Pharmazie


Reiseapotheke (09)

 

 

Anfang des 20. Jahrhunderts verlagerten sich Fernreisen immer mehr auf die Strasse. Das hatte zur Folge, dass beim Gepäck mit dem Platz gespart werden musste: aus dem pompösen Apothekenkoffer wurde ein kleines Kästchen, in das die wichtigsten Medikamente passen mussten. Neben den persönlichen Mittelchen finden sich (auf ein Minimum komprimierte) Verbandstoffe und "Allerweltsartikel" ...

Als der Drogist P.J. Berg in Haus 17 der GrossStrasse in Luxemburg 1910 seinen Verbandskasten in der Tagespresse anpries, dachte er noch nicht an die Autofahrer "mit den neuesten Schnellverbänden ausgestattet, die in keinem Betrieb fehlen dürfen" (Luxemburger Wrt vom 25.1.1910). 1915 lesen wir von einem Verbandskasten bei einem Fussballspiel in Bonneweg zw. Union und Fola (Bürger- und Beamten-Zeitung vom 12.10.1915). Noch 1922 hatte Berg den riesigen Absatzmarkt "Strassenverkehr" nicht erkannt: "Meine gut zusammengestellten Verbandkasten sollen in keinem Klein- u. Großbetrieb fehlen" (Luxemburger Wort vom 19.8.1922).

 

Seit 1970 sind Auto-Verbandskästen vorgeschrieben - wie der Name besagt, befinden sich jetzt ausschliesslich "trockene" Gegenstände zum Allgemeingebrauch.

 

Exponat
Vorgestellt wird eine 195x150x100 mm grosse mit Leder bezogene AUTO-APOTHEKE aus den 20er Jahren - An der Innenfläche des Klappdeckels die Beschriftung: Auto-Trousse Déposé 59). Fehlen eines Schlosses, da in der Not der Schlüssel vermutlich gefehlt hätte. Lediglich ein Schiebeverschluss.:

In vorderster Reihe stehen 5 runde Gläser mit eingeschliffenem Glasstöpsel mit eingeschliffenem Glasstöpsel.

- Ammoniaque

- Eau de Mélisse

- Elixir Parégorique

- Ether

- Teinture d'Iode

Dahinter stehen 4 grössere Vierkant-Flaschen mit Bügelverschluss:

- Alcool camphré

- Eau oxygénée

- Solution picrique

- Teinture d'Arnica

Kleines Fach mit Klappe, vermutlich zur Unterbringung von Verbandstoff und/oder persönlichen Medikamenten.

Grosse Klappe mit "Ohren", hinter der sich 2 Röhrchen mit Aluminiumschraubverschluss verstecken

- das erste enthält einen in einen Federkiel eingearbeiteten Pinsel,

- das zweite eine Pipette (ohne den Gummibalg).

Im Vergleich zu den andern Reiseapotheken ist nur das Ammoniak neu. Verdünnte Ammoniaklösungen, im Volksmund auch Salmiakgeist genannt, haben einen Ammoniakanteil von etwa 10 %. Diese Lösung dient auf Grund ihrer alkalischen Eigenschaften als Reinigungsmittel, ist aber auch ein alternatives Mittel gegen Insektenstiche (Ameisen, Schnaken). Die meisten Insektengifte sind nämlich Säuren und können durch Basen neutralisiert werden: man tröpfle also einen Tropfen verdünnten Ammoniak auf den Bienenstich, und weg ist der Schmerz. Leider ist Wespengift basisch - da helfen folglich Essig und Zitronensaft.

Pharmazie


Rot-Kreuz-Koffer

 

Johann Friedrich August von ESMARCH (1823-1908) wurde 1857 zum Professor für Chirurgie und Augenheilkunde in Kiel berufen und übernahm dort als Direktor das Hospital. Von 1846 bis 1849 war er Adjutant des Chirurgen Stromeyer im Feldlazarett Flensburg. 1870 hatte er die Position des Generalarztes und beratenden Chirurgen im Deutsch-Französischen Krieg.

 

Verbandspäckchen und Dreieckstuch – was heute selbstverständlich in jeden Erste-Hilfe-Koffer gehört, hat ESMARCH eingeführt. Die Erste Hilfe hatte er bereits in seiner vielfach aufgelegten Schrift »Der erste Verband auf dem Schlachtfelde« von 1869 propagiert. Esmarch entwickelte zwei wichtige Verfahren, die bis heute angewandt werden und seinen Namen tragen: den Esmarch-Heiberg-Handgriff und die Esmarch’sche Blutleere. Der berühmte Esmarch’sche Handgriff ist auch heute noch wichtig in der Rettungsmedizin. Durch das von ihm beschriebene Schieben des Unterkiefers vor den Oberkiefer werden die oberen Atemwege von bewusstlosen bzw. narkotisierten Patienten freigehalten. Damit kann dann sowohl deren noch vorhandene Spontanatmung, als auch deren künstliche Beatmung mit Maske oder Atemspende ermöglicht werden. Ebenfalls auf Esmarch geht der Begriff der Blutleere zurück: Beine oder Arme eines Patienten werden gehoben und mit druckvollem Streichen wird Blut aus den Gliedern getrieben. Von außen nach innen wird die Extremität mit einer Gummibinde umwickelt oder mit einer Druckluftmanschette versehen, um Blutungen bei Verletzungen oder einer Operation zu vermindern. Die von ihm propagierte Anwendung der Eiskühlung zur Behandlung von Prellungen oder Abszessen trug ihm den liebevollen Spitznamen "Fiete Isbüddel" (Friedrich Eisbeutel) ein.

