Naturmedizin


Kapala, tibetische

Knochenschnitzerei, Mahasidda. 

Die Ursprünge der Hirnschalen reichen in graue, mystische Vergangenheit:
"Although both the Indian and Tibetan traditions always speak of the kapala as merely a symbolic and iconographic device representing the destruction of demonic (or human) enemies of the religion, it is quite certain that (human) blood was actually drunk from such cups and/or (human sacrificial) flesh actually eaten" - Menschenblut...

Vor 14.700 Jahren tranken in der englischen Grafschaft Somerset Menschen aus Menschenschädeln - mit dieser Nachricht schockierten Experten vom London Natural History Museum die Briten im Februar 2011: sie hatten 3 Schädel untersucht, die alle sorgsam bearbeitet waren um als Trinkbecher zu dienen: Prost Opa ! Bei den Wikinger finden wir das Ritual später wieder.

Aus den eurasischen Steppen wurde früher wiederholt von solchen rituellen Trinkvorgängen berichtet:

  • in der keltischen Höhle von Byciskála in Böhmen/Mähren fand man drei (davon einen weiblichen) Schädel, die zu Trinkgefässen umgearbeitet waren.
  • Laoshang der asiatische Xiongnu-Kaiser (- 161 v.Chr.), lässt den Schädel des besiegten Königs Yuezhi zu einem Trinkgefäss schnitzen.
  • Herodot und Strabo berichteten, dass die Skythen aus den Schädeln ihrer erlegten Feinde tranken
  • der Langobardenführer Alboin (regierte von 560-572 n.Chr.) liess aus dem Schädel des von ihm erschlagenen Gepidenkönigs Kunimund einen Becher machen und zwang seine Frau, die Tochter besagten Kunimund's, aus diesem Kelch zu trinken.
  • 811 liess der Fürst der Bulgaren Khan Krum (Crumus) (802-814) aus dem abgeschlagenen Haupt des griechischen Kaisers Nikephoros I einen Trinkbecher anfertigen.
  • Khan Kurya (10. Jahrhundert) liess den Schädel von Svyatoslav I von Kiev zu einem Kelch verarbeiten als Zeichen seiner Hochachtung.

Aus deinem Schädel trinken wir
Bald deinen süßen Wein
Du Ungar! Unser Feldpanier
Soll solche Flasche sein.

... lässt Johann Wilhelm Ludwig GLEIM (1719-1803) den Soldaten vor Prag singen - eine Anspielung an das Schädeltrinken in den Balkanländern. Der Schädel als "Panier", d.h. als Banner, als Fahne.

Die Kirche übernahm das Ritual der Fürsten, und ehrte seine Martyrer und Heiligen durch Trinkschalen:

  • 570 wurde in einem Frauenkloster am Berge Sion in Jerusalem Wein aus der Hirnschale der hl. Theodata dargereicht.
    [zit. https://www.hoepfner.de/downlo/texte/Bier- am-OberRhein.pdf]
  • in Ebersberg/Bayern wird die Hirnschale des hl. Sebastian aufbewahrt. Der Hut mit der Hirnschale ist abnehmbar; bis ins 17. Jahrhundert durften Wallfahrer mit Hilfe von Trinkröhrchen (die in Form herausnehmbarer Pfeile in der Büste steckten) geweihten Wein daraus trinken.
  • in Echternach/Luxemburg wurde das Messopfer angeblich im Schädel eines hl. Querinius zelebriert [zit.: https://www.hoepfner.de/downlo/texte/Bier-am-OberRhein.pdf]. In Wirklichkeit spielt sich die Story mit dem Schädeltrinken in Neuss am Rhein ab, wo seit 1050 die Reliquien des hl. Quirinus verehrt werden: "In Neuss angekommen, wollte man die Reliquien sehen und das wundertätige Wasser aus der „Hirnschale“ des Heiligen trinken" [zit. https://de.wikipedia.org/wiki/Quirinus_von_Rom].

    Neben dem Schädeltrinken gibt es in der katholischen Kirche als "Aberglauben" das "Schädelaufsetzen: in Würzburg setzten sich Gläubige, die unter heftigen Kopfschmerzen litten, die Schädeldecke des hl Makarius auf den Kopf.

    Die Kapala (engl. "skull cup") ist ein unentbehrliches Symbol bei tantrischen Weihe- und Initiationsritualen. In ihr befindet sich Amrita, das mystische Elexier, welches symbolisch zubereitet wird, um es dann dem Adepten zum Trank zu reichen.
    Die Schädelschale dient des weiteren dazu, um Gottheiten Libationsgaben darzubringen. Eine Gottheit, welche die blutgefüllte Schädelschale übernimmt und aus ihr trinkt, bedeutet damit, daß sie das Opfer annimmt und bereit ist eine Gegenleistung zu erbringen.

