Pharmazie


Liquor SWIETENII

SWIETEN Liquor
 

 

     Das Sublimat wurde im 7. Jh. von dem Alchimisten GEBER dargestellt – Ärzte wie RHAZES oder AVICENNA benutzten es, um Lepra beulen zu verätzen. Im 15. Jh. ätzten die Barbierchirurgen luetische Geschwüre damit. Im 15. Jh. ätzten die Barbierchirurgen luetische Geschwüre damit. In England setzte es Daniel TURNER (1667-1741) innerlich (!) gegen Syphilis ein.

 

Sublimat gegen syphilitische Geschwüre

Am St. Marcus-Hospital in Wien führte seit langen Jahren ein Empiriker ohne ärztliche Ausbildung Speichelflußkuren durch. Aber war dieser auf gewaltsame Weise hervorgerufene Fluß wirklich nötig, um die Erreger der Syphilis aus dem Körper zu treiben? Als der Mann 1754 starb, ersetzte ihn Van SWIETEN (1700-1772) durch einen Arzt, Maximilian LOCHER (gest. 1768), und riet diesem, es mit dem bereits von seinem Lehrer BOERHAAVE in verzweifelten Fällen benutzte Sublimat (HgCl2) zu versuchen – ohne es bis zum Speichelfluss kommen zu lassen. Noch während er an der Dosierung tüftelte, kam von einem andern BOERHAAVE-Schüler aus Rußland die Nachricht, daß man dort mit Erfolg ein Gran Sublimat in 2 Unzen Branntwein löste und trank "Diese Methode war in Russland durch einen gefangenen Wundarzt vom Heere Karl's XII. zuerst bekannt geworden, und hatte sich durch Tradition erhalten. Von jetzt an bediente sich Van SWIETEN der russischen Form, welche sofort seinen Namen (Liquor Swietenii. Spiritus mercurialis) erhielt". Besagter deutscher Wundarzt hatte viele Jahre in Sibirien zugebracht "wo diese Heilmethode allgemein üblich ist" (Allg. Literatur-Zeitung, Jena 1786 Numero 180 S.194). Diesen Namen "Liquor Swietenii" trät die Flüssigkeit zu Unrecht, stammte das Rezept doch von Antonio Nunes Ribeiro SANCHES (1699-1783), einem andern BOERHAAVE-Schüler. Er hatte schon 1742 die orale (!) Therapie der Syphilis mit Quecksilber-Bichlorid eingeführt, die bis zur Einführung von Salvarsan zur Standardtherapie wurde (Frank T. Brechka, Gerard van Swieten and his world, Arch. internat. d'histoire des idées, 36, Den Haag 1979, S.139). Gmelin schrieb in seinen Reiseberichten (S.148), daß das Sublimat seit 1709 in Russland gegen Syphilis inwendig (!) genommen wurde. SANCHEZ wurde nicht müde zu betonen, daß die Sublimatkuren in Russland immer nur in Kombination mit Schwitzbädern durchgeführt wurden, Van SWIETEN diese Komponente sträflich außen vor lasse …

 

Zwei Magistralformeln finden sich in der Preussischen Pharmakopoe:

- das Aqua phagedaenica, aus 24 Gran Sublimat in 16 Unzen Kalkwasser, worin sich Quecksilberoxydniederschlägt,

- der Liquor hydrargyri muriaticum corrosivi, aus 24 Gran Sublimat, ebensoviel Salmiak und 2 Pfund destilliertem             W a s s e r (D.W.H. Busch et al., Encyclopaedisches Wörterbuch der medizinischen Wissenschaften, Berlin 1842 S.479). An diesem Vielmännerbuch hatte als einziger "Luxemburger" der Garnisonsarzt FEST "Regimentsarzt zu Luxemburg" mitgewirkt. 

 

Exponat

In dem van Swieten'schen Liquor (Mixtura Swietenia) ist statt des Wassers verdünnter W e i n g e i s t zu der Mischung von 1 Theil Sublimat auf 2 Theile Salmiak genommen" (Carl Christian Schmidt, Encyclopädie der gesammten Medicin, Bd. V Leipzig 1844 S.316). "Zum äusserlichen und innerlichen Gebrauch" (Johann Carl Wilhelm Walther, Handwörterbuch, Leiptig 1839).

 

Zur Dosierung: "Man fängt mit 2 Quentchen täglich oder einem halben Esslöffel an, giebt dann einen ganzen Eßlöffel und steigt selten höher, wobei man jedesmal die tägliche Dosis auf zwei- oder dreimal theilt und 3 oder 4 Stunden nach dem Essen einnehmen läßt. Man reicht dieses Mittel in Milch, in einer Tasse Ptisane, Sarsaparillenabkochung oder Gummiwasser, und setzt jedesmal einen Löffel Mohnsirup zu, wenn Schmerz im Magen oder in den Gedärmen zugegen ist" (Ph. Ricord, Praktische Abhandlung über die venerischen Krankheiten, Leipzig 1838 S.409).

31cm hohes Glas, Durchmesser 11.3 cm. Verschluß mit einem Korken, darüber ein loses Metallhütchen. Um 1890.

 

Der Liquor blieb über 100 Jahre in Gebrauch (Julie Ann Fenstermaker, Wonders & Marvels, Internet), und das trotz seines widerlichen Geschmackes (Theodor Husemann, Handbuch der Arzneimittellehre: Mit besonderer Rücksichtnahme auf die neuesten Pharmakopöen, Springerverlag 1892 S.404). Während er in seiner Heimat Österreich nach Aussagen das Pharmazie-Historikers Andreas Winkler / Innsbruck seit langem vergessen ist, lebte die Erinnerung in Frankreich auffallend lang: Dorvault, L'Officine ou répertoire général de Pharmacie pratique, Paris 1910 erwähnt ihn S.912.

