Pharmazie


Pappschachtel, viereckig (3)

 

In den 30er Jahren war die Geschäftssprache in den Apotheken der Hauptstadt mehrheitlich französisch gewesen. Als Zeichen ihres umfassen- den Machtanspruches verfügten die Deutschen Besatzer im August 1940, alles Französische auszu- merzen: Familiennamen wurden zwangsweise eingedeutscht, alle Verkehrsschilder, alle Geschäfsanzeigen etc. wurden angepasst. So musste auch der Apotheker HIPPERT aus der Grossgasse in Luxemburg den franzö- sischen Text seiner Etiketts mit einer deutschen Aufschrift überkleben.


Vorgestellt wird eine 11 x 7.5 x 4 cm grosse Schachtel mit der Aufschrift "Apotheke zum roten Brunnen, Inh. Aug. HIPPERT Tel. 23-38 Grossgasse 23".
Dann folgt eine kleine "Expressëgkét" des Herrn HIPPERT: "Rôde Petz" - d.h. Roter Brunnen(platz) - eine streng verbotene und geahndete luxemburgische Ortsbezeichnung...

Zum Inhalt der Dose
Seit 1929 stellt die Schweitzer Firma Sandoz ihr Calcium her. In der Schachtel wurden an Herrn Poncin vom Limpertsberg 4 Ampullen Calcium Sandoz 10% à 10 ml ausgehändigt. Datum des Stempels (oben rechts im Bild): 31. Okt. 1941 - am 10. Oktober erst hatten sich die Luxemburger gegen die Unterdrückung ihrer Sprache aufgeleht und ein rassistisches Referendum benutzt, um ihrem Missmut Luft zu machen... Vielleicht darf man sogar die Wahl der (Landes)Farben Rot, Weiss, Blau für die Gestaltung der Dose als einen stillen Protest gegen die Vergewaltigung des Landes interpretieren...

Ein Dank an Jos Schaeffer/Düdelingen.