Pharmazie


Klarsichtgefässe mit Kragen-Etikett

Innsbruck 2014
 

"Mastix. Synonyme: mastiche, mastichis resina; Mastix Eigenthümlichkeiten, Wirkung, Verwendung: der aus flachen Einschnitten aus pistacial entiscus, einer in Nordafrika, Südeuropa und den griechischen Inseln (Chios) einheimischen Terebinthacee, hervorquellende und in mehreren Sorten (mastiche electa seu in granis und mastiche in sortis) im Handel vorkommende Harzsaft; enthält Spuren eines ätherischen Oeles, das im wasserhaltigen Weingeiste lösliche, sauer reagirende Alphaharz und das nur im absoluten Alkohole, Aether und Terpentinöle sich lösende Betaharz oder Masticin; früher in weingeistiger Lösung gegen Katarrhe der Harn- und Geschlechtsorgane benutzt, jetzt nur noch zu Räucherungen, Zusatz zu Zahnkitten Zahntinkturen, Zahntropfen und als Kaumittel bei Athemgeruch" (Oskar Thamhayn, Arzneimittel für Zahnärzte, 2013 S. 210-292).

 

"Unter Zahnkitten verstehen wir Stoffe, die zum Ausfüllen hohler Zähne vom Publikum selbst benutzt werden. Es dienen hierzu entweder Mischungen aus Wachs und Harzen, gereinigte Guttapercha oder sehr konzentrirte Mastixlösungen, die mit Watte in den betreffenden kranken Zahn gesteckt wird. Zahnplomben, wie sie von den Zahnärzten benutzt werden, sind entweder Amalgame von Gold, Silber oder Kupfer oder sog. Cementplomben, hergestellt durch Vermischung ganz konzentrirter Chlorzinklösung mit Zinkoxyd, dem meist etwas feines Glaspulver zugesetzt ist; sie erhärten sehr rasch und werden ausserordentlich hart" (eLexikon, Drogisten-Praxis, Band 25, Seite 781).

 ***

Perubalsam (Balsamum peruvianum) ist ein dunkelbrauner, flüssiger Balsam von vanilleartigem Geruch und kratzendem, schwach bitterem Geschmack, der durch Anräuchern der von Rinde befreiten 10-jährigen Balsambäume (Myroxylon balsamum var. pereirae) nach Beendigung der Regenzeit gewonnen wird. Perubalsam findet sich NICHT fertig vorgebildet im Holz der Bäume, sondern er stellt ein pathologisches Produkt dar. Er findet u.a. Verwendung in der Medizin als Wundheilmittel, wobei die Therapie wegen der Gefahr der Allergisierung nicht länger als 1 Woche andauern soll. Der Name "Peru"-Balsam stammt von ganz früher, als Mittelamerika (zur Zeit der Eroberung Mittel- und Südamerikas durch die Spanier) insgesamt mit dem Namen Peru bezeichnet wurde. Der heutzutage im Handel anzutreffende Perubalsam stammt vielfach aus El Salvador.

Im 19. Jahrhundert wurde die Schokolade gelegentlich mit Perubalsam "gestreckt":

"Berlin. 17. August. Die häufig in letzter Zeit festgestellten Fälschungen der Lebensmittel haben in hohem Grade die Aufmerksamkeit der Regierung erregt. […] Zur Chocoladenbereitung verwendet man mitunter anstatt der theuren Cacaobohnen als Zusatz Perubalsam oder Storax, anstatt des Zuckers Melassesyrup oder Stärke. Zur Vermehrung der Masse führt man derselben Mehl von Getreide, Hülsenfrüchten, Castanien, gepulverte Cacaoschaalen, Gummigips, Kreide hinzu. Anstatt der Cacaobutter, welche man aus der Masse entfernt, wird Schmalz, Fett und Pflanzenöl genommen" (Luxemburger Wort vom 21.8.1877).

 ***

Die 11.5 cm hohen Fläschchen wurden am 25.10.2014 auf dem Flohmarkt am "Alten Hafen" in Innsbruck erstanden. Man beachte die eher seltene Beschriftung in Form einer Halskrause (frz. collerette).