Chirurgie


Thorax, Drainage n. BÜLAU

 

 

  Schon der Pariser Internist Pierre-Charles Ed. POTAIN (1825-1901) hatte einen Aspirations-apparat ersonnen. Der Lungenspezialist (Chirurg und Internist) Gotthard BÜLAU (1835-1900) sollte ihn verbessern.

 

Biographie

Gotthard BÜLAU wurde am 27. Februar 1835 in Hamburg geboren als Sohn des Arztes Gustav Bülau (1799-1857). Ab 1854 Studium in Heidelberg und Göttingen, wo er 1858 promovierte. Im Herbst 1858 wurde er Assistenzarzt am Allgemeinen Krankenhaus St. Georg, und blieb hier drei volle Jahre. Im Frühjahr 1867 wurde er Vertreter für den erkrankten Chefarzt des Hauses, Dr. Georg Karl Franz TÜNGEL (1816-1873). Als Volontärarzt blieb BÜLAU im Krankenhaus bis 1869, und wurde dann, nach der Pensionierung TÜNGEL’s, Chefarzt einer der 4 Sektionen für Innere Medizin des Hauses. Er blieb Chefarzt bis 1886, gab den Krankenhausposten dann auf, da seine zunehmende Privatpraxis ihm diese Tätigkerit unmöglich machte. 1888 praktizierte er "Alsterterrasse, 10, 1897 Mittelweg 13". BÜLAU starb am 20. Oktober 1900.

 

Prinzip

Am St. Georgs Krankenhaus in Hamburg ersann er ein "Wasserschloss", eine kontinuierliche Saugvorrichtung zum Entleeren von Pleurahöhlen, die nach dem Heberprinzip arbeitet. 1875 verband er eine Thoraxdrainage mit Dauersog und heilte so ein Pleuraempyem. Bei seiner Apparatur handelt sich "weder um einen besonderen Schlauch bzw. Katheter, noch um eine Flasche oder eine Lokalisation, sondern um das Prinzip des Dauersogs!" (Dr. med. Thomas Kiefer).

 

Indiziert ist das Ansetzen des Gerätes bei Patienten, bei denen sich (nach operativen Eingriffen und nach Entzündungen) der Pleuraraum mit Luft oder Flüssigkeit (Blut, Serum, Eiter) gefüllt hat (Pleuraempyem). Mit dem Gerät konnte man Flüssigkeit absaugen, aber ebenso Gas in den Brustkorb hineinpumpen. Diese Therapie, bekannt unter dem Namen "Kollapstherapie", war um 1900 die beste Behandlungsmöglichkeit der Lungentuberkulose. Der künstliche Pneumothorax wurde 1882 von dem Turiner Praktiker Carlo FORLANINI (1847-1918) beschrieben. Der Marburger Chirurg Ludolph BRAUER (1865–1951) führte die Methode 1906 in Deutschland ein. Während der spontane Pneumothorax nicht selten tödlich endet, ließen sich mit diesem kontrollierten Kollabieren der Lunge oft erstaunliche Erfolge erzielen. "Über ein System zweier, mit Wasser gefüllter kommunizierender Röhren lässt sich Unter- bzw. Überdruck erzeugen. Mittels einer an einem Schlauch angeschlossenen Punktionsnadel kann so Luft in den Pleuraraum eingefüllt bzw. abgesaugt werden. Der Effekt besteht in einer die Heilung begünstigenden Ruhigstellung der erkrankten Lunge.

 

Das Verfahren hat lange Zeit eine herausragende Rolle bei der Behandlung der Lungentuberkulose gespielt und wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Einführung antibiotischer Therapien abgelöst" (Michel Martin, Institut für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin an der Ruhr-Universität Bochum). 

 

Technik

Einführung einer Drainagenadel über einen Führungsspiess im 2. oder 3. ICR parasternal.

 

Exponat

Vorgestellt wird ein Holzkasten mit den Maßen 58x40x16,5 cm, der bis in die 70er Jahre in der St. Elisabeth-Klinik in Luxemburg im Einsatz war. Hersteller: Fa. P.A. Stoss Nachfolger in Wiesbaden, Inh. Max Helfferich - ein seit 1892 bestehendes Fachunternehmen, das noch heute am Kreuzberger Ring 36 in Wiesbaden existiert.

 

Link:
de.wikipedia.org/wiki/Thoraxdrainage

 

Lit.:
- G. Bülau, Für die Heber-Drainage bei Behandlung des Empyem, in: Zeitschrift für klinische Medicin, Berlin, 1891 S. 480-492.

- Paul E. Van Schil et al., Thoracic Drainage and the contribution of G. Bülau, in: Ann. Thoracic Surg. 1997, 64:1876.