Pharmazie


Antipyrin (2)

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1893 führte Medizinalrath Dr. Martin OVERLACH (1860-1912) "dirigierender Arzt am fürstlichen Landeskrankenhaus in Greiz i. Thüringen" (Pester Lloyd, 29. Aug. 1894) das Antipyrinum coffeino-citricum unter dem Handelsnamen Migräninin die Therapie der Migräne, der Influenza und der Folgezustände nach alkoholischen Exzessen ein, ein mechanisches Gemenge aus 90.9 Teilen Antipyrin, 0.6 Teilen Zitronensäure und Koffein. Hergestellt wurde es von den Farbwerken vorm. Meister Lucius und Brüning in Höchst a.M.

 

Exponat

Dr. OVERLACH'S Migränin-Tabletten der Fa. BAYER, 250g-Packung

1940 – 1950

Herkunft: die Schachtel diente bis vor Kurzem in der St. Michaels-Apotheke in Augsburg- zum Aufbewahren des Pastillenstechers ...

 

Zwei Museen stellen runde Pappschachteln mit diesen Tabletten aus:

- das "TECHNOSEUM Landesmuseum für Technik und Arbeit" in Mannheim

https://www.omnia.ie/index.php?navigation_function=2&navigation_item=%2F249%2Fitem_CYUEVSNKLN5XDAQ7LILDEZKQE7X6I7FF&repid=1

- das "Stadtgeschichtliche Museum" in Leipzig

https://www.omnia.ie/index.php?navigation_function=2&navigation_item=%2F08547%2Fsgml_eu_php_obj_z0061128&repid=1

"Mittheilungen aus dem Publicum. Ueber Migränin. (Dr. Overlach.)

Von Ober-Stabsarzt a.D. Dr. Bauernstein (Görlitz).

