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Milchhandpumpe (2), 19. Jh.

Pumpe mit Originalschachtel, um 1900

 

Mit Hilfe der Saugpumpe können stillende Frauen ihre Babys auch dann mit Muttermilch versorgen, wenn sie gerade keine Zeit haben, ihren Nachwuchs an die Brust zu legen. Der Vollständigkeit halber wollen wir Milchhandpumpen vorstellen (frz. "téterelle", "pompe à lait" oder " tire-lait", engl. "breast reliever", "breast exhauster"). Derartige Objekte wurden u.a. ab 1880 von der irländischen Fa. James O'Connor hergestellt.

 

Ein feiner Gummischlauch mit gläsernem Mundstück "Nutsch" genannt, war an das Saughütchen angeschlossen, mit dem die Mutter selber saugen konnte. Bei einzelnen Modellen (z.B. nach Dr. SCHMIDT) verhinderte ein Speichelfänger, dass die Milch beim Absaugen verunreinigt wurde.

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Milchhandpumpe (3)

"Savars breast exhauster" 

 

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Milchhandpumpe (4)

 

Neben dem einfachen Aspirationssystem (siehe Handpumpe (3) gab es ab dem ausgehenden 19. Jahrhundert das System der "téterelle bi-aspiratrice" bei dem die Mutter die Milch über einen ersten Schlauch aus der Brust saugte, und der Säugling die Milch über einen zweiten Schlauch trinken konnte - ohne dass die Milch in eine Milchflasche umgefüllt werden musste. Erfinder dieses Systems war der französische Kinder- und Frauenarzt Pierre BUDIN (1846-1907).

 

Von ihm nicht nur die erste Kinderklinik Frankreichs (am Hôpital de la Charité in Paris), sondern auch der winzige Schnuller "Le Galactophore", mit dem nun auch Frühgeburten mühelos mit Muttermilch gefüttert werden konnten - sofern sie stark genug waren, selbst zu schlucken (ansonsten musste man zur "gavage" greifen, der Fütterung über einen Magenschlauch). 1892 hatte BUDIN feststellen müssen, dass die Säuglingssterblichkeit in den Gebärhäusern zwar anfänglich gesenkt wurde (Hygiene- vorschriften; PASTEUR, SEMMELWEIS, TARNIER), die Kinder aber häufig, nach der Heimkehr, an Fehlernährung und unhygienischen Zuständen im Elternhaus starben. BUDIN forderte daher die von ihm entbundenen Frauen auf, sich wöchentlich in einer Säuglingssprechstunde einzu- finden, um mit ihnen die laufenden Probleme zu besprechen. Diese Sprechstunde war die Keimzelle für Organisationen wie die "Ligue contre la mortalité infantile", die "Ecoles des mères" oder die "Goutte de Lait"... Angepasste und saubere Milch war wichtig, aber Ernährung war nicht alles. Ab 1902 verbesserte BUDIN die ÜberlebensChancen der Frühgeburten indem er vom Pflegepersonal das Waschen der Hände forderte, die Kinder in Brutkästen warm hielt und den Kontakt mit der Mutter förderte: die Sterblichkeit der "Frühchen" sank daraufhin von 75 auf 25%...

 

Die "téterelle bi-aspiratrice" spiegelt das Bestreben BUDIN's wider, den Säugling auch während des Abpumpens bei der Mutter zu lassen, weder den Kontakt Mutter-Kind noch den Kontakt Kind-Mutter abreissen zu lassen.

 

Die vorgestellte Pumpe [man beachte die beiden Schnuller: der mütterliche ist aus Glas, der kindliche aus Porzellan und Gummi - beide im Originalzustand; die Schläuche sind zweifelsohne Nachbildungen] besitzt in den gläsernen Ansatzstutzen für die Schläuche jeweils eine kleine Glasperle in der olivförmigen Aufweitung (im Ansatzstutzen zum kindlichen Schlauch - unten im Bild als heller Punkt zu sehen), die als Ventile fungierten.

 

Herkunft des Objektes: Barjac/Gard in Südfrankreich (Ardêche) [Foire internationale aux antiquités, 2007].

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Milchhandpumpe (5), 20. Jh.

