Pharmazie


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Thermogenwatte 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In keinem luxemburger Haushalt fehlte die "Ouate révulsive LE THERMOGENE", die man auf schmerzende Gelenke legte bei Rheuma und Seitenstich oder auf den Brustkorb bei Husten. Die Watte war imprägniert mit 

- Capsici extract. 4 gr. p.c.
- Eosinum - Gossypium dépurat.

Hergestellt wurde sie von der Fa. Vandenbroeck & Cie in Gastuche in Belgien. Stolz konnte man auf die Verpackung schreiben "Adoptée dans les Hôpitaux de Bruxelles".

Extractum Capsici: Paprika, roter Piment, spanischer Pfeffer - von den Apothekern Blähfrucht genannt (capsici fructus). Das aus Mittelamerika bei uns eingeführte Kraut enthält das scharfe Capsaicin. Innerlich dient sie als Verdauungshilfe, äusserlich in Form von galenischen Präparaten gegen Rheuma. Süsse Paprikaformen werden als Gemüse gegessen.
Eosinum roter Farbstoff
Gossypium aus dem malvengewächs Gossypium gewonnene Baumwolle.

 

Die Beschriftung auf der Verpackung bezeichnet die Watte als "ouate révulsive". Unter der révulsion versteht man eine "Umstimmung":

"acte thérapeutique consistant à produire un afflux sanguin dans un point plus ou moins éloigné d'un organe malade, das le but de dégager cet organe. La révulsion peut s'obtenir directement (ventouse, saignée) ou indirectement par des agents qui produisent un travail pathologique particulier (Vésicatoire, séton, cautère)".

Die Thermogene Watte bewirkte also weit mehr als nur eine lokale Erwärmung eines arthrotischen Gelenkes. Sie war Teil einer komplexen Umstimmungstherapeutik, und stand in der Liinie der Aderlassgläser und des Baunscheid'schen Lebensweckers...

Etwas abfällig schreibt Albert S. Lyons zu diesem Mittel:

"Von Medikamenten und Geräten, die damals keiner Kontrolle unterlagen, liess sich alles mögliche behaupten. Die Reklame für "Le Thermogène" versprach Heilung von Rheumatismus und andern Beschwerden durch Wärme".