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Anästhesie


Gebläseapparat n. BRAUN

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Während des Studiums famulierte Heinrich Friedrich Wilhelm BRAUN (1862-1934) in der chirurgischen Klinik bei Prof. Carl Thiersch (1822–1895, Chirurg in Leipzig) und führte - noch war er Student - Narkosen durch. Dieses Erlebnis entwickelte bei ihm das Interesse für die Anästhesie und deren praktische Anwendung.

 

Unter dem Eindruck eines tödlichen Zwischenfalls mit Chloroform befasste er sich Ende der 90er Jahre mit sog. Mischnarkosen, bei denen Chloroform und Äther gemischt wurden: durch das Kombinieren von 2 Dämpfen konnte die Dosierung jedes einzelnen reduziert und die Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen entsprechend gemindert werden. Ausgehend von den Geräten von Junker v. Langegg, von Kappeler und von Hewitt entwickelte BRAUN 1897 ein handliches Gerät, dem er den Namen "NARKO" gab. Darin waren ein 150 ml fassendes Äether- und ein 50 ml fassendes Chloroformglas vereint und mit Schläuchen so verbunden, dass sich die Gase  mischen liessen. Über einen Gummiballon wurde ein Luftstrom über eines oder beide Gefässe geleitet und zum Patienten geführt. Bei weit geöffneten Hähnen strömte ein Gasgemisch von 1 Volumen% Chloroformdampf und 4 Volumen% Aetherdampf aus. Das Gummischlauch-Gebläse mit Doppelballon (Pumpenball mit Ventil, Gebläseball mit Schutznetz) war dem Mikro-Heißluftbrenner von Holländer entliehen. Das Gerät wurde auf dem 30. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie am 11. April 1901 in Berlin vorgestellt – das Berliner Waarenhaus (Katalog S.60, ohne Abbildung) bot es um 1910 für stolze 50 Reichsmark an. Es gab das Gerät mit Gesichtsmaske, für die nasale und die pharyngeale Applikation und für den Betrieb mit dem Fuss. Für die Patienten brachte es eine bis dahin nicht gekannte Sicherheit bei der Narkose. Dies erklärt, wieso die einfach zu bedienenden Geräte bis in die 40er Jahre im Umlauf waren, bevor sie endgültig von den komplexeren (und schwereren) Sauerstoff-Narkosegeräten abgelöst wurden.

 

Herstellung: die Leipziger Medizingerätefirma C.G.Heynemann, Franz-Flemming-Straße 23 stellte den Apparat her. Vermutlich wurde das hier vorgestellte Exemplar in der Niederlassung der Fa. Schmeink in Antwerpen vertrieben und deshalb der Deckel des Mahagoni-Kästchens mit dem Label dieser Firma versehen.

 

Das hier vorgestellte Gerät hat eine bewegte Vergangenheit. Es wurde 1990 dem Anaesthesisten Prosper KAYSER von einem niederländischen Kollegen anlässlich der 25-Jahrfeier des Bestehens einer Anaesthesieabteilung an der Zitha-Klinik in Luxemburg geschenkt. KAYSER hat es dem Museum SYBODO im August 2014 weitergereicht. Von dieser Stelle ein besonderer Dank für die grosszügige Geste!

 

Lit.:

- Brandt, Ludwig, Illustrierte Geschichte der Anästhesie, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 1997 S.132.

- Braun, H., Ueber Mischnarkosen und deren rationelle Verwendung (pp.136-170, 4 Abb.), in: Verh. Dtsch. Ges. Chir., 30. - Berlin 1901, 8°, LXIV, 222, 800 pp., Abb., 7 z.T. farb. lith. Taf..

- Braun H., Ueber Mischnarkosen und deren rationelle Verwendung. Arch Klin Chir 1901; 64: 201-235.

- Goerig, Michael, Die Entwicklung des Narkosewesens in Deutschland, Steintor Verlag 2012 SS. 71-74.

- Kühn, Curt, Ueber 200 Narkosen mit dem Braun'schen Aether-Chloroformgemisch, 1903, 21 Seiten

- Narko: Apparat zur Aether-Chloroform-Mischnarkose nach Geh. Med.-Rat Prof. H. Braun; neues verbessertes Modell mit Luftstrom-Verteiler. C.G. Heynemann Fabrik Ärztlicher Instrumente, Verlag B . Georgi, 1902 - 4 Seiten