 


Die Arznei, die Mozart umbrachte?

Schlüsselfigur im hoch dramatischen Szenario um Mozarts Tod ist der aus Holland stammende Diplomat und Schöngeist Gottfried van Swieten (1733-1803), der sich vor allem an der Musik Bachs und Händels delektierte und auch häufig mit Mozart zu tun hatte. Der Baron war wer in Wien. Sein Vater Gerard van SWIETEN (1700-1772), Leibarzt der Kaiserin Maria Theresia, hatte sich auch bei der Bekämpfung der Syphilis einen Namen gemacht: Ihm zu Ehren war eine Quecksilberarznei, mit deren Hilfe damals 4880 Lues-Patienten überlebt haben sollen, „Liquor mercurialis Swietenii“ genannt worden. Dieses Sublimat in Branntwein, so Köppens Basishypothese, sei wohl aus dem väterlichen Nachlass in Gottfrieds Besitz gekommen, und der habe damit vermutlich im Sommer 1791 dem infizierten Mozart ausgeholfen".

Am 3. Dezember führten Dr. Thomas CLOSSET (1754-1813) und Dr. Mathias Edler von SALLABA (1754-1797) einen kopiösen Aderlaß durch (>2 Liter?), Mozart starb am 5. Dez. 1791. Vorausgegangen waren Episoden von Mattigkeit, von Depression, Schreckhaftigkeit, von "minutenlangen halbohnmächtiger Bewußtlosigkeit" (F. Rochlitz). Möglicherweise starb er an Rheumatischem Fieber, das zu einer Anschwellung des Gesichtes geführt hatte. Oder war es Trichinosis - Mozart mochte Schweinefleisch. Zeichen von Vergiftung wurden nicht wirklich gefunden. Neueste Theorie: ein Streptokokkeninfekt mit Halsentzündung und … Nephritis!

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Lobelin

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    Der Extrakt aus der nordamerikanischen Pflanze "Indianertabak" (Lobelia inflata) gehört seit dem frühen 19. Jahrhundert in die europäische Pharmakopoë, seit der amerikanischer Pfuscher CULTER 1813 herausfand, dass die Substanz gegen Wassersucht und Asthma wirksam ist -  Lobelin wurde bald das Standard-mittel gegen Asthma. 1921 gelang es Heinrich Otto WIELAND (1877-1957) von den Boehringer-Werken in Ingelheim, die Wirksubstanz rein darzustellen – aus den aus den USA importierten Pflanzen. Sein Bruder Hermann widmete sich der pharmakologischen Analyse der Substanz. Bei Ausbruch des 1. Weltkrieges kam der Nachschub an Grundsubstanz zum Erliegen, man setzte daher alles daran, die Wirksubstanz aus in Europa käuflichen Grundsubstanzen synthetisch herzustellen. Die von Wieland zur Unabhängigkeit von Lobelia-Importen angestrebte Totalsynthese gelang erst 1929; ein technisch und wirtschaftlich sinnvolles Verfahren sogar erst 1937: das synthetische Lobelin bekam nun den Handelsnamen "Lobeton".

Lit.:

H. Wieland, Synthetisches Lobelin "Ingelheim" Lobeton, in: Süddeutsche Apothekerzeizung 77 (1937), Nr. 1/2 S.4.

 

    Vorgestellt werden 2 Originalschachteln mit je 2 Ampullen LOBELIN/Lobeton, sowie einer Gebrauchsanweisung. Eine Jahreszahl konnte ich nicht finden. Dennoch darf man davon ausgehen, dass die Schachteln aus Vorkriegszeiten stammen. Die Substanz wurde als Atemanaleptikum eingesetzt, um die Atmung Ertrunkener oder asphyktischer Neugeborener zu stimulieren, oder die atem-depressorische Wirkung von Morphium, Choralhydrat und Kohlenmonoxyd im Falle einer Überdosierung oder Vergiftung aufzuheben. Die Substanz war erstaunlich leicht im Gebrauch, führten doch selbst 100fache Dosierung der erforderlichen therapeutischen Menge nicht zu Vergiftungserscheinungen.

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Hornlöffel

um 1920 

Zu dem alltäglichen Handwerksgeschirr des Apothekers gehörten früher neben den Handwaagen, den Reibschalen und Spateln auch ganz spezielle Löffel, mit denen er Pulver aus seinen Dosen entnahm.

 

Insbesondere homöopathische Mittel sollten mit einem Hornlöffel entnommen werden, da sie nicht mit Metall in Berührung kommen dürfen ...

 

Horn war sozusagen der Vorläufer des Plastik, es wurde kaum angegriffen von Chemikalien, war preiswert und leicht, fast unzerbrechlich, geschmacksneutral - ein idealer Massenartikel ...

 

Vorgestellt werden drei aus der Apotheke von Beles (Belvaux) im Minettebassin/Luxemburg stammende etwa 10.5 cm lange Horn-Löffel.

