Pharmazie


Mineralwasser (1)

Sources d' Echternach

 

1922 wurden 5 ergiebige Quellen am Fusse des Hardtberges südwestlich von Echternach freige- graben - denen man den historisierenden Namen "Sources des Romains" gab. Seit dem 19. Jahrhundert war europa- weit eine regelrechte "Römer-Manie" ausgebro- chen - der Römerpalast von Echternach war 1850 unter der Leitung des Echternacher Apothekers BRIMMEYR angegraben worden, war aber in der Folge in einen Dornröschenschlaf ver- fallen. Was also waren die Gründe für die Namensgebung "Source des Romains"? Etwa der Neid der Hauptstadt gegenüber, wo der "Huelen Zahn" als römische Ruine vermarktet wurde? Die alte Rivalität mit Trier, das in seinen römischen Relikten beinahe erstickt? Wollte man auch in Echternach an die Römer anschliessen, sich an dem Mythos laben und Touristen mit Römerflair begeistern?

1924 konstituierte sich eine Vertriebsgesellschaft für das Wasser. Kurz vor dem 2. WK warb die Gesellschaft in der Tagespresse. Man beachte die unverhohlen "patrio- tischen" Untertöne:
"Man vernahm schon so manche vortheilhafte, aber auch so manche abfällige Äusserung über die Mineralquellen, die dem Echternacher Hardtberg entspringen und die seit vielen Jahren durch ein Luxemburger Unterneh- men ausgebeutet werden. Dieses Landeserzeugnis ist nicht nur von einwand- freier Beschaffenheit, sondern auch der Spitzenproduktion des Auslandes vergleichbar. Es darf nicht genügen, dass Auslandsprodukte enorme Propagandakosten mit Qualitätsverbesserung gleichsetzen. Zugleich ist es vom kaufmännischen Standpunkt aus unzulässig, dass verächtlich machende Feldzüge gegen inländische Fabrikate von hohem Wert entfacht werden. Diese Auffassung können wir auf Grund einer Untersuchung der in- und ausländischen Marktvorgänge, sowie nach Rücksprache bei eminenten Fachwissenschafltlern mit vollem Recht zu Gunsten des Echternacher Mineralwassers vertreten. Es ist festzustellen, dass diese Mineralwasser eine ärztlich gewährleistete Heilwirkung besitzen und für Krankheiten wie Rheuma, Gicht, Nieren- und Blasenleiden sowie Arterienverkalkung und Schlagfluss von ganz spezifischer Bedeutung sind. Viele Echternacher konnten die wunderbaren Heil- und Kurwerte an sich feststellen" (Echternacher Anzeiger, Ende Mai 1936).

Die Erschliessung der Benediktiner- und der Römerquelle als Heilquelle versprach eine Steigerung des Umsatzes. Eine Veröffentlichung "Die Echternacher Heilquellen" erfolgte in der Tageszeitung "Echternacher Anzeiger" am 22.7.1938. Hier lesen wir:
"Es gibt auch im Inlande Gegner der Ansicht, dass die dem Hardtberg entspringenden Mineralquellen gesundheitsfördernde Werte in sich bergen".

Die Autoren dieses Artikels wiederholten die Argumente von 1936
"dass die Echternacher Mineralwasser einer natürlichen und zusatzlosen Mineralisierung entsprechen, die dieselben im Rahmen staatlicher Analysen und medizinischer Beobachtungen in den Rang geradezu weltberühmter Quellen einsetzt und die ihnen positiven therapeutischen Wert zusichern. Man konnte sich insbesondere davon überzeugen, dass diese Mineralwasser eine ärztlich gewährleistete Heilwirkung besitzen, für Krankheitszustände wie Rheuma, Gicht, Nieren- und Blasenleiden, ferner für Arterienverkalkung und Schlagfluss von ganz spezifischer Bedeutung sind. Das Echternacher Wasser bedingt ferner eine erstaunlich radikale Reinigung des Blutes von Krankheitssäften".

Es war geplant, das Wasser der Benediktinerquelle in Kleinflaschen an den Mann zu bringen, während man die Produkte der Römerquelle den Apotheker, den Drogisten und Ärzten reservieren wollte. Das Wasser wurde zu einem Nationalen Problem hochstilisiert:
"Von unsern Landsleuten, die sich mit Stolz zu ihrem schönen, freien und unabhängigen luxemburger Land bekennen, darf man erwarten, dass sie Echternacher Wasser trinken und für eine Absatzsteigerung Sorge tragen" (Echternacher Anzeiger vom 22.7.1938).

1947 beendete der Betrieb seine Aktivitäten