Geburtshilfe |
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Wöchnerinnen-Schüssel |
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Bis ins 20. Jahrhundert hinein war es in Deutschland Brauch, dass Nachbarinnen der Wöchnerin in der ersten Zeit täglich eine ordentliche Hühnerbrühe zur Rekonvaleszenz, aber auch Wein oder ein kräftiges Brot. So konnte die junge Mutter zu Kräften kommen, brauchte nicht zu kochen, und auch ihre Familie bekam oft etwas ab. Der Deckel dieser Schüsseln konnte auch als Teller benutzt werden. Diese Besonderheit weist auch unsere Suppenschüssel als Wöchnerinnenschüssel aus.
Die Bezeichnung Godenschüssel nimmt darauf Bezug, dass die Wöchnerinnenschüssel meist vom "Göd" oder der "Godl" als den zukünftigen Taufpaten geschenkt wurden.
Es ging noch bescheidener:
Für die Mutter galt es, nach der Geburt auch das Wochenbett zu überleben und wieder zu Kräften zu kommen. Exzesse gab es während des frühen 17. Jahrhunderts - der Zeit der „Versuche der Protestanten in Tirol einzudringen: „(..) Der Aufwand gewöhnlicher Wöchnerinnen, besonders in Dux, Brandenburg, Zillerthal (und Nachbarschaft) übersteigt alle Begriffe unserer Zeit. Jede derselben bedurfte zum Eßvorrathe während ihres Wochenbettes wenigstens 1 Ztr. ausgesottenes Schmalz, ½ Ztr. Butter, gegen 2000 Eier, 2 bis 3 Sta(a)r Weizen, 1 Fäßlein Traminerwein. Sie aß im Zeitraume eines Tages und einer Nacht 20 bis 28 Mal. Zu einer Speise wurden bei 12 Eier genommen und des Weines so viel mitgetrunken, daß oft die Amme und die Wöchnerin völlig berauscht waren. Die bürgerlichen Wochenfrauen kauften zum obgenannten Speisevorrath noch viel Kapäuner, die adeligen einen halben Zentner Zucker, Spezereien, Mandeln, Rosinen und andere süßliche Leckerkost“ (Neue Tiroler Stimmen, 15. Mai 1876). Fast der gleiche Bericht in: Innsbrucker Zeitung, 10. Sept. 1852) |