Das Migränin wird in Hoechst a.M. in den Farbwerken der Herren Meister, Lucius und Brüning allein nach Dr. Overlach's Vorschrift dargestellt und ist eine sehr glückliche Verbindung von Antipyrin und citronensaurem Coffein, die nicht allein gegen Migräne, sondern auch gegen viele andere Arten von Kopfschmerzen aus anderen Ursachen heilend wirkt, und zwar ist die Wirkung dieses Mittels mit einer ans Wunderbare grenzenden Sicherheit dem Kranken in Aussicht zu stellen. In diesem Umstande liegt ein nicht zu unterschätzender Vortheil dieses Mittels für den Arzt, denn die große Zuversicht, mit dem er dem Kranken baldige Erlösung von den Qualen der Migräne und anderer Schmerzen versprechen kann, wirkt ungemein beruhigend und die Wirkung des Mittels fördernd, das mir namentlich auch bei Complicationen der Migräne, wie ausgestrahlte Gesichts-, Nacken- und Armschmerzen, recht gute Dienste geleistet hat. Auch bei Influenza hat es die heftigen Kopfschmerzen gelindert und sichtlich den ganzen Krankheitsverlauf günstig beeinflußt. In einem Falle beginnender Influenza mit hohem Fieber und sehr heftigen Kopfschmerzen genügte eine abendliche Dosis Migränin, um den ganzen Anfall zu coupiren. Da ich selbst seit den Kriegen von 1866 und 1870/71 an einer Cervical-Neuralgie, oft in Verbindung mit Migräne, leide, so habe ich das Migränin zuvörderst an mir selbst geprüft und kann dem Entdecker und Darsteller desselben nicht genug dafür danken und mit mir eine Anzahl Kranker, denen ich es gegeben habe. Was die Art der Wirkung des Migränin betrifft, so tritt nach der von Dr. Overlach bestimmt angerathenen Dosis von Migränin 1,1 in einigen Minuten ein sozusagen ahnendes Empfinden eines beginnenden Nachlasses der Schmerzen ein, sodann das Gefühl, daß der Höhepunkt der Schmerzen überschritten und ein schwacher Abfall derselben nach und nach wahrnehmbar sei. In den nächsten zwölf bis fünfzehn Minuten wird das geschilderte Gefühl, oft unter Eintritt einer den kranken Körper angenehm durchziehenden Wärme oder leichten Schweißes, immer gewisser, man hofft immer sicherer auf baldiges Schwinden der Schmerzen; in zwanzig bis dreißig Minuten ist der Zustand fast völliger Schmerzlosigkeit und endlich in fünfzig bis sechzig Minuten volle Genesung eingetreten, oft begleitet von einem den ganzen Körper belebenden Wohlbehagen, was viele Stunden fühlbar war und die Nachtruhe günstig beeinflußte. Die Dosis des Mittels von 1,1 betreffend, die Dr. Overlach als vorzugsweise wirkend hinstellte, so stimme ich auch darin ihm vollständig bei. Dr. Overlach nennt die Zahl zum Scherz selbst eine krumme, aber bemerkt dabei, ohne Angabe weiterer Gründe, als der sehr maßgebenden guter und sicherer Erfahrungen, man solle die Zahl zum Zwecke sicherer Wirkung nicht ändern. Nahm ich z.B. nur 1,0 Migränin ein, so war der Eintritt der Erleichterungen entschieden verzögert; überhaupt war die ganze Wirkung nicht so intensiv und nachhaltig; ebenso ging es bei solcher Behandlung mit nur 1,0 Kranken, die nun und nimmer von der gekürzten Dosis ehre Ahnung haben konnten. Ich bin daher stets bei der Dosis 1,1 geblieben und werde damit auch weiter Andere und mich behandeln. Ein weiterer Vorzug des Migränin besteht auch darin, daß weder üble Nebenwirkungen noch schädliche Nachwirkungen je zur Beobachtung gekommen sind. Ob ein nachhaltiger Einfluß auf die gu. Leiden durch das Migränin gewonnen sein wird, will ich hoffnungsvoll weiter beobachten. Collegen, die, wie ich, mit dem Migränin Kranke behandelt haben und von diesen meinen Mittheilungen Kenntniß genommen, stimmen mit mir ganz überein, namentlich auch erstens in dem, was ich über das Ausbleiben übler Neben- und Nachwirkungen gesagt habe, und zweitens in dem, was ich jetzt noch, eine frühere dahingehende Bemerkung verstärkend, hinzufüge, daß es eine nicht gering anzuschlagende psychische Wirkung hervorruft, wenn der Kranke die sehr tröstliche Gewißheit hat, ein sicher, schnell und nachhaltig wirkendes Mittel für sein qualvolles Leiden stets zur Hand zu haben. Schließlich möchte ich nach so warmer und überzeugter Empfehlung dieses vortrefflichen Mittels über die Art und Zeit des Einnehmens noch bemerken, daß es am besten in Wasser gelöst eingenommen und dann noch ein Weinglas voll Wasser nachgetrunken wird. Sind des Morgens beim Erwachen schon Vorboten der Kopfschmerzen zu spüren, so nehme man sofort Migränin 1,1 und bleibe noch eine Stunde im Bette, der Ruhe pflegend, um dann genesen aufzustehen und ohne Störung an sein Tagewerk zu gehen. Tritt im Laufe des Tages das Leiden auf, so nehme man inmitten und trotz aller geschäftlichen Unruhe doch die gewöhnliche Dosis Migränin; man wird wenigstens einige Wirkung fühlen, bis eine zweite, am Abend in Ruhe genommene Dosis den vollen Erfolg herbeiführen wird. Viele College» und Laien preisen gleich mir das von dem Herrn Medicinalrathe Dr. Overlach jetzt dem Arzneischatze zugeführte Migränin, und ich selbst erfülle eine Dankespflicht durch vorstehende Mittheilungen, die ich nach der auf Erfahrung beruhenden Ueberzeugung: Quem capitis, doloribus affectum alia remedia non sanaverunt, sanabit Migräninum (Dr. Overlach), verfaßt habe. Allgemeine Medicinische Central-Zeitung Nr. 35. 1894" (Neue Freie Presse, 15. Juni 1894).