 

Im Sommer 1881 hielt sich Esmarch in London auf und lernte die »St. John’s Ambulance Association« kennen. Diese Rettungsorganisation hatte überall in England Sanitätsschulen eingerichtet und freiwillige Helfer für den Rettungs- und Sanitätsdienst ausgebildet. Nach seiner Heimkehr begann Esmarch Anfang 1882 mit den Vorbereitungen zu einem ersten deutschen Samariterkursus in Kiel. Am 5. Mai 1882 erfolgte die Gründung des »Deutschen Samariter-Vereins« in Kiel. Damit gab ESMARCH den entscheidenden Anstoß zum Aufbau von Unfall- und Krankenhilfsdiensten in anderen Städten Deutschlands.

 

An Notfalltexten schrieb er
Verbandplatz und Feldlazarett, (2. Aufl., Berl. 1871)

  • Der erste Verband auf dem Schlachtfeld, (2. Aufl., das. 1870; mehrfach übersetzt)
  • Über Vorbereitung von Reservelazaretten, (Berl. 1870)
  • Die erste Hilfe bei Verletzungen, (Hannov. 1875)
  • Die erste Hilfe bei plötzlichen Unglücksfällen, (Leipz. 1882)

1882 wurde der erste „Erste-Hilfe-Kasten“ produziert. Verwendet wurde er bei der "Bergisch-Märkischen Eisenbahn" [deren Verstaatlichung lt. Gesetz am 28.03.1882 beschlossen wurde, deren "Königliche Direktion" am 01.09.1882 in das Eigentum der Königlich-Preußischen-Eisenbahn-Verwaltung über ging (de facto-Verstaatlichung des Betriebes)].

 

Zur Geschichte der luxemburger Pfadfinder
Im Frühjahr 1914 gründete Professor Joseph Tockert (1875-1950) die Truppe „Les Eclaireurs de l’Athénée“, die ersten Pfadfindergruppen in Luxemburg. Weitere Truppen folgten. 1915 entstanden die ersten Pfadfinderinnen-gruppen in Luxemburg. Während des Ersten Weltkrieges unterstützten Luxemburger Pfadfinder, wie dies auch gleichgesinnte Gruppen im Ausland (Tirol) taten, das Rote Kreuz bei der Betreuung von verwundeten Soldaten.
- 1914 sprang die katholische Kirche auf den fahrenden Zug: Gründung einer Gegenbewegung, der «Wanderfreunde, les jeunes touristes».
- 1916 Mitten im ersten Weltkrieg schlossen sich die 12 nicht konfessionell gebundenen Pfadfindergruppen am 16.7.1916 zur Fédération Nationale des Eclaireurs du Luxembourg (FNEL) zusammen.
- 1916 Gründung der «Boy Scouts de la jeunesse catholique».
- 1919 gründeten katholische Pfadfindergruppen die Lëtzebuerger Scouten (Fédération Nationale des Scouts du Luxembourg - FNSL).

 

1932 waren in Luxemburg die Pfadfinder mit Erste-Hilfe-Kästen ausgestattet (Foto aufgenommen am 10.7.1932 vor der 1643 erbauten "Chapelle de la Trinité" auf der Strecke Mersch-Larochette) – die Ausbildung „am RK-Kasten“ gehörte seit dem 1. WK zum regulären Programm der „Scouten“ jedweglicher „couleur“...
Auflösung der Pfadfinderverbände durch den deutschen „Stillhaltekommissar“ im August 1940: das Material wurde konfisziert ...

Pharmazie


Reiseapotheke (11)

P1040006
 

 

Mit der Reiselust der Bevölkerung wuchs die Nachfrage nach Schutzhüllen für die zerbrechlichen Medikamentenfläschchen.

 

Exponat

Von dem Völs'er Flohmarkt (11/2017) stammt dieses 9 cm hohe Abgabegefäß mit passender Schutzhülle, das in einem Innsbrucker Haushalt als Iodfläschchen benutzt wurde. Gedrechselte, 10.5 cm hohe Holzbüchse mit Schraubverschluss. Eingeschliffener Glasstöpsel. Reiseapotheke, um 1900.

Pharmazie


Reiseapotheke (12)

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Schauten Sie von oben in einen Apothekenkasten, wünschten Sie, gleich das Etikett lesen zu können, ohne jede Flasche einzeln hochheben zu müssen, um das Etikett auf ihrem "Bauch" lesen zu können: genau das war mit dieser etwas skurrilen Form der Beschriftung "on top" möglich ...

