Pharmazie |
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Reibschale (3) |
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Die Reibschale war das charakteristische Gefäß der römischen Küche. In ihr wurden Körner und Gewürze zerrieben, Saucen angerührt oder auch Teig geknetet. Reibschalen gab es in sehr unterschiedlichen Größen. Das größte in Rheinzabern gefundene Exemplar besaß einen Durchmesser von 90 Zentimetern.
"Unter einem Pistill versteht man ein Werkzeug, mit dem Reibegut in einer Reibschale zerkleinert wird oder das zur Herstellung von Salben und Cremes in einer Fantaschale genutzt wird. Bei dem Pistill zur Nutzung in einer Reibschale ist die Arbeitsfläche (das kugelförmige Ende) angerauht um die Reibung zu vergrößern. Der Pistill zur Herstellung halbfester Zubereitungen in der Apotheke dagegen ist glatt" (Wikipedia). Der Pistill ist nicht mit dem Stößel zu verwechseln, der bei einem Mörser Verwendung findet.
Exponat Der hier vorgestellte, 38 cm lange, Pistill stammt aus der Apotheke Engeldinger in Esch-Alzette; um 1950. |
Pharmazie |
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Reibschale (4) |
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Die passende Keule, die zum Zerstampfen und Zerreiben der Ware in der Reibschale benutzt wurde, besteht zumeist aus einem Porzellankopf mit Holzgriff - die Reibschalen sind meist aus Porzellan und besitzen an der Innenfläche eine rauhe Oberfläche. Der hier verwendete Pistill ist ebenfalls an der Arbeitsfläche angerauht. Reibschale und Pistill müssen für einen effektiven Gebrauch so abgestimmt sein, dass der Wölbungsradius der Innenfläche der Reibschale immer größer ist als der Wölbungsradius der Arbeitsfläche des Pistills. Nur so lässt sich das Entstehen von "Toträumen" während der Arbeit vermeiden. Vorgestellt werden Pistille aus Glas (engl. „glass pestle“, frz. pistil, lux. „Stéisser“)
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Pharmazie |
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Reibschale (5) |
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Ein Kapitel "Pistillologie"
Exponate Vorgestellt werden v.o.n.u.: - 2 Pistille zum REIBEN, aus Porzellan, - 1 Stößel zum STOSSEN, aus Eisen - 1 Stößel aus Bronze,
Länge zw. 18 und 28 cm, alle stammen aus der ehemaligen Apotheke A. ENGELDINGER aus Esch/Alzette. |
Pharmazie |
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Reiseapotheke (01) |
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Das Besondere an dieser, am 26.2.1904 von Neuenahr nach München verschickten AK ist der Text: Felix v. OEFELE schreibt an seinen Freund BASSERMANN über seine Erfahrungen mit einer von ihm konzipierten Fotokopieranlage. Die Ansichtskarte belegt das Interesse OEFELE’s an orientalischer Medizin. In der „Belle Epoque“ war eine wahre Aegyptomanie ausgebrochen. OEFELE erwähnt besagte Reiseapotheke in seiner Arbeit "Vorhippokratische Medizin Westasiens, Aegyptens u. der mediterranen Vorarier" in: Handbuch der Geschichte der Medizin von Th. Puschmann, Jena 1902 S. 76: OEFELE liess den Papyrus EBERS durch seinen Biblithekar vermessen: Weitere Arbeiten von OEFELE:
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Pharmazie |
