Pharmazie


Schubladen-Schildchen (2)

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    Deutlich seltener als schwarze Schildchen (für "Indifferentia") sind rote Schilder, die man gemäß "DAC Anlage K" auf Schubladen anbrachte mit sog. "Separanda", Arzneimitteln, die wegen ihrer starken Wirkung getrennt aufzubewahren waren! Beispiele: Acetonum, Aether, Barbitalum, Coffeinum, Flos. Convallariae, Pheno-barbitalum, Rhizoma Veratri, Tinctura Colchici.

  Noch seltener sind Schildchen mit weisser Aufschrift auf schwarzem Hintergrund. Mit einem solchen Schild gekennzeichnet mussten (bis vor kurzem) "Venena", hochgiftige Substanzen, gelagert werden und in einem abschließbaren Schrank verwahrt werden.

 

Vorgestellt wird ein Schildchen aus dem gleichen Konvolut wie (1), mit der Aufschrift FRUCT(us) COLOCYNTH(is).

 

Citrullus colocynthis (L.) Schrad. (syn. Citrullus officinalis, Colocynthis vulgaris, Cucumis colocynthis); Koloquinthe (syn. Pomaquinte, Alhandal, Koloquintenkürbis, Puriergurke, Teufelsapfel) wurde früher als drastisches Laxans, u.a. auch bei Ödemen und Hydrops, seltener bei Gicht, Rheuma und Neuralgien eingesetzt. Die Droge führt bei Überdosierung zu Entzündungen des Magen-Darm-Traktes, der Niere und Blase. Extrakte der Droge wurden zur Wanzen- und Mottenbekämpfung eingesetzt.

 

Die Frucht der im Mittelmeerraum wild wachsenden Pflanze war den antiken Ärzten bekannt, Plinius und Dioskurides erwähnen sie in ihren Schriften. Bei den Arabern war die Droge sehr gebräuchlich, und sie haben sie im Mittelmeergebiet auch verbreitet. Der Gattungsname Citrullus wurde wegen der den Orangen ähnlichen Früchte geprägt. Colocynthidis war der bereits im klassischen Altertum gebäuchliche Name für die Pflanze. Die getrockneten Früchte gehören zu den uralten Abführmitteln, ihre Nennung erfolgte bereits im Alten Testament im "4. Buch der Könige, 4. Kapitel".