 

"Beckers (G.W.) neue Haus- und Reiseapotheke, oder medizinisches Noth- und Hülfsbüchlein, 2 Bände 8° 1815, 2 fl.30kr" (Wiener Zeitung, 24. Juli 1815). "nebst einer genauen Untersuchung aller wirksamen und überall zu habenden Hausmittel. Für Ökonomen, Landleute und Reisende" (Wiener Zeitung, 8. Jan. 1818). "Beckers (G.W.) neue Haus- und Reiseapotheke, oder medizinisches Noth- und Hülfsbüchlein, 2 Bände 8° 1815, 2 fl.30kr" (Wiener Zeitung, 24. Juli 1815). "nebst einer genauen Untersuchung aller wirksamen und überall zu habenden Hausmittel. Für Ökonomen, Landleute und Reisende" (Wiener Zeitung, 8. Jan. 1818).

Der Leipziger Gottfried Wilhelm BECKER (1778-1854) war ein damals renommierter Arzt und populärwissenschaftlicher Schriftsteller.

 

Bekannter ist der Verfasser der nächsten Reiseapotheke: "Hufeland's Haus- und Reiseapotheke, ein Rathgeber dieser Art sollte billiger Weise in keiner Familie fehlen; man findet darin die hilfreichsten, wohlfeilsten und zugleich unschädlichsten Hausmitiel gegen die obigen Krankheiten" (Vereinigte Ofner-Peste Zeitung, 23. Juni 1842). In mehreren Auflagen erschienen, wurde sie zum Standardwerk der Reisenden.

 

"Der wohlfeilste Hausarzt in der Brieftasche. Ein augenblicklicher und verlässlicher Rathgeber, um sich selbst und seinen Angehöngen bei plötzlichen Unglücks- oder Krankheitsfällen, ohne Hilfe eines Arztes, schnell Rettung oder Erleichterung zu veiscbaffen. Nebst Angebe von mehr als 500 Hausmitteln, mit besonderer Rücksicht auf deren Ünschädlichkeit und der Einrichtung einer Reiseapotheke. In alphabetischer Ordnung verfasst von einem menschenfreundlichen Arzte. Siebente vermehrte Auflage. Preis" (Innsbrucker Nachrichten, 21. Nov. 1881) – der Name des angebl. menschen-freundlichen Arztes blieb dem Leser verboten.

 

Die Homöopathie als Inbegriff der Selbstmedikation greift um sich: "Es gibt in Deutschland fast nur nach homöopathischem Princip zusammengestellte Reiseapotheken, die man durch jeden Apotheker sich verschreiben lassen kann. Um aber eine zweckmäßige Reiseapotheke sich zusammenzustellen, ist es nöthig, sich von einem Arzte die hauptsächlichsten Arzneimittel mit einer kurzen Anweisung des Gebrauchs notiren zu lassen, unter Berücksichtigung der Reiseroute, da man je nach der Gegend, die man bereist, gewisse Mittel mehr oder weniger nöthig hat" (Illustrirter Zeitung, 30. Jan. 1864).


Neben diesen Reiseapotheken für Laien, die eher Rathgeber für Reisende waren als Apotheken, gab es in entlegenen Regionen die Reiseapotheke des Hausarztes: "Die Apotheke des Kalmykiscben Arztes bestand in einem ledernen Sacke., in welchem mehrere lederne Beutel mit mongolischer Aufschrift befindlich waren; in diesen steckten die einzelnen Medicamente, alle in trockener Form, gröfstentheils in kleiner Quantität. Unter denselben waren hauptsächlich Kampher, Zimmt, Cardamom, Rheinfarrensaamen, gelbes Sandelholz, Mahagony, Myrobalonen, Rhabarber, Süßholzsaft und Auripigment. Das Süßholz wird von ihm bei kranken Augen, Rhabarber bei Geschwüren, Rainfarrensaamen bei Halsweh, und Auripigment bei kalten Geschwülsten gebraucht, und zwar alles äußerlich, das Auripigment namentlich in Salbenform. Seine Kunst schien sich demnach besonders auf äufserliche Behandlung zu beschränken. Ein kleiner Sack mit ledernen Beutelchen, der bei den Krankenbesuchen an den Sattel des Pferdes gehangen zu werden pflegte, constituirte die Reiseapotheke" (Joh. Friedr. Erdmann, Reisen im Inneren Rußlands, in: Litterarische Annalen der gesammten Heilkunde, Berlin 1826 S.110).


