Pharmazie


OPTALIDON

OPTALIDON
 

 

Nein, das Optalidon enthält kein Opium, auch wenn der Verkäufer "Am Hafen" in Innsbruck das dachte (April 2018).

 

1893 synthetisierte Hoechst sein Aminophenazon – ein Molekül, das in der Folge in einer Unmenge von Schmerzmitteln und Fiebersenkern eingesetzt wurde. Als Erfinder gelten Friedrich Stolz (1860-1936) und Ludwig Knorr (1859-1921). 1897 brachte Hoechst sein Aminophenazon als Pyramidon® auf den Markt. 

 

Auch im 1929 entwickelten Optalidon seines Konkurrenten Sandoz, welches 1930 in den Handel kam (Rudolf Nussmann. Dtsch.med.Wschr. 56, 1175 (1930) war Aminophenazon enthalten.

 

Zur Kombination

"Es ist bekannt, daß Purinkörper wie Koffein oder Theobromin sedative Effekte zu steigern vermögen, indem sie die Durchlässigkeit der Zellen für das Sedativum und damit dessen Wirkung erhöhen. Dies wurde 1929 zuerst im Optalidon therpautisch ausgewertet, einer Kombination eines Barbitursäurederivates mit Pyramidon und Koffein" (Süddeutsche Apotheker-Zeitung 1932 Nr.63S.437)1931 berichteten W. GLOOR und K. ROHR in der Schweizer Med. Zschr. von dem neuen Schmerzmittel, dem Optalidon.

"Als ein Mittel zur Schmerzbekämpfung sei das neue Kopf schmerzmittel Optalidon erwähnt, das eine vorzügliche Arznei gegen den „Kater" darstellt und ihn, wenn es vor dem Schlafengehen eingenommen wird, gar nicht aufkommen läßt" (Salzburger Volksblatt, 22. Aug. 1934) - die Österreicher interessierte der Kater mehr als alles andere!

 

"ln allen Fällen bewährte sich in meiner langjährigen Praxis am besten das Optalidon. Dieses von der Chemischen F’abrik, vormals Sandoz in Basel in den Handel gebrachte Präparat, das gleichfalls eine Mischdroge ist und als Dragees in Verwendung kommt, deren jedes aus Sandoptal (Isobutylbarbitursäure 0,05), Dimelhylamino-phenazon 0,125, Coffein 0,025) besteht, also kein Opiat enthält, hat mir bei allen schmerzhaften Zuständen chronischer Krankheiten die allerbesten Dienste geleistet. Zwei Dragees genügen, um selbst heftige Schmerzen von Prostatikern, von mit Blasenleiden behafteten, bei lanzinierenden Schmerzen der Tabiker, bei Ischias und anderen Neuralgien zeitweilig zum Verschwinden zu bringen und abends vor dem Schlafengehen genommen die Nachtruhe dieser Patienten zu gewährleisten. Das Mittel kann monatelang genommen werden ohne irgend eine schädliche Nachwirkung zu erzeugen und kann sofort ausgesetzt werden, wenn nach der Behebung der Krankheit die Schmerzen aufhören. Auf Grund meiner nun mehrjährigen Erfahrung kann ich dieses Mittel im Interesse der leidenden Menschheit allen Kollegen auf das wärmste empfehlen" (Ludwig Frey, Schweiz. Mediz.Wochenschrift 1935 Nr.24 S.671; Nr.33 S.917). 


Das "Optal" kommt also vom Sandoz-Vorläufer-Produkt, dem Beruhigungsmittel  Sandoptal 

 


Exponat

Wegen seiner schweren Nebenwirkungen wurde der Verkauf amino-phenazon-haltiger Medikamente in Österreich ab dem 1. Jänner 1992 verboten und durch Prop-oxy-phenazon ersetzt. Das Etikett auf unserm Fläschchen enthält leider keine Inhaltsangaben, bzw. das Etikett auf der Rückseite fehlt. Doch dürfte der Inhalt noch der alten Rezeptur entsprochen haben.