 

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Apotheken-Logo

1930-36 

Vor einer Vereinheitlichung hatten Apotheken oft das als Symbol, was sie im Namen führten (z. B. einen Adler für eine Adler-Apotheke). 1929/30 siegte in einem Wettbewerb der Kundenzeitschrift Verunda das von der Bauhaus-Schule inspirierte „Drei-Löffel-Flasche“-Symbol. Vom Preisrichter-Kollegium wurde dem von der Verunda eingereichten Signet zugestanden, dass dieses Kennzeichen bei jedem Betrachter sicherlich die Assoziation »Apotheke« auslöse. Verunda« war ein Privatunternehmen, das eine Zeitschrift herausgab, die Apotheker mit Fragen der Werbung bekannt machen wollte. Das Signet war unter Apothekern von Anbeginn an umstritten - nach rund fünf Jahren führten es erst 30 Prozent der Apotheken.
Bald nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten waren die Tage des international ausgerichteten Drei-Löffel-Emblems als Wahrzeichen gezählt. Sein Schöpfer, der von der Bauhausschule geprägte Grafiker Rudolf Weber (1899-1972), erhielt zeitweilig Berufsverbot - Bauhauskunst galt als »entartet«.

Die Löffel sollen die Arznei symbolisieren, die man dreimal täglich einnehmen soll. Das angeblich einzige erhaltene Drei-Löffel-Symbol wird im Deutschen Apotheken-Museum im Heidelberger Schloss gezeigt ...

Reichsapothekerführer Albert Schmierer (1899-1974) liess das „Fraktur-A mit Man-Rune“ als neues Symbol für alle deutschen Apotheken einführen. Ab dem 1. Januar 1937 wurde die Kennzeichnung von Apotheken durch den leicht abgewandelten Siegerentwurf empfohlen. Das Zeichen setzte sich schnell durch, nicht zuletzt, da am Jahresende 1936 an jeden Apothekenbesitzer ein Aluminium-Symbol von etwa 20 cm Höhe "im Namen des Reichsapothekerführers" kostenlos übersandt wurde, mit der Empfehlung, es gut sichtbar an der Apotheke anzubringen.


Zur Bauhaus-Schule
Als eine der ersten Schulen für Gestaltung und Formgebung hat das Bauhaus die Bereiche Möbeldesign, Kunst, Architektur und Kultur enorm geprägt. Die 1919 von Walter Gropius gegründete Schule trug den offiziellen Namen „Staatliches Bauhaus in Weimar“. Grundgedanke des Bauhauses war die Aufhebung der Trennung zwischen Kunst und Fertigung. Dies sollte über der Hinwendung zum Handwerk als Grundlage allen künstlerischen Schaffens geschehen. Vor dem Hintergrund dieses Leitgedankens entstanden in den Werkstätten des Bauhauses zwischen 1919 und 1933 Vorreiter der industriellen Massenfertigung: von der Lampe bis zum Wohnhaus. Im Sommer 1933 beschlossen die Lehrkräfte die Bauhausschule aufzulösen.

Vorgestellt wird ein Foto, nicht lokalisiert, nicht datiert. Auffallend ist die zweisprachige Ausschilderung der Apotheke: Pharmacie, Apotheke. Weist dies auf den deutsprachigen Raum in Belgien hin (Eupen-Malmedy), oder Luxemburg oder gar die Schweiz? Wurde das deutsche Logo mit den drei Löffeln überhaupt in den Nachbarländern des Reiches benutzt? Für Hinweise aus der Bevölkerung sind wir dankbar...

Pharmazie


Luminaletten

P1000128
 

 

     Auf der Suche nach neuen Arzneimitteln gelang 1864 dem deutschen Chemiker Adolf von BAEYER (1835-1917) die Synthese des Malonylharnstoffs (2,4,6-Trihydroxy-pyrimidin). Er nannte die Substanz Barbitursäure, weil die Synthese am Fest der Heiligen Barbara (4. Dezember) glückte, oder - wie sein Schüler Richard Willstätter berichtet - wegen seiner damaligen Liebe zu einem Fräulein Barbara. "Barbiturat" wäre demnach die Kombination von Barbara und Urea (Harnstoff). 

Phenobarbital (ursprünglicher Handelsname: Luminal; Hersteller: Desitin) ist ein 1912 eingeführter Arzneistoff und wird in der Epilepsie-behandlung sowie zur Narkosevor-bereitung eingesetzt. Es war ein vielgenutztes Schlafmittel bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein. Phenobarbital ist ein verkehrsfähiges und verschreibungsfähiges Betäubungsmittel nach deutschem Betäubungsmittelrecht. Arzneimittel, die bis zu 300 mg Phenobarbital pro Tablette oder Ampulle enthalten, sind allerdings von den Verordnungs-vorschriften des Betäubungsmittelgesetzes ausgenommen.

Barbitursäurederivate waren für viele Jahrzehnte die Schlafmittel schlechthin, auch wenn die "therapeutische Breite" ziemlich gering war - zwischen der wirksamen und der womöglich tödlichen Dosis liegt keine große Kluft. Auch deshalb gelten diese Schlafmittel inzwischen als "obsolet" und eignen sich bestenfalls zum Selbstmord ...

 

Die Luminaletten

Leider ist aus der Literatur kein Datum zu ersehen, an dem die "Kleine Schwester" von LUMINAL auf den Markt eingeführt wurde, die "LUMINALETTE". Das Schlafmittel mit dem Namen wurde offenbar ab 1925 unter diesem (verniedlichenden) Namen von BAYER-Leverkusen und MERCK-Darmstadt kommerzialisiert:

- Tscherning stellt 1925 fest, daß sich "Luminaletten" auch in der Prophylaxie der Epilepsie zu bewähren scheinen.

