Anästhesie |
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Aether-Inhalations-Narkosegerät (2) |
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Ein zweites, sehr ähnliches Gerät gehörte Dr. PRIM, der von 1919-1974 in Luxemburg praktizierte. Die Maske besteht nun teilweise aus Gummi und schmiegt sich dem Gesichts des Patienten besser an.
In Frankreich wurde die Aetherkugel von OMBREDANNE ab 1908 eingesetzt. Der “Ombrédanne“ erreichte Deutschland auf Umwegen über Litauen und Argentinien mit einem Zeitverzug von 19 (!) Jahren gegenüber Frankreich. Danach fand er große Beachtung in der Literatur und eine lange, bis nach Ende des 2. Weltkriegs anhaltende Verbreitung im zivilen und militärischen Bereich. "Cet appareil a dominé la pratique de l'anesthésie en Europe durant plus de cinquante ans, avant l'introduction des techniques modernes après la Seconde Guerre mondiale. Les qualités de l'appareil d'Ombrédanne ont contribué à retarder l'anesthésie moderne en France. DESCRIPTION DE L'APPAREIL D'OMBREDANNE un peu d'air frais - des vapeurs d'éther saturées par leur passage dans la sphère et venues du sac. pendant la campagne d'Afrique du nord en 1943, avant l'utilisation du vaporisateur OXFORD. au Vietnam en 1965, dans le delta du Mekong, par le docteur Nguyen Khac MINH, seul anesthésiste qualifié du Sud -Vietnam, et ceci avant l'utilisation du vaporisateur EMO". Quelle:
Im Falklandkrieg (England-Argentinien) in den 50er Jahren haben ihn Argentinische Militätärzte benutzt. In den Entwicklungsländern wurde der OMBREDANNE noch in den 70er und 80er Jahren benutzt.. |
Anästhesie |
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OMBREDANNE (3) |
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1824 veröffentlichte der englische Chirurg Henry Hill HICKMAN (1800-1830) einen Bericht seiner schmerzlosen Operationen an Mäusen und jungen Hunden, die er zuvor mittels mit Kohlensäure angereicherter, sauerstoffarmer Luft betäubt hatte. Sowohl die britische „Royal Medical Society“ als auch die von ihm angerufene französische „Académie Royale de Médicine“ aber standen seinen tierexperimentell untermauerten Vorschlägen zur Inhalationsnarkose zögerlich und schließlich ablehnend gegenüber – niemand erkannte die Tragweite der Experimente und den mögliche Nutzen für die Patienten. Einige Mitglieder dieser Akademie bezeichneten den Versuch der Schmerzbetäubung eines Menschen sogar als einen Verstoß gegen die göttliche Fügung des Schmerzes und als ein Vergehen gegen die guten Sitten.
Huet de FROBERVILLE (*1752 in Romorantin, gest. 1838), war Mitglied der Académie von Orléans, "Secrétaire perpétuel" der "Académie des belles-lettres, sciences et arts de La Rochelle". Er schrieb: CPA L. Lenormand, Orléans, um 1910. |
Anästhesie |
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Opium, PANTOPON |
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Schon die Antike sowie das Mittelalter kannten Opium als Betäubungsmittel.
Boccacio erzählte Mitte des 14. Jahrhunderts in seinem "Decamerone" von einem Chirurgen, der einem Kranken ein schwärendes Bein abnehmen wollte. Vor der Operation bereitete er einen Schlaftrunk (vermutlich aus Opium und Alraune), den er in eine Fensternische stellte. Allerdings bekam die junge Frau des alten Chirurgen Besuch von ihrem jugendlichen Liebhaber, der allzu großen Durst hatte - Liebesnacht und Operation fielen aus.
Hermann SAHLI (1857-1933), Leiter der Medizinischen Universitätsklinik Bern, befasste sich intensiv mit Opium- und Morphin. Auf seine Anregung hin entwickelte Carl Schaerges, erster Forschungsleiter in der Geschichte der Firma Hoffmann-LaRoche, das Pantopon. 1909 Produkteinführung.
