Pharmazie


Theriak (2)

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Das von Nero's Arzt Andromachos entwickelte Allheilmittel "Theriak" wurde bis ins 19. Jhrhundert in den Apotheken Europas nachgebrutschelt. Hier der bleierne Verschluß einer Theriakdose aus dem 17/18. Jahrhundert, aus der berühmtesten aller Apotheken Venedig's, der "Testa d'Oro". Durchmesser 2.3 cm, Gewicht 12 g.
 
(li. Bildhälfte mit dem Profilbild des Andromachos und dem Schriftband (beginne bei 12:00 im Uhrzeigersinn: "THE(riaca) F(ina) ALLA TESTA D'ORO IN VEN(etia), re. Bildhälfte mit der Innenseite des Kapselverschlusses).


Herkunft: gefunden mittels Magnetsucher in einem Wald bei Eisenstadt/NiederÖsterreich, in dem die Fürsten von Esterhazy zur Jagd gingen ...

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Thermogen-Watte

 

 

   In keinem luxemburger Haushalt fehlte früher eine Rheumawatte. Im 19. Jahrhundert war es die Watte von "Dr. Pattison": "das bewährteste Heilmittel gegen Gicht und Rheumatismen aller Art, als: Gesichts-, Brust-, Hals - und Zahnschmerzen, Kopf-, Hand- und Kniegicht, Gliederreißen, Rücken- und Lendenweh ... bei F. Heldenstein, Apotheker; unb Weckbecker-Heldenstein, Apotheker" (Luxemburger Wort vom 11.10.1868).


Diese Watte war auf einer Seite mit weingeistigem Sandelholzauszug, der mit ein wenig Perubalsam und Benzoeharz parfümiert war, rotgefärbt (Meyers Konversationslexikon).

 

Im 20. Jahrhundert war es die "Ouate révulsive" LE THERMOGENE, die man auf schmerzende Gelenke legte "bei Rheuma und Seitenstich oder auf den Brustkorb bei Husten".

 

"Charles Vandenbroeck, un pharmacien bruxellois, commença à fabriquer de l'ouate thermogène, en 1898, à Forest. Cappiello, un publiciste parisien, créa l'affiche du Pierrot crachant le feu".

 

Die Watte war imprägniert mit

- Capsici extract. 4 gr. p.c. Extractum Capsici: Paprika, roter Piment, spanischer Pfeffer - von den Apothekern Blähfrucht genannt (capsici fructus). Das aus Mittelamerika bei uns eingeführte Kraut enthält das scharfe Capsaicin. Innerlich dient sie als Verdauungshilfe, äusserlich in Form von galenischen Präparaten gegen Rheuma. Süsse Paprikaformen werden als Gemüse gegessen.

Eosinum roter Farbstoff.

- Gossypium dépurat - eine völlig andersartige Zusammensetzung als die Watte des Dr. Pattison! Hergestellt wurde sie von der Fa. Vandenbroeck & Cie in Gastuche in Belgien. Stolz konnte man auf die Verpackung schreiben "Adoptée dans les Hôpitaux de Bruxelles". Gossypium: aus dem malvengewächs Gossypium gewonnene Baumwolle. Die Beschriftung auf der Verpackung bezeichnet die Watte als "ouate révulsive". Unter der révulsion versteht man eine "Umstimmung": "acte thérapeutique consistant à produire un afflux sanguin dans un point plus ou moins éloigné d'un organe malade, das le but de dégager cet organe. La révulsion peut s'obtenir directement (ventouse, saignée) ou indirectement par des agents qui produisent un travail pathologique particulier (Vésicatoire, séton, cautère)".

 

Die Thermogene Watte bewirkte also weit mehr als nur eine lokale Erwärmung eines arthrotischen Gelenkes. Sie war Teil einer komplexen Umstimmungstherapeutik, und stand in der Liinie der Aderlassgläser und des Baunscheid'schen Lebensweckers... 