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Apotheke Capellen 1-1

 

1878 erhielt der aus Bascharage stammende Jean genannt J.-Pierre WAGNER (1851-1918) die Ermächtigung, eine Apotheke in Capellen zu eröffnen:
"Durch Beschluß vom heutigen Tage habe ich Hrn. Johann Baptist Wagner aus Niederkerschen ermächtigt, unter Nachachtung der im Großherzogthum bestehenden Gesetze und Reglements, eine Apotheke in Capellen zu errichten.
Luxemburg den 8. Juni 1878.
Der General-Director der Justiz, Paul Eyschen"
(Memorial n°39 vom 15.6.1878).

Auf der Ansichtskarte (Nik. Frank, Photograph; gelaufen am 20.6.1902) sieht man WAGNER, in Begleitung seiner Ehefrau und einer unbekannten Dame.
Die Installation der Apotheke in der umgebauten Scheune entspricht seinem kuriosen Werdegang: er war 1874 als Apotheker und 1877 als Tierarzt zugelassen worden, gab letztere Tätigkeit allerdings schon nach einem Jahr auf, als er die Apotheke in Capellen eröffnen durfte ...

Die Apotheke wurde ab 1909 von seinem Schwiegersohn Edgar BISCHOFF (1880-1917) weitergeführt. Nach dessen frühem Tod wurde die Apotheke bis in die 50er Jahre von einem Provisor weitergeführt: 36 Jahre lang, von 1917-1953, war es Alfred SCHULER (1890-1953).

1950 arbeitete der 1947 als Apotheker zugelassene Lucien SCHOLER (1918-1985) zusammen mit Alfred SCHULER, nach dem Tode SCHULERs 1953 wurde er dann Provisor in Capellen, bevor er 1967 nach Luxemburg wechselte.

Der 1958 als Apotheker zugelassene Fernand HEISBOURG (1934 - ) führte die Apotheke von 1967 bis 1989. Sie wurde dann von Resy SCHMITZ Ehefrau Mouton (1951-2007) übernommen und befindet sich zur Zeit in Haus 1, Rannerwée.
"Il est porté à la connaissance du public que la concession de pharmacie à Cap, 1, Rannerwee, exploitée par Madame Rose Schmitz, est déclarée vacante à partir du 26 février 2009 par suite du décès du concessionnaire" (Memorial n°31 vom 18.4.2008).

Zur Zeit ist Giuliana PACELLA "pharmacien-responsable" ...

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Apotheke Clervaux (a)

links im Bild die alte Apotheke 

Die 1867 von Alphons HECK (1844-1922) eröffnete Clerf'er Apotheke ging 1881 in den Besitz von Félix-Léon SAUER (1856-1922), der ihr den Namen "Sternapotheke" gab:

"Sternapotheke, Leo Felix Saur, Clerf. — Apotheke. — Inhaber: Leo Felix Saur, Clerf. — Du 29 juin 1910" (Memorial n°36/1910).

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Apotheke Clervaux (b)

 

Kurz vor dem Tod von Félix-Léon SAUER (1856-1922) wurde die Apotheke von dem 1916 zugelassenen Jean-Pierre-Philippe MOLITOR (1895-1986) erworben.
"Sternapotheke Léon-Félix Saur, Clervaux. — La firme a été rayée ensuite de vente et cession de la pharmacie à M.Jean-Pierre Molitor, pharmacien à Clervaux. — Du 23 décembre 1921" (Memorial 5/1922).

