finden wir häufig im 18. und 19. Jh. - Modelle aus Zinn waren oft gestempelt (Villardry/Angers).

Die hier vorgestellte schwere Wärmflasche wurde in Bitburg in der Eifel von einem Zinngiesser DEGIULI (Stempel im Boden der Flasche) hergestellt - das einziselierte Datum 1877 ist ein Glückstreffer für den Sammler. Das Atelier der um 1850 aus Italien zugewanderten Zinngiesserfamilie DEGIULI ist im Kreismuseum Bitburg-Prüm in der ehem. Landwirtschaftsschule Bitburg. ausgestellt.
Ein Arno De GIULI ist niedergelassener Hausarzt in Pirmasens, Exerzierplatz 9-11; ein Jürgen De Giuli ist Architekt in St. Ingbert...


Hier eine tragische Geschichte um eine derartige Bettflasche:
“Wasserbillig, 5. Febr. Am Sonntag Abend hatte ein junges Mädchen von hier eine gefüllte zinnerne Bettflasche auf den Kochherd gestellt, ohne den Verschluss zu lösen, und sie dann heiss ins Bett gelegt. Als das Mädchen den Krug beim Schlafengehen mit den Füssen berührte, explodierte er, und das Mädchen verbrannte sich schwer, aber nicht lebensgefährlich. Ungefährlich zum Bettwärmen sind die runden Wacken, die man häufig in Sandgruben oder am Ufer von Flüssen und Bächen findet. Sie sind nebenbei billig und sehr haltbar“ (Ardenner Bauer vom 10.2.1912).

Die Episode belegt, dass noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Luxemburg Bettflaschen aus Zinn im Gebrauch waren.