 

Etwas abfällig schreibt Albert S. Lyons zu diesem Mittel: "Von Medikamenten und Geräten, die damals keiner Kontrolle unterlagen, liess sich alles mögliche behaupten. Die Reklame für "Le Thermogène" versprach Heilung von Rheumatismus und andern Beschwerden durch Wärme".

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Tincturengläser

Apothekengläser, um 1900 

Unzählige Tincturen wurden hergestellt, sowohl Auszüge auf Aetherbasis als auch solche auf Alkoholbasis ("alcoolatures" der Franzosen). Zuweilen waren Aether und Alkohol wirksamer als die in ihnen gelösten Öle...

Tinkturen sind weingeistige oder ätherische Auszüge aus allen erdenklichen Pflanzen, aber auch aus Tieren (Kanthariden, Moschus).

Vorgestellt werden drei Flaschen für Tinkturen:

  • Tinctura HYOSCYAMI (teinture de jusquiame) aus den Blättern des Bilsenkrauts. Sie diente als Schlafmittel.
  • Tinctura IPECACUANA aus der Brechwurzel (Brechveilchen), einer im 17. Jh. aus Südamerika (Paraguay) eingeführten Pflanze. Die Tinktur diente als Expectorans.
  • Tinctura LOBELINA aus Lobelia-Kraut. Seit 1840 in Europa als Expectorans und Asthmamittel benutzt

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Tinktur (Arnika)

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In seinem "Compendium Salernis" schrieb Magister Salernus (+1167) erstmals von «brennendem Wasser», einem wahrscheinlich noch eher niedrigprozentiges Destillat, denn zwei entscheidende Verbesserungen wurden erst in den Jahrzehnten danach eingeführt, nämlich 

- die Kühlung und 

- das mehrfache Brennen (Rektifizierung). 

Thaddäus Florentinus (1223-1303) ist der Erste, der diese Verfahren beschreibt.

 

Erst mit seinem "Hochprozentigen" wurde die (alkoholische) Extraktion vieler Inhaltsstoffe möglich, die mit der bis dahin üblichen wässrigen Extraktion (mit heißem Wasserdampf) nicht möglich gewesen war.

 

 

Zur ArnikaTinktur

Es gab 2 Sorten von Arnika-Tinkturen: die gelbe (aus den Blüten) und die grüne (aus der ganzen Pflanze). Trotzdem finden wir auf keinem Glas den Vermerk "flava" oder "viridis". Der Grund für diese Absonderlichkeit ist folgender: die offizinelle Arnikatinktur ist immer der gelbe Auszug aus den Arnikablüten.

Arnikatinktur hat nach der Vorschrift der österr. Pharmakopoe VIII einen Alkoholgehalt von 68—69 Vol.%.

 

Innere Anwendung

Wie der Tee, wurde auch die Tinktur gelegentlich innerlich eingenommen: "Arnikatinktur darf nicht unverdünnt angewendet werden, sondern ist nach Bedarf mit Wasser zu versetzen. Besser noch als die gelbe, aus den Blüten bereitete Tinktur soll eine Arnikatinktur wirken, die aus der ganzen Pflanze einschließlich der Wurzel hergestellt und infolge des in ihr gelösten Blattgrüns grün gefärbt ist. Die Tinktur ist giftig und soll vorsichtig aufbewahrt werden. Es wird von durchaus urteilsfähigen und verläßlichen Beobachtern berichtet daß diese grüne Arnikatinktur erstaunlich günstig bei Quetschungen, bei Vorhandensein von schmerzenden Blutaustritten in und unter der Haut wirke, bei sogenannten »blauen Flecken«, ferner gegen die Folgen von Stößen oder Schlägen, die Haut oder Muskeln getroffen hatten. Gegen Verrenkungen oder gegen Knochenbrüche ist Arnikatinktur selbstverständlich wirkungslos. Quetschungen des Nagelbettes, die aller Voraussicht nach zur Loslösung und Abstufung von Nägeln an Fingern oder Zehen geführt hätten, sollen unter sachgemäßer Anwendung von Arnikatinktur heilen, ohne daß es zum Verluste der Nägel kommt. Ferner werden zur Pflege der behaarten Kopfhaut Waschungen mit arnikahaltigen Waschpulvern empfohlen. Die Tiermedizin verwendet Arnika zur Beseitigung der Folgen von Ueberanstrengung" (Neues Wiener Tagblatt (Wochenausgabe), 28. Mai 1932).

