Urologie


Desinfektionsapparat

Apparat n. SCHLAGINTWEIT, geschlossen, geöffnet, 1905

 

 

Der Kathersterilisator stellt einen frühen Beleg dar für die Asepsis im häuslichen Milieu: Sterilisation durch Wasserdampf von Geräten, die in der häuslichen Praxis zur Anwendung kamen, sei es in der Hand des Arztes, der Hebamme oder des geübten Laien...


Laut Katalog der „Medicinischen Waarenhaus Actien-Gesellschaft Berlin“ von 1910 (S. 244) war der Sterilisator besonders geeignet für den Eigengebrauch der Patienten – Gestehungspreis 18 Reichsmark. Die Firma hatte ein ähnliches Gerät im Angebot, halb so teuer (9 Reichsmark), von EHRMANN angegeben. Das gleiche Gerät „Cathétérale et Stérilisateur combinés, Système RUPRECHT“ findet sich (S. 585) in einem Katalog, den die Fa. “Esculape“ kurz nach der Jahrhundertwende herausgab, mit einer guten Gebrauchsanweisung: der Spiritusbrenner wurde bis zur Markierung gefüllt und auf den Dreifuss stellt. Die Katheter wurden in die Adapter gesteckt, die Schale mit 2 Eimerchen Wasser gefüllt, der Deckel heruntergeklappt ohnt ihn zu verriegeln (Explosionsgefahr), dann der Brenner entzündet. Nach 3 Minuten kochte das Wasser und der heisse Dampf strömte in die Katheter, von da ins Freie. Nach drei weiteren Minuten waren das Wasser und der Spiritus aufgebraucht, die Flamme erlosch von alleine, man konnte den Deckel nun öffnen, und die Katheter (oder andere kleine Instrumente, entnehmen. Das Gleitöl für die Katheterspritze wurde übrigens in einem kleinen Glaskolben mitsterilisiert.

a) Gerät auf seinem Dreifuss mit Brenner, daneben das Eimerchen für die Wasserfüllung.
b) aufgeklappter Kasten; man erkennt die beiden Blasensonden.

 

Exponat

"Liliput-Kocher" zur Sterilisierung von Weichgummikathetern, nach SCHLAGINTWEIT*, mit 2 Ledertaschen, Katalog Waldek & Wagner. 1905.

Das 19 (Langsachse) x 4 (Höhe) x 13 (Breite) cm grosse Gerät ist komplett, mit Spiritusbrenner und 2 Sonden. Es wurde auf einem Strassenmarkt in Arlon erworben im Juli 2003, wohin es von einem französischen Händler gebracht worden war. Verkauf mit der Anmerkung „le prix est correcte, quand il laisse deux hommes heureux“.

 

*Der in Bamberg geborene Felix SCHLAGINTWEIT (1868-1950) verhalf der Urologie als neuer wissenschaftlicher Disziplin in Bayern und Deutschland zum Durchbruch. Dazu trugen seine Tätigkeiten in Bad Brückenau und München bei, seine wissenschaftlichen Publikationen wie das Lehrbuch Die Urologie des praktischen Arztes, die Mitarbeit bei der Zeitschrift für Urologie und die Erfindung eines retrograden Zystoskops sowie weiterer Kleininstrumente (Wikipedia).