Echte Reiseapotheken enthielten eine Unzahl von zerbrechlichen Fläschchen. 1873 stellte ein Apotheker aus Venedig daher auf der Weltausstellung in Wien eine bruchsichere Neuheit vor: "Eine vorzügliche Idee hat ein Venezianer Apotheker, der eine Reiseapotheke in der Weise herstellt, daß er die einzelnen Medikamente in Gelatine gleichmäßig vertheilt. Seine Reiseapotheke ist nun nichts weiter als ein Buch, in welchem solche medikamentöse Gelatinetäfelchen, enthaltend Digitalin, Chinin, Morphium, Coloquinten und Tartarus stibiatus, also die vorhin, im Eingange dieses als beinahe unentbehrlich bezeichneten Materialien enthalten sind. Die Dosierung erfolgt einfach derart, daß man für einen jeden Patienten je nach Bedarf ein größeres oder kleineres Stück der Gelatine herunter schneidet" (Neues Wiener Tagblatt, 23. Okt. 1873).

 

Für Expeditionsreisen konzipierte der Apotheker BROEKER eine Apotheke, die er ausstellte: "Zum Gebrauche für Forschungsreisen eingerichtet, hatte der Apotheker Broeker eine tragbare Reiseapotheke exponirt, welche bei einer relativ grossen Anzahl ausgewählter Medicamente und anderweitiger Hilfsmittel eine leichte und schnelle Handhabung gewährt" (Mittheilungen der keiserl.-königl. Geographischen Gesellschaft, 1875 S.535).

 

Exponat

Ensemble von 9 Fläschchen – keine zwei sind identisch – die aus einer Reiseapotheke stammen dürften, die beim Kauf nicht mehr vorhanden war.  

Acid. tartaric. in pulv. (Weinsäure; lokale Desinfektion),

Cocain. hydrochl. (Kokain; ört. Betäubung),

Jodoform. (Jodoform; 1822 erstmals hergestellt),

Kal. hypermang. (Kaliumhypermanganat; lokale Desinfektion),

Linim. styrac. (Styraxliniment; Krätzmittel),

Plumb. acetic. crist. (Bleiacetat; giftiger Zuckerersatz),

Tinct. jodi (Jodtinktur; Hautdesinfektion),

Tinct. opii (Opiumtinktur; schmerzstillend),

Zinc. sulfur. (Zinksulfat; blutstillend, bakterientötend). 

Pharmazie


Reiseapotheke (13), um 1910

Apotheke Hyères
 

 

Exponat

Reiseapotheke, Holz mit Messing, um 1910. Die Messing-Balustraden erinnern an venezianische Loggen im spätgotischen Stil resp. im Stil der "flammenden Gotik". Etwa ein Hinweis auf Venedig als Entstehungsort unseres Kastens?

 

Herkunft: Hyères / Südfrankreich

Laut beiliegendem, maschinen-geschriebenen Zettel umfaßte die Vitrine ursprünglich 21 Artikel, von denen nur die mit einem * versehenen Teile erhalten sind:

 

 

 

 

ASPIRIN (Aspirine, Douleurs névralgiques, maux de tête),

Natrium-Bikarbonat (Bicarbonate de soude, une pincée; contre maux d'estomac, faire diges),

Talkpuder (Poudre de talc, Echauffement superficiel de la peau),

PYRAMIDON (Pyramidon, Maux de tête, migraine, un ou deux cachets),

Chininsulfat (Sulfate de quinine, Un à deux cachets contre la fièvre),

Borsäure (Acide borique, Lavage des yeux: une cuillière à soupe dans ½ litre d'eau),

Wismuthnitrat (Sousnitrate de Bismuth, Contre la diarrhée: une pincée dans un peu d'eau),

Senfblätter* (Farine de Moutarde en feuilles, Sinapisme, voir instructions),

Potion de TODD* (Potion de Todt, Pour faiblesses, défaillances),

Gomenol-Öl* (Huile goménolée, Brûlures, désinfectant),

Bleiweiß-Extrakt (Extrait de Saturne, En compr. contre foulures, contusions (1 cuillère à soupe ½ lit. eau),

Paregorischer Extrakt* (Elixir Parégorique, Contre coliques, 1 cuillère à café dans un peu d'eau),

Eisenperchlorat (Perchlorure de Fer, Pour arrêter hémorrhagies des plaies, tremper dans coton),

Laudanum* (Laudanum, 20 gouttes sur cataplasmes pour coliques),

Kampheralkohol (Alcool camphré, Compresses, frictions),

Beruhigungswasser (Eau sédative, Dédoublée, compresses pour maux de tête),

Augenkollyr (Collyre, Pour les yeux),

Lösung, um Wunden auszuwaschen* (Lavage des Plaies, Une cuillère à soupe pour 1 litre d'eau),

Essigsäure* (Acide acétique, Faire respirer contre évanouissement),

Ammoniak* (Ammoniaque, Faire respirer contre évanouissement et piqures moustiques),

Aether* (Ether, Contre évanouissement).

 

In die Mitte des Apothekenkastens passt ein Kasten (rechts auf dem Foto) mit aufliegendem Deckel, der mit einer Lederlasche versehen ist. In diesem Kasten befinden sich Senfblätter, mehrere Rollen Verbandmaterial und Kompressen.