 

Auch bei Heiserkeit wurde die einnahme der Tinktur gelegentlich empfohlen: " (Die feuchten Novembernebel) bringen viele Halskrankheiten mit sich. Bei Heiserkeit nehme man fünf Tropfen Arnikatinktur in einem Glase Wasser, aber schluckweise, abends einen feuchten Halsumschlag und morgens eine Ganzwaschung und die Heiserkeit wird und muß sich lösen" (Wiener Hausfrauen-Zeitung, 15. November 1903 S. 447).

 

Äussere Anwendung

Arnika Tinktur wird zur äußerlichen Anwendung von stumpfen Verletzungen, Verstauchungen und Muskel- und Gelenkschmerzen eingesetzt. Dabei hat sich das Produkt als effektiv erwiesen, wenn die Tinktur mit Wasser 1:3 (1:5) verdünnt in Form von Umschlägen auf die betroffenen Stellen aufgelegt wird. Beliebt war und ist die Anwendung einer Arnikatinktur, die man früher oft recht selber machte. Sebastian Kneipp erwähnte sie wie folgt: „(..) ich halte sie für das erste Heilmittel bei Verwundungen und kann sie deshalb nicht genug empfehlen“.

 

Einst hat man sich die Arnikatinktur bedient, und zwar mit gutem Erfolge. Amählich trat aber deren Anwendung gegen Salmiak (Ammoniumchlorid) zurück, weil der Arnika nicht seiten Hautentzündungen im Gefolge hat, was beim Salmiakgeist niemals eintritt. Arnika-Tinktur darf nur auf intakte Haut aufgetragen werden und stets ausreichend verdünnt, da die Gefahr einer Wundrose besteht.

 

Ein umstrittenes Mittel: "In der „Hausapotheke“ fehlen die sehr schädlichen Arnikatinktur und Arnikasalbe nicht" (Wiener med. Wochenschrift Nr.45, 2. November 1929).

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Gewürztinktur

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Eine Tinktur (lat. tinctura, das Färben, Abkürzung Tct. oder Tinct.) ist ein mittels Mazeration oder Perkolation aus pflanzlichen oder tierischen Grundstoffen hergestellter Extrakt, ein alkoholischer Auszug aus pflanzlichem oder tierischem Material. Als Extraktionsmittel ist nach dem Europäischen Arzneibuch nur die Verwendung von Ethanol in geeigneter Konzentration zugelassen.

 

Exponat

TINCT: AROMAT: Farblose Apotheker-Stöpselflasche. 12.5 cm hohe (ohne Stöpsel) Vierkantflasche mit Stopfen, Hefteisenabriss weggeschliffen. Bis zum Halsansatz überstochen. Unregelmäßig ausgebogener, leicht verdickter Mündungsrand. Schulter, Hals, Stopfen, Seiten, Kanten und Boden geschliffen und poliert. Eingebranntes, weißes Emailleschild in der Form eines Schweizer Schildes mit goldenem Rand. Schwarz signiert.