- "Neue Arzneimittel, Spezialitäten und Vorschriften: Luminaletten (Merck u. Bayer), enthalten je 0,015 mg Luminal, bei Spasmen der Gefäße u. der glatten Muskulatur", in: Chemisches Zentralblatt 97.Jg, 1926 Band I S. 168-169)

- Franziska Cordes, Ein Beitrag zur Behandlung der klimakterischen Wallungen und Reizerseheinungen. Vf. erzielte gute Erfolge mit Luminal in Form der Luminaletten von 0,015 g bei Behandlung klimakter. Störungen. (Therapie d. Gegenwart 67- 430. Berlin.), zitiert in: Chemisches Zentralblatt 1926, Band II Nr.26 vom 29.12.1926.

- G. Klemperer (Handbuch der Allgemeinen und Speziellen Arzneiverordnungslehre 1929 S.208) kennt das Präparat "Luminaletten zu 1-3 Stück mehrmals täglich als Sedativum in allen Erregungszuständen des cerebralen und autonomen Nervengebietes mit Erfolg angewendet, insbesondere bei Asthma bronchiale, Magenkrampf, Darmspasmen, spastischer Obstipation, Gefäßspasmen, Tenesmen; auch bei Angina pectoris".

- Strümpell (Lehrbuch der speziellen Pathologie und Therapie der inneren Krankheiten, Verlag Vogel 1934 S.837) emfielt bei Epilepsie "dreimal täglich eine bis zwei Luminaletten".

- Gustav von Bergmann (Lehrbuch der Inneren Medizin, Springerverlag 1936 S.802) empfielt bei Schlafstörungen "zuweilen wirken kleine, nachmittags gegebene Beruhigungsmittel, Luminaletten, auch Brom in kleinen Dosen, schlaferzeugend".

 

Warnung

Bei Kindern von Müttern, die während der Schwangerschaft mit Phenobarbital behandelt wurden, sind vermehrt Fehlbildungen von Kopf oder Gesicht (z.B. Lippen- und/oder Gaumenspalten, verminderter Kopfumfang), Fehlbildungen des Herzens und der Blutgefäße, Entwicklungsstörungen von Gehirn und Rückenmark (Neuralrohrdefekte), Fehlbildungen von Finger oder Zehen sowie geringes Geburtsgewicht und verminderte Körperlänge beobachtet worden. Außerdem können bestimmte Entwicklungs- oder geistige Störungen auftreten, wie z.B. verzögerte Sprach- oder Sprechentwicklung oder Störung der sozialen Interaktion, des Gedächtnisses oder der Aufmerksamkeit. - Während der Behandlung mit Luminaletten® kann es zu einem Folsäuremangel kommen, der zusätzlich das Risiko für Fehlbildungen, insbesondere Neuralrohrdefekte, erhöhen kann. Daher sollten man vor und während der Schwangerschaft Folsäure einnehmen. Zusätzlich sollten pränataldiagnostische Maßnahmen zur Früherkennung von Schädigungen (Ultraschall und a-Fetoproteinbestimmung) durchgeführt werden. Bei Neugeborenen, deren Mütter während der Schwangerschaft mit Phenobarbital behandelt wurden, sind vermehrt Vitamin K-abhängige Gerinnungsstörungen beobachtet worden. Die Schwangere sollte deshalb Vitamin K in den letzten vier Wochen der Schwangerschaft einnehmen, und Ihr Kind sollte nach der Geburt Vitamin K erhalten. - Bei Neugeborenen von Müttern, die mit Phenobarbital behandelt werden, können Sedierung (erhöhtes Schlafbedürfnis) und Entzugserscheinungen (Arzneimittel-abhängigkeit) auftreten. Entzugserscheinungen treten insbesondere dann auf, wenn die Säuglinge nicht gestillt werden. Das Neugeborene sollte daher sechs bis sieben Wochen durch einen Kinderarzt überwacht werden. 

 

Exponat

LUMINAL enthält 100 mg Phenobarbital pro Tblette, seine "kleine Schwester", die LUMINALETTE "nur" 15 mg. Das Fläschchen mit dem (verniedlichenden) Namen LUMINALETTEN enthält 30 Tablet Phenobarbital à 15 mg und wird von den Firmen Bayer/Leverkusen und Desitin hergestellt. Erworben 3/2017 auf dem Flohmarkt in Völs.

Pharmazie


Luxemburger Rezept (1)

 

Nach dem grossen persischen Arzt Ibn Sina gen. AVICENNA (980-1037) benannte der luxemburger Apotheker BACKES sein "Eau curative". Avicenna hatte Wasser zur inneren Einnahme empfohlen, so Thermalwasser bei Kolik (III, fen. 16), und nitröse Wässer um den Magen zu stärken (II, c. 59). Auch zur äusseren Anwendung kam Wasser. Sich auf den Kanon von AVICENNA berufend, wurden ab dem 11. Jahrhundert

  • Schwefelbäder bei Nervenleiden, Hautausschlägen und Lähmungen,
  • Alaunwässer bei Bluthusten und Blutabgang aus der Gebärmutter,
  • Kupferwasser zur Kräftigung der Augen und Ohren, Krankheiten der Eingeweide und bei Hämorrhoiden,
  • Eisenwässer bei Milzbeschwerden, Magenbeschwerden,
  • Aquae salse als Abführmittel,
  • Thermen bei Schmerzen in den Gelenken empfohlen ...

    Was für Zutaten BACKES in sein AVICENNA-Wasser hineinmischte, ist ein wohlgehütetes Familiengeheimnis ...