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Reiseapotheke (02) |
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Im 18. Jahrhundert gehörten häufige und ausgedehnte Ortswechsel zu den Gepflogenheiten adeliger Kreise. Um nicht auf den gewohnten Komfort verzichten zu müssen, führte man kostbares Reiseservice, Kosmetika oder Arzneimittel in edlen kastenartigen Behältnissen mit. Abhängig von der Zahl der Reisenden gab es kleine und große Reiseapotheken. Der Hofstaat führte auf seinen Reisen eine recht große Truhe als Reiseapotheke (frz. coffret de pharmacie) mit sich. Oft wurden die Medikamente seiner Durchlaucht in wertvollen Behältern aus Mahagoni aufbewahrt. Manche Apotheken enthielten sogar chirurgische Instrumente, Thermometer, Bestecke für den Aderlass, kleine Waagen, einen Mörser mit Stößel und unterschiedliche Messbecher. Ähnlich opulent waren auch die Reiseapotheken von Landärzten ausgestattet, denen ausnahmsweise hie und da gestattet wurde, Medikamente an ihre Patienten abzugeben. In Luxemburg beantragte ein Arzt aus dem Ösling eine solche Dispens - diese wurde abgelehnt! Was aber gehörte in eine gewöhnliche Taschenapotheke? Zur Zeit der Postkutsche gehörten Mittel gegen Ohnmacht, Durchfall sowie blutstillende Flüssigkeiten hinein. Außer dem obligatorischen Riechfläschchen ließ sich in einer Kutsche bequem ein größerer Kasten mitführen mit Wässerchen (etwa Salmiakgeist und Weinessig) und Pülverchen (wie Rhabarberwurzel und Salpeter) gegen Übelkeit, Verstopfung oder schwache Nerven und vieles andere mehr. Hier ein Sortiment aus dem Besitz des Hypochonders Mozart: "Aus zwanzig Briefen von Mozart und Aufzeichnungen seines pharmakotherapeutisch bewanderten Vaters Leopold sowie aus anderen Quellen geht hervor, dass Mozart schon von Kindheit an bei jeder nur denkbaren Gelegenheit aus der familieneigenen Haus- und Reiseapotheke im Laufe der Zeit mindestens 22 verschiedene Arzneien einzeln oder in Form von Mischpulvern (so genannte Markgrafen-, Schwarz-, Digestiv- oder Kardinalpulver) eingenommen hat und damit kurz vor seinem Tode noch „unaufhörlich medizinierte“. Von seinen Ärzten, die der I. Wiener Medizinischen Schule verpflichtet waren, wurden ihm neben einigen Drogen Salze von Quecksilber (Sublimat oder Kalomel), Antimon (Brechweinstein) oder Arsen (zum Beispiel in Fowlerscher Lösung ) verordnet" (Dtsch. Ärztebl. 2006; 103(4): A-172 / B-148 / C-147). Nicht nur mit der Zeit, auch mit dem Reiseziel änderte der Inhalt der mobilen Apotheken. Wer in die Tropen reiste nahm andere Mittel mit auf den Weg, ale einer, der eine Bergtour plante. So empfahl der Österreichische Alpenverein seinen Mitgliedern1863: Es ist klar, dass der Inhalt der Notfallkästchen laufend abgewandelt wurde, in Abhängigkeit mit den Fortschritten der Medizin. 