Pharmazie


Tinktur (Arnika)

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In seinem "Compendium Salernis" schrieb Magister Salernus (+1167) erstmals von «brennendem Wasser», einem wahrscheinlich noch eher niedrigprozentiges Destillat, denn zwei entscheidende Verbesserungen wurden erst in den Jahrzehnten danach eingeführt, nämlich 

- die Kühlung und 

- das mehrfache Brennen (Rektifizierung). 

Thaddäus Florentinus (1223-1303) ist der Erste, der diese Verfahren beschreibt.

 

Erst mit seinem "Hochprozentigen" wurde die (alkoholische) Extraktion vieler Inhaltsstoffe möglich, die mit der bis dahin üblichen wässrigen Extraktion (mit heißem Wasserdampf) nicht möglich gewesen war.

 

 

Zur ArnikaTinktur

Es gab 2 Sorten von Arnika-Tinkturen: die gelbe (aus den Blüten) und die grüne (aus der ganzen Pflanze). Trotzdem finden wir auf keinem Glas den Vermerk "flava" oder "viridis". Der Grund für diese Absonderlichkeit ist folgender: die offizinelle Arnikatinktur ist immer der gelbe Auszug aus den Arnikablüten.

Arnikatinktur hat nach der Vorschrift der österr. Pharmakopoe VIII einen Alkoholgehalt von 68—69 Vol.%.

 

Innere Anwendung

Wie der Tee, wurde auch die Tinktur gelegentlich innerlich eingenommen: "Arnikatinktur darf nicht unverdünnt angewendet werden, sondern ist nach Bedarf mit Wasser zu versetzen. Besser noch als die gelbe, aus den Blüten bereitete Tinktur soll eine Arnikatinktur wirken, die aus der ganzen Pflanze einschließlich der Wurzel hergestellt und infolge des in ihr gelösten Blattgrüns grün gefärbt ist. Die Tinktur ist giftig und soll vorsichtig aufbewahrt werden. Es wird von durchaus urteilsfähigen und verläßlichen Beobachtern berichtet daß diese grüne Arnikatinktur erstaunlich günstig bei Quetschungen, bei Vorhandensein von schmerzenden Blutaustritten in und unter der Haut wirke, bei sogenannten »blauen Flecken«, ferner gegen die Folgen von Stößen oder Schlägen, die Haut oder Muskeln getroffen hatten. Gegen Verrenkungen oder gegen Knochenbrüche ist Arnikatinktur selbstverständlich wirkungslos. Quetschungen des Nagelbettes, die aller Voraussicht nach zur Loslösung und Abstufung von Nägeln an Fingern oder Zehen geführt hätten, sollen unter sachgemäßer Anwendung von Arnikatinktur heilen, ohne daß es zum Verluste der Nägel kommt. Ferner werden zur Pflege der behaarten Kopfhaut Waschungen mit arnikahaltigen Waschpulvern empfohlen. Die Tiermedizin verwendet Arnika zur Beseitigung der Folgen von Ueberanstrengung" (Neues Wiener Tagblatt (Wochenausgabe), 28. Mai 1932).

 

Auch bei Heiserkeit wurde die einnahme der Tinktur gelegentlich empfohlen: " (Die feuchten Novembernebel) bringen viele Halskrankheiten mit sich. Bei Heiserkeit nehme man fünf Tropfen Arnikatinktur in einem Glase Wasser, aber schluckweise, abends einen feuchten Halsumschlag und morgens eine Ganzwaschung und die Heiserkeit wird und muß sich lösen" (Wiener Hausfrauen-Zeitung, 15. November 1903 S. 447).

 

Äussere Anwendung

Arnika Tinktur wird zur äußerlichen Anwendung von stumpfen Verletzungen, Verstauchungen und Muskel- und Gelenkschmerzen eingesetzt. Dabei hat sich das Produkt als effektiv erwiesen, wenn die Tinktur mit Wasser 1:3 (1:5) verdünnt in Form von Umschlägen auf die betroffenen Stellen aufgelegt wird. Beliebt war und ist die Anwendung einer Arnikatinktur, die man früher oft recht selber machte. Sebastian Kneipp erwähnte sie wie folgt: „(..) ich halte sie für das erste Heilmittel bei Verwundungen und kann sie deshalb nicht genug empfehlen“.

 

Einst hat man sich die Arnikatinktur bedient, und zwar mit gutem Erfolge. Amählich trat aber deren Anwendung gegen Salmiak (Ammoniumchlorid) zurück, weil der Arnika nicht seiten Hautentzündungen im Gefolge hat, was beim Salmiakgeist niemals eintritt. Arnika-Tinktur darf nur auf intakte Haut aufgetragen werden und stets ausreichend verdünnt, da die Gefahr einer Wundrose besteht.

 

Ein umstrittenes Mittel: "In der „Hausapotheke“ fehlen die sehr schädlichen Arnikatinktur und Arnikasalbe nicht" (Wiener med. Wochenschrift Nr.45, 2. November 1929).

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