    Zur Person AVICENNA's
    "In der orientalischen Welt gilt Abu Ali ibn Sina (lateinisch: Avicenna) – neben Abu Bakr Muhammed ibn Zakariya al-Razi – den Muslimen als einer der wichtigsten Ärzte und Gelehrten aller Zeiten. Mit ihm, dem "Fürsten der Ärzte", wie er bisweilen ehrfurchtsvoll genannt wird, wurde der Höhepunkt der orientalischen Medizin erreicht. Auch in Europa galt der Universalgelehrte und Arztphilosoph fast 700 Jahre lang bis zum Beginn der modern Medizin als unbestrittene Autorität.
    Avicenna wurde als Sohn eines staatlichen Würdenträgers in Afschana nahe der usbekischen Stadt und Landschaft Buchara geboren, wo er Philosophie und Medizin studierte. Wie Avicenna in seiner Autobiographie schreibt, kannte er bereits im Alter von zehn Jahren den Koran auswendig, und auch einen großen Teil der damaligen Standardwerke der schöngeistigen Literatur vermochte er als Knabe zu rezitieren. Mit 16 Jahren, so erzählt er weiter, beherrschte er alle Wissenschaften, später habe er sie nur vertieft. Als Erbe eines großen Vermögens führte Avicenna ein Wanderleben an persischen Höfen, wo er als Arzt, Astronom, Staatsmann und Schriftsteller wirkte. Bereits im Alter von 18 Jahren ernannte ihn der Samanidenherrscher von Buchara als Anerkennung für seine außerordentlichen medizinischen Fähigkeiten zu seinem Leibarzt. Die letzten 14 Jahre seines Lebens verbrachte Avicenna als Leibarzt und wissenschaftlicher Berater am Hofe des Fürsten von Isfahan. Von dem Kalifen von Bagdad zu Lebzeiten mit dem Titel eines Scheichs ausgezeichnet, starb er aufgrund seines ausschweifenden Lebenswandels nur 57-jährig in Hamadan.
    Avicenna war ein brillanter Heilkundiger und Denker mit herausragenden Leistungen auf den Gebieten der Medizin und der Philosophie. Sein um 1030 entstandenes Hauptwerk Al-qanum fi at-tibb = Canon medicinae (Kanon der Medizin) löste die Klostermedizin des christlich-lateinischen Abendlandes durch wissenschaftliche Verfahren ab und zählte im Mittleren Osten wie in Europa lange zu den bedeutendsten medizinischen Lehrbüchern. Es wurde zur Grundlage der wissenschaftlichen Heilkunst und stand gleichrangig neben den Schriften des Hippokrates (460-370 v. Chr.) und des Galen (129-199) an allen bedeutenden europäischen Universitäten. Das Werk besteht aus fünf Büchern, in denen die gesamte Medizin der damaligen Epoche systematisch klassifiziert und den Kenntnissen entsprechend abgehandelt wird: Anatomie, Physiologie, Pathologie, Innere Medizin, Chirurgie, Geburtshilfe, Fieberlehre und Arzneimittellehre. Beeinflusst von Hippokrates und Galen erhebt Avicenna darin den Anspruch, das heilkundige Wissen der alten Welt endgültig abgeschlossen zu haben. Die fünf Bücher gliedern sich in Abschnitte, die aus Unterweisungen oder Doktrinen bestehen. Eine Doktrin zerfällt in Summen, diese wiederum in Kapitel, und dieses bildet schließlich das Grundelement des Gesamtwerks. Allein die Kommentare in dem Werk bilden einen eigenen Literaturzweig. Für die Studenten der Medizin komprimierte Avicenna das Werk zu einem Gedicht in 1.326 Knittelversen. Die erste lateinische Übersetzung erfolgte im 12. Jahrhundert durch den italienischen Gelehrten Gerhard von Cremona (1135-1187), die hebräische Ausgabe wird auf 1491 datiert. In arabischer Sprache erschien die Schrift 1593 als zweites in dieser Sprache gedrucktes Buch überhaupt. Zwischen 1400 und 1600 wurde das Werk insgesamt 36-mal gedruckt und wirkte bis Ende des 18. Jahrhundert in ganz Europa.
    Auch die philosophischen Schriften Avicennas bedeuteten einen Meilenstein in der Geschichte vor allem der Philosophie. Sein diesbezüglich bekanntestes Werk trägt den Titel "Kitab ash-Shifa" ("Die Heilung") und enthält Beiträge über aristotelische Logik, Metaphysik, Psychologie, Naturwissenschaften und andere Themen. Wie viele mittelalterliche Philosophen leugnet Avicenna die Unsterblichkeit der menschlichen Seele, Gottes Interesse an Einzelereignissen sowie eine Erschaffung der Welt in der Zeit. Ausgehend von der Seelenlehre des Aristoteles (384-322 v. Chr.) differenziert Avicenna die drei Seelenvermögen (animalische, vegetative und mineralische Seele) weiter aus und ordnet sie der Weltseele unter. Damit widersprach er der im Islam vorherrschenden Auffassung und somit zentralen Glaubensinhalten, was ihm zwar die Feindschaft sunnitischer Theologen einbrachte, doch seinen philosophischen Einfluss keineswegs schmälerte. So beeinflusste Avicennas Werk unter anderem den scholastischen Denker und Theologen Thomas von Aquin (1225-1274) maßgeblich. Wie groß Avicennas Ansehen selbst im christlichen Abendland war, zeigt sich auch an der Tatsache, dass ein Abbild von ihm ein buntes Fenster des Mailänder Doms ziert"

    (zit. https://www.onmeda.de/lexika/persoenlichkeiten/avicenna.html)