 

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts gibt es die Milchpumpen vom Typ "claxon" - Autohupe. Schwer zu reinigen, ungesund für die Mamille, da der Unterdruck nicht genau zu dosieren ist. Am häufigsten vertreten sind auf den einheimischen Flohmärkten die Pumpen der Firma NANA. Neben solchen "Milchziehern" resp. Milchpumpengläsern" stellte diese Firma alle möglichen Gummiartikel (Schläuche etc.) her.

"Viele stillende Mütter kaufen sich eine Milchpumpe. Es gibt sie in unterschiedlichen Ausführungen und verschiedenen Preislagen. Eine Handpumpe ist nicht so teuerer als wie eine elektrische Pumpe und genügt vollkommen, wenn Sie nur gelegentlich Milch abpumpen möchten, um beispielsweise Stauungen zu lindern, oder wenn Sie einen Vorrat für die Arbeit oder Ausflüge haben möchten. Wenn Sie allerdings regelmäßig abpumpen möchten, zu Hause oder an Ihrem Arbeitsplatz, dann ziehen Sie den Kauf einer elektrischen Pumpe in Erwägung. Diese erspart Ihnen viel Mühe. Einige Modelle haben eine doppelte Pumpe, so dass Sie beide Brüste gleichzeitig in weniger als 15 Minuten leerpumpen können.
Wurde Ihr Baby zu früh geboren, können Sie auch dann Milch abpumpen, wenn Sie noch nicht bei Ihrem Baby sein dürfen. Dadurch stellen Sie sicher, dass später genügend Milch zur Verfügung steht. Berufstätige Mütter pumpen Milch ab, die dann von einem Babysitter mit der Flasche gegeben werden kann. Wenn Sie nicht alle zwei oder drei Stunden stillen, ist das Abpumpen besonders wichtig. Ihr Körper produziert Milch auf der Basis von “Angebot und Nachfrage” und wenn Sie nicht beständig Ihre Milch abpumpen bzw. stillen, dann wird Ihr Körper die Milchproduktion herabsetzen"
.

Quelle:
www.fisher-price.com/DE/babygear/article.asp?c=bg_feed&artid=38385

Bei Milchstau helfen die Pumpen, den Stau zu lösen - ein kurzfristiges "Vergnügen". Vor allem arbeitstätige Fauen machen über lange Monate von Milchpumpen Gebrauch, pumpen morgens vor dem Weggehen die Brust ab, eine Hausangestellte oder der Ehemann kann dann, während der Abwesenheit der Mutter, das Kind mit Muttermilch füttern - eine umständliche und stressige Prozedur:
"un an de tire lait pour aller au boulot, ça crève" (Zeugnis einer Mutter).

Die Pumpen unterscheiden sich vor allem in der Grösse des Reservoirs und in der Gestaltung des Ansaugtrichters...

Remy
Remy
Remy

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Milchhandpumpe n. Remy

Pumpe Remy
 

In Deutschland erfand um 1846 der Tüftler Carl Baunscheidt (1809-1873) in Endenich bei Bonn eine Milch-Hand-pumpe. Da Endenich abseits der grossen Wege lag, meldete, nur wenige Jahre nach der Erfindung des Kautschuks, ein Orwell H. NEEDHAM (1822-1892) 1854 in Amerika eine weitere "erste" Milchpumpe mit Gummiballon als Patent an. Wegen der nicht ausgereiften Gummiqualität war diese jedoch so leistungsschwach, dass die meiste Milch in der Brust zurück blieb.

"On June 20, 1854, the United States Patent Office issued Patent No. 11,135 to O.H. Needham for a breast pump. The first patent for a breast pump was filed in 1854 by Orwell Needham in New York. It was made of a rubber cup that fit into a glass pipe. There was a hole in the glass pipe that a mom would use to control the vacuum effect with her finger. A flexible tube connected the glass pipe back to a bellows fitted in a box".

 

Es folgte eine grössere Zahl von Weiter-entwicklungen:

"Scientific American (1863) credits L.O. Colbin as the inventor and patent applicant of a breast pump". 1868 liess auch NEEDHAM einen leistungsstärkeren Ballon patentieren.

 

Die hier vorgestellte Handpumpe stammt aus Frankreich und wurde 1904 von Georges Remy aus Chauny patentiert und in seiner Apotheke 34, rue de la République vertrieben:

"16 août 1904: à M. Georges Remy, pharmacien, demeurant à Chauny (Aisne), par M. Brudenne, du brevet d'invention".

