Pharmazie


Reiseapotheke (01)

Ansichtskarte 1904 „Reiseapotheke einer alt-aegyptischen Königin“ 

Das Besondere an dieser, am 26.2.1904 von Neuenahr nach München verschickten AK ist der Text: Felix v. OEFELE schreibt an seinen Freund BASSERMANN über seine Erfahrungen mit einer von ihm konzipierten Fotokopieranlage.
Des weiteren schreibt er, dass er an einem Buch über Koprologie arbeite „Ich wälze jetzt wie in Schulzeiten griechische Lexika, da ich die Schriften „Peri Diapurgatur sive de excrementis“ studiere – Ich schreibe gegenwärtig eine Koprologie“. In der Tat erschien dieses Buch noch im gleichen Jahr 1904:
Oefele, Felix v., Statistische Vergleichstabellen zur praktischen Koprologie bei fieberlosen Patienten. Für Mediziner und Nahrungsmittelchemiker, Jena Fischer 1904, 180 S.

Die Ansichtskarte belegt das Interesse OEFELE’s an orientalischer Medizin. In der „Belle Epoque“ war eine wahre Aegyptomanie ausgebrochen. OEFELE erwähnt besagte Reiseapotheke in seiner Arbeit "Vorhippokratische Medizin Westasiens, Aegyptens u. der mediterranen Vorarier" in: Handbuch der Geschichte der Medizin von Th. Puschmann, Jena 1902 S. 76:
"Von einer Königin MENTUHOTEP (13. Dynastie) steht im Berliner Museum ein Toilettenkasten, früher als Reiseapotheke gedeutet. Bsonders für die in Aegypten allgemein gebrauchten Augenschminken als Präservative gegen Bindehautaffektionen ist Kosmetik und Pharmakotherapie untrennbar".

OEFELE liess den Papyrus EBERS durch seinen Biblithekar vermessen:
„Der Papyrus Ebers - wie er seit dem ersten Beitrag Georg Ebers zu seiner Erwerbung in der Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde genannt wird, ist der schönste und besterhaltene hieratische Papyrus und ist mit einer Länge von 18,63 Metern nicht gerade klein zu nennen. Sie werden aber in den meisten Publikationen andere Angaben finden, um 20 Meter oder genau 20,23 m. Es gibt sogar Ausreißer, die die Länge mit 40 Metern angeben. Er war aber definitiv 18,63 Meter. Diese Angabe geht auf den Bibliotheksassistenten Dr. Schröter zurück - und Bibliothekare sind pingelig - der ihn im Auftrag des Freiherrn Felix Oefele von Neuenahr ausgemessen hat. Die falsche Angabe, die sich auch in Fachkreisen hartnäckig hält, geht auf eine mißverständliche Formulierung von Ebers in seiner Prachtausgabe zurück. Denn dort hatte er formuliert: "Seine Höhe beträgt 30 Centimeter, die Länge des beschriebenen Teils 20,23 Meter". Doch hat er in dieser Publikation an keiner Stelle darauf hingewiesen, daß sich die Kolumnen 103-110 auf der Rückseite des Papyrus und zwar auf der Rückseite der Kolumnen 102-94 befinden. Doch tut diese Kürzung um 1,70 m dem Wert und der Bedeutung des Papyrus Ebers keinen Abbruch. Die Universitätsbibliothek hat recht daran getan, ihn als Weltkulturerbe anzumelden, auch wenn er jetzt nicht mehr über 20 Meter lang ist. Denn die Länge allein hat noch nie die Besonderheit dieser Papyrusrolle ausgemacht. Die 18,63 m lange Rolle besteht aus 48 zusammengeklebten Einzelblättern. Jedes Blatt ist im Schnitt etwas über 40 cm breit und 30 cm. hoch“.

Weitere Arbeiten von OEFELE:

  • Keilschriftmedizin in Parallelen. Leipzig, JC Hinrichs'sche Buchhandlung, 1902. 8vo. 32 pp
  • Einleitendes Zur Medicin Der Kouyunjik - Collection. Abhandlungen zur Geschichte der Medicin Heft III (1902): 55.
  • Das Horoskop der Empfängnis Christi mit den Evangelien verglichen (=MVÄG 8, Nr. 6), Berlin, 1903.
  • Astrologiches in der altägyptischen Medizin, ZÄS 41 (1904): 117-125.
  • Der Aberglaube in der Krankenstube nach seinem Ursprunge betrachtet. (Medizinische Volksbücherei, Heft 5), Halle a. S., Carl Marhold, 1904.
  • Altägyptische chirurgische Instrumente, in: Janus 11, 1906, S. 481-482.
  • Zur Quellenscheidung des Papyrus Ebers, in: ArchGeschMed 1, 1907, S. 12
  • Nachtrag zur Quellenscheidung des Papyrus Ebers, in: ArchGeschMed 1, 1907, S. 322
  • Zur pharmakognostischen Botanik der Kopten, in: ArchGeschMed 1, 1907, S. 322
  • Zur Heilkunde im Hettiterlande (Kleinasien) um 1400 v.Chr., in: ArchGeschMed 1, 1907, S. 383
  • Over het gebruik van kruiden en dranken ter voorkoming van zwangerschap. Een ethnografisch-historische studie. Amsterdam,Graauw,1931,4e druk. 160p.

    Auch der Adressat der Karte war ein hochangesehener Orientkenner:
    „Die Antikensammlung Bassermann-Jordan ist als eine der hochkarätigsten Privatsammlungen der Pfalz über die Abgeltung von Erbschaftssteuern in den Besitz des Landes Rheinland-Pfalz übergegangen und dem Historischen Museum der Pfalz in Speyer als Depositum anvertraut worden. Ein Teil der über 100 Exponate wurde im letzten Jahrhundert in den Weinbergen der Familie Bassermann-Jordan entdeckt und zählt zum ältesten Bestand vor- und frühgeschichtlicher Funde aus der Pfalz. Zu den landesgeschichtlich bedeutsamen Objekten gehören selten gut erhaltene Glasgefäße aus römischer Zeit wie auchkeltische Beilklingen aus Jade und Bronze. In einer Glasflasche römischer Herkunft findet sich einer der weltweit ältesten erhaltenen Weine“.