Pharmazie


Oblatenkapsel (2a) n. Chapireau

 

1879 schrieb der "Entdecker" der Oblatenkapsel Limousin die Geschichte von der wirklichen Erfindung nieder:
"Le Dr Mary Durand a publié un compte rendu de la séance de l'Académie où a été lu ce rapport dans le numéro du 24 mai 1873 de son journal, le Courrier médical dit à ce propos que depuis plus de trente ans on vend, sous le nom de remède du curé de Pérols, sous forme de pastilles, du sulfate de quinine placé entre deux hosties, consacrées, à ce qu'il a entendu dire.— Le médicament était placé au centre des deux hosties plates collées au moyen d'un pinceau" (S. Limousin, Contributions à la pharmacie, Paris, chez Asselin, 1878/79 S. 113). Pérols ist eine Gemeinde im "département de l'Hérault" südlich von Montpellier.

2 Jahre später machte sich ein gewiefter Apotheker an die Vermarktung der Oblatentechnik: 1881 gründete S. Chapireau, ehemaliger Apotheker in Sankt Petersburg, ein Unternehmen in Paris. Bei seinem Tode erbte es seine Schwester, die Witwe Jablonsky-Chapireau und zog Herrn Feignoux Vater 1892 hinzu. Ab 1901 leitete Raoul Feignoux Sohn, Apotheker 1. Klasse, den Betrieb, in dem er seit 1897 Mitarbeiter war.

S. Chapireau führte in Frankreich den "cachet à étages" ein, in den besonders viel Puder hineinpasste. Seine "pains azymes" bestanden nicht, wie bei Konkurrenten, aus Weizen-, sondern aus Stärkemehl. Die Fa. belieferte den Markt ausschliesslich mit diesen leeren Kapseln (an die 100 Millionen Kapseln jährlich!) und den Geräten zum Füllen.

Sitz der Firma erst in Haus 23 der r. Compans, dann Haus 14 r. de la Perle, schliesslich bei Frau Wwe Jablonsky-Chapireau 2 av. de Bel-Air. Eifrige Ausstellertätigkeit: Medaillen in Bordeaux (1895), Paris (1889), Rouen (1896), Paris (1900), Nancy (1909), Brüssel (1910) und Turin (1911).

Hören Sie die Werbung:
"Grâce à leur forme bombée particulière ils contiennent trois fois de plus de poudre que la plupart des cachets de même diamètre. Les cachets S. Chapireau se conservent indéfiniment; ils ne jaunissent, ne durcissent et ne rancissent jamais. Triés un à un leur emploi ne cause aucune perte. Cachets blancs et de toutes couleurs sans aucune marque ou avec le nom du client ou du médicament. Se vendent par boîtes de 500 et 1.000 dans chaque numéro. L'appareil S. Chapireau est le plus simple, le plus pratique et le plus expéditif".

Die Konkurrenz schlief nicht: 1891 wurden in Paris die LGA gegründet, die "Laboratoires des Gélules et des Azymes", die ihre Oblaten (cupules) aus Maisstärke herstellten. Als die Zeit der "cachets azymes" zur Neige ging, sattelte diese Firma auf Gelatinekapseln um... Doch gab man nie die Produktion der Mais-Oblaten auf. Die LGA sind heute die einzige Firma in Frankreich, die dieses Produkt weiter im Sortiment hat. In Deutschland war vermutlich das Schmerzmittel MELABON das letzte in Form von Oblatenkapseln vertriebene Medikament (um 1960).

Die leere Oblate (I) wurde in den "Cacheteur" gelegt, mit einem feinen Trichter gefüllt, und dann mit einer weiteren Oblate (2) abgedeckt.


Vorgestellt wird ein "Cacheteur Chapireau N°3" mit seiner 203 x 106 x 68 mm grossen hölzernen Originalkassette. Herkunft: Dardilly / Rhône-Alpes in Frankreich.. Wer hätte heute noch die Traute, seinem Apotheker den Auftrag zu erteilen "da ad caps(ulas) amyl(aceas)" ... Nur noch in einigen wenigen Apotheken Frankreichs findet man diese Apparate "einer anderen Zeit".