Seit 1982 wird die "Pharmacie de Clervaux" - (den Namen "Stern" hat sie inzwischen eingebüsst) - von dem 1977 zugelassenen Léon BRACONNIER (*1952) geführt. Zur Person des Letzteren die folgende Anekdote, die 2004 im "Cliärrwer Kanton" veröffentlicht wurde, deren Präsident er im Übrigen ist:
"Als Léon Braconnier seinen früheren Arbeitgeber in der Hauptstadt Ende Oktober 1981 über den geplanten Umzug nach Clerf informierte, bat dieser ihn die Bürotür zu schliessen. Und dann meinte er mit ernster Miene, der junge Apotheker solle nicht glauben, die Öslinger lebten noch auf den Bäumen. Und ein Nachbar fragte, ob Freund Léon noch in vollem Gebrauch seiner geistigen Kräfte sei "Hues du se nach all, zu Clierf, do reent et sechs Méint am Joer, an déi aner sechs Méint ass et Wanter, do fällt sou vill Schnéi, dass de d'Hausdir mol nêt méi op kriss". Léon Braconnier konnte sich im Laufe der Jahre selbst überzeugen, dass es "sou schlëmm" nicht an der Nordspitze ist. Doch konnte er feststellen, dass es damals wie übrigens auch heute und in Zukunft noch Vorurteile über Leben und Menschen im Ösling gibt. Freilich gibt es auch vorgefasste Urteile im Norden über die Hauptstädter und "déi aus dem Minett". Hier ist nicht zu vergessen, dass die Öslinger während 365 Tagen im Jahr auf das übrige Land "herabblicken" und das hinterlässt nun einmal Spuren".

Während der Rundstedtoffensive im Dezember 1944 war die Apotheke ein wichtiger Aussichtsposten: zwei mit einem Radioapparat ausgestattete deutsche Kundschafter hatten sich in das Haus geschlichen und leiteten von hier aus die Bombardierung der Stadt durch ihre Genossen von der 2. Panzerdivision, die den im alten Schloss einquartierten Amerikanern nun einen schweren Stand bereiteten ...

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Apotheke Differdingen

 

Der Elefant als Sinnbild von Stärke, Weisheit und gutem Gedächtnis (und Jungfräulichkeit) ist ein häufig benutztes Reklametier in der Pharmazie. Allein in Luxemburg kennen wir 3 Elefanten-Apotheken:
- in Düdelingen (1885 gegründet),
- in Differdingen/Oberkorn (1955 gegründet),
- in Hesperingen/Howald (1995 gegründet).

Vorgestellt wird ein Briefumschlag, 11.9.1958 ab Differdingen, 12.9.1958 an Diekirch.

Fred Nosbusch

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Apotheke Düdelingen 1-1

 

Die "Erste Apotheke" an der Ecke r. de Zouftgen und r. du Commerce" (Haus links im Bild).

Besitzer:
- Henri REINERS (1849-1914) erhielt 1885 die Erlaubnis, eine Apotheke in Düdelingen zu eröffnen
- Louis THONNARD (1866-1954))
- Joseph THONNARD (1895-1952)
- Joseph-Robert HOFFMANN (1903-1988)
- Edmond GILLAIN (*1943)
- Isabelle GILLAIN (*1970)
- Marco CARDONI (*1970)

Auffällig (bei näherem Hinsehen) ist die dreisprachige Anzeige: "Pharmacie" über dem Fenster zur Seite der r. du Commerce (auf dem Bild nicht zu sehen)- Frankreich ist nur wenige Kilometer entfernt, "Apotheke" über der Eingangstür - für die luxemburger Kundschaft gemünzt (luxemburgische Schilder schrieb zu dieser Zeit niemand) und "Farmacia" über dem Seitenfenster in der r. de Souftgen: eine kleine "hommage" an die vielen italienischen Zuwanderer, von denen die Industrie der Region zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebte...

Die Apotheke wurde seither verlegt und ist z.Zt. in Haus 2 r. du Commerce untergebracht. Das auf der Karte als Apotheke ausgewiesene Haus aber ist nun Pizzeria... (auch gesund !).