    Das 1030 entstandene Hauptwerk Avicenna's "Al-quanum fit at-tipp" (=canon medicinae/ Kanon der Medizin) wurde zum Meilenstein der Medizin. Es ist gleich bedeutend wie die Schriften des Griechen Hippokrates (um 460 - ca 370 v.Chr.) und des Römers Galen (129 - 199 n.Chr.). Avicenna's „Kanon“ war so monumental, dass es bis zum 19. Jahrhundert als Lehrbuch der Medizin verwendet wurde und über den Wissenstransfer seinen Eingang in europäisch-christliche Lehranstalten fand. Und so war es kein Zufall, dass im christlichen Europa die ersten bedeutenden, nicht-klösterlichen Lehranstalten der Medizin, beispielsweise Montpellier und Salerno, in jenen Regionen entstanden, die seit langem schon im Austausch mit dem Islam in Europa standen.

    8.2 x 16.4 cm grosses Etikett, Geschenk an das "Musée Sybodo" von Herrn J.-M Ottelé namens der Vereinigung www.industrie.lu. Von dieser Stelle aus meine "Dank dem edlen Spender".

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Luxemburger Rezept (2)

 

Paul BACKES (1888-1968) hatte seine "Pharmacie du Globe" in Haus 61 der av. de la Gare in Luxemburg eingerichtet - sie wurde später nach der r. Origer verlegt. Ein angesehener Apotheker, der vor dem 2. Weltkrieg Ersatzmitglied der Examenskommission der Gradenexamina war:
"a) membres effectifs : MM. Joseph Meisch, pharmacien à Luxembourg, Pierre Medinger, chimiste au Laboratoire bactériologique à Luxembourg, Nicolas Prost, pharmacien à Grevenmacher, Nicolas Watry, pharmacien à Luxembourg et Willibrord Palgen, pharmacien à Junglinster ;
b) membres suppléants: MM. Aloyse Kuborn, pharmacien à Hesperange-Howald, François Bichel et Paul Backes, pharmaciens à Luxembourg" (Memorial n°55 vom 31.7.1937).

Zu seinem AVICENNA-Wasser schrieb er:

"Cette eau véritablement merveilleuse, bien connue dans toute la région du Nord de la France ou sous le nom d'Eau CARTON, elle a opéré de véritables miracles attestés par de nombreux certificats, est sans rivale pour la guérison et la cicatrisation rapide des brûlures et des plaies quelles qu'elles soient; fait disparaître la gangrène, les varices, les ulcères variqueux, les eczémas, etc. Elle est d'un usage souverain pour les soins intimes de la toilette et les hémorrhoïdes. S'emploie avec succès contre les coups contus et le gonflement produit par les foulures ou cassures des membres. Son efficacité au point de vue de l'antiseptie complète de toutes les plaies quelle qu'en soit la nature a été reconnue par un grand nombre de médecins et de chirurgiens".

Anzeige, 1935 auf Seite 213 im "Luxemburger Landwirtschaftlichen Genossenschaftskalender" erschienen.

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Melissengeist

Luxemburg, um 1937 

Idyllisch in das waldumkränzte Tal der Eisch eingebettet finden wir die sog. Simmerfarm. Sie verdankt ihre Entstehung den Arbeits- beschaffungsprogrammen der Vorkriegsjahre, war eine staatliche Institution, in der insbesondere Jugendliche Arbeit finden konnten. Sie wurde 1934 durch eine Initiative von Staatsminister Pierre Dupont versuchsweise gegründet, um die zahllosen Arbeitslosen der Eischregion zu beschäftigen. Zugleich hoffte man, das Land auf diese Art zumindest teilweise unabhängig von devisenverschlingenden Auslandsimporten zu machen.
Nach enttäuschenden Versuchen im Jahr 1936 wurde, Dank der Erfindungsgabe eines Rentners, die Kamillekultur schon ein Jahr später rentabel...

Die Farm bot alsbald Valiska-Tee, Valiska-Gewürze, Valiska-Essenzen, Valiska-Liköre zum Kauf an. Alle Produkte der Simmerfarm hiessen „VALISKA“: VAL ist das Tal, und Iska ist einer der ältesten Namen der Eisch (Klipst, Unsere inländ. Drogenversorgung durch die Simmerfarm, in: L.W. vom 18.1.1938).

 

Über das Angebot des Betriebes unterrichtet eine Anzeige von 1939:

Die Staatliche Station für den Anbau und die Verwertung von
Heil- und Gewürzkräutern
SIMMERFARM
empfielt ihre erstklassigen Produkte
"VALISKA"
Alcool de Menthe, Naturreiner Himbeersaft,
Zahnwasser, Pfefferminz-likör, Elixir 7 Châteaux.
Ihre erprobten und bewährten Tee-Mischungen sowie Einzel-Tee's
Ihre schmackhaften Suppen- und Trockengemüse sowie Gewürze aller Art für die Hausfrau, Hôtel-Restaurant und Metzger
"Letzebuerger Wuer ass Letzbuerger Arbecht"

 

Während des 2. WK ging die Produktion unter neuem Eigentümer und dem neuen Firmennamen "Valiska-Produkte, Simmerfarm Nachf. OCOLUX" weiter. OCOLUX A.G. hatte im Februar 1941 seinen Firmensitz am Strassburgerplatz in Stadtluxemburg (L.W. 18.2.1941). Gegen 1948 hörte die Produktion auf, die Gebäulichkeiten wurden versteigert. Ab 1963 installierte hier de holländische Firma "HATEMA" eine Fabrik für synthetische Wolle, die den Betrieb allerdings schon nach wenigen Jahren einstellte ...

