Innere Medizin


Anrede des Arztes (1)

 

Ist heute mancher Arzt beleidigt, wenn ihn Patienten unverblümt mit dem Nachnamen anreden, so scheint dem zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht so gewesen zu sein. Zu diesem Thema stelle ich drei Postkarten vor, die an Dr. Felix AREND (1870-1952) gerichtet sind, einen ab November 1898 in Capellen niedergelassenen Landarzt.

- "Eischen, le 31/12/00
Herr Arend!
Vergebens warten wir schon die ganze Woche auf Sie. Können Sie nicht in den ersten Tagen zu uns kommen? Bitte uns Mitteilung zu machen, wenn Sie nicht kommen können. Achtungsvoll
Fournel-Ravaillot".

- "Eischen den 22 Okt. 1905
Geehrtester Herrn Arendt
Theile Ihnen ergebenst mit dass Ich am künftigen Montag den 23 Okt. mich wieder im Stande finde, zu Arbeiten. Wollen Sie also Herrn Doctor mir die Gefälligkeit und Güte erweisen meine achtzehn Arbeitstage, die Ich noch zum Guten habe, eine Rechnung einzuschicken und mir mein Geld zuschicken. Wofür Ich Ihnen Höflichstens Dank schulden. In der Hoffnung mir meine Bitte zu gewähren, grüsst Sie Hochachtungsvoll
P. Schlim-Evert Peintre à Eischen".

- "Kehlen 16 février 08
Monsieur Arendt!
Bitte Sie gef[älligst] wo möglich noch morgen zu meiner Tante zu kommen, und wie gewöhnlich Ihre Instrumente mitzubringen. Grüsst achtungsvoll
M. Hemmer-Adam".

... also bitte nicht so kindisch auf euren Doktortitel pochen, meine Herren Kollegen!! Nebenbei sind die Karten ein Beleg für den unbeschwerten Umgang der Luxemburger mit Sprachen: da die Karten an einen Arzt adressiert waren, fanden es die Schreiber angebracht, ein paar Brocken Französisch in den Text einfliessen zu lassen ...

Ein Dank an Frau N.Bichel/Helmsange für die freundliche Überlassung der Karten.