Zwei weitere Apotheken stehen der Bevölkerung nun zu Diensten: - die "Pharmacie de l'Eléphant"
- die "Pharmacie FOEHR".

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Apotheke Düdelingen 1-2

Ansichtskarte Verlag F. Müller, nicht gelaufen. 

"APOTHEKE" auf Deutsch über dem Haupteingang,

"FARMACIA" auf Italienisch über dem Seitenfenster!

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Apotheke Düdelingen 2-1

 

DEMUTH eröffnete 1906 eine zweite "Neue Apotheke" in Düdelingen. Am 27.1.1913 schrieb er an seinen Freund Alex ROUSSEAU, Apotheker in Grosbous:
"Lieber Lexi
Als Antwort auf deine Karte vom 25. theile ich dir mit dass ich für sämmtliche Betriebs- und Bezirkskassen - auch Unfallgenossenschaft mit der einzigen Ausnahme der Armenkrankenkasse, die Pharm. oeconomica anwende. Fr(eun)dl(iche) Grüsse an deine Familie Demuth".

In Berlin praktizierende und gesundheitspolitisch agierende Ärzte wie Salomon Neumann (1819–1908), Rudolf Virchow (1821–1902) und Rudolf Leubuscher (1821–1861) hatten sich in der Medicinal-Reformbewegung unmißverständlich für eine staatliche Verantwortung und das Recht von Handwerkern und Arbeitern ausgesprochen, unabhängig von der entwürdigenden Armenfürsorge medizinisch versorgt zu werden. Der Arzt Julius Meyer (1820–1896) war, ebenso wie die Vorgenannten, Mitglied des (1849 gegründeten) »Gesundheitspflegeverein der Berliner Arbeiterverbrüderung« (GVBA). Die Erfüllung der im Statut festgelegten Ziele erforderte das Mitwirken von Ärzten, denen die Einheit von Therapie und Prophylaxe ebenso wichtig war wie die sozialen Anliegen der Arbeiterverbrüderung. Die affiliierten Ärzte betrachteten ihre Mitarbeit als Beginn der praktischen Verwirklichung ihrer Ideale vom Arztsein und eines entkommerzialisierten Verhältnisses zu ihren Patienten, den Arbeiterbrüdern. Zwar waren die Ärzte im Verein angestellt, aber ihre Tätigkeit war mit einem formalen Dienstverhältnis nicht vergleichbar. Dies zum politischen Hintergrund der in der Ansichtskarte erwähnten Tarife: Julius MEYER verfasste eine »Pharmacopoea oeconomica« - aus heutiger Sicht eine "Positivliste", in welcher Basistarife festgehalten waren, die der Anstand gebot, nicht zu überschreiten.

Ähnliche Tarife wurden 1877 in Erlangen angeregt:
Ziemssen, Hugo Wilhelm von, Pharmacopoea clinico-Oeconomica: eine Anleitung zur Ordination der wichtigsten Arzneimittel : mit besonderer Rücksicht auf die Armen- und Hospital-Praxis. Erlangen 1877.

Im Mai/Juni 1917 schlug der Arzt PRAUM auch für Luxemburg eine derartige "Pharmacopée économique" vor (Memorial n°73 vom 17.11.1918), 1919 diskutierte das "Collège médical" über deren Einführung (Memorial n°93 vom 11.12.1920). Diese "oeconomischen" Tarife wurden natürlich von den luxemburger Krankenversicherungsanstalten begrüsst(Archives de l'Etat luxembourgeois):
Assurance-maladie Agri-A-086 1904-1919
Caisses régionales: Projets de budgets
Circulaires aux caisses concernant Pharmacopoea oeconomica"
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Apotheke Düdelingen 3-1

 

Die heutige Apotheke Georges FOEHR in den 30er Jahren: Ansichtskarte E.A. Schaack, Luxembourg

Georges Foehr *1.8.1947 in Luxemburg, wohnt privat in Düdelingen, 35, r. Jean Jaurès. Er ist seit 2004 Mitglied des "Collège médical"; Präsident des CAD (Cercle athlétique Dudelange) und aktives Mitglied der CSV.