Preise, die 1918 in Luxemburg festgelegt wurden, als Pantopon von unsern Apothekern wegen der kriegsbedingten Ausfuhrtaxen nur gegen Aufpreis im Deutschen Reich angekauft werden konnte (Memorial G.-H. Luxemburg n°27 vom 2. Juni 1918 S. 568) : Pantopon ....... 0,01 g .......... 05 (Mark und Pfennig)
Ein prominenter Patient war Franz Kafka – sein Therapeut war der junge ungarische Medizinstudent und spätere Litterat Robert KLOPSTOCK (1899 – 1972). Kafka hatte ihn 1921 im Sanatorium Matliary in der Hohen Tatra kennen gelernt. Wie Kafka, litt auch Klopstock, "ein großer, starker, breiter, rotwangiger, blonder Mensch", wie ihn Kafka Max Brod gegenüber beschrieb, an Tuberkulose. Das Leiden und die jüdische Herkunft hatten seinen Ausschluss vom Studium in Budapest bewirkt. Kafkas letzte irdische Station wurde das Sanatorium Dr. Hoffmann in Kierling bei Klosterneuburg. Kurz zuvor hatte er den alarmierten Freund beschworen, ihn nicht zu besuchen: "Robert, lieber Robert, keine Gewalttaten, keine plötzliche Wiener Reise." Naturgemäß tauchte Klopstock trotzdem, Anfang Mai 1924, in Kierling auf - zum Glück und Segen für den Moribunden Kafka. Längst ging es bloß darum, dem Sterbenskranken das Sterben zu erleichtern. Der Schwindsüchtige wog nur noch 45 Kilo. Da die Schmerzen unerträglich geworden waren, flehte Kafka den Freund an: "Töten Sie mich, sonst sind Sie ein Mörder!" Man verabreichte ihm Pantopon. Als sich Klopstock vom Bett erhob - er wollte die Spritze reinigen, bat Kafka: "Gehen Sie nicht fort." Auf Klopstocks Antwort "Ich gehe ja nicht fort" erwiderte er: "Aber ich gehe fort." Franz Kafka schloss die Augen - er starb an Herzlähmung. Es war der 3. Juni 1924.“
Ein US-Veteran berichtet über den Einsatz der Droge im Vietnamkrieg: „It's a mixture of the alkoloids of opium, as hydrochlorides, with any impurities removed... it's a beautiful pink color... it's fucking great... it was big in Viet Nam with the American soldiers; quite a bit made it back to the states, in powder form... probably the best high I've ever had, and if you've followed these forums for very long.“
Posthume Berühmtheit erlangte das Präparat 1994 durch den CD-Rom „Pantopon Rose“ (Musik: Serrano Rosino), in dem die Biographie des Schriftstellers William S. Burroughs (1914-1997) dargestellt wurde.
Exponat Vorgestellt wird eine nicht datierte Klinikpackung (Maße 135 x 135 x 52 mm), die ursprünglich 100 Ampullen à 1,1 ml enthielt und jetzt (leider) leer ist. Jede Ampulle enthielt 20 mg Pantopon entsprechend 10 mg reinem Morphin. Erstanden um 1995 bei „Anno Tubak“ in L.-Cents. Ähnliche Schachteln werden in den USA als Kultgegenstand - in zweistelliger Dollarhöhe, gehandelt: “100 Dollar. The box contains 1 glass tube (though originally issued with 4) with cork stopper and a large printed label that unrolls from the tube stating: "hypodermic tablets / powdered opium," with detailed instructions on how to dissolve and inject them. These tablets, because they were pure and easy to use, were a much sought after form of opium for addicts and they are the inspiration for "Pantopon Rose," a recurring character in William Burroughs' books”. |
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Opium, Teller |
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MORPHÉE Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Opium "in aller Munde" - die Opiumkriege zwischen Grossbritannien und dem Kaiserreich China (1839-1842; 1856-1860) hatten die fernöstliche Droge auf die Titelseite der Tageszeitungen katapultiert. Eine Generation später war Morphium zur Legende avanciert. So gab die Maestrichter Porzellanmanufaktur "Société céramique" um 1900 ein EssService (flache und tiefe Teller, Saucière, ovaler Servierteller etc) heraus mit dem Namen "Morphée", auf dem Opiumkapseln in unterschiedlichen Reifestadien zu sehen sind... 1850/51 gründeten Winand Clermont und Charles Chainaye in Maestricht einen Keramikbetrieb, der 1859 zur "Société pour la fabrication des faiences et produits céramiques de toute espèce" wurde - im Handelsregister als "Firma Guillaume Lambert & Co" eingetragen; von 1863 bis 1958 hiess der Betrieb "Société Céramique". Der Betrieb war folglich mitten im zweiten Opiumkrieg gegründet worden. Er fusionierte 1958 mit "Koninklijke Sphinx NV" - aus dieser Fusion entstand die noch heute existierende Firma "Sphinx Céramique NV". Link: Lit. |