1929 empfahl eine luxemburgische Tageszeitung folgenden Inhalt: Ein kleines Besteck aus dem 19. Jahrhundert im Thunderbird Park (RBCM : HH988.3.39) mit 6 Fläschchen enthielt "sulfate de quinia, purgatif à base de plantes, de phosphore, acide arsenical und sulfate de morphia) (https://www.royalbcmuseum.bc.ca/exhibits/tbird-park/html/fr/pre/medartfs.htm). Die in der "Pharmacie normale" von Pradel & Paquignon 1889 empfohlene "Pharmacie de poche" zu 14 francs enthielt "Acide phénique, Eau de mélisse, Extrait de Saturne, Teinture d'arnica und Ether". Das grössere Modell zu 26 francs, dem unsrigen Modell sehr ähnlich, enthielt "Acide phénique, Teinture d'arnica, Ether, Baume du Commandeur, Collodion, Eau de mélisse, Extrait de Saturne, Vinaigre anglais, Laudanum Sydenham, Alun pulvérisé, Rhubarbe pulvérisée". Zur vorgestellten Medikamententasche ad 2. Vinaigre anglais war hochprozentiger, parfümierter Essig: "In einen Liter 60%igen Alkohol mischte man 100 g kristalline Essigsäure, 10 g Kampfer, 10 Tropfen Lavendelessenz, 20 Tropfen Nelkenessenz, 20 Tropfen Kanneel und übergoss alles mit 2 Liter Essig". ad 3. Acide phénique, auch Phenol. Wegen seiner bakteriziden Wirkung wurde es früher als Desinfektionsmittel eingesetzt. Sir Joseph Lister setzte es zuerst als Antiseptikum bei der Wunddesinfektion ein; wegen seiner hautirritierenden Wirkung wurde es aber in der Chirurgie bald durch andere Antiseptika ersetzt. Phenol verursacht auf der Haut chemische Verbrennungen und ist ein Nerven-/Zellgift. ad 4. Bei der Fabrikation von Diäthylaether, gemein als "Äther" bezeichnet, wurde Schwefelsäure eingesetzt, daher die Bezeichnung "éther sulfurique", um ihn von andern Aethern abzugrenzen. Äther war lange Jahre ein äusserliches Desinfektionsmittel. Äusserlich auf rheumatische Leiden, Nervenentzündungen und Wunden getrâufelt oder eingerieben brachte er schmerzlindernde Kühlung. Innerlich genommen (4-30 Tropfen am Tag und mehr) war er ein Aufputschmittel: man tropfte etwas Äther auf ein Stück Zucker, fertig war das Dopingmittel unserer Grossväter. In der Medizin wurde das Mittel vielfâltig eingesetzt: zur Wiederbelebung, gegen Herzschmerzen, bei asthmatischen Anfällen, heftigen Hustenattacken und Schluckauf, bei Darmkrämpfen, zur Beruhigung von zahnenden Kindern u.s.w.. In überhöhter Dosis führte das Aethertrinken zu Darmlähmung und Schläfrigkeit ... ad 5. Wismut war am Ende des 19. Jahrhunderts Bestandteil von Wundpulvern (z. B. Dermatol). Seit den 1920er Jahren fand es Verwendung als Mittel gegen die Syphilis. Seit Jahrhunderten aber wurde Wismut bei Magengeschwüren eingesetzt, Wismut tötet Keime - auch den damals noch nicht identifizieten Helikobakter. In der Reisetasche hatte das Mittel folglich seinen Platz gegen Leib- und Magenschmerzen ... ad 6: Chinin wurde 1823 vom Apotheker Friedrich Koch in Oppenheim erstmals im industriellen Maßstab aus der Rinde von Cinchona-Arten gewonnen. Es wirkt schmerzstillend, in unmittelbarer Umgebung betäubend und fiebersenkend. |
Pharmazie |
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Reiseapotheke (03) |
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Homöopathische Medikamente werden klassisch in Form von Streukügelchen (Globuli) gehandelt; diese kleinen Kügelchen bestehen aus Saccharose und Laktose, und sind mit der betreffenden Dilution des Heilmittels "befeuchtet"; gewöhnlich wird eine Dosierung von 5 Globuli verschrieben, die der Patient unter der Zunge zergehen lässt.
Immer wieder erquickend ist auf Reisen ein Globulum aus der handlichen Taschenapotheke des „Dr. W.SCHWABE, Leipzig“.
