Pharmazie


Läusepulver

US-Army 1945 

Die Firma "McCormick, unsern Hausfrauen noch heute ein Begriff für Küchengewürze, stellte während des 2. Weltkrieges das "Insecticide Powder for body crawling insects", ein Insektenpulver, in seinem Werk in Baltimore, MD her.


DDT (Dichloro-diphenyl-trichloroethane) war erstmals 1874 von dem Österreicher Othmar ZEIDLER (gest. 1911), als Doktorand von Prof. Adolph v.BAYER (1835-1917) in den Labors von Geigy tätig, synthetisiert worden; der Student konnte den wirtschaftlichen Nutzen natürlich nicht erkennen. Erst 1939 wurde die insektizide Wirkung des DDT von dem Schweitzer Paul-Hermann MULLER (1899-1965), seit 1925 Diplomchemiker bei den Geigy-Werken in Basel, erkannt. 1940 meldete Geigy sein DDT in der Schweiz, 1941 im Deutschen Reich als Patent an, wo es unter der Bezeichnung "GESAROL" resp. "NEOCIDE" bei der Truppe zum Einsatz kam...
Als US-Soldaten 1942 im Süden Europas in die Kampfhandlungen verstrickt wurden, mehrten sich bei der Armee Fälle von Typhus nach Läusebefall. Das bislang übliche PYRETHRUM-Pulver musste wöchentlich appliziert werden - eine Illusion unter Kriegsbedingungen. Zudem war ausgerechnet Japan der Hauptlieferant von PYRETHRUM. Man musste also "umdisponieren". Die US-Army nahm daher Kontakt auf zum Schweitzer GEIGY-Unternehmen, wo alsbald tonnenweise DDT hergestellt wurde: Rekruten der US-Armee wurden ab 1942 zum Schutz vor Läusen mit DDT eingepudert und erhielten DDT-imprägnierte Hemden. In Neapel konnte 1943/44 durch den ersten Großeinsatz von DDT gegen Läuse eine Typhus-Epidemie eingedämmt werden - DDT kam nun ins Marschgepäck jedes alliierten Soldaten.

Ab 1940 erkannten die Wissenschaftler den Nutzen von DDT im Kampf gegen zahlreiche Plagen: im Agrarbereich, im Haushalt, im öffentlichen Gesundheitswesen. DDT wurde zum “ultimate killer”, zur "Atombombe" unter den Insektentötern. Mitte der 50er Jahre wurden erste Fälle von Umweltvergiftung publik - ein Massensterben von Vögeln etc. Ab 1972 wurde, sowohl in den USA als auch in Deutschland, das Ausbringen von DDT auf die Felder verboten, 1978 wurde die Produktion weltweit eingestellt - nur Indien produziert ungeniert weiter.

Vorgestellt wird eine nicht angebrochene Blechdose mit Insektenpulver, die 1944/45 von einem GI in Luxemburg zurückgelassen wurde. Kein Hinweis auf die chemische Struktur des hier abgefüllten Giftes (DDT).

Lit:
F. Czeike, Dr. Othmar Zeidler – Gremialvorsteher in einer Zeit des Umbruchs, in: Wiener Geschichtsblätter 59 (2004) 75-83.