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Plasmaverdünnungsmittel |
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Aus den Beständen der US-Army stammt dieser angerostete Blechbehälter, in dem ein luxemburgischer Bauer jahrelang seine rostigen Nägel aufbewahrte, und dessen medizinische Bedeutung erst aus dem aufgedruckten Text hervorgeht:
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Anästhesie |
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Sauerstoffmaske n. BINET und BOCHET |
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Léon BINET (1891-1971) nahm 1914 an den Kämpfen bei Verdun teil, 1917 wurde er in die Arbeitsgruppe um Charles ACHARD berufen, um die Effekte der Kampfgaze zu erforschen (André Cornet, Léon Binet physiologiste et médecin, in: Histoire des Sciences mèdicales, Bd. 26 n°4 1992 S.259-262). Er wurde zum Apostel, zum Propheten der fanzösischen Wiederbelebung, insbesondere der Verwendung von Sauerstoff bei der Reanimation. In seinem 1945 erschienen Buch "Nouveaux aspects de la lutte contre la mort" benutzte er den Begriff der Reviviszenz. Der Pariser Apotheker Stanislas-Alexis-Arsène LIMOUSIN (1831-1887) ersann den "Ballon d'oxygène", Edmond WEILL (1858-1924) und Joseph DUMAS setzten ihn gar bei kindlichen Bronchopneumonien ein. ISELIN und SANDER bezeichneten das Verfahren höhnisch als "geste rituel agonique". Maurice d'HALLUIN (1877-1947), Professor an der Faculté libre de Médecine de Lille hatte die Herzmassage erfunden und kombinierte sie mit der Zufuhr von Sauerstoff, den er direkt in die Luftröhre blies. Mit der forcierten Zufuhr von Sauerstoff wächst die Gefahr der Vergiftung – 60%iges Gasgemisch erwiessich als optimal - BINET und seine Assistentin Madeleine BOCHET bestätigten den Wert 1917, nachdem sie über Jahre hinweg 96-98% vorgeschlagen hatten. Ihre Experimente belegten, daß ein gesunder Hund 2g%Hb aushält, unter 2 Bedingungen: - das BlutVOLUMEN ist ausreichend, und, - das Tier bekommt SAUERSTOFF ... 2 Forderungen, die in der modernen Unfallmedizin verwirklicht sind: Volumenersatz durch Plasmaexpander, Sauerstoff über die geeignete, anatomisch angepasste (namenlose) Gesichtsmaske.
Moderne Masken - Venturi-Maske, 1960 erfunden von dem Briten Edward James Moran CAMPBELL (1925-2004), benannt nach dem Italienischen Physiker Giovanni Battista VENTURI (1746-1822). - Hudson oder MC-Maske, 1961 patentiert, benannt n. der Ärztin Mary CATTERALL (1922-2015).
Exponat "Appareils nouveaux: Masque à oxygène Binet-Bochet. Ce masque est fabriqué par Rainal Frères, 236-238 rue St. Denis, Paris et 23 rue Blondol, Paris. Le masque répond particulièrment à une thérapeutique d'urgence, en cas de crise d'étouffemnt ou de cyanose observée au cours de l'asthme, des affections cardiaques, de complications post-opératoires ainsi que dans les asphyxies accidentelles ou chroniques" (La Presse médicale, samedi 11 février 1939 S. 237) "Le masque de Binet et Bochet (ou petite tente faciale), représente, en raison de sa simplicité, le dispositif de choix de l'oxygénothérapie dans son modèle non hermétique, léger, transparent, mobile autour d'un pivot permettant de le relever ou de l'abaisser instantanément. Une visière de rhodoid*, munie d'une bande de caoutchouc souple limite sa capacité, un galon léger se fixe sur la nuque et porte une articulation permettant de faire pivoter le masque. A la partie supérieure, un espace libre est ménagé entre front et visière et le masque reste ouvert. L'oxygène pénètre à la partie inférieure, à travers une capsule percée latéralement de 2 orifices fins et l'air suroxygéné s'échappe vers le haut entraînant l'excès de C02" (Alain Larcan, La réanimation médicale contribution de l'Ecole française à son développement, in: Histoire des Sciences médicales, Bd. 27 n°3 1997 S.257-269). *Rhodoid war ein 1917 von der Firma Rhône-Poulenc patentiertes durchsichtiges, nicht brennbares Plastikmaterial aus Zellulose-Azetat.
Nota: Die Gefahr der Ansammlung des kohlensauren Gases in der Maske erfordert die Anwendung großer Mengen an Sauerstoff (mehr 10 l/Minute)! *** Als in den 40er Jahren die Polio sich massiv ausbreitete, rief man erneut BINET zu Hilfe, der half, eine tragbare "Eiserne Lunge" zu entwickeln. 1950 stellte er seine "tente" vor, ein Zelt - einem geschlossenen Kinderwagen nicht unähnlich, in dem der Patient,wie ein Säugling, durch ein Plastikfenster herausschaute.