 

Die Zusammensetzung der Aromatischen Tinktur variierte von Land zu Land:

 

Tinctura aromatica. Die Gewürztinktur besteht aus: Zimtkassie, vier Lot, Gewürznelken, Cardamum, Galgant und Ingwer, von jedem ein Lot, Weingeist zwei Pfund; welche Mischung digeriert und filtriert wird. Die Dosis ist: 30 bis 40 Tropfen mit Wein. „Bei Magenschwäche, Magenverschleimung, Blähungen leistet sie gute Dienste, wenn man einen Teelöffel voll mit Wein oder Branntwein nimmt. Auf Reisen, wo durch Regenwetter, kühle Nächte oft Durchfälle in Folge von Erkältung vorkommen, ist das Mittel unentbehrlich. Die Quantität mag drei bis vier Lot betragen“ (G.F. Most, Enzyklopädie der Volksmedizin 1843).

Also eine „tinctura composita“ aus mehreren Pflanzen

 

ÖAB, 12 T. Ceylon­zimtrinde, 6 T. Ingwerwurzel, 2 T. Gewürznelke, 100 T. verd. Ethanol; Mazeration; Farbe rot­braun;

 

Ph.Helv., 10.0 T. Ceylon­zimtrinde, 5.0 T. Ingwerwurzel, 2.0 T. Gewürznelke, 3.0 T. Galgantwurzel; Perkolation mit Ethanol 70 %.Unter „Magenverschleimung“ verstand man eine Gastritis, eine Magenschleimhautreizung …

 

 

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Tinktur, Kappenflasche

Apothekenflasche mit "bell cover", Glockenbecher als Abdeckhaube 

 

Unter Tinktur versteht der Apotheker einen Extrakt aus pflanzlichen oder tierischen Grundstoffen, der mit Ethanol (meist 70 %ig, auch Äther, Spiritus aethereus, Aceton oder Wasser) hergestellt wurde. Die beiden verschiedenen Herstellungsverfahren heißen Mazeration und Perkolation. Daneben werden auch alkoholische Lösungen solcher oder anderer Grundstoffe als Tinktur bezeichnet (z. B. Iodtinktur).

 

1531 machten die spanischen Eroberer in Peru die Bekanntschaft mit dem - für die Eingeborenen heiligen - Kokastrauch. Der Saft der Blätter half den Bewohnern der Hochgebirge, die dünne Luft besser zu ertragen. Tinctura Cocae wird aus dieser Kokapflanze gewonnen. Eine braune, leicht bitter schmeckende Substanz, die am Gehirn stimulierend und am Magen beruhigend wirkt.

 

1859 liess sich der Göttinger Arzt und Chemiker Friedrich WÖHLER (1800-1882) von dem Weltreisenden und Naturforscher Karl von SCHERZER (1821-1903) Kokablätter schicken und übergab sie seinem Doktoranten Albert NIEMANN (1834-1861) zur Analyse, um den Wirkstoff zu ermitteln. Dieser hatte Erfolg und konnte 1860 mit seinen Untersuchungen promovieren - und den kristallin sauber dargestellten Wirkstoff "Kokain" taufen. Die Bezeichnung „Kokain“ gibt es also streng genommen erst, seit die Wirksubstanz in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts chemisch isoliert werden konnte. Der Konsum von Kokain aber reicht de facto bis zu den Inkas, sehr wahrscheinlich sogar noch weiter zurück.

 

In Europa brach eine wahre Hysterie aus, alle nur erdenklichen Krankheiten meinte man mit Kokablättern therapieren zu können. Schon bald nach ihrer Reindarstellung wurde Kokain zur Behandlung von Depressionen und zur lokalen Betäubung vor allem bei Augenoperationen eingesetzt - schon NIEMANN hatte dessen lokalanaesthetische Wirkung auf die Zungenschleimhaut erkannt.

 

Gut 25 Jahre nach ihrer Entdeckung wurde Kokain in den USA einem Getränk zugesetzt, das unter dem Namen Coca-Cola als Allheilmittel vermarktet wurde - bis 1903 enthielt 1 Liter Coca Cola etwa 250 mg Kokain! Aufgrund der sich häufenden Todesfälle im Zusammenhang mit kokainhaltigen Getränken wurde der Kokainzusatz in Getränken jedoch 1914 gesetzlich verboten.