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Englischer Messbecher (1)

Messbecher Minim
 



Typisch englisches Set mit 2 Messgläsern / measuring cup / medicine glass and minim measure. Karton, mit grünem Papier überzogen (Lederimitation).

Zylinder mit Deckel (Goldpräge-Aufdruck "Minim Measure") in einem grösseren Zylinder stehend (Goldpräge-Aufdruck: "Medicine Glass & Minim Measure").

Höhe: 7 cm

Durchmesser: 6 cm

Zeit: 1860-1896

 

Hervorzuheben ist die typisch angelsächsische Masseinheit, das Minim, das in folgendem Artikel (Internet) beschrieben wird:

"Nowadays, if we need to take medicine, we buy pills and tablets or a liquid that we measure out by the spoonful. In the past there was not a huge industry that produced medicines in this form so they had to be taken another way. Medicines were administered in liquid form, but in drops, not by the spoonful. Therefore, equipment was needed that could measure very small amounts.The minim measure shown here, which dates from the early 20th century, is a piece of equipment for doing just that. The measure itself sits in a little tube that is fixed inside a larger circular box. This way the fragile little glass measure can be protected. The measure itself is a very small glass phial, which has measurements on the side in minims. A minim is an old measuring quantity that is equal to a drop. If the apothecary told you to take two drops, you would measure out two minims. To be strictly accurate, a minim is equal to 1/16th of a fluid drachm and a fluid drachm is equal to 1/8th of an ounce, in apothecaries weight. You can see why it is much easier to measure things out in drops".

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Messbecher, englischer (2)

Messbecher, englis...
Messbecher, englis...
Messbecher, englis...
Messbecher, englis...
Messbecher, englis...
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Typengleiches Set wie Messbecher (1): 2 ineinander passende gläserne Bechern. Andere Beschriftung des mit einem Lederimitat überzogenen Kastens, andere Form des Minim-Bechers. Insgesamt typisch englische Arbeit. Keine Herstellerangabe. Herkunft: Leigh-on-Sea, Essex. 

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MICOREN

Problem-Präparat 

Vorgestellt wird eine 4,9 x 7,3 x 0,9 cm grosse Medikamentenschiebeschachtel, von der Fa. Union Blechdosenfabrik in Oberdiessbach/CH produziert. Innenfütterung von der Fa. Schrempp&Co in Allschwil/CH.
Das Design wird Karl Gerstner zugeschrieben. Dose 1957 als besonders gelungener Entwurf von der Schweizer Verpackungsindustrie prämiert (zit. Zürcher Hochschule der Künste, Museum für Gestaltung Zürich:
https://sammlungen-archive.zhdk.ch/code/emuseum.asp?emu_action=searchrequest&newsearch=1&moduleid=1&profile=objectsde¤trecord=1&searchdesc=Micoren%20Perlen&style=single&rawsearch=id/,/is/,/61807/,/false/,/true).

Formal ähnelt das Design den Persantin- und Mesulfan-Verpackungen der gleichen Firma, die ebenfalls in schlichten, aber eindringlichen Rot- und Weisstönen gehalten sind – Farben, die die Schweizer Nationalflagge aufgreifen.

Aussen hui, innen pfui! Das trifft auf die hier vorgestellte MICOREN-Schachtel der Schweizer Firma Geigy zu. 1947 als zentrales Respirotonikum resp. Anregungsmittel für das Atemzentrum entwickelt (US-Patent 71522626), und als solches durchaus nützlich bei der Wiederbelebung atemdeprimierter Neugeborenen (wenn Opiate nachwirkten, die man der Mutter während der Geburt verabreicht hatte), oder zum Eingewöhnen in der alpinen Höhenluft, entpuppte sich das Prethcamid, eine Mischung aus gleichen Mengen Cropropamid und Crotetamid, bald als ein potentes Dopingmittel. Kiloweise an Sportler verabreicht in der Hoffnung, die Sauerstoffkapazität ihres Blutes und damit ihre Leistung zu potenzieren, sorgte es bald für äusserst unangenehme Nebenwirkungen: in der italienischen Fussballmannschaft Juventus Turin kam es zu einer suspekten Häufung von Erkrankungen: Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), Kehlkopfkrebs, Leukämie, Herzinfarkt u.s.w., worauf das Mittel am 1.1.1989 (Ampullen) aus dem Handel gezogen wurde.

Lit.:

  • A. Bühlmann und H. Behn, Atemphyslologisdae Untersuchungen mlt ,Micoren", in: Schweiz. Med. Wochenschr.1957 Feb 9 ; 87(6):135-7.
  • Allen B. Dobkin and Donald M. Mitchell, Micoren (Pretheamid) in Barbiturate Poisoning, in: Can. Med. Assoc. J. 1959 December 15; 81(12): 1009–1011.
  • G. Wilhelmi, Einfluss des Respirotonikums Micoren auf die Morphin-Analgesie (Effects of the respiratory tonic Micoren on morphine analgesia. Action du tonique respiratoire Micoren sur 1'analgésie morphinique), in: Medicina Experimentalis, 1960, 3: 6, p. 365-370.
  • Allen B. Dobkin, Drugs which stimulate affective behaviour, Comparison of the analeptic effect of d'amphetamine, bemigride with amiphenazole, methylphenidylacetate, iproniazid (micoren) and RP8228, in: Anaesthesia Volume 15, Issue 2, pages 146–153, April 1960.
  • A. Ourednika, S. Daumn, M. Kopecky, Micoren in the therapy of a respiratory insufficiency and acidosis in patients with emphysema and cor pulmonale, in: Ther. Umsch. 1961 Sep;18:353-9.
  • Erwin Albert Koller, Die Wirkung von Micoren auf Atmung und Blutdruck, Verlag Schwabe, 1962 - 16 Seiten. Tartulier M, Deyrieux F., Effect of micorene on pulmonary ventilation and circulation of emphysema patients reaching the stage of chronic cor pulmonale, in: Sem. Ther. 1963 Nov;39(9):579-83.
  • S. K., Jadin, P. S. Avsthi, R. Viswanathan, A trial of intravenous Micoren, a respiratory stimulant in respiratory failure, in: Brit.J.Dis.Chest, 61:33.1967.
  • K. Jährig, Zur Wirkung von Atemanaleptika bei Neugeborenen, in: European Journal of Pediatrics, 1969 Volume 106, Number 1, 42-51.

