Pharmazie


Tropfflaschen (1)

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LH-Flaschen aus bernsteinfarbenem Buntglas

 

 

Schon das von ESMARCH 1877 vorgestellte sogenannte "Chloroformbesteck" (siehe Kapitel Anaesthesie), enthielt neben der Maske und der Zungenzange eine Tropfflasche mit Chloroform. Der Verschluss dieser Flasche war wenig zuverlässig. Jahre säter kamen Modelle in den Handel, die dichter waren und eine exaktere Dosierung ermöglichten.

 

Die ersten patentierten Tropfflaschen (1882) waren die


1) LH-Flasche. L = Hermann Lamprecht (1846-1909) und H = Georg Hirdes - die Erfinder der Flasche. Hirdes hatte ein Augenproblem (zuerst wurden die Flaschen für Augentropfen verwendet).

Die Tropfenzählert der Firma Lamprecht wurden an 3 Hüttenstandorten hergestellt.

- Gnarrenburg ( Marienhütte ),

- Breitenstein. Bei den Tropfenzählern aus Breitenstein wurde noch ein B mit ins Glas geprägt bzw eingegossen,

- Immenhausen bei Kasselund.

 

Leider sind die eleganten herzförmigen Stopfen aus dem Sortiment der modernen Glasbläsereien verschwunden und durchweg durch flache Stopfen ersetzt worden, die weniger zerbrechlich sind.

 

2) TK-Flasche. T = Isidor Traube aus Hannover/Berlin, K = August Kattentidt aus Gifhorn. (Abb. einer TK-Flasche im Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde, Bd. XIII Nr. 7, 1893 S. 228-229). "Diese Flaschen eignen sich namentlich für Kobaltnitrat, Nessler'sches Reagens, Indikatoren und andere nur in Tropfen zur Anwendung kommende Flüssigkeiten. Die Tropfen sind so gleichmässig, dass man mit der Flasche auch durch Zählen der Tropfen titriren kann. Die Specielle Einrichtung der Flaschen besteht darin, dass der mit flacher Platte versehene, eingeschliffene Stopfen in der Ebene der Platte einen vorspringenden Zapfen mit kreisförmiger Abtropffläche besitzt. Von der Abtropffläche geht ein ganz feiner Canal längs der Unterseite des Zapfens und dann an der Schlifffläche des Stopfens herab. Bei einer gewissen Stellung des Stopfens steht das untere Ende des feinen Saugkanälchens einer Ausbuchtung des Halses gegenüber, aus welcher dann die Flüssigkeit in diese feine Rinne eintritt.Um den für den Ausfluss nöthigen Zutritt der Luft in's Innere zu ermöglichen, befindet sich der erwähnten feinen Rille gegenüber eine zweite Rille auf dem konischen Theil des Stopfens, und der erwähnten Ausbuchtung des Flaschenhalses gegenüber eine zweite solche Ausbuchtung. Durch Drehen des Stopfens kann die Flasche ganz fest geschlossen werden. Die Flaschen können im übrigen ganz wie gewöhnliche Standgefässe benutzt werden" (E. Walter, ein Verfahren zur Reinigung von Alkohol 1891 S. 42).

 

Merke: LH-Flaschen besitzen einen herzförmigen Stöpsel und 1 (!) Rinne am Hals; TK-Flaschen haben einen flachen Kopf und 2 (!) Rinnen am Hals. Siehe 2 Beispiele im Kapitel "Anaesthesie" unter "Chloroform-Tropfflaschen),

 

Exponat
Zwei LH-Flaschen

- die große Flasche (im Boden die Zahl 100 eingegossen: 100 ml Fassungsvermögen), 13.5 cm hoch, aus dem Fundus der ehemaligen Drogerie Albert HOFFELD (1895-1976) in der Neuen Avenue in L.uxemburg, die bis 1989 von seinem Sohn Paul gen. Polo weitergeführt wurde ... Mein Dank von dieser Stelle an Frau Nelly Bichel aus Helmsange, der ich dieses Fläschchen verdanke.

- die kleine Flasche (im Boden die Zahl 30 eingegossen: 30 ml Fassungsvermögen. Auf dem Bauch in Hochrelief: LAMPRECHTS  LH), 10.5 cm hoch, ist ein Geschenk von Herrn Oliver Walter aus Arnsberg-Müschede, eines Besuchers dieser Homepage, der sie beim Renovieren eines Hauses aus dem 19. Jh. in der Zwischendecke fand, zusammen mit einer Zeitung von 1897. Ein großer Dank von dieser Stelle.