Pharmazie |
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Sauerstofftragetasche |
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Aether und Chloroform konnten bequem in Glasflaschen transportiert werden und wurden mit Tropfflaschen verabreicht. Woher aber stammte das in der Praxis benutzte Lachgas, und wie wurde es transportiert? Die Herstellung von Lachgas erfolgt durch kontrollierte thermische Zersetzung von chloridfreiem Ammoniumnitrat NH4NO3 oder durch Erhitzen einer Mischung aus Ammoniumsulfat und Natriumnitrat. Die Temperatur darf bei beiden Darstellungswegen nicht höher als 300 °C steigen, da es sonst zu einem explosiven Zerfall von Ammoniumnitrat kommen kann - nichts für die Praxis. Da war die Mithilfe des Apothekers gefragt, der über das entsprechend ausgerüstete Laboratorium verfügte. Ende der 1860er Jahre wurde Lachgas populär, als Gardner Quincy Colton auf der Weltausstellung in Paris die Vorteile einer Zahnbehandlung unter N2O-Inhalation demonstrierte und eine neue Apparatur zur Herstellung und Lagerung des Gases vorstellte. Zur sog. Inhalative Sauerstoff-Therapie In dem französischen Apothekerhandbuch Dorvault, L'officine (15. Ausg. 1910 S. 999), wird die Sauersstoffherstellung ausführlich beschrieben, und dazu bemerkt: Der Sauerstoff wurde von den Patienten kurzfristig intermittierend über einige Minuten angewendet, sodass im Abstand von 12 bis 48 Stunden höchstens zweistellige Literbeträge verabreicht worden sein dürften. Der Verzicht auf einen Druckzylinder und auf ein Druckreduzierventil (z.B. das 1889 von der Fa. Draeger entwickelte Ventil „Lubeca“), vereinfachte und verbilligte die Therapie. Ausserdem brauchte der Patient weniger Gewicht mit sich herumschleppen. Vorgestellt wird eine 40 x 55 cm grosse Stofftasche, mit der der Apotheker August HIPPERT (1888-1957) um 1920 (dem Jahr seiner Niederlassung) Sauerstoff an seine Kundschaft auslieferte. Sollte HIPPERT über eine Sauerstoffanlage nach VALLET oder BAYOD verfügt haben ? Mitnichten. Laut Sohn Pierre HIPPERT (zit. Robert WEILER, Apotheker in Grevenmacher) füllte HIPPERTsen. den Sauerstoff aus einer Druckflasche in die leichtere Tragetasche um und übergab sie (ohne Rezept) an ältere Leute, die ihre Sauerstoffbilanz etwas aufzufrischen wünschten ... Laut Etikett stammte die Tasche aus dem Werk des Gummifabrikanten PIRELLI, wobei HIPPERT lediglich seinen Namen werbeträchtig auf die Tasche aufdrucken liess. In seiner kleinen Gummiwarenfabrik produzierte der Italiener Giovanni Battista Pirelli (1848-1932) ab 1872 die unterschiedlichsten Artikel (telegraphische Leitungen, Unterseekabel und Fahrradreifen). 1901 startete die Produktion von Autoreifen ... 1904 stellte der Apotheker Eduard Meyer in seinem Schaufenster in der alten Avenue am Bahnhof Erste Verbandskästen aus, sowie ein neuartiges Sauerstoffgerät, das die Sauerstoffsäcke seiner Konkurrenten ins Visier nahm: Da Sauerstoff ein sehr potentes Medikament ist und seine Verwendung in höherer Konzentration zu verstärkter Bildung von sog. Sauerstoffradikalen führt, ist es notwendig, während der Therapie sog. Antioxidantien als Schutzmittel gegen die Sauerstoffradikale zuzuführen. Von dieser Vorsichtsmassnahme aber ahnte HIPPERT noch nichts ...
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