    Die tibetanische "thod pa" (sanskrit "kapala") ist eine menschliche Hirnschale, die in der hinduistischen Liturgie Indiens und der buddhistischen Vajrayana-Liturgie Tibets benutzt wird, um die Menschen an die Vergänglichkeit des irdischen Seins zu erinnern. Die Tibeter opfern darin ihren dharmapala Wein (symbolisch für Blut): mit Blut gefüll heisst die Schale "Ashrakapala", mit Fleisch gefüllt trägt sie den Namen "Mamsakapala"...

    Als Attribut einer weisen Lebensführung und der Funktion als Ess- und Trinkgefäß dient die Schädelschale bei Darstellungen: tantrische Schalen aus Schädelknochen werden im Tibet vielfach auf der Aussenfläche mit Symbolischen Bildern skulptiert und mit Silber und Edelsteinen verziert, mit den Bildern der Gottheiten DURGA, KALI und SHIVA.
    Andere tragen die Bilder eines der 84 "Heiligen" der Buddatradition, eines Mahasidda, etwa dem Mahasiddha KANHA... So auch die hier vorgestellte Schale.

    Ein Siddha zu sein bedeutet im Buddhismus zahlreiche Fähigkeiten zu besitzen, wie spontane Krankenheilung, Fliegen oder die Beeinflussung von Wetter. Ein Mahasiddha, "großer Siddha", ist bereits zur vollkommenen Erleuchtung gelangt.

    Die Hirnschale wird ansonsten von Mönchen benutzt, die daraus trinken - ein "memento mori". Schädelschalen gehören zu den wichtigsten tantrischen Kultgegenständen. Sie gelten als »Innere Almosenschalen«, denn ursprünglich dienten sie den Tantrikern als Bettelschale, aus der diese auch aßen und tranken. In den tibetischen Klöstern finden sie hauptsächlich als Altar-, Weihe- und Opfergegenstand Verwendung. Den Sanskritbegriff »Kapala« für Schädelschale übersetzen die Tibeter auch mit »Beschützer der Glückseligkeit«, da die Schädelkalotte das Gehirn und damit das »Chakra der Großen Glückseligkeit« bedeckt. Die Schädelschale ist zudem ein Attribut tantrischer Gottheiten, die daraus Amrta, den »Nektar der Unsterblichkeit« oder Blut trinken. Zornvolle Gottheiten, wie etwa der Todesgott Yama, werden aus diesem Grund auch »Bluttrinker« genannt.

    Welcher Schädel eignet sich?
    siehe dazu:
    www.geocities.com/tibetkapala/examining_a_skull.html

    Aus wessen Schädel wird eine Hirnschale verfertigt?
    Die stärksten Kräfte werden in der tantrischen Tradition den Schädeln von Verbrechern und Hingerichteten beigemessen. Eine besondere Kraft geht auch von Schädeln aus von fehlgebildeten Kindern und von pubertierenden Knaben, von Kindern die aus einer unerlaubten Vereinigung stammen (unterschiedliche Kasten, Vater unbekannt, Inzest etc). Die Schädel von Menschen, die eines gewaltsamen Todes oder an einer schlimmen Krankheit starben besitzen eine mässige tantrische Kraft. Wer aber friedlich in seinem Bett an Altersschwäche starb, dessen Schädel besitzt keinerlei okkulte Kraft...
    "Eine außergewöhnlich kostbare Schädelschale, die vermutlich aus dem Kloster eines Dalai Lama stammt, wurde aus der Schädelkalotte des großen Gelehrten und Siddha Tenpe Wangchug (1855-1882) hergestellt. Der Schädel ruht auf einem dreieckigen goldenen Ständer mit aufgesetzter sechsblättriger Schale, die mit drei vollplastischen Menschenköpfen verziert ist. Sie stehen als Symbole für die Überwindung der drei grundlegenden Geistestrübungen: Gier, Hass und Verblendung. Die Schädelschale besitzt einen goldenen, mit Ranken, Wellen und Glückssymbolen reich verzierten Deckel, der zudem mit vier Blüten aus Edelsteineinlagen geschmückt ist und von einem fünfspeichigen Vajra-Knauf bekrönt wird" (https://www.tibet-villahuegel.de/index.php?id=179).

    Bei den Pujas (hinduistischen Ritualen) wird die Kapala zum Darbringen von Rakta, Nektar und Medizin verwendet.