Der Apotheker und Weltreisende, Geheimrat Dr. Willmar SCHWABE (1839-1917), hatte 1866 in Leipzig das erste homöopathische Gross-unternehmen gegründet, ein Betrieb, der, vom Ururenkel André Schwabe geleitet, immer noch eifrig produziert…
Das Museum der Pariser Universität Paris-Ve stellt die "trousse homéopathique DERODE" des Arztes Paul GACHET (1828-1909) aus, der einst den Maler Vincent Van Gogh (1853-1890) behandelte ... Link
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Pharmazie |
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Reiseapotheke (04) |
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Die im geschlossenen Zustand 172x72x23 mm grosse Taschenapotheke "Hilf Schnell" der Firma DERMOFIX, [Alleinvertrieb Firma J. Scheidig aus Fürth i. Bayern] enthielt Mit dem Kautschukpflaster wandte sich der Hersteller an den Radler, mit dem Nähzeug näherte sich der Inhalt arg den banalen Reise-Etuis der Hausfrauen, mit denen sie auf die Schnelle einen abgerissenen Knopf festnähen konnten... Heute undenkbar: das Kopfschmerzmittel mit dem nicht deklarierten Inhalt - vermutlich ASPIRIN... |
Pharmazie |
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Reiseapotheke (05) |
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Fläschchen, stosssicher in einem Messingbehälter verpackt. Letzterer auf dem Schraubdeckel markiert "DOWN Brs. London". Diese Firma belieferte den medizinischen Markt ab 1874, nannte sich ab 1903 "Down Brs. limited". St Thomas' Street, Borough / London. Bei Alexis PECK findet man ein fast identisches Ensemble mit der Notiz: "A c. 1900 antique chloroform glass bottle within its original protective screw-open metal canister. The lid to the case is hand-engraved: Chloroform]" wobei in der Tat Chloroform auf dem Deckel eingraviert ist ... anstelle von Down Brs.. Das "Medical Museum" der "British Columbia Medical Association" besitzt ein ähnliches 9,9 cm hohes, 4 cm im Durchmesser grosses Metallgefäss und schreibt dazu: "Screw top metal container used to carry medicine bottle.; Bottle Holder, 1911-1950". Ein zweites Gefäss trägt die Notiz: "Stoppered narrow mouth glass bottle in a metal screw-cap container". |
Pharmazie |
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Reiseapotheke (05b) |
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Set von 2 Messingbehältern mit passenden Glasflaschen. Stöpsel eingeschliffen.
Im Innern der Messing-schraubdeckel befindet sich eine Federung, die verhindert, daß sich die Glasdeckel lockern. Keine Punzierung
Herkunft: Flohmarkt Völs 8/2018 |
Pharmazie |
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Reiseapotheke (06) "armarium pigmentariorum" |
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Die grosse Tradition der prunkvollen "pharmacies de voyage" des 17.-18. Jahrhunderts fand Anfang des 20. Jhs. ein eher klägliches Ende, als der Apotheker SECQUES aus Paris, 11 quai de Montebello, bei dem Fabrikanten A. Gravier, der an der gleichen Adresse wohnte, einen Holzkasten bauen liess, der als "Pharmacie Portative", verkauft wurde. Die SECQUES'sche Apotheke wies eine Arretierung auf, die ein Kippen des Deckels über 90° hinaus verhinderte.
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Pharmazie |
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Reiseapotheke (07) |
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Kleine Reiseapotheke 16.5x10.0x5.00 cm mit Originalfläschchen:
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Pharmazie |
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Reiseapotheke (08) |
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Seit der Erfindung der Noppenfolie Ende der 50er Jahr kennen wir das leidige Problem der Verpackung von zerbrechlichem Material eigentlich nur noch marginal. Umso interessanter erscheint daher der Blick in das "alte Repertoire": einen Transportbehälter aus Metall haben wir unlängst vorgestellt, heute zeigen wir einen Behälter aus gedrechseltem Buchsbaumholz, signiert "MAW Son & Thompson London" Höhe 12,5 cm, Durchmesser 6,3 cm.
Zur Herstellerfirma Das Firmenlogo auf unserem Behälter hätte "Ch. MAW & Thompson" lauten können, offenbar aber hing Charles so sehr an seinem Vater, dass er vorzog, als "S.MAW Son" zu fungieren ! Schon das Firmenlogo in Holz zu gravieren erscheint wie ein kleines Wunder: wie zum Teufel hat man um 1900 eine so feine Gravur - ohne computergesteuerten Laserstrahl - hingekriegt ?
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