Pharmazie |
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Riechsalz |
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Das "weisse, flüchtige, englische Riechsalz" war schon im 19. Jh. ein beliebtes Mittel bei Ohnmachten, Schwindel u.dgl.. Es bestand aus einer Mischung von 1 Teil SALMIAK und 9 Teilen KALK, die, mit einigen Tropfen Wassr befeuchtet und mit aetherischem Öl parfümiert, in einem wohlverschlossenen Gläschen (Riechfläschchen) aufbewahrt wurde. Da diese Mischung lediglich Ammoniak antwickelte, benutzte man auch statt derselben parfümiertes kohlensaures Ammoniak, sog. Prestonsalz. Ein Riechsalz ist immer ein Ammoniaksalz, das sich an der Luft sehr leicht zersetzt: Es gibt dann in kleinen Dosen dieses Ammoniakgas ab. Riechen tut das ja nicht gut - es ist scharf und dringt tief ein. Man bekommt sozusagen einen kleinen Schock, atmet tief ein und kann dann eben auch wieder klar denken. Denken Sie nur mal an das "Gretchen" im "Faust": "Nachbarin, Euer Fläschchen!" In diesem Fläschchen war sicherlich keine Flüssigkeit, sondern ganz bestimmt war es mit einem Riechsalz gefüllt. Man hat dann diese Riechsalze auch parfümiert: mit starken ätherischen Ölen wie z. B. mit Rosmarinöl oder Lavendelöl, die ja nun auch eine olfaktorische Wirkung haben.
Noch in den 50er Jahren benutzte die bekannte, aus Kanada stammende, Ballerina Melissa HAYDEN [nach dem 2. WK am American Ballet Theater New York] das Fläschchen, um ihre drohenden Ohnmachtsanfälle zu therapieren: Hervorgerufen wurden die zahllosen Ohnmachtsanfälle der Ballerinen ebensowie die oft "im rechten Augenblick" eintretenden Kollapse unserer Grossmütter vielfach durch die sog. "Chlorose", die Bleichsucht, eine heute unbekannte "Krankheit", die um die Jahrhundertwende zu wahren Modeerkrankung geworden war... |