Flaschen


KENDI (ka) aus Ostjava

Kendi

Ost-Javanischer Kendi, frühes 20. Jahrhundert (?)

 

Zum Objekt:

Die Kendika ist KEINE Säuglingsflasche - sie war ein Gemeinschaftskrug, der bei südostasiatischen Vökern (Indonesien usw.) bei der Feldarbeit oder bei langen Wanderungen die Runde machte. Der Trinker hob das (den) Kendi am Hals des Gefässes hoch - einen Henkel haben Kendi's nicht - und liess das Wasser aus 20 cm Entfernung in seinen Mund fallen. Entscheidend war, dass der Ausguss des Kendi den Mund des Trinkers NICHT berührte - eine sehr sinnvolle Hygienemassnahme. Obwohl also der Ausguss die Form einer Frauenbrust hatte, wurde er NICHT mit dem Mund berührt. So blieb die Brust ein reines Symbol der Versorgung, frei von Erotik  - eine echte "mamma lactans".

 

Link:

https://www.darumamagazine.com/jp/magazine/kendi/

 

Zum Land

Java, die kleinste der sog. „Grossen Sundainseln“, liegt zw. Bali im Osten und Sumatra im Westen. Politisch bestand das Land bald aus einem, bald aus mehreren Hindureichen und wurde von seinen Fürsten despotisch regiert. Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts war das mächtigste Reich das von MAJAPAHIT; in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts beherrschte nach langen Kriegen ein eingeborener Monarch längere Zeit als Kaiser die ganze Insel. Um 1400 wurde der Islam eingeführt – die Mohammedaner gründeten die Reiche Bantam und Mataram und eroberten Madjapahit um 1480. Die Beschneidung der kleinen Jungen findet im Alter von 10 Jahren statt, und war schon vor Einführung des Islam Sitte; mit dem Eintritt der Mannbarkeit werden den Kindern die Zähne spitz abgefeilt, von da an dürfen sie Betel kauen (Meyers Konversationalexikon 1909).

„After Bali was conquered, the generals of Madjapabit establisbed a new dynasty of Javanese colonial rulers in Gelgel near Klungkung. A century later Madjapabit collapsed under the pressure of Islam, and Javanese rule finally gave way to a number of independent Balinese feudal lords, the descendants of the Javanese nobility, who were scattered all over the island. But in the period of years between the classic Sailendras and parvenu Madjapahit the art of Java suffered a great transformation, which was similarly felt in Bali. Under King Rayasanagara (Rajasanagara) , better known by his native name Havarn Wuruk, Madjapabit became the most powerful empire of Indonesia, but being strong nationalists, the Javanese of Madjapahit had repudiated the esoteric classic spirit and had 'reverted to native ideas, with the result that their art became strongly Javanized. Having lost its austerity and primitivism in the process, their art became earthly and realistic, taking the character of a sensuous folk-art, intricate and essentially decorative, with a predominance of flaming motifs, volutes and spirals, leaves and flowers, animals and scenes from daily life; losing altogether its religious character. Barbedo de Magelhaes”

 

Zum Exponat

Die Kunstgegenstände in Altjava sind „often full of humor“ – so auch dieser Busenkrug. Aus dem einstigen Gebiete der Majapahit stammt diese als Grabbeigabe – in mehrere Teile zerschlagene – Vase mit dem typischen Milchausguss in Form einer Frauenbrust (Erstanden im September 2004 auf der Foire des Antiquaires in Luxemburg).

 

Lit.:

J. Beth, Java, geographisch, ethnologisch, historisch, 2. Aufl. Haarlem 1896-1903, 3 Teile

Otto Karow, Indonesien, Terrakottakunst des Reiches Majapahit in Ostjava, Frankfurt a.M. 1987, Ausstellungskatalog des  Museums für Völkerkunde Frankfurt a.M. ISBN 3-88270-356-3