 

Nota: Ähnliche Kästen gab es auch für die Gesundhaltung der Pferde (S(eyffert) von Tennecker, Anleitung zu der Einrichtung einer Feld- und Hausapotheke für Oekonomen, Thierärzte, Cur- und Fahnenschmiede, Leipzig 1820 (für Tiere)).

Pharmazie


Retorte

 

Seit der Antike haben sich die Menschen mit Chemie befasst. Die Alchimie – stark durchsetzt mit mystischen Elementen, wurde sowohl von der Kirche – die Inquisition verdammte sie als Teufelszeug – als auch von den Universitäten abgelehnt. Doch schafften es innovative Mediziner wie Cornelius AGRIPPA und PARACELSUS, den Nutzen der chemischen Verbindungen in der Behandlung bestimmter Krankheiten derart überzeugend darzulegen, dass sich bald eine chemische Strömung innerhalb der Medizin abzeichnete. Alkohol, Antimon (Sb) wurden legale Heilmittel.
Im 17. Jahrhundert fand die Chemie durch eine „Hintertür“ Eingang in die medizinische Lehre, als in Paris der „Jardin du Roi“ unter Louis XIII seine Tore öffnete. Man begann Wirkstoffe aus Pflanzen zu distillieren und mittels Lösungsmitteln aus den Wurzeln, Blättern und Blüten zu extrahieren. Der medizinischen Fakultät Montpellier – Bewahrerin auf europäischem Boden der arabischen Wissenschaften - kam eine Vorreiterrolle zu, ebenso das Collège de France und mehrere Jesuitenkollegs. als Letzte schloss sich die medizinische Fakultät von Paris der chemischen Strömung an.

Während man in Deutschland ausschliesslich Retorten aqus Glas benutzte, bevorzugte man in Frankreich die Retorten aus dünnem, einheimischem Ton

Chemie wurde vor allem von Apothekern betrieben, die eine Möglichkeit sahen, sich von Gewürzhändlern abzusetzen, sich beruflich und wissenschaftlich zu profilieren. Nicht zuletzte erahnten sie reiche Pfründe. Grosse Chemiker wie LAVOISIER fanden Zugang zur Chemie über den Umweg ... der Pharmazie.

Vorgestellt wird ein (heute obsoletes) Utensil der ersten Stunde, eine RETORTE – ohne Tubulus (als tubulierte Retrote bezeichnet man ein Retorte mit einer zweiten Öffnung im oberen Teil der Haube), ohne Normschliff. Der Name leitet sich ab vom lateinischen re- torquere = zurück-biegen resp. von „vas retortum“ = das zurückgebogene Gefäss. Damit wird auf die besondere Form des Flaschenhalses hingewiesen, der nach hinten resp. nach unten „zurück“gebogen ist.

Die RETORTE wurde zum Inbegriff der Chemie. Retortenbaby, Retortenstadt...

Erworben im August 2007 auf einem Strassenmarkt in Gap.

Pharmazie


Rezeptbuch

 

In Frankreich war 1902 ein standardisiertes Register eingeführt worden, in dem die Apotheker die eingehenden Rezepte eintragen mussten - dieses Register nahm 1915/16 den Namen "ordonnancier" an und wurde durch Gesetz vom 14. September 1916 offiziallisiert. Visiert waren vor allem die Magistralen Rezepturen - giftige, toxische, aber auch banale Alltagsmixturen.


