Pharmazie


Salbentöpfe (4)

 

Vorgestellt werden zwei 21 cm hohe Salbentöpfe aus Delfter Produktion, erstanden 2008 auf dem Trödelmarkt, beide aus dem Fundus des Escher Apothekers Alphons ENGELDINGER stammend (siehe Infundierapparat).

Zum Gefäss Diascord: Frac.
Bis ins 19. Jahrhundert erfreute sich das Elektuarium "Diascordium Fracastori" grosser Beliebtheit. Im 16. Jahrhundert von Hieronymus FRACASTORIUS (1478-1553) als Pestmittel ersonnen, änderte man später seine Zusammensetzung und seine Anwendung. Den Namen hat das Mittel von dem "scordium", einer stark schmeckenden Pflanze. Dabei geht die eigentliche Wirkung von andern Komponenten aus. Hier die Zusammensetzung (zit. Yannick Romieux, De la hune au mortier, Editions ACL, Nantes 1986)

Getrocknete Blätter von scordium : 1/2 Unze

Wurzeln von bistorta officinalis: 1/2 Unze

Enzianwurzel: 1/2 Unze

Wurzeln von potentilla erecta: 1/2 Unze

Cassia lignea : 1/2 Unze

Zimt : 1/2 Unze

Rosenhonig: 2 Pfund

Wein von den Canaren: genügend

Diktam aus Kreta: 1/2 Unze

Samen von berberis vulgaris : 1/2 Unze

Ferula gummosa : 1/2 Unze

Gummi arabicum: 1/2 Unze

Lemnische Erde : 2 Unzen

Laudanum : 2 Gros

Zingiber officinale : 2 Gros

Piper longum : 2 Gros

Rote Rosen: 1/2 Unze

Styrax calamita : 1/2 Unze.

1654 beschrieb Nicholas CULPEPER (1616-1654) seine Verwendung in der Geburtshilfe: "It is a well composed Electuary, a something appropriate to the nature of women, for it Provokes the Terms, hastens their Labor, helps their usual sickness at the time of their Lying-in, I know nothing better."

 

Im 19. Jahrhundert war es zum Durchfallmittel verkommen: "Die Verbindung der tonischen und aromatischen Substanzen, aus denen es besteht, weisen diesem Präparat einen Platz unter den Mitteln an, welche die Erregbarkeit der Organe vermehren. Das darin enthaltene Opiumextrakt theilt ihm ebenfalls eine beruhigende Wirkung mit, von der man sich leicht Rechenschaft geben kann. Am allgemeinsten verordnet man das Diascordium gegen die Diarrhoe. In der Gabe von einer halben bis ganzen Drachme des Abends gegeben, beruhigt es, und vermindert es nach und nach die Zahl der Stuhlausleerungen, welche den Kranken so sehr belästigen. Bald verdünnt man das Diascordium mit rothem Wein oder einer Tisane, bald hüllt man es in ungesäuertes Brod ein. Das Letztere ist wegen des unangenehmen Geruches und Geschmackes des Diascordium, wodurch es für manchen Personen schwer zu verschlucken ist, nicht zu vernachlässigen" (Friedrich Ludwig Meissner, Encyclopädie der medicinischen Wissenschaften 1830, Bd. III, S. 381)

 

 

zum Gefäss ad pediculos

Klassisches Läusemittel war früher das "Unguentum contra pediculos", eine Salbe aus vier Lot Schweinefett, worin zehn Tropfen Fenchel- und eben so viel Anisöl gemischt wurden. Auch gepulverter Nieswurz und die aus dem Orient importierten Kockelskörner (anamirta cocculus) wurden zum Entlausen verwendet.