Zubehör


Milchhandpumpe (4)

 

Neben dem einfachen Aspirationssystem (siehe Handpumpe (3) gab es ab dem ausgehenden 19. Jahrhundert das System der "téterelle bi-aspiratrice" bei dem die Mutter die Milch über einen ersten Schlauch aus der Brust saugte, und der Säugling die Milch über einen zweiten Schlauch trinken konnte - ohne dass die Milch in eine Milchflasche umgefüllt werden musste. Erfinder dieses Systems war der französische Kinder- und Frauenarzt Pierre BUDIN (1846-1907).

 

Von ihm nicht nur die erste Kinderklinik Frankreichs (am Hôpital de la Charité in Paris), sondern auch der winzige Schnuller "Le Galactophore", mit dem nun auch Frühgeburten mühelos mit Muttermilch gefüttert werden konnten - sofern sie stark genug waren, selbst zu schlucken (ansonsten musste man zur "gavage" greifen, der Fütterung über einen Magenschlauch). 1892 hatte BUDIN feststellen müssen, dass die Säuglingssterblichkeit in den Gebärhäusern zwar anfänglich gesenkt wurde (Hygiene- vorschriften; PASTEUR, SEMMELWEIS, TARNIER), die Kinder aber häufig, nach der Heimkehr, an Fehlernährung und unhygienischen Zuständen im Elternhaus starben. BUDIN forderte daher die von ihm entbundenen Frauen auf, sich wöchentlich in einer Säuglingssprechstunde einzu- finden, um mit ihnen die laufenden Probleme zu besprechen. Diese Sprechstunde war die Keimzelle für Organisationen wie die "Ligue contre la mortalité infantile", die "Ecoles des mères" oder die "Goutte de Lait"... Angepasste und saubere Milch war wichtig, aber Ernährung war nicht alles. Ab 1902 verbesserte BUDIN die ÜberlebensChancen der Frühgeburten indem er vom Pflegepersonal das Waschen der Hände forderte, die Kinder in Brutkästen warm hielt und den Kontakt mit der Mutter förderte: die Sterblichkeit der "Frühchen" sank daraufhin von 75 auf 25%...

 

Die "téterelle bi-aspiratrice" spiegelt das Bestreben BUDIN's wider, den Säugling auch während des Abpumpens bei der Mutter zu lassen, weder den Kontakt Mutter-Kind noch den Kontakt Kind-Mutter abreissen zu lassen.

 

Die vorgestellte Pumpe [man beachte die beiden Schnuller: der mütterliche ist aus Glas, der kindliche aus Porzellan und Gummi - beide im Originalzustand; die Schläuche sind zweifelsohne Nachbildungen] besitzt in den gläsernen Ansatzstutzen für die Schläuche jeweils eine kleine Glasperle in der olivförmigen Aufweitung (im Ansatzstutzen zum kindlichen Schlauch - unten im Bild als heller Punkt zu sehen), die als Ventile fungierten.

 

Herkunft des Objektes: Barjac/Gard in Südfrankreich (Ardêche) [Foire internationale aux antiquités, 2007].