Pharmazie


Schlangenkühler n. GRAHAM

um 1930 

Aus dem Fundus der ehemaligen Drogerie HOFFELD (r. de la Liberté/Luxemburg) stammt dieser Schlangenkühler, mit dem ich Sie (und mich) mit der Geschichte des Distillierens bekannt machen möchte.

In Taxila im Norden Pakistan fand der Pharmazeut und Begründer der Osmologie Paolo ROVESTI (1902-1983) das weltälteste Distillationsgerät - eine 5000 Jahre alte Apparatur aus Terrakotta. In der Wildnis Äthiopiens sah er Menschen, die Pflanzen in ähnlichen tragbaren, direkt befeuerbaren Destilliergeräten verarbeiteten: offenbar ist die Kunst des Distillierens sehr viel älter als man bislang glaubte, wurde aber in der Pharmazie lange Zeit nicht wahrgenommen ..

Erst die Araber, Experten für „Alchemie“ und Medizin, haben im Hoch-Mittelalter die Kühlschlange wiedererfunden indem sie Geräte der alten Aegypter wiederaufgriffen: um 700 nach Christus erfanden sie die Destillation "neu". Dabei machten sie sich zunutze, dass Ethanol bei einer niedrigeren Temperatur (78,3 Grad Celsius) siedet als Wasser (100 Grad Celsius), deswegen eher verdampft und sich beim Abkühlen zuerst wieder verflüssigt. Aus dem arabischen Wort "kuhl" (Essenz von Stoffen) entwickelte sich das Wort "alcohol" (vini) im Sinne von "Essenz des Weines". Durch die Destillation wurde es erstmals möglich, Getränke mit einem hohen Alkoholgehalt herzustellen. Die natürliche alkoholische Gärung stößt nämlich selbst bei einem hohen Zuckergehalt der Ausgangssubstanz an eine Grenze, da die Hefepilze nur eine Alkoholkonzentration von maximal 16 Volumenprozent tolerieren.

Im 11. Jahrhundert kam die Destillationskunst dann über die Medizinische Schule von Salerno nach Europa. Hier setzten sich für den hochprozentigen Alkohol bald die Bezeichnungen aqua vitae (Wasser des Lebens) und aqua ardens (brennendes Wasser) durch. Um 1230 wurde die Bereitung des "flüchtigen Körpers" - des Spiritus vini, Spiritus ardens, aqua vitae, Weingeist - aus Wein durch Destillation und Kondensation mittels Kühlschlangen von dem Erfinder des Schwarzpulvers Marcus GRAECUS und um 1280 von dem Florentiner Arzt Taddeo ALDEROTTI (um 1220-1348) beschrieben: ab dem ausgehenden 13. Jahrhundert konnte in allen europäischen Alchemistenküchen mit Hilfe der „Kühlschlange“ der Geist des Weines nach Erhitzen eingefangen werden. Um 1300 gelang durch mehrfaches Distillieren die Herstellung von 90%igem Alkohol. Damit war der Weg für das Extrahieren öliger Inhaltsstoffen aus den Pflanzen eröffnet ...

Seither ist die Kühlschlange unentbehrlich in den pharmazeutischen Laboratorien. In der "La nouvelle maison rustique" von Jean François Bastien von 1798 findet sich S. 776 eine "distillation au serpentin": "tube en métal tourné en spirale & plongé dans un vase plein d'eau froide". Die Schlange war also aus Kupfer, konnte auch aus Zinn gefertigt sein (G. Monge, Dictionnaire de physique 1793 S. 153).

Aber auch ohne etherischen Inhaltsstoffe hatten die hochprozentigen Alkohole eine wohltuende desinfizierende Wirkung. Ärzte beträufelten damit ihr Taschentuch, wenn sie Patienten mit ansteckenden Krankheiten besuchten. Auch innerlich eingenommen war dieses "Lebenswasser" eine geschätzte Schutzmassnahme "Schnaps ist gut gegen Cholera"...

Im "Nouveau Traité de Pharmacie théorique et pratique" von E. Soubeiran aus dem Jahr 1837 ist der "réfrigérant à serpentin" angegeben. Es heisst "se trouve dans les laboratoires de toutes les pharmacies"


Vorgestellt wird ein "Réfrigérant à serpentin dit "de Graham": L’eau passe dans le serpentin : l’importante surface de contact entre les vapeurs et la paroi du réfrigérant rend celui très efficace. Il doit être utilisé pour des solvants très volatils, nocifs… Oben in das Glasrohr wurden Dämpfe eingeleitet, in den unteren Zulauf der Schlange wurde kaltes Wasser eingeleitet und durch den oberen Auslauf abgeleitet ...


Link:
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