Zahnheilkunde


A card to start

 

Von Rassismus sprechen wir, wenn wegen bestimmter Merkmale oder der Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe auf das Verhalten einer Person geschlossen wird und die Person deshalb benachteiligt, unterdrückt, beleidigt oder angegriffen wird. Bestimmte Merkmale sind zum Beispiel: Herkunft, Hautfarbe, Religion oder Sprache.
Ist die hier vorgestellte Werbekarte bereits Rassismus? Eine Karte, wohl aus den 30er Jahren, mit der die Firma CHLORODONT für ihre Zahnpaste warb: die Schwarze Frau rollte bedeutungsvoll und durchaus beeindruckend ihre grossen Kulleraugen, wenn sie ihre grossen weissen Zähne bürstete - dazu musste der Betrachter den kleinen Hebel an der Unterseite der Karte hin und her schieben (Bild re/li) ...

 

Im Mai 1907 hatte der Apotheker Dr. phil. Ottomar Heinsius v. MAYENBURG (1865-1932) damit begonnen, in dem kleinen "LEO-Laboratorium" auf dem Dachboden seiner Löwenapotheke am Dresdner Altmarkt, die von ihm entwickelte Zahnpaste herzustellen. In seiner auf wissenschaftlicher Grundlage entwickelten Zahnpaste sah er eine glückliche Verbindung von Zahnpulver und Mundwasser: als unersetzliches Grundmaterial diente Naturkalkstein, welcher auf chemischem Wege in ein mikroskopisch feines Pulver von höchster Reinheit umgewandelt wurde. Dank diesem 'sensiblen' Putzkern beseitigte Chlorodont-Zahnpaste schädigende Beläge, ohne dabei den schützenden Zahnschmelz anzugreifen. Des weiteren waren ätherische Öle und sauerstoffhaltige Salze enthalten, um den Speichelfluß anzuregen, welcher die Zähne auf natürliche Weise schützt. Pfefferminz verhalf dem Ganzen zu seinem frischen Geschmack. Schließlich wurde die fertige Chlorodont-Zahnpaste in biegsame Metalltuben abgefüllt, weil sich diese im alltäglichen Gebrauch als praktisch erwiesen hatten.

 

Der Produktname war gut gewählt und versprach einen frischespendenden Atem und gesunde Beisser: "Chloros" (gr. grün, resp. frisch), "dont" (gr. Zahn). Nicht zuletzt dank intensiver Werbekampagnen eroberte CHLORODONT schnell den Markt - schon auf der I. Internationalen Hygiene-Ausstellung 1911 in München wurde die Chlorodont-Zahnpasta mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.

 

Es wird angenommen dass der Architekt und Grafiker Georg Heinsius von Mayenburg (1870-1930) nach dem Ersten Weltkrieg als Werbemanager für die Firma "Chlorodont- Mayenburg" tätig war.

 

Zur Datierung der Karte
Die gestrichelte Umrandung findet sich auf Verpackungen und Werbeaufstellern um 1920. Auch ein Neger taucht auf einem Werbeplakat der Firma auf, das 1925 in Jugoslavien belegt ist (Gubig Th, S. Köpcke, Alles begann mit Chlorodont, 2007 S. 38). Bekannter als unsere Negerfrau ist in der Chlorodont-werbung die "Chlorodontfrau", eine feine Dame mit roter Kappe und einem in Pelz gehüllten langen Hals. Der Maler Henri Dumont hatte das Motiv bereits vor 1915 entworfen. Es blieb in den folgenden zwanzig Jahren unverändertes Plakatmotiv...

 

1977 erwarb die Hans Schwarzkopf GmbH mehrheitlich Anteile an den Leo-Werken und wurde Markeninhaber von Chlorodont. Zur Zeit bemüht sich das Unternehmen Dental-Kosmetik GmbH & Co KG (Nachfolgeunternehmen der Leo Werke) um den Aufbau eines Werkarchivs und den Rückerwerb der Chlorodont Markenrechte.