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Apotheke Echternach 1-1

 

1790 wurde in Echternach ein private Apotheke eröffnet als Nachfolgerin der Klosterapotheke. Hier eine Liste der Besitzer der Hirschapotheke:
- Jean-Mathias MERJAY (1756-1807)
- Louis MAYER (1783-1820 )
- Jean Pierre Henri NAMUR (1796-1875)
- François Pierre Joseph NAMUR (1823-1892)
- Pierre Joseph Charles NAMUR (1847-1903)
- Léon NAMUR (1854-1893)
- Léon Joseph NAMUR (1879-1937)
Nach dessen Tod wurde die Apotheke von Provisoren weitergeführt, bis wieder ein Angehöriger der Familie NAMUR den Betrieb übernehmen konnte
- Paul KUFFER (1933-1975)

Die ehemalige "Pharmacie Namur" 12 place du Marché wird augenblicklich vom Apotheker Théo-François THIRY (*1961) geführt und heisst schlicht "Pharmacie Thiry" - geblieben ist nur der Hirsch über dem Eingang.

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Apotheke Echternach 1-2

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um 1942 

Hirschapotheke. Ansichtskarte von 1942, Bild von der Aussentreppe der Apotheke in Richtung Dingstuhl aufgenommen.

Es gibt sie in Villefranche-sur Saône, in Brumath, in Plobsheim... Die älteste Apotheke Frankreichs war jahrelang die "Pharmacie du Cerf" auf dem Kathedralenplatz in Strassburg (1268) - sie ist seit Jahren Billetterie der kulturellen Einrichtungen der Stadt. In deutschen Städten ist die Bezeichnung noch häufiger. Allein in Luxemburg gibt es eine zweite Hirschapotheke in Mersch.