 

 

Exponat

Vorgestellt wird ein 220 mm hohe Kappenflasche für Koka-tinktur.

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Trippersalbe

 

 

Die Firma BARIKOS wurde 1861 eröffnet. Nun gehört sie zu dem Kölner Unternehmen BartelsRieger GmbH. BartelsRieger GmbH hat eine über 150-Jährige Historie und ist für Atemschutztechnik bekannt.

 

 

Exponat

Vorgestellt wird ein "Appareil préservatif "BARIKOS" déposé. Die Schutzeinrichtung gegen venerische Erkrankungen stammt aus den Restbeständen der Droguerie Bertogne/Großgasse Luxemburg und wurde in den 50-ziger Jahren gegen die Übertragung der Blenorrhagie, Schanker und Syphilis empfohlen. Kaufpreis damals 4 Franken ...

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Apothekenflasche 1914

 

Die Hohenzollernapotheke von Heinrich LAURENTZ in der Lessingstrasse in Bonn gibt es nicht mehr. "Nur" Berlin, Bisingen, Gelsenkirchen, Hagen, Heidelberg, Köln, Krauchenwies, Ludwigshafen, München, Münster, Pforzheim und Spandau haben noch Hohenzollernapotheken - letzte Belege für die einstige Bedeutung dieses Herrscherhauses.

Zum Patienten
Frlein stud. Fröhlich - eine Studentin ...

Zur Flasche
16.6 cm hohe sechseckige Enghals-Flasche aus Braunglas, Verschluss mittels Stöpsel. Auf der Standfläche die Zahl 250 für den Flascheninhalt. Bis ins 19. Jahrhundert spielte die Form der Apothekerfläschchen eine entscheidende Rolle: runde Flaschen enthielten in erster Linie Tropfen, die geschluckt wurden. Sechseckige Flaschen hingegen enthielten Flüssigkeiten, die zur äußeren Anwendung gedacht waren.

Zum Inhalt
Am rechten Rand des Etiketts war der Inhalt der Flasche deklariert:

  • Hydr (argyrum) bichl(oratum) corr(osivum) 0.1
  • Ol. Ricin.
  • Glycerin aa 2,5
  • Aq(ua) coloniens(is) 50
  • Spir. 96%. 200

     

    Zu den Wirksubstanzen

  • Hydrargyrum bichloratum corrosivum. Aetzsublimat. "Man benutzt ihn gegen Syphilis sowie äußerlich bei Hautausschlägen, chronischen, rheumatischen und gichtischen Leiden. Es wirkt ungemein stark antiseptisch und findet daher in der Chirurgie und zur Desinfektion ausgedehnte Verwendung. Unter dem Namen Seračika verbraucht das serbische und rumänische Landvolk große Mengen Quecksilberchlorid zur Bereitung von weißem Präzipitat, welcher als Schönheitsmittel dient, und als Abortivmittel. Quecksilberchlorid wurde von Geber entdeckt und war zur Zeit des Basilius Valentinus (15. Jahrh.) schon Handelsartikel" (Meyers Konversationslexikon 1888).
  • Rizinusöl ist, neben seiner abführenden Wirkung, bekannt als äußerlich anzuwendendes Heilmittel - u. a. heilen Verletzungen oder Schrunden dadurch ungewöhnlich rasch.
  • Glycerin (aa: zu gleichen Teilen mit Rizinusöl). Aus Glycerin und Rizinusöl wird ein Emulgator, der Öl und Wasser zu einer Emulsion verbindet
  • Kölnisch Wasser und
  • Spiritus dienten als Lösungs- resp. Verdünnungsmittel.

    Die Ätzlösung konnte auf Wucherungen der Haut und der Schleimhäute getupft werden oder dem Badewasser zugesetzt werden (Rudolf Buchheim, Lehrbuch der Arzneimittellehre, Leipzig 1859 S. 288). Möglicherweise litt unser Fräulein Studentin an Kondylomen ...


