Schnabeltassen


Schnabeltassen (08)

 

Tasse mit floralem Muster in die Keramikmasse eingearbeitet (nicht aufgemalt), hergestellt im französischen Digoin. Meist findet man Schnabeltassen ohne den begehrten Porzellan-Stempel. Das hier vorgestellte Kännchen zeigt den Stempel, wie er von 1920-1950 in Digoin benutzt wurde.

Zum Werk Digoin
1800 hatte der Bayer Paul Utzschneider eine marode Porzellanmanufaktur in Sarreguemines übernommen und sie rasch wirtschaftlich in Schwung gebracht - Napoleon I wurde einer seiner besten Kunden... 1836 übergab Utzschneider die Geschäftsführung an seinen Schwiegersohn Alexandre de Geiger, der 1838 in Verhandlungen mit Villeroy und Boch trat. Der geschlossene Vertrag ermöglicht die Erhöhung der Produktion, die Geschäftsverbindung, setzte sich bis 1945 fort. 1870/71 verlor Frankreich den Krieg gegen Deutschland, was zur Folge hatte, dass Elsass-Lothringen vom Deutschen Reich annektiert wurde. Das Keramikwerk Sarreguemines, nun auf deutschem Hoheitsgebiet, wurde mit schweren Exportzöllen belegt, worauf der Export nach Frankreich drohte, einzubrechen. Um seinen Arbeitern weiterhin ein Arbeiten unter französischer Flagge zu ermöglichen, eröffnete Geiger Filialwerke in Digoin (Burgund) und in Vitry-le-François, in denen das hochqualifizierte Personal aus Sarreguemines weiter für den französischen Markt arbeiten konnte. Alexandre de Geiger verliess Saargemünd um sich in Paris der Leitung seines Imperiums zu widmen.
Digoin verfügte über eine gute Anbindung an den Fernverkehr (Kanal, Eisenbahntrasse).

Heutzutage kann der Besucher in Digoin die Exponate des Keramikmuseums bestaunen. Ob er auch eine Schnabeltasse vorgeführt bekommt?

Zigfach gebrochene und immer wieder liebevoll zusammengekittete Schnabeltasse mit Braunverfärbung der Tülle infolge Diffusion von Suppe durch Glasurrissenetz: "in ihrem Saft" - "dans son jus" wie die Franzosen sagen: ein Objekt, das viel erlebt hat, erstanden im August 2009 auf einem Strassenmarkt in Gap/Alpes françaises. Nota: ein zweites, ganz ähnliches Modell Schnabeltasse wurde in Digoin hergestellt, mit den gleichen Längsrippen, aber ohne die Blume ...