Am 8. Dezember 1917 wurde in Luxemburg ein entsprechendes Rezeptbuch eingeführt - die Ausführungsbestimmungen des Gesetzes wurden, nach einer kriegsbedingten Latenz von 5 Jahren, 1922 veröffentlicht:
"Beschluss vom 19. Mai 1922, betreffend die pharmaceutische Buchführung auf Grund von Art. 31 des allgemeinen Lastenheftes für die Einrichtung und den Betrieb von Apotheken.
Der Generaldirektor der Finanzen:
Nach Einsicht des Ministerialbeschlusses vom 19. September 1905, betreffend Veröffentlichung eines allgemeinen Lastenheftes für die Einrichtung und den Betrieb von Apotheken, in Ausführung des Grossh. Beschlusses vom 25. Juni 1905, sowie des Ministerialbeschlusses vom 8. Januar 1914, betreffend Abänderung des Art. 31 des durch vorerwähnten Beschluss veröffentlichten allgemeinen Lastenheftes;
Nach Einsicht des Ministerialbeschlusses vom 1. Dezember 1917, betreffend die pharmaceutische Buchführung auf Grund des Art. 31 des allgemeinen Lastenheftes für die Einrichtung und den Betrieb von Apotheken;
Nach Einsicht der Art. 7 und 16 des Grossh. Beschlusses vom 25. Juni 1905, betreffend Ausführung des Gesetzes vom 28. Februar 1905 über das Apothekenwesen;
Nach Einsicht der Art. 8 und 9 des IV. der Königl. Grossh. Ordonnanz vom 12. Oktober 1841 angefügten Reglements;
Nach Einsicht der Vorschläge des Medizinalkollegiums;
Beschliesst:
Art. 1. Die durch Art 31 des als Anlage zum Ministerialbeschlusses vom 19. September 1905 veröffentlichten allgemeinen Lastenheftes, sowie durch die Beschlüsse vom 8. Januar 1914 und 1. Dezember 1917 vorgesehenen Geschäftsbücher sind vom 1. Juni künftig ab gemäss den dem Beschluss vom 1. Dezember 1917 als Muster beigefügten Anlagen zu führen.
In das Rezeptbuch werden, Tag für Tag unter einer laufenden Nummer und unter Angabe der Verkaufspreise, sämtliche Anweisungen und Verordnungen von Medizinalpersonen eingetragen.
Enthält eine Anweisung oder ein Rezept zu gleicher Zeit zwei oder mehrere Verordnungen, so muss eine jede dieser Verordnungen unter einer besonderen Nummer eingetragen werden.
Die Wiederholungen sind als neue Anweisung anzusehen und deshalb neuerdings unter einer neuen Nummer an dem Tage einzutragen, an dem die Wiederholung stattgefunden hat.
Die im Rezeptbuch eingetragene laufende Nummer muss auf den Originalrezepten, die die Apotheker gemäss Art. 9 des IV. Reglements vom 12. Oktober 1841 aufbewahren müssen, sowie auf der Etiquette der Flasche, des Kartons, des Gefässes oder des Behälters, worin das Medikament enthalten ist, vermerkt werden.
Das Rezeptbuch ist monatlich abzuschliessen; die monatlichen Ergebnisse sind auf ein besonderes Blatt, das beim Umsatzbuch die letzte Seite bildet, zu übertragen und am Ende des Jahres zusammenzuziehen.
Eine genaue und vom Apothekervorstand als richtig zu bescheinigende Abschrift der Jahreszusammenstellung ist der Regierung jedes Jahr vor dem 20. Januar zu unterbreiten.
Art. 2.
Art. 3
Luxemburg den 19. Mai 1922. Der General-Direktor der Finanzen A. Neyens"
(Memorial des Grossherzogtums Luxemburg N°38 vom 23. Mai 1922).


Vorgestellt wird ein französisches Rezeptbuch der Apotheke GALY, 1 Grande Rue in Alençon/Orne aus den Jahren 1944/45. Für den Medizin- und Pharmaziehistoriker sind diese Register wertvolle Zeugen der medizinischen Praxis früherer Jahre. Man kann das Kommen und Gehen bestimmter Rezepturen verfolgen - mal eine Modeerscheinung, mal Ausdruck medizinischen Fortschrittes. In dem vorliegenden Register tauchen heute gänzlich vergessene Substanzen auf wie das Laudanum Sydenham (Morphium) und die desinfizierenden Silberlotionen, deren Bedeutung mit der Verbreitung des Penicillin schnell abnahmen:

  • Collargol, pommade (fol.0v),
  • Argyrol, collyre (fol.2r),
  • Nitrate d'argent, collyre (fol.4v),
  • Protargol, solution (fol.47r).

    Den Gynaekologen amüsieren "cachets aux extraits ovariens et de corps jaune" (fol 38v), extraits mammaires (fol 39r) und die "cachets d'ovarine" (fol.89v)

Pharmazie


Riechsalz

England um 1950 

Das "weisse, flüchtige, englische Riechsalz" war schon im 19. Jh. ein beliebtes Mittel bei Ohnmachten, Schwindel u.dgl.. Es bestand aus einer Mischung von 1 Teil SALMIAK und 9 Teilen KALK, die, mit einigen Tropfen Wassr befeuchtet und mit aetherischem Öl parfümiert, in einem wohlverschlossenen Gläschen (Riechfläschchen) aufbewahrt wurde. Da diese Mischung lediglich Ammoniak antwickelte, benutzte man auch statt derselben parfümiertes kohlensaures Ammoniak, sog. Prestonsalz.

Ein Riechsalz ist immer ein Ammoniaksalz, das sich an der Luft sehr leicht zersetzt: Es gibt dann in kleinen Dosen dieses Ammoniakgas ab. Riechen tut das ja nicht gut - es ist scharf und dringt tief ein. Man bekommt sozusagen einen kleinen Schock, atmet tief ein und kann dann eben auch wieder klar denken. Denken Sie nur mal an das "Gretchen" im "Faust": "Nachbarin, Euer Fläschchen!" In diesem Fläschchen war sicherlich keine Flüssigkeit, sondern ganz bestimmt war es mit einem Riechsalz gefüllt. Man hat dann diese Riechsalze auch parfümiert: mit starken ätherischen Ölen wie z. B. mit Rosmarinöl oder Lavendelöl, die ja nun auch eine olfaktorische Wirkung haben.


Vorgestellt wird ein Riechfläschchen der Fa. Yardley in England, erstanden im August 1999 auf einem "Flea-market" in Kanada. Das Haus Yardley wurde 1770 in London von einem Thomas Yardley gegründet - ein traditionsbewusster Betrieb, der auf Toilettenartikel spezialisiert ist.