    Mein Dank geht an die Gattin von Dr. Fritz TEICHNER / Wetzlar, die mir dieses interessante Fläschchen im Juni 2010 zusandte.

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Tropfflaschen (1)

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LH-Flaschen aus bernsteinfarbenem Buntglas

 

 

Schon das von ESMARCH 1877 vorgestellte sogenannte "Chloroformbesteck" (siehe Kapitel Anaesthesie), enthielt neben der Maske und der Zungenzange eine Tropfflasche mit Chloroform. Der Verschluss dieser Flasche war wenig zuverlässig. Jahre säter kamen Modelle in den Handel, die dichter waren und eine exaktere Dosierung ermöglichten.

 

Die ersten patentierten Tropfflaschen (1882) waren die


1) LH-Flasche. L = Hermann Lamprecht (1846-1909) und H = Georg Hirdes - die Erfinder der Flasche. Hirdes hatte ein Augenproblem (zuerst wurden die Flaschen für Augentropfen verwendet).

Die Tropfenzählert der Firma Lamprecht wurden an 3 Hüttenstandorten hergestellt.

- Gnarrenburg ( Marienhütte ),

- Breitenstein. Bei den Tropfenzählern aus Breitenstein wurde noch ein B mit ins Glas geprägt bzw eingegossen,

- Immenhausen bei Kasselund.

 

Leider sind die eleganten herzförmigen Stopfen aus dem Sortiment der modernen Glasbläsereien verschwunden und durchweg durch flache Stopfen ersetzt worden, die weniger zerbrechlich sind.

 

2) TK-Flasche. T = Isidor Traube aus Hannover/Berlin, K = August Kattentidt aus Gifhorn. (Abb. einer TK-Flasche im Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde, Bd. XIII Nr. 7, 1893 S. 228-229). "Diese Flaschen eignen sich namentlich für Kobaltnitrat, Nessler'sches Reagens, Indikatoren und andere nur in Tropfen zur Anwendung kommende Flüssigkeiten. Die Tropfen sind so gleichmässig, dass man mit der Flasche auch durch Zählen der Tropfen titriren kann. Die Specielle Einrichtung der Flaschen besteht darin, dass der mit flacher Platte versehene, eingeschliffene Stopfen in der Ebene der Platte einen vorspringenden Zapfen mit kreisförmiger Abtropffläche besitzt. Von der Abtropffläche geht ein ganz feiner Canal längs der Unterseite des Zapfens und dann an der Schlifffläche des Stopfens herab. Bei einer gewissen Stellung des Stopfens steht das untere Ende des feinen Saugkanälchens einer Ausbuchtung des Halses gegenüber, aus welcher dann die Flüssigkeit in diese feine Rinne eintritt.Um den für den Ausfluss nöthigen Zutritt der Luft in's Innere zu ermöglichen, befindet sich der erwähnten feinen Rille gegenüber eine zweite Rille auf dem konischen Theil des Stopfens, und der erwähnten Ausbuchtung des Flaschenhalses gegenüber eine zweite solche Ausbuchtung. Durch Drehen des Stopfens kann die Flasche ganz fest geschlossen werden. Die Flaschen können im übrigen ganz wie gewöhnliche Standgefässe benutzt werden" (E. Walter, ein Verfahren zur Reinigung von Alkohol 1891 S. 42).

 

Merke: LH-Flaschen besitzen einen herzförmigen Stöpsel und 1 (!) Rinne am Hals; TK-Flaschen haben einen flachen Kopf und 2 (!) Rinnen am Hals. Siehe 2 Beispiele im Kapitel "Anaesthesie" unter "Chloroform-Tropfflaschen),

 

Exponat
Zwei LH-Flaschen

- die große Flasche (im Boden die Zahl 100 eingegossen: 100 ml Fassungsvermögen), 13.5 cm hoch, aus dem Fundus der ehemaligen Drogerie Albert HOFFELD (1895-1976) in der Neuen Avenue in L.uxemburg, die bis 1989 von seinem Sohn Paul gen. Polo weitergeführt wurde ... Mein Dank von dieser Stelle an Frau Nelly Bichel aus Helmsange, der ich dieses Fläschchen verdanke.

