Pharmazie


Steinkruke

um 1840 

Dem Mangel an Trinkwasser in der Luxemburger Oberstadt verdankten die Wasserträger jahrhundertelang ihr tägliches Einkommen: von den Brunnen in den Vorstädten schleppten sie das wertvolle Nass zu den reichen Leuten in der Oberstadt. Ab dem 18. Jahrhundert kam der Import von natürlichen Mineralwässern hinzu - die Apotheker wussten geschickt, das wohlfeile lokale Angebot durch teure Importe zu ersetzen.

Im Mai 1605 hatte in Frankreich Henri IV festgelegt, dass Mineralwasser ein Therapeutikum darstellte - das folglich in die Kompetenz der Apotheker fiel. 1823 wurde den Apothekern ein Privileg auf diesen Mineralwassern zugestanden. Erst 1964, im Zuge der Neuregelung der Abfüllvorschriften, konnten viele Apotheker nicht mehr mithalten und gaben den Handel mit den Mineralwässern auf. Seit 1980 gelten die Mineralwässer in Frankreich NICHT mehr als Therapeutikum und finden sich in allen Supermärkten.

Der Apotheker DARGENT (Grand'rue 155 in Luxemburg) bot 1852 per Zeitungsannonce nicht weniger als 16 verschiedene Markenwässer an:
"Biresborn, Heppingen, Marienbad, Schwalbach, Selters, Vichy, Ems, Hombourg, Mondorff, Seidlitz, Spa, Fachingen, Kissingen/Ragozzi, Pilna, Seidschütz, Tönisstein und andere mehr".

Am 16.7.1856 annoncierte auch der Apotheker A. RICHARD:
"Limonade gazeuse, Eau de Seltz gazeuse et naturelle, Eaux minérales assorties et toutes fraiches".

Am 30.5.1858 annoncierte der Apotheker WECKBECKER-HELDENSTEIN:
"Toutes espèces d'Eaux minérales naturelles fraiches, et Limonade gazeuse".

Der Apotheker DARGENT investierte daraufhin in eine eigene Apparatur :
"Entrepot général d'Eaux minérales naturelles
Fabrique de Limonade gazeuse et Eaux de Seltz factices
L'acquisition d'une machine à haute pression m'a mis à même d'établir des prix beaucoup inférieurs à ceux auxquels ces produits étaient fournis jusqu'à présent".

Am 21.8.1864 bot die Apotheke WECKBECKER-HELDENSTEIN an:
"Eau de Schwalheim et toutes espèces d'autres eaux minérales fraiches".

Die Apotheke FISCHER-WURTH aus Luxemburg, Fleischerstr. 4 bot am 27.5.1875 an:
"Frisches natürliches Mineralwasser, Französische Spezialitäten: Thé Chambard, Eau de Mélisse des Carmes, Capsules de Goudron etc. Limonades gazeuses au citron et à l'orange".

 

Der Versand der Mineralgewässer erfolgte europaweit in Steinkruken, die mit Herkunftstempel versehen waren. Heutzutage wird nur noch der Steinhäger in derartigen Gefässen versandt. Vorgestellt wird eine soleglasierte Kruke aus dem Kannenbäckerland (westlicher Abhang des Westerwaldes, Region Wiesbaden), in der Wasser aus dem Herzogtum Nassau nach Luxemburg importiert wurde.

Lit.
Cécile Raynal, La vente des eaux minérales embouteillées, in: Rev Hist Pharm (Paris). 2004 ;52 (344):587-606.