Warum der Name HIRSCH-Apotheke ? Unsern Vorfahren galt der Hirsch - als Begleiter des hl. Hubertus, Eustachius, Thelau und Edern - mystisch verklärt, und Christus als dem Spender ewigen Lebens verbunden. Das Hirschgeweih wurde zur Darstellung eines Liebeszaubers benötigt:
"Ein Hirschgeweih und eine Wegwarte benötigt man für einen Liebeszauber. Dazu soll man am Tag des Heiligen Petrus (29. Juni) um „zwei Uhr zur Vesper” mit einem Hirschgeweih ausgehen und mit diesem eine Wegwarte ausgraben. Wen man dann mit diesem Kraut berührt, der sei einem in Liebe zugetan" (Sieg S. 97) - der Apotheker als Nachfolger der mittelalterlichen Zauberer ?
Schriftsteller und Maler haben aus dem Hirschen das Sinnbild der "Vorsicht" gemacht, da er in der Richtung des Windes flüchtet und instinktiv die für ihn zutreffenden Heilkräuter ausmachen kann. Symbol der Vorsicht, die der Apotheker walten lassen muss ? Vor allem aber ist der Hirsch eine klassische Figur der ALCHEMIE - Symbol des "philosophalen" Quecksilbers und des Geistes (männliches Prinzip), während das Einhorn für Schwefel steht (weibliches Prinzip) (zit. Jean Chevalier, Dictionnaire des symboles, 1982 S. 198). Man weiss um die Vorliebe der früheren Apotheker für Al- und Chemie...
Als Bild der Schnelligkeit werden die horntragenden Tiere Hirsch und Gazelle im Alten Testament erwähnt (Hld 2 9-17) - sicherlich kein Grund für einen Apotheker, seine Offizin nach diesem "schnellen" Tier zu benennten. Der Name hat schon gar nichts mit dem blauen röhrenden Hirsch der Kulturstadt Luxemburg 2007 zu tun. Er erinnert vielmehr (neben der oben angeführten alchemistischen Bedeutung) an die vielen pharmazeutischen Produkte, die unsere Vorfahren dem Hirschgeweih entnahmen:
*Die "Herzsteine (Knorpel) von Hirsch und Steinbock gehörten zur Gruppe tierischer Konkremente, in denen man die volle Kraft der Tiere sah, die man medizinisch nutzen wollte.
* Hirschbezoare - vielfach zu benutzen ... * um Mund und Zähne gesund zu halten und den Atem wohlriechend zu machen, kaute man wohlriechende Blätter, machte Spülungen mit Wein, in dem Wurzeln aufgekocht wurden und behandelte die Zähne mit verschiedenen Zahnpulvern, deren Hauptbestandteile gebranntes Hirschhorn, gestoßener Marmor und verschiedene Wurzeln waren.
* "Les bois du cerf étaient utilisés au XVIe siècle pour débarrasser l’homme des vers qui le parasitent. «Pline dit que le cerf est capable de manger des serpents, explique le jeune historien lausannois. L’usage particulier décrit ici constitue vraisemblablement une évolution de cette légende» - ein eher magisches Wurmmittel demnach, entstanden gemäss der Signaturenlehre...
* Hirschhornsalz (sal volatile cornu cervi) wird durch "trockene Distillation" des Hirschgeweihes gewonnen - ein heute eher obsoletes "Backpulver", bestehend aus einer Mischung von Ammoniumkarbonat, Ammoniumhydrogenkarbonat und Ammoniumkarbamat, die in der Backhitze zu Kohlendioxyd, Ammoniak und Wasser zerfallen.
* Hirschhorngeist - Ammoniak - wird durch die gleiche Distillation gewonnen und wurde medizinisch benutzt.
* Hirschhorntalg (sebum cervinum) ist der ausgeschmoltene Talg des Hirsches. Die Salbe wird seit Jahrhunderten benutzt, früher rieb sich jeder Reiter den Pöter vorsorglich damit ein, um keine Blasen zu bekommen. Haemorrhoiden wurden damit bestrichen ebenso wie wunde Brustwarzen ...

... Gründe genug für einen angehenden Apotheker, seinen Betrieb "Hirschapotheke" zu nennen !

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Apotheke Echternach 2-1

 

Die Echternacher Löwen-Apotheke wurde 1783 von dem in dieser Stadt geborenen und 1783 als Apotheker zugelassenen Franz Höldenstein gegründet. Die Beziehungen zur Abteiapotheke waren alles andere als gut ... Da der Sohn des Apothekeninhabers in eine Apotheke der Hauptstadt einheiratete, ging die Echternacher Apotheke an einen Schwiegersohn ...

Besitzer:
- François HELDENSTEIN (1749-1824)
- Jean-Pierre Jérôme BRIMMEYR (1799-1876)
- Jean-Pierre Sylvain FISCHER (1854-1912)
- Pierre-Prosper CLEMEN (1857-1914)
- Emile PEUSCH (1891-1957).

"1091. — Löwenapotheke Emil Peusch, Echternach.— Apotheke und Droguerie, homöopathische Zentrale.— Inhaber: Emil Peusch, Echternach. — Du 26 octobre 1918" (Firmenregister; Memorial n°21 vom 3.4.1919). Die Witwe Peusch liess die Apotheke durch Provisoren weiterführen, bis die Tochter...
- Josette PEUSCH (*1928) den Betrieb weiterführen konnte.
- Françoise ZIRVES (*1955), Tochter der Vorgenannten, führt zur Zeit die Apotheke "Zirves-Peusch", 32 place du Marché.


Während des 2. Weltkrieges wurde die Löwenapotheke schwer beschädigt - nach der v. Rundstedt-Offensive von 1945 war so ziemlich alles kaputt, nur nicht das Schild "Apotheke" auf der zum Marktplatz gerichtetenen Hauptfassade ...(siehe Bild).