Unsere Pumpe wurde von seinem Nachfolger (Sohn?) Y(ves?) Remy, vertrieben (Aufdruck auf der Verpackung). Sie stellt das "missing link" zwischen  Gummipumpen und den elektrischen Pumpen dar: ein mechanisches Teil, das mit der rechten Hand zu bedienen war, während die linke Hand den Milchauffangbehälter an die Brust presste.

 

Am 4. Oktober 1927 erhielt Edward Lasker ein Patent auf die erste elektrische Muttermilchpumpe "In 1921-23, engineer and chess master Edward Lasker produced a mechanical breast pump that imitated an infant's sucking action and was regarded by physicians as a marked improvement on existing hand-operated breast pumps, which failed to remove all the milk from the breast. The U.S. Patent Office issued U.S. Patent 1,644,257 for Lasker's breast pump".

 

Herkunft des Objektes: Frontenac / Gironde, Mai 2014.

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Milchkochtopf (1) n. SOLTMANN

 

Allmählich setzte sich in der Bevölkerung das Bewusstsein durch, dass Milch eine Reihe pathogener Keime übertragen konnte. Klassisch wurde die „pasteurisierte“ Milch, die man im Geschäft kaufen konnte.
Kaufte man die Milch frei vom Bauern, so musste man die Sterilisation der Milch zu hause selber vollziehen. Die Sterilisation diente dem Abtöten pathogener Keime, wie dem Tuberkuloseerreger, aber auch dem Abtöten derjenigen (säurebildenden) Keime, die ein schnelles Kippen der Milch bewirken konnten.
Sterilisierte Milch hielt sich länger. Dazu diente der hier vorgestellte Topf. Über der Gasflamme wurde die Milch zum Kochen gebracht. Milch kocht allerdings schon bei 85°C, steigt also im Topf hoch zu einem Moment, wo sie noch nicht sterilisiert ist. Man musste also die hochsteigende Haut einreissen, und die Milch noch mehrere Minuten lang weiter aufheizen. Dazu bot der Handel spezielle Milchkocher an, die die Haut morcellierten: im Kontakt mit dem durchlöcherten Deckel fiel die Milch in sich zusammen und kochte weiter, bis sie die erforderlichen 100°C erreicht hatte. Da die Milch bei diesem verlängerten Kochen leicht eindickte, konnte die Hausfrau etwas Wasser zugiessen...

Warum kocht Milch über?
Milch enthält neben dem Hauptbestandteil Wasser noch weitere ernährungsphysiologisch wie technologisch bedeutsame Inhaltsstoffe: Proteine (Eiweiße), Fette und Kohlenhydrate in Form von Laktose (Milchzucker) sowie Vitamine und Mineralstoffe (besonders Kalzium). Für die Hautbildung auf der Milch und ihr Überlaufen beim Kochen sind bestimmte Proteine verantwortlich. Sie gerinnen während des Erhitzungsprozesses, steigen an die Oberfläche und bilden dort eine dünne Haut. Beim Sieden steigt Wasserdampf vom Boden des Topfes auf, kann aber durch die undurchlässige Milchhaut nicht mehr nach außen entweichen. Der dabei entstehende Druck steigt. Plötzlich hebt der Wasserdampf die Haut hoch und bringt die Milch innerhalb kürzester Zeit zum Überkochen. Milch ist im Übrigen die einzige Flüssigkeit, die beim Kochen eine Haut bildet … und überläuft.

Hermann Julius Otto SOLTMANN (1844–1912) war Kinderarzt in Breslau, dann in Leipzig, wo er 1884 a.o. Professor, ab 1895 ordentlicher Honorarprofessor für Kinderheilkunde war. 1877 publizierte er in Leipzig "Das pyrophosphorsaure Eisenwasser: ein künstliches Mineralwasser und seine Anwendung in der Kinderheilkunde". Ansonsten galt sein Interesse der Regenerierung der kindlichen Hirnprozesse nach Schädelhirntrauma.

Exponat:
Vorgestellt wird ein Miniatur-Kochtopf n. SOLTMANN aus Aluminium, der aus einem Puppenhaus bzw. einer Kinderküche herstammt. Höhe 60 mm, Durchmesser 63 mm.

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Milchkochtopf (2) n. SOLTMANN

 

Auch der zweite hier vorgestellte Alu-Topf stammt aus einer Puppenküche. Er ist mit 8.5 cm Durchmesser, 8.5 cm Höhe ein klein wenig grösser als das Modell (1). Dafür finden sich nur 4 Öffnungen im Deckel...