Noch in den 50er Jahren benutzte die bekannte, aus Kanada stammende, Ballerina Melissa HAYDEN [nach dem 2. WK am American Ballet Theater New York] das Fläschchen, um ihre drohenden Ohnmachtsanfälle zu therapieren:
"And Melissa had smelling salts because she always said she was going faint. But none for me" (Barbara Newman, Striking a Balance, New York 1992 S. 171).

Hervorgerufen wurden die zahllosen Ohnmachtsanfälle der Ballerinen ebensowie die oft "im rechten Augenblick" eintretenden Kollapse unserer Grossmütter vielfach durch die sog. "Chlorose", die Bleichsucht, eine heute unbekannte "Krankheit", die um die Jahrhundertwende zu wahren Modeerkrankung geworden war...

Pharmazie


Salbentöpfe (1)

Salbentopf, um 1900 

STYRAX liquidum ist der graue, undurchsichtige, zähflüssige, klebrige und penetrant riechende Balsam aus der asiatischen Pflanze Liquidambar [von liquid und Amber] orientale. Die Substanz wurde äusserlich aufgetragen als "excitant". Innerlich genommen wirkte es harntreibend - und hatte eine gew. Wirkung gegen Tripper...

Höhe des vorgestellten Objektes: 165 mm

Pharmazie


Salbentöpfe (2)

Salbentöpfe mit luxemburger Deckel, um 1930 

Die seit dem 17. Jh. in der Oberstadt in Luxemburg ansässige Mohrenapotheke wechselte mehrfach die Adresse, ab etwa 1803 befand sie sich in Haus 1 am Getreidemarkt (Conrotseck), ab 1832 in Haus 53 der Grossgasse, ab 1908 im anstossenden Haus 55.

Ab 1921 gehörte sie dem Apotheker Jacques BOS (1892-1970), der sie 1933 an Edouard WIDUNG verkaufte. Dieser verlegte die Apotheke 1935 an die Ecke Grossgass/Eicherbergstrasse.

In einer Dependenz des Schlosses von Erpeldingen hatten Jacques BOS und sein Sohn Jean-Jacques (gen. Lol) 1949 eine kleine Fabrikationshalle eingerichtet, in der sie Salben und einfache Medikamente zubereiteten, die sie an befreundete Apotheker verkauften.


Aus dem Fundus des Apothekers Jacques BOS dürfen wir hier einen Satz, bestehend aus drei glasierten Steingut-Salbentöpfen, vorstellen; die Abdeckung besteht aus Kunststoff.

Pharmazie


Salbentöpfe (3)

 

 

Vom Innsbrucker Trödelmarkt stammt dieses Salben-Standgefäss mit der Aufschrift „Wolfsalbe“.


Da man das Gefäss in den Alpen anbot, dachte ich anfänglich an eine Salbe, die auf der Basis von Wolfsfett hergestellt worden wäre. Oder hatte der Inhalt des Gefässes etwas zu tun mit den Salben, mit denen man sich im Mittelalter einrieb, um Halluzinationen zu erleben, insbes. sich als Wolf zu fühlen (Lykanthropie, krankhafte Sucht zur Verwandlung in einen Wolfshund)? Mitnichten! Die Salbe war gedacht für den wundgescheuerten Hintern (lux. Kopoosch, dtsch. "Wolf" oder "Afterfratt") ...

 

Das Wort „Wolf“ leitet sich vermutlich vom indogermanischen „uel“ ab, was soviel bedeutet wie „reissen“ (z.B. Hundewolf, Fleischwolf etc.). „reissende“ Krankheitsbilder, bei denen das Hautgewebe sozusagen aufgefressen wird, werden daher als „Wolf“ bezeichnet:

Der Lupus erythematodes als ein Sammelbegriff für eine Reihe von Autoimmun-krankheiten der Haut, der Gelenke und der inneren Organe. Autoimmunkrankheiten, das bedeutet, dass das Immunsystem die eigenen Körperzellen angreift. Warum? Das wissen die Wissenschaftler nicht. Eine vererbbare Veranlagung ist ein wichtiger Faktor, dann spielen Viren möglicherweise eine Rolle, die Umwelt, Sonnenlicht, und auch Hormone haben einen Einfluss, denn Frauen sind zehn mal häufiger betroffen als Männer. Der Name Lupus bedeutet ursprünglich Wolf (lux. Koppâsch, vom mhd. Kip = Reizung). Früher verursachte diese Krankheit Verformungen an Nase und Ohren, weil die Haut sehr dünn wurde. Heute kommt es nicht mehr so weit, weil es gute Medikamente gibt. Es gibt verschiedene Lupus-Formen: Die Hautmanifestation ist die mildeste, und sie zeigt sich hauptsächlich im Gesicht, mit einem typischen roten Hautausschlag vor allem an Wangen, Stirn und Nase. Wegen der Schmetterlingsform nennt man diesen Lupus auch "Schmetterlingsflechte".

