Chirurgie


Mouches de Milan (2)

Mouches de Milan 2
 

 

"Die Fliege ist eigentlich ein geflügelter Käfer mit grün-metallischer Färbung. Seine potenzsteigernde Wirkung ist lange bekannt. Schon in der Antike zerstampfte man die Käfer zu einem Pulver, das man einnahm oder einem Mann ins Essen mischte. So soll die Frau des späteren römischen Kaisers Nero die Droge ins Essen der (damals aktuellen) Kaiserfamilie gemischt haben, um die dermaßen entzündeten Orgien später gegen deren Teilnehmer verwenden zu können.

Tatsächlich ist das Cantharidin, ein Inhaltsstoff der Spanischen Fliege, ein starkes Gift. Unter anderem reizt es die Harnwege, was eine Erektion hervorrufen kann. Das sexuelle Verlangen steigert es indes nicht. Aber wenn die Libido da ist, kann sie Männern ein ausgedehntes Liebesspiel bescheren. Oder eine schmerzhafte Dauererektion, Lebervergiftung, Kreislaufkollaps und Nierenversagen. Denn dummerweise wird die Spanische Fliege leicht überdosiert. Schon 30 Milligramm sind tödlich. Dem „kleinen Tod“ Orgasmus folgt durch Cantharidin also leicht der große Tod.

Jedenfalls war die Wirkung des Insekts gut bekannt, als der Apotheker Pierre Jean Robiquet (1780–1840) aus Paris den Stoff Cantharidin vor genau 200 Jahren aus dem Tier isolierte und untersuchte. Robiquets Ehrgeiz wurde von dem Malheur entfacht, das die napoleonischen Truppen in Ägypten ereilte. Die ernährten sich von bestimmten Fröschen, die ihrerseits ohne Nebenwirkungen Spanische Fliegen verspeisten und deren Gift speicherten. Eigentlich dient Cantharidin dem Insekt gerade als Schutz vor Fressfeinden. Doch wie es im evolutionären Wettrüsten oft geschieht, passen sich einige Räuber an die Waffen ihrer Beute an" (Wolfgang W. Merkel, in: Welt, vom 13.8.2010 |.

 

Exponat

Briefchen erstanden 2/2017 in Bellevesvre /Frankreich, offenbar ein Bestbestand der Apotheke Gauthier (jetzt Mercier)