Innere Medizin


Sanatorien (8): Düdelingen

Kindersanatorium 

Emile MAYRISCH (1862-1928) hatte 1894 Aline De Saint-Hubert (1874-1947) geheiratet und wohnte mit ihr ab 1897 [als Schmelz-Direktor] im "Alten Schloss" in Düdelingen. Zwei Kinder, von denen das Erstgeborene (Jean) 1899 im Säuglingsalter starb ...
Am 30.10.1911 wurde die ARBED gegründet - MAYRISCH liess sich im gleichen Jahr auf dem Kreuzberg ein neues "Schloss" errichten, da die alte Wohnung durch die jahrelangen Vibrationen der Schmelz angeblich unbewohnbar geworden war. 1920 passte auch diese Wohnung nicht mehr: das Paar zog nach Colpach und liess das geräumige "Neue Schloss" auf dem Kreuzberg zu einem Kinderheim umbauen.

Die "Maison des Enfants" wurde am 1.2.1921 eröffnet. Das Heim war den schwächlichen und erholungsbedürftigen Kindern der Arbeiter und Beamten der ARBED-Werke zugedacht - die als tuberkulosegefährdet galten. Auch soziale Gründe konnten zur Aufnahme eines Kindes führen. Die Aufnahmegesuche muβten vom Familienarzt ausgestellt werden, der Eintritt in das Kinderheim konnte erst nach erfolgter Schutzimpfung gegen Diphtherie sowie nach einer Röntgenuntersuchung stattfinden.
- ein Hauptgebäude enthielt groβe, luftige Schlafsäle und freundlich durchsonnte Eβzimmer sowie Spielräume. Hier waren auch ein Schulklassenraum, das Isolierzimmer, ein Wintergarten, Duschen sowie ein Zimmer mit Ultravioletter Lampe untergebracht.
- eine geräumige Liegehalle lud zur Mittagsruhe ein. Auf der Liegeterrasse konnten die Kinder die gesunde Luft einatmen, die hier auf 300 M.ü.M von den umliegenden Wäldern herüberwehte,
- in genügender Entfernung von dem Hauptbau befanden sich Wirtschaftsgebäude zur Aufnahme von regelrecht tuberkulosekranken Kindern mit einer Liegehalle:
"Eine weitere großartige Gründung besteht in Düdelingen auf dem Kreuzberg, Die Gesellschaften Arbed und Terres Rouges haben in der früheren Wohnung des Hrn. General-Direktors ein Kinderheim gegründet. Zur Aufnahme kommen Kinder bis zu 12 Jahren; schwächliche Kinder und solche aus den Familien, wo sich Tuberkulosekranke befinden, um sie der Ansteckungsgefahr zu entziehen; in genügender Entfernung von dem Hauptbau sind die Wirtschaftsgebäude zur Aufnahme von tuberkulöskranken Kindern installiert; die kleinen Kranken haben dort eine prächtige Liegehalle. Gegenwärtig sind beide Anstalten voll besetzt mit einer Zahl von nahezu 70 Kindern, wovon 13 Tuberkulose. Die Leitung, Installierung, Verpflegung und Krankenpflege ist als eine musterhafte zu bezeichnen, auch sind dementsprechend die erzielten Resultate ausgezeichnet. Die Liga schickt auch jährlich viele schwächliche Kinder zu den Schwestern nach Bettendorf in Pflege, wo ebenfalls günstige Resultate erreicht worden sind" (Rapport du médecin-inspecteur, Memorial n° 45 vom 10.6.1922).

Vorgestellt wird eine (seltene) Ansichtskarte, erworben 2008 bei Delcampe von einem Händler in Pressburg (Bratislava). In Reih und Glied ruhen die tuberkulösen Kinder in der Liegehalle und atmen die frische Landluft ein ...