Pharmazie


CONTERGAN (2)

 

Als Reaktion auf die Contergan-Affäre richtete der Gesundheitsminister Anfang November 1962 durch Presse und Rundfunk einen eindringlichen Appell an die Bevölkerung. 1963 gab das Luxemburger Rote Kreuz dieses 15 x 11 cm grosse, 16 Seiten starke Heftchen heraus und warnte das breite Publikum vor unkontrollierter Einnahme von Medikamenten. Autor war Dr. Emile DUHR (1920-1990) "médecin-inspecteur" am Gesundheitsministerium.

Angesichts eines seit 1945 sprunghaft angestiegenen Arzneimittelverbrauches, dessen Ursachen kurz besprochen werden, warnte Dr.DUHR
- einerseits vor der Verabreichung von bestimmten Medikamenten an Kinder ( antiseptischen Wundpulvern, die Borsäure enthielten, Mercurochrom, Antibiotika),
- andererseits vor dem Unfug mit Weckaminen, Schlafmitteln, Schmerzmitteln und Rheumamitteln, die allesamt euphorisierend wirken (Gefahr der Euphomanie). Von diesen "euphorisierenden" Tabletten seien 6.000 verschiedene Sorten im Welthandel.

DUHR's Schrift endete mit dem leicht pathetischen Aufruf:
"Wäre es nur möglich, diese durch ihren Materialismus, durch die zu schnelle Technisierung und neuerdings durch die Automation entwurzelte, rastlose und ratlose Menschheit in ein ruhiges, entspanntes, naturverbundenes Dasein zurückzuführen, dann wäre sehr viel getan, aber das ist wohl eine unlösbare Aufgabe".