- die kleine Flasche (im Boden die Zahl 30 eingegossen: 30 ml Fassungsvermögen. Auf dem Bauch in Hochrelief: LAMPRECHTS  LH), 10.5 cm hoch, ist ein Geschenk von Herrn Oliver Walter aus Arnsberg-Müschede, eines Besuchers dieser Homepage, der sie beim Renovieren eines Hauses aus dem 19. Jh. in der Zwischendecke fand, zusammen mit einer Zeitung von 1897. Ein großer Dank von dieser Stelle.

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Tropfflaschen (2)

Tropfflaschen
 

 

Drip-drops nennt der Amerikaner die Tropfflaschen - eigentlich klingt das viel lustiger als die deutsche Bezeichnung.

 

Exponat

Die beiden hier vorgestellten, 9 resp. 12 cm hohen Flaschen mit ihren herzförmigen Drehverschlüssen stammen aus der Apotheke MILLE in Kayl / Luxemburg. Gegenüber den Flaschen (1) fällt der längere Schnabel auf.

 

Da die rechte Flasche in ihrem Hals eine kleine Schütte besitzt und nicht den charakteristischen Kanal am Hals entlang, gehe ich davon aus, der der Stöpsel ursprünglich NICHT zu der Flasche gehörte.

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Tropfflaschen (3)

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Franz WINKLER sen. (1901-1953) war seinem Vater Ludwig (1873-1935) am 1. Januar 1933 in der Leitung der Apotheke gefolgt (Pharmaceutische Presse Nr.26 vom 30. Juni 1934).

 

Exponat 

Tropffläschchen (6,4 x 2,3 cm) mit Ausguß aus der (1326 gegründeten) Innsbrucker Stadtapotheke, vormals Hof- und Kammerapotheke von Franz WINKLER sen. (1901-1953). Datierung: 1933/53.

Dispensiergefäße wurden bereits vor Einführung des Pfandgesetzes für Getränkeflaschen im Jahr 1911 über ein Pfandsystem wiederholt genutzt, so dass die Datierung des Etiketts nicht in jedem Fall gesichert mit der Entstehungszeit des Gefäßes übereinstimmt.

 

Sein Sohn Franz WINKLER jun. (1929-2020) trat die Apotheker 2009 an seine Schwiegertochter Mag.pharm. Monika Kaufmann ab, Ehefrau seines Sohnes Mag. Andreas Winkler.

 

Inhalt: eingetrockneter Peru-Balsam. In der Volksmedizin findet Perubalsam Anwendung bei der Behandlung von Juckreiz, rheumatischen Beschwerden, Kopfläusen und früher auch bei Krätze.

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Tüte, Apotheke BRAUN

 

Die erste Fabrik zur Herstellung von Spitztüten aus Papier entstand 1853 in Allendorf. In Luxemburg wurden Tüten von den Gefängnisinsassen in Stadtgrund geklebt - in dem berühmt-berüchtigten "Tuutesall".



"Aptikteschpräisser - t'Aan aus dem Kapp
eng Aptikteschtuut - knapps e Grapp"

Viel passte in die Apothekertüten nicht hinein, kaum eine Handvoll, obwohl die Preise gepfeffert waren...

Vorgestellt wird eine Tüte, die zwischen den Weltkriegen in der Remicher Apotheke BRAUN benutzt wurde.

Joseph BRAUN (1882-1955) aus Herborn wurde 1908 als Apotheker zugelassen und meldete am 24. September 1916 seine Apotheke als Betrieb in Remich an (Memorial n°84 vom 27.10.1916) - er betrieb die Apotheke bis in den dreissiger Jahre.