Zur Eisernen Lunge "Mis au point en 1928 par Philip Drinker et Louis Agassiz Shaw, le poumon d'acier correspond à un appareil de ventilation pulmonaire à pression négative. Préconisé pour des patients souffrant d'insuffisance de la ventilation pulmonaire, cet outillage se compose d'un tambour cylindrique en acier dans lequel le sujet était allongé. Equipé de pompes, le poumon d'acier permettant d'accroître ou de réduire la pression atmosphérique dans la pièce, imitant alors l'action de la ventilation. Aujourd'hui, les techniques d'assistance respiratoire ont laissé cette méthode de côté au profit de la ventilation à pression positive".
Lit.: Léon Binet, Madeleine Bochet, Poumons d'acier, Paris, Masson 1941. Binet L, Bochet M., Thoraco-abdominal iron lung. New model with combined action]. La Presse médicale 1961. |
Anästhesie |
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Wiederbelebung |
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Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beteiligte sich die französische Schokoladefabrik CARPENTIER an der Vulgarisation von medizinischen Basiskenntnissen. Auf dem Bild liegt der Patient in überstreckter Rückenlage, der Arzt oder Helfer macht mit dessen Armen eine Art Flügelbewegung. Diese Überdehnung des Körpers steht im Widerspruch zu einer uralten Methode (18. Jh), Ertrunkene zum Leben wiederzuerwecken: man band sie bäuchlings (!) auf ein Fass, das man hin und her rollte...
Obwohl bereits ein kaiserliches Patent Maria Theresias vom 1. Juli 1769 die „Belehrung“ gab, wie die „scheinbar ertrunkenen, erhenkten oder erstickten Menschen beym Leben zu erhalten seyen“, und darin empfahl, „die Nasenlöcher zuzuhalten und die Luft stark und anhaltend in den Mund zu blasen“, geriet diese modern anmutende Anweisung in Vergessenheit. Bis Mitte der 1950er-Jahre war die von Henry Robert Sylvester (1828 bis 1908) 1859 beschriebene Methode der Thoraxkompression die Methode der Wahl. Eine direkte Beatmung der Lunge führte man nicht durch. Erst der Österreicher Peter SAFAR (1924 bis 2003) untersuchte in den USA 1954 die Atemspende durch Mund-zu-Mund-Beatmung wissenschaftlich. Eine Methode, die Hebammen bereits seit dem 16. Jahrhundert an Neugeborenen mit Erfolg durchführten. Seine Ergebnisse waren hervorragend und die neue Methode setzte sich rasch weltweit durch. Etwa seit 1958 wird diese Form der Atemspende Mund-zu-Mund oder Mund-zu-Nase in Kombination mit der externen Herzdruckmassage bei der Wiederbelebung erfolgreich angewendet und in jedem Erste-Hilfe-Kurs unterrichtet. Peter Safar gilt heute als Vater der Cardio-Pulmonalen-Reanimation (CPR).
Vorgestellt wird eine 8x5 cm grosse Karte, erstanden am 22.4.2006 auf einem Trödelmarkt in Steinfort - recto (oben), verso (unten). Sie stammt aus der Serie "La médecine" des Schokoladefabrikanten Carpentier, mit einer Wiederbelebungszene "Respiration artificielle". Das Grundübel wird auf der Karte als "asphyxie" beschrieben, als "Erstickung". Nicht unterschieden wird zwischen Ersticken durch Ertrinken, Kohlenmonoxyd-vergiftung, Vergiftung usw ... Seine Grossreklamen liess Carpentier bei Henri GERBAULT (1863-1930) entwerfen. Wer die kleinen Sammelbilder (Mode usw.) zeichnete, wissen wir nicht. |
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Zungenzange |
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Während der Narkose rutscht die Zunge nach hinten und blockiert die Atemwege. Will oder kann man keine Intubation vornehmen, muss man die Zunge mit einer geeigneten Fass-Zange vorziehen (Modelle nach CHAMPONNIERE, MIKULICZ und BERGER mit scharfen Krallen; stumpfe Modelle nach ESMARCH, CUSCO, HOUZE, ASH, COLLIN, KLAUSNER usw.).
Exponat Vorgestellt wird eine stumpfe Zange, benannt nach dem französischen Instrumentenbauer Louis Mathieu (1817-1879), dem wir auch ein Scheidenspekulum und ein Tonsillotom verdanken.
Bibliographie "Maison Mathieu , fabrique d'instruments de chirurgie. Catalogue de vente. Arsenal chirurgical : orthopédie, prothèse. Mathieu éd. , 15e édition , sd ( 1906 ) , in-8 pl. toile verte, de XVIII ( index) - 484 pp. , plus de 10.000 descriptions , accompagnées pour chaque page de 1 à 20 gravures"... |