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Ziege stillt Kinderschar

 

Seit jeher bevorzugte man Muttermilch, da die Lebenserwartung eines mit Kuh-, Schafs- oder Ziegenmilch aufge- zogenen Kindes wesentlich geringer lag. Dennoch besass noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts jeder grosse Bauernhof seine Säuglingsziege - in Luxemburg sprach man gerne von der "Gendaarmekou", der Kuh des kleinen Mannes, der sich keinen Stall zulegen konnte.

Ziegenmilch wurde als besonders gute Säuglingsnahrung angesehen. Früher hat man Kinder, die keine Muttermilch bekommen konnten, mit Ziegenmilch aufgezogen! Sie ist für den Menschen viel besser zu verwerten als Kuhmilch. Sie enthält in der Tat mehr kurz- und mittelkettige Fettsäuren als Kuhmilch. Diese Fettsäuren werden vom Körper viel besser aufgenommen als die langkettigen der Kuhmilch und sind damit eine ideale Ernährungsgrundlage für Säuglinge.

Die moderne Forschung aber hat gezeigt, dass sowohl Kuh- als auch Ziegenmilch die Elemente Natrium, Kalium, Magnesium und Phosphat zu erhöhten Anteilen enthalten. Der Gehalt an Eisen, Jod und Kupfer hingegen ist für Säuglinge in beiden Milcharten zu gering. Auch der Vitamin D Gehalt der Ziegenmilch ist nicht ausreichend, um den Bedarf eines Säuglings zu decken. Gleiches gilt für Vitamin E, Vitamin C, Vitamin B12 und besonders für Folsäure.
Vitamin E kann über Zugabe von Keimöl, Vitamin C über vitaminreiche Beikost ausgeglichen werden, so dass bei Verwendung von Ziegenmilch Vitamin D, Folsäure und eventuell Vitamin B12 durch andere Lebensmittel oder Zusätze auszugleichen sind.

In Amerika zum Beispiel gibt es in den Supermärkten für Säuglinge und Kleinkinder Ziegenmilchprodukte - in der EU ist diese Milch als Säuglingsnahrung nicht zugelassen. Ziegen- (wie auch Kuhmilch) ist als alleinige Flaschennahrung nicht geeignet. Aus heutiger Sicht kommt Ziegenmilch trotz einer der Kuhmilch ähnlichen Nährstoffzusammensetzung insbesondere wegen der Gefahr einer Folsäuremangelanämie höchstens zusammen mit folsäurereicher Beikost in Frage.