Pharmazie


Mineralwasser (1)

Sources d' Echternach

 

1922 wurden 5 ergiebige Quellen am Fusse des Hardtberges südwestlich von Echternach freige- graben - denen man den historisierenden Namen "Sources des Romains" gab. Seit dem 19. Jahrhundert war europa- weit eine regelrechte "Römer-Manie" ausgebro- chen - der Römerpalast von Echternach war 1850 unter der Leitung des Echternacher Apothekers BRIMMEYR angegraben worden, war aber in der Folge in einen Dornröschenschlaf ver- fallen. Was also waren die Gründe für die Namensgebung "Source des Romains"? Etwa der Neid der Hauptstadt gegenüber, wo der "Huelen Zahn" als römische Ruine vermarktet wurde? Die alte Rivalität mit Trier, das in seinen römischen Relikten beinahe erstickt? Wollte man auch in Echternach an die Römer anschliessen, sich an dem Mythos laben und Touristen mit Römerflair begeistern?

1924 konstituierte sich eine Vertriebsgesellschaft für das Wasser. Kurz vor dem 2. WK warb die Gesellschaft in der Tagespresse. Man beachte die unverhohlen "patrio- tischen" Untertöne:
"Man vernahm schon so manche vortheilhafte, aber auch so manche abfällige Äusserung über die Mineralquellen, die dem Echternacher Hardtberg entspringen und die seit vielen Jahren durch ein Luxemburger Unterneh- men ausgebeutet werden. Dieses Landeserzeugnis ist nicht nur von einwand- freier Beschaffenheit, sondern auch der Spitzenproduktion des Auslandes vergleichbar. Es darf nicht genügen, dass Auslandsprodukte enorme Propagandakosten mit Qualitätsverbesserung gleichsetzen. Zugleich ist es vom kaufmännischen Standpunkt aus unzulässig, dass verächtlich machende Feldzüge gegen inländische Fabrikate von hohem Wert entfacht werden. Diese Auffassung können wir auf Grund einer Untersuchung der in- und ausländischen Marktvorgänge, sowie nach Rücksprache bei eminenten Fachwissenschafltlern mit vollem Recht zu Gunsten des Echternacher Mineralwassers vertreten. Es ist festzustellen, dass diese Mineralwasser eine ärztlich gewährleistete Heilwirkung besitzen und für Krankheiten wie Rheuma, Gicht, Nieren- und Blasenleiden sowie Arterienverkalkung und Schlagfluss von ganz spezifischer Bedeutung sind. Viele Echternacher konnten die wunderbaren Heil- und Kurwerte an sich feststellen" (Echternacher Anzeiger, Ende Mai 1936).

Die Erschliessung der Benediktiner- und der Römerquelle als Heilquelle versprach eine Steigerung des Umsatzes. Eine Veröffentlichung "Die Echternacher Heilquellen" erfolgte in der Tageszeitung "Echternacher Anzeiger" am 22.7.1938. Hier lesen wir:
"Es gibt auch im Inlande Gegner der Ansicht, dass die dem Hardtberg entspringenden Mineralquellen gesundheitsfördernde Werte in sich bergen".

Die Autoren dieses Artikels wiederholten die Argumente von 1936
"dass die Echternacher Mineralwasser einer natürlichen und zusatzlosen Mineralisierung entsprechen, die dieselben im Rahmen staatlicher Analysen und medizinischer Beobachtungen in den Rang geradezu weltberühmter Quellen einsetzt und die ihnen positiven therapeutischen Wert zusichern. Man konnte sich insbesondere davon überzeugen, dass diese Mineralwasser eine ärztlich gewährleistete Heilwirkung besitzen, für Krankheitszustände wie Rheuma, Gicht, Nieren- und Blasenleiden, ferner für Arterienverkalkung und Schlagfluss von ganz spezifischer Bedeutung sind. Das Echternacher Wasser bedingt ferner eine erstaunlich radikale Reinigung des Blutes von Krankheitssäften".

Es war geplant, das Wasser der Benediktinerquelle in Kleinflaschen an den Mann zu bringen, während man die Produkte der Römerquelle den Apotheker, den Drogisten und Ärzten reservieren wollte. Das Wasser wurde zu einem Nationalen Problem hochstilisiert:
"Von unsern Landsleuten, die sich mit Stolz zu ihrem schönen, freien und unabhängigen luxemburger Land bekennen, darf man erwarten, dass sie Echternacher Wasser trinken und für eine Absatzsteigerung Sorge tragen" (Echternacher Anzeiger vom 22.7.1938).

1947 beendete der Betrieb seine Aktivitäten