   

Schweiß und Schmutz fördern den Hautwolf. Gerötete, entzündete oder überbeanspruchte Hautstellen wurden früher als "Wolf" bezeichnet; eine Umschreibung, welche in dieser Form heute fast nur noch im scherzhaften Sprichwort gebräuchlich ist : "Ich habe mir einen Wolf gelaufen, um noch eine Karte für dieses Konzert zu ergattern". Wer einmal ein Wanderlager mit schlecht sitzenden Jeans - vielleicht auch bei strömendem Regen - durchmachte, hat vielleicht auch Bekanntschaft mit dem gefürchteten "Wolf" gemacht. Ein bewährter Trick dagegen ist das Tragen von sog. "Tights" - dünne Nylonhosen, welche zudem wärmeisolierend wirken, aber trotzdem auch bei starkem Schwitzen trocken bleiben.

 

Entzündungen der Haut und Schleimhaut, durch mechanische Reizung bedingtes Wundsein ("Wolf"), rote, juckende und brennende Herde in den Körperfalten, im Gesäß- und Brustbereich und zwischen den Oberschenkeln, z.B. Windeldermatitis. Hautschäden, die zunächst durch mechanische Reizung hervorgerufen wurden, können später durch Bakterien und Pilze infiziert werden.

Pharmazie


Salbentöpfe (4)

 

Vorgestellt werden zwei 21 cm hohe Salbentöpfe aus Delfter Produktion, erstanden 2008 auf dem Trödelmarkt, beide aus dem Fundus des Escher Apothekers Alphons ENGELDINGER stammend (siehe Infundierapparat).

Zum Gefäss Diascord: Frac.
Bis ins 19. Jahrhundert erfreute sich das Elektuarium "Diascordium Fracastori" grosser Beliebtheit. Im 16. Jahrhundert von Hieronymus FRACASTORIUS (1478-1553) als Pestmittel ersonnen, änderte man später seine Zusammensetzung und seine Anwendung. Den Namen hat das Mittel von dem "scordium", einer stark schmeckenden Pflanze. Dabei geht die eigentliche Wirkung von andern Komponenten aus. Hier die Zusammensetzung (zit. Yannick Romieux, De la hune au mortier, Editions ACL, Nantes 1986)

Getrocknete Blätter von scordium : 1/2 Unze

Wurzeln von bistorta officinalis: 1/2 Unze

Enzianwurzel: 1/2 Unze

Wurzeln von potentilla erecta: 1/2 Unze

Cassia lignea : 1/2 Unze

Zimt : 1/2 Unze

Rosenhonig: 2 Pfund

Wein von den Canaren: genügend

Diktam aus Kreta: 1/2 Unze

Samen von berberis vulgaris : 1/2 Unze

Ferula gummosa : 1/2 Unze

Gummi arabicum: 1/2 Unze

Lemnische Erde : 2 Unzen

Laudanum : 2 Gros

Zingiber officinale : 2 Gros

Piper longum : 2 Gros

Rote Rosen: 1/2 Unze

Styrax calamita : 1/2 Unze.

1654 beschrieb Nicholas CULPEPER (1616-1654) seine Verwendung in der Geburtshilfe: "It is a well composed Electuary, a something appropriate to the nature of women, for it Provokes the Terms, hastens their Labor, helps their usual sickness at the time of their Lying-in, I know nothing better."

 

Im 19. Jahrhundert war es zum Durchfallmittel verkommen: "Die Verbindung der tonischen und aromatischen Substanzen, aus denen es besteht, weisen diesem Präparat einen Platz unter den Mitteln an, welche die Erregbarkeit der Organe vermehren. Das darin enthaltene Opiumextrakt theilt ihm ebenfalls eine beruhigende Wirkung mit, von der man sich leicht Rechenschaft geben kann. Am allgemeinsten verordnet man das Diascordium gegen die Diarrhoe. In der Gabe von einer halben bis ganzen Drachme des Abends gegeben, beruhigt es, und vermindert es nach und nach die Zahl der Stuhlausleerungen, welche den Kranken so sehr belästigen. Bald verdünnt man das Diascordium mit rothem Wein oder einer Tisane, bald hüllt man es in ungesäuertes Brod ein. Das Letztere ist wegen des unangenehmen Geruches und Geschmackes des Diascordium, wodurch es für manchen Personen schwer zu verschlucken ist, nicht zu vernachlässigen" (Friedrich Ludwig Meissner, Encyclopädie der medicinischen Wissenschaften 1830, Bd. III, S. 381)

 

 

zum Gefäss ad pediculos

Klassisches Läusemittel war früher das "Unguentum contra pediculos", eine Salbe aus vier Lot Schweinefett, worin zehn Tropfen Fenchel- und eben so viel Anisöl gemischt wurden. Auch gepulverter Nieswurz und die aus dem Orient importierten Kockelskörner (anamirta cocculus) wurden zum Entlausen verwendet.