Sauger 1
Sauger 2
Sauger 3
Sauger 4
Sauger 5
Sauger 6
Sauger 7
Sauger 8
Sauger 9

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Sauger

 
 

 

 

     Sauger aus Buchsbaumholz, die noch Ende des 19. Jh. in Gebrauch waren fanden bald einen "modernen" Nachfahren: den Kautschuksauger. 1856 wurde in England der Gummischnuller erfunden - um 1870 war er europaweit verbreitet - eine teilweise giftige Angelegenheiten, da die Fabrikanten dem Kautschuk des öfteren Bleisalze, Zink, Antimon oder gar Arsen beimischten, um das (nach Gewicht bezahlte) Material teurer zu machen ...

REHM kennt noch eine weitere Sauerei:

"La tétine devra être en caoutchouc pur, naturel, sans trace de plomb et même non colorée en rouge, car cette teinte est due à du cinabre qui se dissout à la longue".

 
Hart geht er mit einem deutschen synthetischen Gummi ins Gericht:

"Il faut absolument refuser les tétines et lees sucettes, fabriquées en Allemagne, imitant le caoutchouc, obtenues en jetant dans de l'huile de lin bouillante, du tétrachlorure de soufre. Leur aspect brillant, vernis, tente le consommateur".

Die hier vorgestellten Saugen wurden alle in einem Schraubverschluss festgehalten, der Sauger konnte vom Kind nicht mehr versehentlich abgerissen werden. Unzählige Versuche wurden mit den neuen Materialien Gummi und Plastik unternommen, um den Saugreflex des Kindes möglichst zu unterstützen.

 

Sauger 1: Dodie caoutchouc pur, breveté S.G.D.G

 

Sauger 4: tétine Robert

 

Sauger 6: Swiss made, bibi Made in Germany, Silicone M, Dodie pur caoutchouc Silicone 1

 

Sauger 7: Dodie pur caoutchouc Silicone 2, Remond NN silicone

 

Ein Besessener könnte sich problemlos auf das Sammeln von Saugern spezialisieren - Material fände er zur Genüge. Wir aber wollen es (momentan) bei dieser kleinen Auswahl belassen.

 

 

Pädiatrie


Schnuller

Goldschnuller
 

     Schnuller (Zutzl) sind seit dem 15. Jahrhundert bekannt – anfangs waren es Stoffbeutel, in denen gesüsstes Brot, manchmal auch ein paar Körner Mohnsamen eingeknotet waren.

War die Branntweinflasche des Grossvaters bei Hand, wurde der Beutel auch mal da hinein getunkt. Später war man dann sehr verwundert, wenn das zum Jüngling herangewachsene Kind einen merkwürdigen Hang zum Alkohol verspürte …

 

Im 19. Jahrhundert wurde der noch heute übliche Schnuller aus Kaoutschuk bzw. aus Kunststoff entwickelt.

 

Der hier vorgestellte Schnuller dürfte ein Scherzartikel sein, der bei einer Kindstaufe in Umlauf geriet ...

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Sterilisationsgerät

Aluminiumsterilisator, um 1950 

Lange Zeit brauchte es, bis die Erkenntnisse des Chemikers Louis PASTEUR (1822-1895) in die Kinderernährung Einlass fanden. Noch 1885 war das Abkochen von Säuglingsmilch gesetzlich untersagt! Erst ab 1910 wurde das Auskochen der Fläschchen von den Ärzten empfohlen ...

Der deutsche Lebensmittelchemiker Franz von SOXHLET (1848-1926) hatte als Erster - für sein eigenes Kind - ein Gerät konstruiert, in dem er Milch sterilisieren konnte.

 

Vorgestellt wird ein kurz nach dem 2. WK in einem Arzthaushalt in Luxemburg benutzter Aluminiumtopf mit knopfförmigen Griffen aus Bakelite, zusammen mit seinem Metalleinsatz und Originalflaschen. Fasszange für die noch heissen Flaschen...

 

BABY RACK BOTTLE STEAMER ALUMINUM

 

Weiterführende Adressen

  • Musée de l'Assistance Publique, 47 quai de la Tournelle, Paris 14e.
  • Musée Municipal de Fécamp, 21 r. Alexandre Legros, Collection du docteur Léon Dufour (1856-1928).