Zahnheilkunde


Zahnprothese (3)

 

 

   Das Gerücht, Washington habe eine Zahnprothese aus Holz getragen, ist falsch. Seine Prothese bestand aus menschlichen Zähnen, aus Elfenbein und Blei, aber nicht aus Holz. Die Zähne hatten seine Zahnärzte wahrscheinlich von Grabräubern erworben.

   Ja, manche Zähne wurden aus Leichen ausgebrochen. Andere wurden aus Nilpferdzähnen angefertigt. Da sie sich infolge der in der Mundhöhle vorherrschenden Feuchtigkeit mit der Zeit zersetzten, und dabei einen üblen Mundgeruch entstehen liess, kam ein findiger Mensch auf die Idee, Zähne aus Porzellan herzustellen.


   Ein erstes Porzellangebiss entstand, als Giuseppangelo FONZI (1768-1840), ein in Paris etablierter Italiener, 1808 ein Verfahren erfand, um Einzelzähne aus Porzellan zu fertigen.

 

Exponat
Die hier vorgestellte Prothese ist gebrochen, hatte aber zu Beginn des 20. Jahrhunderts durchaus einen Handelswert, als Aufkäufer umherreisten. Prothesen aufzukaufen war offenbar Frauensache: am 21.6.1922 kaufte eine "Mme LOUIS" alte Gebisse per Zeitungsinserat in Luxemburg (Luxemburger Wort, 21.6.1922), am 14.11.1922 annoncierte eine "Melle JEANNE" [„Hôtel du Château" in Petingen] im Luxemburger Wort, dass sie Gebisse aufkaufe zu 50 Fr. pro elfenbeinernem Zahn. Andere Aufkäufer waren spendabler:


„Achtung. Benutzet die Gelegenheit! Nur Dienstag und Mittwoch kaufe ich sofort zu den höchsten Preisen alte Gebisse selbst gebrochene. 90 Fr. pro elfenb. Zahn Pierre, Hôtel du Commerce, Esch/Alzette“ (Anzeige im Luxemburger Wort, 4.12.1922).

 

"Mitteilung. Merkt euch wohl, dass Mlle CAROL aus Paris heute Mittwoch 20. Dezember, vorübergehend in Luxemburg anwesend ist und sofort alte Gebisse, gebrauchte, selbst gebrochene, zu den höchsten Tagespreisen kauft! Mlle CAROL, Hôtel de Metz, av. de la Gare, 53 Luxbg.-Gare. Man frage nach Mademoiselle CAROL » (Luxemburger Wort, 20.12.1922).

 

Am 19.1.1923 bot ein "Frl. COCHARD" in der gleichen Zeitung 95 frs an pro elfenb. Zahn – der Konkurrenzkampf scheint heftig gewesen zu sein ...